Sonntag, 31. Mai 2015

The Last Remnant (Fortune Cookie Week)


Als ich vor einer Woche mein Schicksal in die Hände des Fortune Cookies auf der Backloggery gelegt habe (;0), habe ich mich eigentlich ziemlich gefreut, dass The Last Remnant ausgesucht wurde. Ich wollte ja gerne ein längeres RPG haben, und diesen Titel hatte ich wirklich gar nicht auf dem Schirm. Wer weiß wie lange es gedauert hätte, bis ich überhaupt wieder ein XBox 360 Spiel angefasst hätte.^^ Ich bin dann auch relativ weit gekommen - mein Mindestziel waren ca. 7 Stunden, also eine Stunde pro Tag, ideal wären ca. 10 gewesen. Die Woche war schon relativ alltäglich, aber The Last Remnant lässt sich dank Pausefunktion und einer sehr großzügigen Speichermöglichkeit auch herrlich nebenbei spielen. Das ist wohl der Grund, warum ich ca. 15 Stunden geschafft habe - es wären sogar nochmal mehr, weil ich den Game Over Bildschirm schon einige Male gesehen habe und die "verlorene" Spielzeit ja nicht mitgerechnet wird.^^ Da bin ich also mehr als zufrieden.
Aber wie auch immer, ich hatte auf jeden Fall Spaß und teilweise sogar ein klitzekleines Suchtgefühl, auch wenn ich das durch ein paar Gameplaymechaniken auch unterdrücken musste.

Die Geschichte von The Last Remnant beginnt mit ziemlichem RPG Standard, entwickelt sich aber mit der Zeit in eine sehr vielversprechende Richtung (bisher zumindest). Ein Mädchens namens Irina, die Schwester von Protagonist Rush, wird entführt und er stößt bei der Suche nach ihr auf wertvolle Verbündete - Lord David Nassau, Herrscher der Stadt Athlum, und seine Generäle helfen Rush und sie alle werden so in weitreichende Ereignisse verwickelt. In der Welt an sich sind magische Artefakte, also die "Remnants", fest im Alltag der Menschen integriert. Jede einflussreiche Stadt, bzw. jeder Herrscher, hat ein ganz Besonderes, was die Aufmerksamkeit des "Conquerors" (also des Eroberers) auf sich zieht. Der will nämlich selbst ein Lord werden, hat aber einen zu kleinen Einflussbereich, um es auf "normalem" Weg zu schaffen. Der Kongress, der aus den Herrschern der unterschiedlichen Städte besteht, verweigert ihm ein eigenes Artefakt, weshalb er beschließt, sich alles mit Gewalt zu nehmen. Daraufhin bricht ein Krieg aus, der bei mir gerade erst angefangen hat. Der Conqueror ist aber nicht derjenige, der Rushs Schwester entführt hat! Das wurde nämlich vom Anführer des Kongresses, Lord Hermeien aus Nagapur, initiiert, der ja eigentlich auf unserer Seite sein sollte. Er weiß aber schon lange, dass Irina ganz besondere Kräfte hat und will sie benutzen, um den Eroberer zu besiegen und zum Gottkaiser ernannt zu werden. Die Charaktere selbst erfahren erst nach einigen Spielstunden, dass Rushs Mutter, und somit danach auch Irina, die Nachkommin von Marion Marshall ist, der berühmtesten Heldin überhaupt, die Einfluss auf die mächtigsten Artefakte der Welt hatte. Deshalb gibts es Anfangs auch keinerlei Verdacht gegen Hermeien - vielleicht mögen sie ihn nicht unbedingt, weil er Athlum keine Unabhängigkeit zuspricht (weil die Stadt so klein ist, aber immerhin haben sie ein eigenes Artefakt und mit David auch einen vom Kongress offiziell anerkannten Lord), aber er gibt ihnen auch keinen Grund für Misstrauen. Es gibt im Spiel also dann insgesamt zwei Antagonisten, die dasselbe Ziel verfolgen, allerdings nur für sich selbst. Sie sind also auch untereinander verfeindet, was ich eine echt coole Idee finde und mein Interesse total geweckt hat.
All das gibt dem ganzen Spiel ein sehr politisches Feeling. Was mit einem Streben nach Unabhängigkeit für Athlum beginnt, entwickelt sich in einen Krieg und eine Verschwörung an höchster Stelle. Von der Stimmung her erinnert das sehr stark an die interessanten, politischen Storyteile von FFXII, allerdings spielt das hier einfach eine viel zentralere Rolle. Das gefällt mir sehr gut. Auch die Städte, Umgebungen und Personen erinnern in ihrem Design sehr stark an FFXII - ein wirklich eigener Stil ist zumindest optisch nicht zu erkennen. Glücklicherweise verstecken sich unter der bekannt wirkenden Oberfläche aber sehr nette, eigene Ideen. Der Rahmen, den die Welt bietet, versucht indivivuell zu sein - es gibt keine Schatzkisten, sondern Artefakte, die man an sich binden muss (...ja, es funktioniert trotzdem genau wie bei Schatzkisten), oder auch Rassen, die völlige Eigenkreationen sind. Mit diesen kleinen Details werden dann auch außerhalb der Mainstory die Schauplätze und Charaktere interessanter - Davids Stadt Athlum hat im Zentrum beispielsweise ein riesiges Schwert-Artefakt, das offenbar direkt von den Göttern kam. Jede größere Stadt besitzt, wie schon gesagt, so einen besonderen Remnant, wovon Elysion (quasi die Hauptstadt von allem) mit einem völlig eigenem Land im Himmel wohl das beste abgegriffen haben dürfte. ;0 Hat jedenfalls einen netten Touch und macht neue Städtebesuche auch gleich interessanter.
So richtig hebt sich dieses RPG von anderen aber durch das Kampfsystem ab.

