Mittwoch, 13. Mai 2015

Neverwinter Nights 2: Mask of the Betrayer


 

Mask of the Betrayer ist eine Expansion für Neverwinter Nights 2 und eine direkte Fortsetzung der Hauptkampagne. Wer das Hauptspiel mochte wird wohl auch die Erweiterung mögen - wer es nicht mochte, wird sie vielleicht trotzdem gut finden. Mask of the Betrayer behält ein paar Dinge bei, die in der Kampagne gut funktioniert haben, legt den Fokus aber viel stärker auf die Hauptstory und würzt das Ganze mit einem neuen Gameplay-Element. Am Ende entsteht daraus ein unglaublich interessantes Erlebnis, das sich allerdings nicht mehr ganz so abenteuerlich anfühlt wie die Main Campaign - man erlebt weniger Dinge Abseits des Hauptweges, baut nicht so eine starke Verbindung zu den Gefährten auf und hat vor allem weniger Erfolgsgefühle. Der Vorteil ist, dass es keine Abschnitte mehr gibt, die sich zäh oder unnötig anfühlen und man niemals den Faden zur wirklich tollen Geschichte verliert. Zumindest ist das meine Erfahrung mit dem Spiel gewesen.

Mask of the Betrayer beginnt in einer Höhle, die weit von Niewinter und der Schwertküste entfernt liegt. Der Hauptcharakter hat gerade den Fürst der Schatten besiegt und wird beim darauffolgenden Einsturz des Gebäudes von irgendwelchen Wesen weggeschleppt. Man weiß nicht wieso oder von wem genau, aber man fühlt, dass sich etwas an einem selbst verändert hat - der Silbersplitter des Gith-Schwertes wurde aus dem eigenen Herzen entfernt, dafür spürt man aber einen merkwürdigen, dunklen Hunger nach Seelen. Dieser ist nicht nur das wichtigste Storyelement, sondern wird auch geschickt ins Gameplay verwoben. Grundsätzlich geht es in der Erweiterung nämlich darum, diesen immer stärker werdenden Hunger zu ergründen, zu stillen und schließlich loszuwerden. Wenn im Spiel Zeit vergeht, verliert man nach und nach Geisterenergie - ab einem bestimmten Wert verschlechtert sich der Zustand des Hauptcharakters (es gibt Mali auf bestimmte Werte wie Stärke, Konstitution etc.), sinkt er auf Null gibt es ein Game Over. Um die Leiste möglichst hoch zu halten, muss man Seelen verschlingen. Prinzipiell kann man das bei fast jedem machen, also durchaus auch NPCs. Allerdings steigt mit jedem Seelen-Frühstück das Verlangen - je mehr man also verschlingt, desto schneller sinkt auch die Leiste. Ich wusste gleich, dass mir das nicht gefallen würde und am Anfang ist das auch eine anstrengende Angelegenheit. Man kann den Hunger zwar unterdrücken, was das Verlangen lindert und die Leiste etwas füllt, aber der Effekt ist ziemlich gering. Allerdings erlangt man im Laufe des Spiels neue Fähigkeiten, je nachdem welche Entscheidungen man trifft. Ich hatte auf meiner guten Route zum Beispiel irgendwann "Ewige Ruhe", das auf Geister angewendet werden kann. Es hat denselben Effekt wie das Unterdrücken, allerdings ist es sehr viel stärker.
Aber wie auch immer, mit diesem neuen Element wurde die nötige Frische ins Gameplay gebracht. Der Rest des Spiels funktioniert nämlich (natürlich) wie gehabt und wurde meiner Meinung nach auch etwas einfacher gehalten. Ich hatte selten einen Kampf, den ich schwierig fand und musste nur zwischendrinnen mal ein Gefecht öfter probieren. Das lag eher daran, dass ich nur zu zweit unterwegs war und vergessen hatte, vorher meine Defensivzauber zu wirken.
Wer also die Hauptkampagne mit den wirklich harten, letzten paar Gefechten überstanden hat, wird in der Erweiterung kaum Probleme haben. Ich selbst hatte die Hälfte meiner Kenntnisse, die ich mir damals angelernt hatte, schon wieder vergessen und musste sie mir nicht wirklich neu antrainieren. Selbst der allerletzte Bosskampf war beim ersten Mal geschafft, obwohl ich auch da nur einen Gefährten an meiner Seite hatte. Ich würde also sagen, dass Mask of the Betrayer absolut keine Herausforderung wäre, wenn es die Sache mit der Geistenergie nicht gäbe und auch so eher einfach angesiedelt ist. Das Merkwürdige daran ist, dass ich im Internet teils völlig andere Meinungen gelesen habe, also sollte man das nicht als absoluten Fakt nehmen. ;) Für mich war das so aber ganz gut, weil ich das Spiel ja keineswegs wegen dem Gameplay spiele, sondern eine Geschichte zum Mitfiebern erleben will.

