Donnerstag, 25. Juni 2015

The Walking Dead, S2, Ep.4: Amid The Ruins


Immer diese vierten Episoden. In Season 2 war es nicht so schlimm wie in Season 1, aber ich war wieder nicht besonders zufrieden mit meinen Aktionen. Und als wäre das irgendwie ansteckend, haben auch die anderen Charaktere teilweise Mist gebaut, und wenn wirklich niemand etwas auf die Reihe kriegt, dann sieht es natürlich übel aus.
Beim Start der Episode stand Clementine einer Sarita gegenüber, der gerade der Arm abgehackt worden war. Das versetzte sie so in Panik (und tat sicher auch höllisch weh), dass sie gar nichts mehr tun konnte, außer zu schreien. Deshalb konnten dann auch weitere Zombies angreifen und nahmen sie fest in die Mangel. Ja super, da hätte ich mir das auch sparen können. Genau in dem Moment kam natürlich auch Kenny an, der uns in all dem Trubel irgendwie doch noch gefunden hatte. Er konnte ja nur sehen, was aktuell vor sich ging: Seine Liebste wurde angefallen und hatte keinen Arm mehr, während Clementine unversehrt mit einer Axt daneben stand. Deshalb brüllte er Clem dann an, was sie getan hatte und so, was mich aber relativ wenig berührte. Ich hatte zwar nicht gewusst, dass Sarita sofort verloren sein würde, aber ja schon geahnt, dass es mit Kenny deshalb Probleme geben würde. So eine Vermutung habe ich ja im vorigen Eintrag schon geäußert. Aber egal, trotz der Beschimpfungen musste ich Kenny irgendwie da weg bringen. Irgendwie gelang es dann auch, ihn zur Flucht zu überreden. Er verabschiedete sich verzweifelt von Sarita, die schon tot war, und verschwand dann. Clementine war aber nicht lange alleine - sie entdeckte Rebecca, die wirklich Angst hatte und keinen Schritt weiter gehen wollte. Auch Jane war in der Nähe, und obwohl sie erst nicht helfen wollte, bahnte sie sich dann gemeinsam mit uns einen Weg durch die Walker.
Irgendwann waren die drei Damen dann tatsächlich weit genug, um nicht mehr in akuter Gefahr zu sein, wodurch Zeit für Gespräche war. Becca machte sich Sorgen um die anderen, die ich teilte. Jane machte sich eher Sorgen um sich selbst und um das ungeborene Baby. Sie fragte sogar, ob Rebecca das überhaupt behalten wollte. Da wurde klar, dass sie eher praktisch veranlagt war, aber sie meinte es nicht böse. Beim folgenden Wortgefecht mit Becca erwähnte sie etwas von schlimmen Erfahrungen mit ihrer Schwester, was wohl der Grund für ihre Denkweise war, aber diese Geschichte sollte erst später geklärt werden.

Bei der Civil War Site, die Parker's Run hieß, waren Bonnie, Mike und Kenny. So fehlten also noch Luke, Nick und Sarah. Es lag der Verdacht nahe, dass sie irgendwo gemeinsam waren, falls sie durchgekommen waren und natürlich waren die meisten Beteiligten dafür, nach ihnen zu suchen. Kenny interessierte sich dafür aber natürlich gar nicht und war in äußerst aggressiver Stimmung. Die anderen meinten, sie würden sich sogar fürchten, weil er auch eine Waffe hatte. Aber bitte, dass er jemandem etwas antun würde, hielt ich für völlig unmöglich. Ich ließ Clem dann zu ihm gehen, auch wenn ich schon ahnte, dass es in dem Moment nicht gut sein würde. Kenny musste jetzt erst einmal seine Wut irgendwie loswerden, also stellte ich mich als Punching Bag zur Verfügung. Auch wenn es nicht wirklich meine, oder eben Clems, Schuld gewesen war, so konnte ich verstehen, dass er das dachte. Oder denken wollte. Erstens hatte er die Szene ja, wie gesagt, nur aus seiner Sicht gesehen, zweitens war es einfacher jemand anderen zu beschuldigen, als sich selbst fertig zu machen. Im Endeffekt dachte Kenny ja nur, dass alle, die ihm nahe stehen, sterben und er niemanden beschützen kann. Das wollte er aber natürlich nicht fühlen, weshalb er erst mal Clementine anschreien musste. Er sagte auch, dass sie verschwinden solle und war schon ziemlich gemein. Mein Freund meinte da, dass er das schon arschig findet, aber ich hatte irgendwie Verständnis. Ich war eher traurig, dass es Kenny jetzt so schlecht ging, und ich als einzige Vertraute auch noch beteiligt an seiner Misere war.
