Es dauerte allerdings nicht lange, bis ich eine Antwort auf diese Frage bekommen würde - der zweite Teil von Final Fantasy X erschien nur zwei Jahre später und ich habe mich unheimlich gefreut.
Es war auch eine ganze Zeit lang unglaublich spannend. Wenn man FFX mochte, ist der Beginn von FFX-2 erst mal eine einzige Wiedersehensfreude. Man erkundet jeden Ort aufs Genaueste um all die Veränderungen zu sehen, die sich in den zwei Jahren seit Abschluss der Story aus dem ersten Teil ergeben haben. So hat Wakka zum Beispiel Lulu geschwängert (alleine die Vorstellung >.<), Zanarkand wurde zu einer Touristenattraktion und Kimahri ist der neue Anführer der Ronso. Grundsätzlich ist Spira nun ein strahlender Ort voller Lebensfreude und erst nach und nach entdeckt man, dass die "Ewige Stille Zeit" nicht bedeutet, dass nun alles automatisch gut wird. Dieser Aspekt an dem Spiel gefiel mir unglaublich gut. Die Geschichte sendet eine Botschaft - selbst wenn das größte Übel entfernt wurde heißt das nicht, dass deshalb Frieden herrscht. Konflikte werden immer bestehen und Menschen oft nicht aus ihren Fehlern lernen. Auch wenn sich etwas verändert muss man selbst etwas dazu beitragen, dass es sich zum Guten wandelt und so bleiben kann.
So findet man zum Beispiel heraus, dass die Guado in den sterbenden Macalania Wald flüchten mussten, weil sie nirgends anders bleiben können. Die anderen Völker der Welt verachten die Guado, weil sie wegen Seymour tief in die Sache mit Sin verwickelt waren. Die Ronso wollen sie sogar ausrotten - dies einerseits natürlich aus Rachegelüsten, aber auch weil sie nun keine Aufgabe mehr haben, wo nun niemand mehr über den Berg Gagazet nach Zanarkand reisen muss, um Sin zu besiegen. Dann gibt es in Spira noch unterschiedliche, neue Gruppierungen, allen voran die "Junge Liga" und "Neu-Yevon". Eigentlich dienen diese vor allem dazu, Spira wieder aufzubauen und den Menschen einfach ein Zugehörigkeitsgefühl zu geben, allerdings schaukelt sich mit der Zeit ein Konflikt hoch, in dem es schließlich nur mehr darum geht, gegen die jeweils andere Gruppierung zu kämpfen - ab einem bestimmten Punkt auch mit Waffengewalt. Freunde und Familien werden durch diese Ereignisse getrennt und Spira scheint schon bald wieder Schauplatz eines Krieges zu werden.
Diese ganzen Ereignisse fand ich sehr interessant, aber sie werden viel zu ungenau behandelt. Es liegt bestimmt auch aus der Freiheit der Missionswahl - eigentlich kann man FFX-2 auch durchspielen, ohne die ganzen Orte zu besuchen und dann passieren eben bestimmte Storyabschnitte nicht. Aber gerade das mit der Jungen Liga und Neu-Yevon ist ein total zentraler Punkt, aber das Gefühl, diesen Konflikt unbedingt lösen zu müssen, kam bei mir nicht auf. Denn egal was passiert, das Spiel gaukelt einem trotzdem die meiste Zeit eine heile, bunte Welt vor. Und eine ziemlich blödsinnige noch dazu.
Spätestens ab dem dritten Kapitel flaut die Neugierde und das nostalgische Gefühl nämlich ab, und man beginnt nur mehr kopfschüttelnd vor dem Bildschirm zu sitzen. Wenn es nicht gerade um etwas Ernstes geht, hat das Spiel wirklich keine Ahnung von interessanten Szenen und Dialogen. Was da immer für ein Bullshit gelabert wird! Rikku war im ersten Teil eigentlich einer meiner Lieblingscharaktere, aber im zweiten haben sie ihre hibbelige Art ins Bodenlose getrieben und sie ist nur noch nervig. Gerade im Zusammenhang mit Paine, die so klischeemäßig auf "cool" getrimmt ist, dass es ein Blinder mit Krückstock bemerken würde. Natürlich haben diese beiden oft irgendwelche Szenen zusammen, die einfach nur anstrengend und überhaupt nicht lustig sind. Noch schlimmer ist Brüderchen, der Bruder von Rikku, der nicht reden kann ohne rumzubrüllen und seine Arme in adäquaten Positionen an seinem Körper zu behalten.