Das gelingt hier, wie gesagt, auf eine andere Art und Weise wie in der Hauptkampagne. In dieser war man auf einer Reise, die unzählige Zwischenstationen hatte, von denen man nicht genau wusste, wie sie irgendwann zum Ziel führen werden. Man wurde auch oft dabei unterbrochen, um zum Beispiel einen Mordprozess aufzuklären oder einem Gefährten einen persönlichen Gefallen zu tun. In Mask of the Betrayer ist die Reise sehr geradlinig. Natürlich gibt es Nebenquests, viele Entscheidungen und Gefährten mit eigenen Vorlieben, aber die Wegpunkte dienen eigentlich immer nur der Hauptstory. Es gibt auch keine Möglichkeiten, erhabene Titel oder gar eigene Festungen zu bekommen - das meinte ich damit, dass gewisse Erfolgsgefühle ausbleiben. Am Ende ist man einfach nur die Person, die den Geisterzehrer - so der Name für die Präsenz, die den Hunger in einem auslöst - ein für alle Mal losgeworden ist. Natürlich ist das eine riesige Sache, aber bis es so weit kommt ist es ziemlich egal was man sonst so macht. So lange man den Hunger in sich trägt, wird jede gute Tat nicht wirklich gewürdigt, weil die Leute immer noch erwarten, dass man vom Geisterzehrer übermannt wird. Man kann sich also eigentlich nur an der Zuneigung der Gefährten laben.
In Mask of the Betrayer gibt es deutlich weniger Begleiter und dann auch noch eine ziemlich unpraktische Anzahl. Wie man sich auch entscheidet - ein Companion ist austauschbar, je nachdem wie man sich als Geisterzehrer verhält - man endet mit vier Partymitgliedern, kann aber immer nur drei mitnehmen. Es bleibt also einer auf der Strecke. Und dann haben die teilweise auch Klassen, die man entweder absolut braucht (den Kämpfer als Tank) oder wirklich nicht unbedingt dabei haben muss (zwei spezielle Magier). Außerdem gab es keinen Dieb zum Schlösserknacken, was echt unpraktisch war. Es war jedenfalls immer schwierig sich zu entscheiden, ob ich für Kämpfe abgesichert sein möchte, oder einfach die Charaktere mitnehme, die ich auch mag. Denn wenn man die Zuneigung der Gefährten gewinnen will, sollten die schon auch viel am Geschehen teilhaben.
Die Leute selbst waren allgemein ganz okay, aber es kam bei mir nicht ganz dieselbe Bindung auf wie noch in der Hauptkampagne - obwohl man dort ja eigentlich weitaus mehr Auswahl an Begleitern hatte. In MotB versuchte man nun vielleicht die geringe Anzahl der neuen Partymitglieder damit auszugleichen, sie irgendwie "einzigartig" zu machen. Ein Bärengeist, eine Rote Magierin, eine Engelsfrau und ein Geisterschamane mit Vettelmutter - das sind alles recht unkonventionelle Personen und mir war das irgendwie schon zu viel des Guten. Außerdem fehlte die Dynamik untereinander, weil Gespräche sich hauptsächlich auf den Hauptcharakter konzentrierten und die Gefährten über die anderen irgendwie keine Meinung hatten. So fehlte es ihnen ein bisschen an Persönlichkeit, auch wenn sie immer noch gut präsentiert wurden.