Ich lasse Kenny ja echt immer alles durchgehen. Bei ihm bin ich immer sehr empathisch und versuche, mich in seine Lage zu versetzen. Wenn andere Charaktere Mist bauen, mache ich mir diesen Aufwand gar nicht und finde sie scheiße. ;0 Das wird sich später noch deutlicher herausstellen, deshalb komme ich dann nochmal darauf zurück.
Nun war aber erst mal eine Suchaktion angesagt. Jane meldete sich freiwillig und wollte Clementine mitnehmen. Als die beiden alleine waren, machte sie deutlich, dass sie wenig Hoffnung hatte, Luke, Nick und Sarah wirklich zu finden. Sie wollte eigentlich eher mit Clem unter vier Augen sprechen.
Offenbar war sie besorgt wegen der Gruppe - Rebecca war schwanger, Kenny labil und alle Zeichen standen darauf, dass alles auseinander brechen würde. Jane hielt Clementine aber für sehr fähig und wollte ihr deshalb versichern, dass sie es alleine auch schaffen würde, bzw. alleine wohl sogar besser dran wäre. Wenn ich da aber ein Wörtchen mitzureden habe, werde ich mich niemals entscheiden, ohne irgendeine Gruppe oder jemand Vertrauten weiterzumachen, also hätte sie sich diesen Rat wohl auch sparen können.

Wir kamen dann zu einem Trailerpark, wo relativ "frische" Zombieleichen lagen. Vermutlich war hier also vor kurzem jemand gewesen. Nach dem Plündern der Taschen konnten wir dann tatsächlich auch Geräusche ausmachen - aus einem der Wohnwagen drang eine ziemlich verzweifelte Stimme, die unverwechselbar Luke gehörte. Er versuchte offenbar gerade Sarah zu beruhigen und zum Gehen zu bewegen, während Zombies ihre Zuflucht schon umkreist hatten. Jane und Clementine mussten also zu Hilfe eilen. Bei der Suche nach einem Eingang zum Trailerpark stießen wir auf einen Bekannten, der sich im Zaun verfangen hatte: Nick! Oh nein, warte, es war Zombie-Nick. :(
Da es ja schon zu spät war, machte ich mit der Axt kurzen Prozess mit ihm, oder zumindest wollte ich das. Die dumme Axt, die immer hängen blieb, und die Unfähigkeit ordentlich zu treffen, zogen das doch ziemlich in die Länge. <_<
Auch Jane bemerkte, dass Clems aktuelle Waffe vielleicht etwas unpraktisch war und gab ihr einen Schraubenzieher. Dann zeigte sie noch ein paar Tricks, wie man die Walker recht effektiv und schnell erledigen konnte, was schon praktisch war. Mit dem neu erlangten Wissen wurden dann im Trailerpark auch einige Zombies erledigt. Der größte Anteil sammelte sich aber immer noch um den Wohnwagen, in dem Luke weiterhin verzweifelt auf Sarah einredete. Mit einer Autohupe lenkten wir die Meute dann zwar ab, aber der Körper, mit dem wir sie nach unten gedrückt hielten, rutschte ziemlich bald weg. Die Zeit war also knapp, und als Jane und Clem bei Luke und Sarah ankamen, konnte nicht großartig getratscht werden. Ich erzählte kurz, was mit Nick passiert war (er war wohl erst auch im Wagen gewesen, hatte dann aber offenbar Hilfe holen wollen ;__;) und Luke erzählte, wie dämlich Sarah war. ;0 Sie war völlig apathisch, reagierte auf kaum etwas und saß nur zitternd auf dem Boden. Während Zombies sich durch die Tür hinein drängen wollten und auch die Fenster rundherum belegten, versuchte Clementine, zu ihrer nutzlosen Freundin durchzudringen. Jane und Luke blockierten die Tür und stellten fest, dass nur noch eine Flucht über die Dachluke im Wagen möglich war. Um dort rauf zu kommen, brauchten wir aber die Kommode, die gerade als Blockade benutzt wurde - es musste nun also schnell gehandelt