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Freitag, 27. Mai 2022
Tales of Monkey Island
Ich muss an dieser Stelle ein Geständnis machen: Ich habe erkannt, dass ich Monkey Island als Spielereihe... gar nicht besonders mag. Jaja, ich weiß. *Buhrufe*
Jetzt wo ich Tales of Monkey Island beendet habe muss ich zu dem Schluss kommen, dass mich außer dem ersten Teil keines der Spiele wirklich begeistert hat. Und ich habe mir durchaus Gedanken darüber gemacht woran das liegen könnte, denn eines weiß ich jetzt sicher: Es hat nicht wirklich mit dem Rätseldesign und Gameplay zu tun.
Das ist nämlich zu großen Teilen auch in diesem Teil wieder formidabel, wahrscheinlich für mich persönlich sogar das zweitbeste der Serie (Teil 1 ist überall Spitzenreiter, ihr wisst schon…).
Auch der Humor kann oft punkten. Aber er kann halt keine Geschichte über so viele Teile wirklich tragen. Vor allem wenn, und das ist bei mir das größte Problem, mir eigentlich meistens alle Beteiligten so ziemlich… am Arsch vorbei gehen.
Für mich verhält sich Guybrush immer ein bisschen unterschiedlich, was teilweise sicher auch an seinem rein äußerlichen Design liegt, aber bestimmt auch an der Tatsache, dass er bereits mit Elaine zusammen ist. In „Escape“ (Teil 4) finde ich ihn am schlimmsten – was jetzt nicht heißen soll, dass er tatsächlich ein schlechter Charakter ist oder man ihn nicht mögen kann, aber er ist für mich einfach nicht besonders konstant. Und daher hänge ich auch nicht besonders an ihm. Elaine hingegen fand ich immer irgendwie etwas unsympathisch und das verschlimmerte sich natürlich in den Spielen, in denen sie viel vorkam. Hier in „Tales“ (Teil 5) zum Beispiel. Und naja, LeChuck langweilt mich inzwischen einfach nur als Bösewicht. Hier wiederum hat „Tales“ seine Sache sehr sehr gut gemacht, indem es ihn vorübergehend zu einem Menschen machte. Das war interessant.
Überhaupt mag ich immer die Charaktere am meisten, die eher Randfiguren darstellen und meist nur in einem Teil vorkommen (human LeChuck werte ich einfach mal als "nur in einem Teil vorkommen"). Vermutlich weil es eben unterschiedliche Entwickler und vor allem Schreiber gab, so dass es nie gelang jemanden über mehrere Spiele hindurch konstant gut darzustellen.
Nehmen wir zum Beispiel Murray, der mit Abstand das Beste an „Curse“ (Teil 3) war, und danach einfach ein bisschen in der Versenkung verschwunden ist. Er tauchte zwar in allen Nachfolgern auf, und hatte durchaus auch in „Tales“ nun eine recht coole Beteiligung, aber es war halt nie mehr so wie beim ersten Mal. Und das ist eventuell sogar das Hauptproblem: Es wird sich zu viel auf die vergangenen Erfolge bezogen.
Ich konnte nur noch mit den Augen rollen, als ich zum dreiundzwanzigsten Mal gehört habe „Du kämpfst wie eine Kuh“, obwohl ich diesen Spruch eigentlich liebe. Oder der dreiköpfige Affe, der natürlich ein Markenzeichen ist, aber halt auch für keinen Lacher, sondern höchstens eine wohlige Nostalgie sorgt (und bei mir wohl nicht mal das). Und dann kommen Stan, oder die Voodoo Lady, oder eben Murray, und im ersten Moment freut man sich total sie wieder zu sehen und herauszufinden wie sie diesmal in der Geschichte vorkommen. Es nutzt sich aber gleich auch wieder ab, obwohl ich die Voodoo Lady zumindest sehr gelungen dargestellt (und synchronisiert) fand. Neue, erinnerungswürdige Personen sucht man eher vergebens, obwohl „Tales“ hier extreme Gegensätze zeigt. Der Marquis de Singe ist einzigartig, sowie natürlich der menschliche LeChuck (ich habe ihn schon ziemlich geliebt, muss ich sagen) und auch Winslow kann man echt liebgewinnen. Gleichzeitig sahen die Gefolgsleute von Captain Gillycutty oder die Bewohner von Flotsam Island alle irgendwie sehr ähnlich und total langweilig aus.