Klick mich!
In The Last Remnant bestehen einzelne Kampfpositionen aus mehreren Leuten, was Verband genannt wird. Ein Verband hat immer einen Anführer (zum Beispiel Rush) und bis zu 5 Mitstreiter, und insgesamt kann man mehrere solcher Formationen haben - bei mir sind es inzwischen vier. Die LP (=HP) jedes Verbandes berechnen sich aus den zusammengefassten LP aller Mitglieder, sie zählen hier also wirklich als nur eine Figur auf dem Schlachtfeld. Trotzdem kann jeder Kämpfer im Verband einzeln attackieren - so ist es zum Beispiel möglich, mit nur einem Zug gleichzeitig zu heilen und anzugreifen. Es ist schwer zu erklären, aber wenn es jemand verstanden hat, dann klingt das erst mal nach ziemlich einfachen Gefechten. Um das Ganze schwieriger und zufallsabhängiger zu machen, hat man einfach keine direkten Kampfbefehle eingebaut. Es gibt viele unterschiedliche Kommandos für die Verbände, aber diese bestehen nur aus vagen Andeutungen wie "Setzt Kampfkünste ein" "Haltet die LP oben". Was genau nun eingesetzt wird, kann man nicht kontrollieren, auch wenn es natürlich eine "Vorschau" gibt, was die Charakter bei der jeweiligen Aktion machen. Blöd daran ist, dass manche Befehle nicht immer erscheinen, sondern situationsbedingt ausfallen. Meistens bekommt man schon was man braucht, aber gerade speziellere Dinge wie die Möglichkeit, Mitglieder wiederzubeleben, gibt es nicht immer wenn man sie braucht. Und das, obwohl die Gegner immer ziemlich hart austeilen.
Das liegt unter anderem an dem BR, dem Battle Rank. Kämpfer erhalten keine Levels, sondern steigern ihre Fähigkeiten einzeln - ähnlich wie in den Saga Frontier Spielen. Nur weniger häufig und oft auch nicht völlig in die gewünschte Richtung. Dafür wird mitgerechnet, wie oft man gekämpft hat und wie kompetent die Truppe deshalb sein müsste, völlig egal wie effektiv das Ganze wirklich war. Der BR ist dieser eigentlich geschätzte Wert und die Stärke der Gegner richtet sich nach ihm. Das ist vor allem dann bitter, wenn man neue Anführer rekrutiert und der BR schon recht fortgeschritten ist. Es wird nicht berücksichtigt, dass schwächere Kämpfer dabei sind, und je höher der Battle Rank ist, desto langsamer steigen die Fähigkeiten. Grinding kann hier also ganz schnell in die Hose gehen. Wenn man Pech mit dem Leveln der Skills hat, neue Anführer erst spät rekrutiert und sehr viel kämpft, wird man irgendwann von den Bossen völlig auseinandergenommen.
Das ist etwas, was ich völlig furchtbar finde, weil die Kämpfe eigentlich echt Spaß machen. Durch weitere Details wie Kampfstellungen (Angriffsboni durch sowas wie Flanken), die Möglichkeit Waffen durch Loot abzugraden und das recht freie Erstellen der Verbände mit vielen Anführern und Soldaten, möchte man eigentlich sehr viel Zeit in Gefechte investieren. Das widerspricht völlig dem Prinzip mit dem BR, weil es eben einfach nicht erstrebenswert ist, sich da reinzuknieren, weil man sich das Leben damit deutlich schwerer machen kann.