werden. Sobald das Ding unter der Luke war, mussten wir abhauen, weil die Zombies dann ja eindringen konnten. Ich ließ Clementine unaufhörlich auf Sarah einreden, während Luke als erstes hinauskletterte (da er die Frauen dann nach oben ziehen konnte). Jane wollte, dass Clem die Nächste war und gab ihr zu verstehen, dass sie Sarah nicht retten konnte. Wenn sie nicht fliehen wollte und ihren Lebenssinn verloren hatte, machte es keinen Sinn, sie zu zwingen und dafür das eigene Leben aufs Spiel zu setzen. Ich fand das aber doch eher dreist - prinzipiell hatte Jane ja schon recht, aber ich war mir ziemlich sicher, dass Sarah eigentlich leben wollte. Außerdem hatte ich mir irgendwann ja geschworen, nie wieder jemanden aufzugeben, weil ich dachte, ich könnte ihn nicht retten (*hustBen*). Ich verpasste Sarah dann im letzten Moment einfach eine Ohrfeige, und das schien zu helfen. Sie raffte sich auf und es ging sich tatsächlich noch aus, dass wir alle vier unversehrt davonkamen. Hurray! \o/ Noch hatte ich alles im Griff.

Auf dem Rückweg erzählte Jane dann, dass Sarah trotzdem früher oder später draufgehen würde, wenn sie sich nicht fing. Ihre Schwester (ja, jetzt kommt diese Geschichte) hatte nach der Apokalypse auch jeglichen Lebenswillen verloren. Jane hatte sie immer zum Aufstehen und Weitermachen angetrieben, aber irgendwann war der Zeitpunkt gekommen, wo es einfach nicht mehr geklappt hatte. In einem besonders gefährlichem Moment wollte die Schwester nicht fliehen, also ließ Jane sie dann zurück. Natürlich machte ihr das immer noch zu schaffen, aber sie meinte auch, dass es nicht wirklich falsch gewesen war. Denn für die Schwester war es schlimmer gewesen, durchzuhalten, als einfach zu sterben - Jane hatte ihr diese Entscheidung lange genug verwehrt. Naja, ist natürlich ein schwieriger Fall. Einerseits schon nachvollziehbar, aber trotzdem nicht universell auf jeden anzuwenden.
Alle waren ziemlich erleichtert, als wir zurück nach Parker's Run kamen. Rebecca war sehr traurig wegen Nick, konnte aber nicht lange Trübsal blasen. Ihr Baby schien zu kommen. Bonnie fragte Clementine, ob irgendjemand sich mit einer Geburt auskannte, und offenbar war Kenny hier die erste Wahl. Das fand ich etwas seltsam - klar, er hatte ein Kind gehabt, aber damals war das ja doch alles noch ein bisschen anders abgelaufen. So mit Krankenhäusern und Ärzten und so, ich weiß nicht wie viel praktische Erfahrung ein Vater da sammelt. Trotzdem wollte Clem mit ihm reden und um Hilfe bitten. Ich hatte ein bisschen Angst, aber Kennys Wut war verflogen. Jetzt war der Zeitpunkt, wo er sich selbst die Schuld gab. Und sich danach sehnte, nichts mehr zu fühlen (er beschrieb zum Beispiel, dass er es gar nicht so doof gefunden hatte, von Carver verprügelt zu werden, weil er da in einen "schwebenden" Ohnmachtszustand abgedriftet war). Natürlich versuchte ich, ihn aufzumuntern, aber nach so vielen Verlusten wird nicht einfach alles besser wenn man sagt "Aber mir hast du immer total gut geholfen!". Trotzdem erklärte er sich bereit, aus dem Zelt, in das er sich zurückgezogen hatte, herauszukommen.
Als Kenny sah, dass das Baby bald kommen würde, schien er kurz nicht ganz überzeugt, ob seine Hilfe angebracht war. Vermutlich dachte er, er würde es sowieso nicht hinkriegen. Aber nachdem ihm so ziemlich alle ins Gesicht gebrüllt hatten, dass sie ihn hierfür wirklich brauchten, war er voll bei der Sache.