Überhaupt habe ich die Kapitel, die auf Flotsam Island spielen, definitiv am wenigsten gemocht. Also die erste und vierte Episode waren für mich relativ langweilig und boten meiner Meinung nach auch die schlechteren Rätsel - gerade in Episode 4 wäre ich ohne Lösung auf viele Sachen sicher nie draufgekommen. Episode 2 machte es etwas besser mit den Meermenschen, da war aber auch noch viel Luft nach oben - vor allem die Belagerung am Ende hat mich genervt. Richtig gut fand ich hingegen Episode 3 und 5 (hier alle Sachen, die nicht in Flotsam spielen), die sich frisch angefühlt haben und mir auch rätseltechnisch viel Spaß gemacht haben. Zum Beispiel war das Grimassen-Duell sehr lustig, oder auch die Dialoge mit der Seekuh-Dame. Auch das Jenseits fand ich interessant mit den unterschiedlichen Stationen bzw. allgemein die Entscheidung, Guybrush tatsächlich mal eine Weile tot sein zu lassen und dort auch auf Morgan zu treffen, die ebenfalls vorher umgebracht worden war. Auch das Beleidigungs-Duell war erfrischend kurz und neuartig.
Aber naja, insgesamt möchte ich einfach mal sagen: Tales of Monkey Island ist ein gutes Adventure mit coolen Ideen und teils auch mutigen Entscheidungen, aber die Charaktere und Geschichte, die sich bereits über 5 Teile erstrecken, sind zu dünn und repetitiv um mich an der Stange zu halten. Und bei mir funktionieren solche Spiele halt eigentlich nur richtig – zumindest wenn sie lang sind oder aus mehreren Teilen bestehen - wenn ich in die Story und Charaktere investiert bin.
Nun noch etwas mehr zum Gameplay, bzw. eigentlich zur Steuerung und Menüführung. Die Fortbewegung ist vermutlich besser als in Monkey Island 4 (habe ich ja nicht selbst gespielt, sondern nur auf Youtube geguckt), aber trotzdem noch schlechter als in allen anderen Spielen. Kein Point & Click, um Guybrush laufen zu lassen, man muss mit der Maus in eine Richtung zeigen und ziehen. Das funktioniert überhaupt nicht und so ist es dann doch besser sich mit den Pfeiltasten fortzubewegen. Mit Shift kann man sogar schneller laufen, aber aus irgendeinem Grund wird das nur innerhalb eines Screens so halbwegs gut erkannt. Man muss die Taste recht häufig neu drücken wenn man zügiger von A nach B will und in Innenräumen spaziert Guybrush sogar nur etwas schneller statt zu rennen. Es gab auch einige Passagen (vor allem gegen Ende von Episode 5), wo man wirklich viel hin und her laufen musste, also war das alles insgesamt ziemlich nervig.
Auch das Menü fand ich nicht ganz optimal, obwohl es sicher schlimmer geht. Aber Gegenstände nur kombinieren zu können, indem man sie in zwei Felder reinzieht und nochmal extra eine Taste drücken muss, lädt halt auch nicht unbedingt so zum Herumprobieren ein.
Grafisch ist "Tales" irgendwie auch nicht so der Burner. Wie schon gesagt, vor allem die Figuren sehen teilweise einfach nicht gut aus, und mit "nicht gut" meine ich einfach gähnend langweilig. Das ganze Design ist an vielen Stellen irgendwie schmucklos und kahl. Also nicht wirklich schlecht oder hässlich, aber einfach ein bisschen... seelenlos?
Dafür kann ich die gesamte Vertonung nur loben - und da zähle ich auch den Soundtrack dazu. Mir sind einige Stücke während des Spielens positiv aufgefallen, was mir sonst in der Reihe vermutlich noch nie passiert ist (außer dem Title Theme natürlich, das von "Curse" hatte ich sogar als Klingelton). Die Synchronsprecher - ich habe auf Deutsch durchgehalten - liefern auch eine gute Arbeit ab. Zwar ist mir bei bekannten Charakteren wie Murray schon aufgefallen, dass die Stimmen anders sind, aber ich glaube man hat hier sein Bestes getan. Die neuen Charaktere waren alle gut vertont - vielleicht hat man es hier und da mal mit einem Akzent übertrieben und war sich nicht einig wie man "De Singe" nun genau ausspricht - aber ich habe auf Deutsch deutlich Schlechteres gehört. Und wie schon angedeutet, die Synchronisation der Voodoo Lady war besonders gut gelungen.
Damit bin ich auch schon wieder am Ende meines Berichtes, und es wird eventuell der letzte über Monkey Island sein? Momentan glaube ich nicht, dass ich den neu angekündigten Teil von Ron Gilbert spielen werde - auch wenn mir das bisher gezeigte gut gefällt und ich mich eventuell auch ein bisschen vom Hype um die Ankündigung mitreißen habe lassen. Also vielleicht ändere ich meine Meinung nochmal wenn Return to Monkey Island dann erschienen ist, aber nach aktuellem Stand wird es dann doch eher wieder eine Youtube-Session.^^ Tales of Monkey Island kann aber gar nicht so viel dafür, ich habe schon länger bemerkt, dass ich mit der Reihe nicht soo viel Spaß habe. Dieser Teil war durchaus kein schlechtes Spiel, nur motivieren mich persönlich an Adventures halt Dinge, die mir Monkey Island an sich so oder so nicht wirklich geben kann.
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