Die Mask of the Betrayer ausgerüstet
Dass nicht alles gleich wie in der Hauptkampagne ist und mich nicht auf dieselbe Weise begeistern kann heißt nicht, dass die Erweiterung nicht trotzdem wirklich gut ist. Wie schon angedeutet: Gerade die Leute, die am Hauptspiel die träge Entwicklung und das unhandliche Gameplay bemängeln, könnten hier deutlich mehr Spaß haben.
Ich selbst fand, wie schon gesagt, die Geschichte einfach am besten am ganzen Spiel. Man findet im Verlauf der Geschehnisse heraus, dass der Geisterzehrer das Überbleibsel eines Menschen ist, der seine Geliebte aus den Fängen des Todesgottes, dem er bis dahin treu ergeben gewesen war, befreien wollte. Er ist der namensgebende "Betrayer", also Verräter, der einen Kreuzzug gegen seinen Gott geführt hat. Wie sich diese ganze Geschichte langsam zusammenfügt ist ziemlich toll gemacht, und wenn man schließlich ganz am Ende alle Puzzleteile beisammen hat und die Maske des Verräters in den Händen hält, ist Gänsehaut-Feeling angesagt.
Es gibt aber auch das ein oder andere Schmankerl für die Leute, die an der Geschichte der Hauptkampagne Spaß hatten. In einer Traumsequenz, die sich meist aus Erinnerungen des Hauptcharakters, aber auch des Geisterzehrers, zusammensetzen, begegnet man zum Beispiel Bishop. Seine Seele versauert in der Mauer der Ungläubigen, was wirklich kein allzu schönes Dasein ist. Ich gönnte es ihm richtig. In der Realität begegnet man aber auch irgendwann Amman Jerro, einen anderen alten Gefährten, der dann auch nach langer Wartezeit (gegen Ende von Akt 2 von insgesamt 3 Akten) enthüllt, was mit dem Rest der alten Garde passiert ist. Kurz gesagt - bei mir waren so gut wie alle tot. xD ...Was mich eigentlich echt traurig gemacht hat.
Das Spiel macht sich übrigens keine Mühe zu verschleiern, dass getroffene Entscheidungen nicht in die Erweiterung übernommen wurden. Der Charakter wird zwar importiert, aber nicht die Geschichte. So sagt Ammon Jerro einfach "Öhm, ich kann dir sagen was ich gesehen habe, aber erzähl mir erst mal woran du dich erinnerst..." und man kann auswählen wer einen betrogen hat und so weiter. Etwas billig, aber immer noch besser als gar nichts in die Richtung einzubauen.^^
Wie auch immer, am Ende kommt man auch noch in eine Traumwelt, in der die Kreuzwegfeste in alter Pracht existiert, mit allen alten Gefährten beisammen. Man kämpft sogar mit ihnen gegen ein paar Schattengestalten, was mich wirklich berührt hat. Klar war es nur ein Traum, aber es war nochmal ein sehr toller Fingerzeig auf die Zeiten, die ich damals so geliebt habe. Auch wenn dann alles schrecklich endete.

Klick mich!
Apropos Ende - nein, nicht das Ende dieses Beitrags (schön wärs) , sondern von Mask of the Betrayer: Es war richtig gut.
Ich hatte nach dem fürchterlichen Abschluss der Hauptkampagne echt nicht erwartet, dass alles gut ausgehen könnte, aber so war es. Mein Hauptcharakter war frei von dem Hunger nach Seelen, und natürlich auch vom Silbersplitter, reiste noch ein Weilchen mit den neu gewonnen Gefährten herum (die alle überlebten und bei ihr blieben O__O) und kehrte schließlich nach Hause zurück, wo sie von ihrem Stiefvater erwartet wurde. Und dann heiratete meine Sophia von Busch auch noch den wundervollen Gannayev of Dreams, während Khelgar und Sand - meine überlebenden alten Gefährten - beim Fest dabei waren. *__*
Also ja, ich habe nach dem Fiasko in der Hauptkampagne nochmal jemanden geromanced, und diesmal war es einfach perfekt. Wen der ganze Kram nicht interessiert: Bitte diesen und den nächsten Absatz überlesen - es geht jetzt da wirklich nur ums Romancen und ist vermutlich nur für mich selbst interessant. xD Also. Die Dreiecksbeziehung im Hauptspiel war mir ja besonders wichtig und ich habe Mask of the Betrayer gut nutzen können, um herauszufinden, was da nun gefühlsmäßig eigentlich abgegangen ist. Als ich Bishop gesehen habe, war ich nicht besonders berührt von seinem Schicksal. Weniger, weil er mich betrogen hatte, als dass ich einfach plötzlich sehen konnte, dass er schlicht ein Vollidiot ist. Selbst in der Mauer hatte er noch abfällige Worte für meinen Charakter übrig, und auch wenn es vielleicht nur ein Traumabbild war, zeigte es trotzdem ihn und sein Wesen. Und das war einfach nicht liebenswert und er wollte andere nur verletzen. Ich war auch erst kurz verletzt, dass ich so viele Gedanken an ihn verschwendet hatte, und der Moment, wo ich ihn noch ein Mal sehen konnte, ihm nichts bedeutete. Aber irgendwie... bedeutete er mir auch nichts mehr. Ich denke also, dass es bei Bishop vor allem eine körperliche Anziehung zwischen ihm und meinem Charakter war, die nichts Tiefgreifendes bedeutete. Die haben ja auch nicht zusammengepasst - ich hätte damals auch ohne Casavir nicht genug Beziehungspunkte mit ihm gehabt, damit er mich nicht betrügt. Mit Casavir war das völlig anders, aber er war weniger Geliebter als Freund und Vertrauter. Als ich von seinem Tod gehört habe (heldenhaft, beim Beschützen der anderen nach dem Kampf gegen den Fürst der Schatten) war ich echt traurig. Ich habe auch ein bisschen geweint. ;0 Aber trotzdem war es keine Liebe, sondern einfach tiefer Respekt und eine große, platonische Zuneigung. Und die bedeutet im Endeffekt natürlich sehr viel mehr - ihn habe ich schmerzlich vermisst und das wird auch bleiben, so lange bis ich etwas weniger von dem ganzen Spiel beeinflusst bin. :D
Nun ja, die Erkenntnis kam zwar Lichtjahre zu spät, aber trotzdem lebt es sich für mich damit besser. Und ich denke nur so war es auch möglich, eine neue Beziehung für meinen Charakter zu haben.