Parker's Run war aber nun kein guter Platz, um ein Kind auf die Welt zu bringen. Wir waren unter freiem Himmel und es war immer noch ziemlich kalt. Außerdem brauchten wir Wasser und Decken - den obligatorischen Kram halt. In der Nähe gab es ein Museum, das Bonnie und Mike erkunden wollten. Jane sah sich indessen in der Umgebung um. Ich konnte nun entscheiden, ob ich bei einen von diesen Unternehmungen dabei sein wollte, oder lieber bei Sarah blieb. Eigentlich wäre ich eher da geblieben, aber Luke machte sich Sorgen, dass Jane einfach abhauen würde. Ich persönlich war eigentlich sicher, dass sie das erst mal nicht tun würde, aber selbst wenn, warum wäre das ein Problem? Sicher hatte sie uns geholfen, aber sie war deshalb doch nicht dazu gezwungen, bei der Gruppe zu bleiben. o.ô Aber Luke überredete mich halt trotzdem irgendwie, also ging ich hinterher.
Jane hatte eine Aussichtsplattform entdeckt, die oben sogar einen Geschenkeshop und reichlich Stauraum hatte. Das war ein deutlich besserer Platz für eine Geburt als Parker's Run. Während Jane versuchte, eine Tür aufzubrechen, entdeckte Clementine einen Fremden, der zur Plattform kam. Es war ein Junge mit leicht demolierter Brille, der hinkte und eine Schiene am Bein hatte, die leise quietschte. Sah also total ungefährlich aus, was am verdächtigsten überhaupt ist. Ich ließ Clem (und nur Clem) aber erst mal mit dem Typen reden, gerade als er eine Tasche verstecken wollte. Arvo, so hieß der offenbar russische Junge, war deshalb gleich etwas panisch und richtete mit zittrigen Händen eine Pistole auf sie, was mir gleich mehrere Déjà-vus bescherte - zwei Mal war sowas in dieser Season schon schief gegangen. Jane war aber deutlich brauchbarer als Nick oder Omid damals, denn sie konnte den Jungen aus ihrem Versteck heraus überwältigen und ihm die Waffe abnehmen. Sie war auch super misstrauisch und wollte die Tasche, die er dabei hatte, durchsuchen. Darin war eine riesige Menge an unterschiedlichen Medikamenten. Jane wollte sie haben. Sie würden nicht nur für Rebecca gut sein, sondern auch Kenny bei seinem verletzten Auge helfen, und Luke bei diversen Prellungen, die er sich noch bei Carver geholt hatte. Grundsätzlich ist mir die Gruppe ja auch wichtiger als irgendein Typ, vor allem wenn er noch so offensichtlich als schwach dargestellt wird, dass seine Beinschiene bei jedem Schritt förmlich die Worte "Ich bin verdächtig!" quietscht. Aber. Was, wenn er doch die Wahrheit sagte? Arvo meinte, die Medikamente wären für seine kranke Schwester. Es sprach viel dagegen, dass diese Geschichte stimmte, aber diese kleine Chance, dass es keine Lüge war, musste beachtet werden. Und würde Clementine, nachdem sie in Season 1 nicht mal etwas aus einem verlassenen Wagen haben wollte, wirklich einen Jungen direkt bestehlen?
Meine Antwort darauf war "Nein", also gab ich Arvo seine Tasche zurück. Mein Gott, ich würde in einer Zombie Apokalypse niemals überleben. Jane fand das völlig bescheuert, weil sie ja längst nichts mehr machte, nur weil es "richtig" war. Sie bedrohte den Jungen vorsichtshalber auch nochmal, damit er ja nicht wieder in diese Gegend kommen würde. Danach schämte sie sich allerdings auch ein bisschen dafür, ein Kind so eingeschüchtert zu haben.