Apropos Körperpositionen: Wer zum Teufel dachte es wäre cool, die drei Hauptpersonen dauernd irgendwelche Power Ranger - Figuren ausführen zu lassen? Jedes Mal wenn das "Möwenpack", wie sie sich nennen, einen Auftrag annimmt und sich voller Tatendrang ins Geschehen stürzen will, hampeln sie zu dritt herum und machen irgendeine Figur, was absolut lächerlich wirkt. Das Spiel besteht zu ungefähr 70% aus solchen Szenen, die kaum ertragbar sind und einen wirklich am Verstand der Entwickler zweifeln lassen. Ich hatte zwar immer vor, FFX-2 durchzuspielen, aber irgendwann war ich an dem Punkt angelangt, wo ich wusste, dass ich es danach nie wieder anfassen würde. Das wiederum hatte zur Folge, dass ich natürlich das Gute Ende bekommen musste, dazu erzähle ich aber gleich noch mehr.
Der Tiefpunkt des Spiels ereignet sich dann in Kapitel 4. In Kapitel 3 hat man noch an allen Orten sogenannte Sphärophone installiert, also eine Art Videokameras. Danach kann man nicht mehr auf der Weltkarte herumreisen, sondern sieht sich die Geschehnisse über diese Kameras an. Man verbringt ein ganzes Kapitel damit, sich Szenen anzuschauen, die meist nicht mal besonders interessant sind. Manchmal redet Yuna mit Personen, aber man kann nichts dabei machen - nur die Kameras drehen. Kein Herumlaufen, keine Kämpfe, nichts. Und das Schlimme ist, dass das nicht nur so ein, zwei Dinge pro Schauplatz sind, es sind teilweise sogar so an die zehn! Man sitzt da zwei Stunden lang vor dem Bildschirm und sieht sich uninteressante Szenen an, in denen jemand in einer heißen Quelle sitzt oder irgendwelche Wachen sich darüber unterhalten, wie doof das Möwenpack ist. The fuck? Warum? Ich habe mich so übelst gelangweilt, ich kann es gar nicht mit Worten ausdrücken. Teilweise musste ich echt den Bildschirm anbrüllen, weil ich einfach nicht verstehen konnte, wieso man so etwas so ausufernd darstellen muss. Aber ja, natürlich muss man sich das ganze Zeug nicht zwingendermaßen ansehen, aber das ist gerade bei diesem Spiel immer so eine Sache - man kriegt Story-Prozente für die Videoübertragungen und man braucht eine bestimmte Anzahl, um überhaupt das gute Ende zu bekommen.
Lenne und Shuyin |
Wie auch immer, ich hab ja ohne Lösung gespielt, mir aber irgendwann mal angesehen welche Bedingungen ich erfüllen muss, um das gute Ende zu bekommen. Haha. Alle Webseiten haben was anderes gesagt. Teilweise waren die Punkte zwar dieselben, aber niemals alle. Irgendwo stand, dass man 75% Storyverlauf gesehen haben muss, was ich anderswo nirgends gelesen habe. Eine andere Seite meinte, man müsse mit Yuna in Luca die Erinnerungen an Tidus sehen, was ich erst vor zwei Tagen oder so gefunden habe und davor nie irgendwo erwähnt wurde. Am meisten Kopfzerbrechen bereitete mir aber Mei'Chen. Mit diesem muss man in bestimmten Kapiteln sprechen, um das gute Ende zu triggern, aber ich wusste nicht genau in welchen, weil sich die Webseiten da widersprachen oder überhaupt dort stand, dass man alles was er zu sagen hat hören muss. Leider konnte ich mich nicht mehr erinnern, ob ich den Kerl jedes Mal aufgespürt hatte, aber in Kapitel 5 wusste ich zumindest eines: Eine Storyszene mit ihm fand nicht statt. Eigentlich endet seine Geschichte damit, dass er sein Dasein als "Ungesendeter" (also sowas wie lebender Toter) enthüllt und schließlich Frieden findet. Bei mir hat er sich einfach nur umgedreht und ist weggegangen. xD
Ich hatte also bis zum Schluss keine Ahnung, ob ich es nun geschafft hatte oder nicht. Ich hatte gar kein gutes Gefühl und war während dem gesamten letzten Kapitel und dem Enddungeon mit dem ungewissen Gefühl gestraft, ob ich gerade alles umsonst machte. Übrigens fand ich es sehr nett, dass bei den letzten Kämpfen Braska, Auron und Jekkt ein paar Dialogzeilen bekamen, um die Truppe zu motivieren. Gerade in Bezug auf Yunas Rede davor, dass es falsch war so viele Leute für Sins Vernichtung zu opfern, war das ziemlich cool.
Dann jedenfalls kam die Szene nach dem letzten Boss, in der man X drücken muss, woraufhin eine Fayth erscheint, die einen fragt ob man Tidus wieder sehen will. Hat man verkackt, erscheint aber sowas wie eine Erinnerung an Tidus, von der Yuna sich verabschiedet.
Ich habe wie wild X gehämmert, als ich auf dieser Blumenwiese im Abyssum war. Als vor mir die Fayth stand und nach Tidus gefragt hat, habe ich so übelst geheult, dass ich mich eigentlich dafür schämen muss. xD Ich war so unglaublich erleichtert und froh, das Spiel hätte noch viel übler sein können und ich hätte in dem Moment alles vergessen gehabt.