Ich wollte Gann eigentlich erst gar nicht romancen. Als er zur Party stieß fand ich ihn zwar ein bisschen faszinierend, aber auch unsympathisch. Und die Dialoge mit ihm klappten auch nicht besonders gut, also schloss ich einfach daraus, dass er nicht zu meinem Hauptcharakter passt. Dann muss ich so jemanden auch nicht romancen - ich will in Spielen keine Beziehungen, nur um das Feature zu nutzen, es geht um eine gewisse Connection.
Im Laufe der Erweiterung war Gann aber irgendwie immer da. Es gibt bei allen Companions immer mal wieder Situationen, die etwas anders verlaufen, wenn man sie mitnimmt, aber bei Gann war das etwas Besonderes. Wenn seine Zuneigung okay ist (also zumindest "freundlich", was ab 25 oder 30 Punkten von 100 so ist), begleitet er einen in das Reich der Träume. Dieses ist an unterschiedlichen Punkten zugänglich - manchmal optional und manchmal nicht. Ich war halt in allen Traumwelten und Gann war immer dabei. Er war stets an meiner Seite und ich begann nicht nur, mich an ihn zu gewöhnen, sondern seine Gesellschaft auch mehr und mehr zu schätzen. Und gleichzeitig klappte es plötzlich auch mit den Dialogen - ohne es absichtlich zu tun, sammelte ich auf einmal ohne Ende Beziehungspunkte bei ihm. Dadurch konnte er mir noch mehr helfen und zum Beispiel mit Dämonen feilschen, damit ich ihnen weniger Seelen bringen musste und so Kram. Er war irgendwann mein treuester Freund, der einfach alles mit mir erlebt hatte, Seiten von mir kannte, die sonst niemand gesehen hatte und dem ich bedingungslos vertraute. Als er meiner Sophia seine Liebe gestand, wusste ich schon längst, dass ich das wollte und es auch das Richtige war. Ich war nach der Szene dann auch selbst ganz wie auf Wolken. xD Und naja, im letzten Akt war Gann auch weiterhin immer da und er war auch der einzige Gefährte, der beim allerletzten Gefecht mit mir in den Kampf ging. Gut, die anderen wären auch mitgekommen wenn sie gekonnt hätten (es war wieder so eine Art Traumwelt bzw. eigentlich meine Seele), aber so hat es sich eigentlich viel besser angefühlt. Der, der mich immer begleitet hatte, war auch beim letzten Gefecht an meiner Seite - und nur er, weil er etwas ganz Besonderes war. Hach. <3 Auch wenn die Krone im folgenden Screen, die ein recht guter Ausrüstungsgegenstand war, wirklich ziemlich lächerlich aussah. xD


Klick mich!

Aber genug gesäuselt. Mask of the Betrayer war für mich immer noch ein Abenteuer, eine tolle Reise und eine liebgewonnene Erfahrung. Es gab nicht besonders viel, was mir besser gefallen hätte als in der Hauptkampagne, aber das muss ja auch nicht sein. Es war auf jeden Fall ein würdiger Abschluss für die lange Zeit, die ich mit meinem Charakter, Sophia von Busch, verbracht habe - auch wenn ich mir für die alten Companions ein Happy End viel mehr gewünscht hätte, als für die neuen. Außer Gann, meinem Ehemann, natürlich. ;0 Ich hatte überhaupt trotz des schönen Endes auch ein echt deprimierendes Gefühl in mir. Jetzt ist immerhin alles wirklich völlig vorbei. Es war so eine wundervolle Zeit mit Sophia, ich werde das echt sehr vermissen.
Und nun die Frage: Game of the First Five Months 2015? Ohne die nostalgischen Gefühle vielleicht eher nicht, aber mit ihnen... vielleicht schon. Mal sehen wie gut es mir in Erinnerung bleibt wenn etwas Zeit vergangen ist.


We will share dream and awareness together.
We shall be each others anchor when all around us is in turmoil. When chaos floods over us, our strength shall shield us against it. And even should I fall, this sharing of our feelings shall remain - and I will be with you, even if my physical self is destroyed.
My dreams are of you and I surviving this, with a tale of how two lovers braved death and returned. I think we deserve a Happy Ending. This is my dream. I think it is not too much to ask.
Now come, let us go to save each other. Happiness awaits.

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