Nach dieser Aufregung gab es erneut Besuch auf der Aussichtsplattform. Diesmal war es aber Luke, der berichtete, dass Bonnie und Mike immer noch nicht vom Museum zurück waren. Er selbst hatte die Aufgabe, nach Zombies Ausschau zu halten und konnte deshalb nicht selbst nachsehen gehen. Also musste Clementine das machen. Ich hätte auch nochmal mit Sarah reden können, aber vergaß das irgendwie im Eifer des Gefechtes. Super, erst rette ich sie und dann ignoriere ich sie. xD
Stattdessen erkundigte ich mich kurz nach Rebeccas Wohlbefinden (sie hatte schon große Schmerzen) und machte mich danach schnell auf dem Weg zum Museum.

Mike und Bonnie hatten so lange gebraucht, weil sie nicht mit leeren Händen zurückkommen wollten. Bisher hatten sie aber nichts gefunden, was mich nicht überraschte - Mike kramte ewig in einer Schachtel herum, während Bonnie das Museum offenbar von einem Punkt aus mit den Augen absuchte. Beides sehr "effektiv". Sobald Clementine da war, wurde natürlich auch etwas gefunden. Ein Mantel lag sogar direkt bei Bonnie herum, und sie hatte ihn einfach nicht gesehen. o.ô Und das Wasser war hinter einer Theke, wo man nur das Absperrgitter beim Fenster etwas raufschieben hätte müssen, um es zu finden. Bonnie schlug vor, dass Clem sich ja durchquetschen konnte, und so machte ich das natürlich auch. Gut, dass drinnen ein Walker war, Mike die Tür eintreten musste und alles eigentlich umsonst gewesen war. Bonnie entschuldigte sich auch, aber das war mir dann auch egal. Ist nicht so als wäre sie die erste gewesen, die mir eine gefährlich Aufgabe gegeben hätte - ist halt Pech, dass es genau da auch fast schief geht. Überhaupt hasse ich sie nicht mehr ganz so sehr. Etwas blöde finde ich sie immer noch, aber der Hass verpufft langsam. Außerdem schien sie sich echt gut mit Mike zu verstehen, was ich ganz cool fand. Weil er cool ist. :0
Wir hatten dann also Wasser und einen Mantel, was als Ausbeute genug war. Fast hätten wir noch einen Waschbären als Snack erlegt, aber er entkam zum Glück unversehrt - ich wollte nicht noch ein Tier sterben sehen. Der Waschbär hatte sogar kleine, süße Kinder! Aber egal. Nun konnten wir mit den restlichen Fundstücken und Rebecca zum Aussichtsturm aufbrechen. War auch allerhöchste Zeit, weil plötzlich einige Zombies angewackelt kamen, die durch ihre Schmerzensschreie wohl angelockt worden waren. Hatte Luke sich darum nicht kümmern wollen? Er war aber nirgends zu sehen, und so mussten wir schnell alles zusammenraffen und abhauen. Kenny wollte uns Zeit verschaffen, und obwohl ich Mike anwies, ihm zu helfen, war das gar nicht unbedingt nötig. Kenny hatte sich einen Walker herausgepickt und tötete den nicht nur, sondern hackte regelrecht besessen auf ihn ein. Fast hätte er darüber übersehen, dass die restliche Meute näher rückte, aber er konnte noch schnell genug von seiner Wut ablassen und der Gruppe folgen. Dies sollte natürlich zeigen, was für unterschwellige Gefühle noch in ihm brodelten, was den anderen Sorgen bereitete. Mir nicht so, so lange Kenny das alles an Walkern ausließ und sich dadurch nicht umbrachte, fand ich das sogar okay. Besser so als wenn es irgendwie anders, an viel schlimmerer Stelle (oder bei netten Menschen), plötzlich herausbrechen würde.
Also, mit Müh und Not schafften wir es zur Aussichtsplattform... wo Luke, der eigentlich unser Wachposten war, immer noch bei Jane herumsaß. o.ô Und, meine Güte, es gab keinen Zweifel, dass er sich unglaublich ertappt fühlte. Die beiden hatten doch nicht... sie hatten... whoa, whoa. Ich hätte Luke am liebsten verprügelt. Leider konnte ich als Clementine nicht annähernd meine eigene Empörung ausdrücken - außerdem waren da ja noch Zombies, die uns folgten, und ein dringlicheres Problem waren. Es hätte natürlich überhaupt kein Problem gegeben, hätte Luke seine Libido im Zaum gehalten, aber jetzt waren die Walker nun mal da. Und es waren viele.