Meine Yuna hat also am Ende Tidus wieder gesehen und bekam also doch noch eine Belohnung, dass sie die Welt zwei Mal gerettet hat. Das war den Ärger dann doch wert. :3
Auch in Spira war der Frieden wieder gesichert, die Menschen und verschiedenen Völker wurden daran erinnert, dass sie zusammen halten müssen und alles war Friede, Freude, Eierkuchen.
Zum Schluss möchte ich nochmal kurz auf ein paar Gameplay-Elemente eingehen. Die Kämpfe sind durch das Jobsystem eigentlich spaßig und motivierend, aber teilweise viel zu langatmig. Nicht, weil das System lahm ist, sondern weil manche Attacken oder Jobwechsel so furchtbar lange Animationen haben, die man nicht abbrechen kann. Das wurde sehr schnell nervig.
Man kann in FFX-2 mit Yuna nun plötzlich springen, aber die Steuerung dafür ist ganz furchtbar. Viel zu oft steht die Alte an einem Abrgund und will einfach nicht springen - es gibt sogar eine Animation dafür, wenn das Springen nicht klappt. Übelst nervig!! Vor allem im letzten Dungeon muss man sehr viel herumhüpfen und als das wiederholt nicht geklappt hat bin ich wirklich schnell ziemlich wütend geworden. Wenn ihr so etwas einbaut dann macht doch die Steuerung dafür nicht so beschissen!
Das, was ich an FFX-2 aber wohl am problematischsten finde ist das Durchspielen ohne Guide. Man verpasst so unglaublich viel von der Story, wenn man nicht weiß, was man alles machen kann. Ich selbst hab vor allem in den ersten beiden Kapiteln sehr genau gespielt und richtig aufgepasst, dass mir nichts entgeht. Trotzdem hab ich dann später bemerkt, dass ich auch da nicht alle Ereignisse erwischt habe. Das gute Ende wird man außerdem niemals ohne Hinweise bekommen. Zum Beispiel gibt es einmal eine Story-Szene, in der man wiederholt X drücken muss, um Tidus' Pfeifen zu hören. Welcher Rollenspieler drückt während so einer Sequenz auf Verdacht einfach mal X? Noch dazu mehrmals? Na, niemand natürlich! Woher soll man das wissen? So ein Bullshit.
Um die 100% im Spiel zu erreichen braucht man auch unbedingt Hilfe. Wie gesagt, ich hab versucht alles zu entdecken, hatte aber am Ende 85% (wobei ich in Kapitel 5 dann die starken, optionalen Superbosse ausgelassen habe, aber ich weiß nicht wie viel sich das auswirkt). Anscheinend muss man für die 100% jeden Dialog vollständig anhören. Das klingt einfacher als es ist - gerade bei diesen Videoszenen in Kapitel 4 wartet man manchmal ewig, dass etwas passiert. Nach einer Weile glaubt man, dass nichts mehr kommt und dreht das Video ab, genau in dem Moment wo jemand plötzlich zu reden anfängt. Das hat mich so geärgert! Ich schau mir den ganzen Kram stundenlang an, da kann man doch zumindest erwarten, dass relevante Dinge am Anfang passieren und man nicht erst zwei Minuten lang die Landschaft anschauen muss, bis irgendwas daher kommt. Boah. <__<
Allgemein ergibt die Geschichte in vielen Punkten absolut keinen Sinn, wenn man nicht viele Nebenmissionen macht. Zum Beispiel erfährt man irgendwann, dass Paine früher zu einer Gruppe gehörte, deren Mitglieder auf einer Mission plötzlich verrückt wurden und sich gegenseitig umbrachten. Man hat als Spieler keine Ahnung, dass Shuyin hierbei seine Finger im Spiel hatte, wenn man nicht eine bestimmte Sidequest macht. Diese wird aber nur machbar, wenn man 9 spezielle Sphäroiden gefunden hat, was ohne Lösung ein schwieriges Unterfangen ist. Super.
Positiv hervorheben kann ich aber die Art der verschiedenen Missionen (außer in Kapitel 4) - man rennt nicht einfach nur in Dungeons und bekämpft Gegner, es gibt ganz viele unterschiedliche Ziele. Man kann jemandem einen Heiratspartner suchen, Chocobos fangen und aufziehen (und auf Schatzsuche schicken), man muss Leute aus einer Höhle eskortieren oder liefert sich ein Wettrennen mit der Konkurrenz. Das gefiel mir, auch wenn manche dieser Missionen dann doch etwas schwierig für mich waren, weil sie von der RPG-Norm abfallen. ;)
FFX-2 ist also kein wirklich gutes Spiel, da es hier an zu vielen Ecken Verbesserungsbedarf gibt. Erzählerisch haben die Macher immer noch einiges drauf, was leider durch die erzwungene "Komik" viel zu oft total untergeht. Es gab aber ein paar Aspekte, die mir gefallen haben und die Zeit war bestimmt nicht vergeudet.
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