Ich habe gelesen, dass einige Spieler The Last Remnant abbrechen oder von vorne starten mussten, weil ihnen das alles nicht klar war. Ich habe aber wenigstens den Vorteil, das zu wissen, also wird es schon irgendwie gut gehen. Hoffentlich. ;0 Insgesamt werde ich wohl versuchen es weder zu über- noch zu untertreiben, um einen gesunden Mittelweg zu finden. Optimal kann man anscheinend sowieso nicht spielen, da manche Gegner mit niedrigem BR auch schwieriger sein können, weil sie vielleicht schwächere, aber nervigere Attacken haben - zum Beispiel mit Statusveränderungen. Also werde ich alles weiter auf mich zukommen lassen. Einige Game Overs hatte ich auch schon (und bei einer Stelle war ich auch richtig frustriert), aber das ändert nichts daran, dass ich The Last Remnant insgesamt wirklich gern spiele. Auch wenn es etwas gedauert hat, bis ich wirklich kapiert habe, was in den Kämpfen so vor sich geht (gerade das mit den Flanken ist Anfangs sehr verwirrend), habe ich doch schnell Gefallen an den Gefechten gefunden. Und selbst wenn die Story manchmal unspektakulär vor sich hinplätschert und Rush der größte Trottel unter der Sonne ist, habe ich auch hier schon viele Stellen sehr genossen. Besonders hervorheben möchte ich dabei noch kurz, dass sogar ein wichtiges Partymitglied gestorben ist, das ich eigentlich sehr mochte, und der Conqueror auch schon das Schwert von Athlum (ja, den riesigen, wichtigen Remnant) klauen konnte. Ich bin schon überrascht, dass nach wenigen Spielstunden so ernsthaft schlimmes Zeug passiert ist, finde es aber ziemlich cool.
Vor allem aber hatte ich nach jedem Mal, wo ich das Spiel beendet hatte, nach wenigen Stunden wieder den totalen Drang, weiterzumachen. Irgendwas hat das Spiel, das mich immer wieder zurückzieht, egal was für Probleme sich mir in den Weg gestellt haben. Das Fortune Cookie hat sich also sicher gelohnt, möchte ich sagen.
Genaueres kommt dann aber, wenn ich weiter oder sogar durch bin. Mal sehen was das Spiel noch so bietet, wahrscheinlich wird es nach diesen Ausführungen reichen, einen abschließenden Post zu machen. In ein paar Jahren dann, immerhin soll The Last Remnant schon ohne viele Sidequests 60 - 80 Spielstunden bieten. Und ich werde bestimmt wieder einige Pausen machen. :D

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