Es gab für sie durch eine Treppe leider einen recht einfachen Weg auf die Plattform - während Kenny sich mit Rebecca um die Geburt kümmerte (super Timing), musste der Weg für die Zombies irgendwie blockiert werden. Eine oben bereits vorhandene Gittertür brachte nicht besonders viel, da musste schon mehr aufgeboten werden. Es gab zum Glück die Nachbildung einer Kanone - wir waren ja in einem ehemaligem Tourismusschauplatz für den Civil War - die mit Lukes Hilfe vor die Gittertür gerollt werden konnte. Allerdings war das zu viel für das spröde Holz, und die Plattform brach ein (der Teil, der eine Art Terrasse gewesen war, während der innere Teil noch intakt war). Jane und Sarah wurden davon in die Tiefe gerissen. Luke hatte seine neue Liebschaft noch am Arm packen können, aber Sarah landete unten am Boden und wurde auch noch halb von Trümmerteilen verschüttet. Clementine eilte an den Rand der verbliebenen Plattform und konnte nun entweder Janes zweite Hand packen, oder ihr sagen, sie solle Sarah helfen. Und ich war wieder in meiner besten geistigen Verfassung.
Ich konzentrierte mich so auf die Entscheidung, bzw. auf den Text, den ich wählen wollte, dass ich gar nicht so recht auf die Situation achtete. Ein Impuls sagte mir, ich sollte "die Hand packen", allerdings dachte ich irgendwie, es wäre von Sarahs Hand die Rede, weil Luke Jane doch eh schon hatte. Dass die Entfernung da viel zu groß, und mein Gedankengang extrem unlogisch war, wurde mir natürlich klar, nachdem ich das gerade ausgewählt hatte. xD
Jane wurde also gerettet, und Sarah von Zombies gefressen. Es war jetzt nicht so, dass ihr wirklich jemand helfen hätte können, aber ich hätte es schon versucht, wäre mein Hirn nicht auf Stand-by gewesen. Weil mich das ärgerte, habe ich Clem halt Jane vorwurfsvoll anschreien lassen, dass sie nichts getan hatte, um Sarah zu helfen. Hatte ich natürlich noch weniger, aber das war ohnehin eher die Strafe dafür, dass sie mit Luke rummacht, während wir anderen von Zombies angefallen werden. ;0
Es war aber immer noch keine Zeit für ausgiebige, wüste Beschimpfungen - die abgebrochene Hälfte der Plattform lag nun nämlich genau so, dass sie eine Brücke nach oben bildete. Clementine entdeckte dann scharfsinnig, dass der Rest dieser Terrasse nur noch durch ein Drahtseil oben festgehalten wurde, und ein paar beherzte Schläge mit der Axt lösten dieses Problem. Puh, nun gab es keine Möglichkeit mehr für irgendwelche Walker, nach oben zu gelangen. Statt jetzt endlich unerledigte Sachen nochmal ordentlich anzusprechen - Vorwürfe für Luke und Jane, Trauer um Sarah - war es Zeit, das gerade geborene Baby zu bestaunen. Erst schien es leblos, aber nach kurzer Zeit begann es zu weinen und war somit bisher gesund und munter. Das erweichte allen das Herz und niemand war traurig, dass Sarah gestorben war. Nein ernsthaft, niemand sprach mehr davon, es war allen irgendwie völlig egal. :x

Es wurde langsam Nacht, als Clementine etwas Zeit mit Rebecca verbringen konnte. Sie durfte das Baby halten und ich sagte, dass es überhaupt nicht wie Carver aussah. Auch nicht wie Alvin, aber Rebecca war so überzeugt von seiner Vaterschaft, dass ich ihr einfach mal glaube. ;0 Die frischgebackene Mutter war aber ziemlich fertig von dem Ganzen und sie hustete auch öfter. Da wusste ich gleich, dass ihr Tod angeteasert wurde. Noch überzeugter war ich, als Kenny anbot, auf das Baby aufzupassen, während Becca sich ausruhen sollte. Er hatte sich sofort in den kleinen Kerl verliebt, und gewann Kraft aus diesem neuen Leben und dem Gefühl, da gebraucht zu werden. Vielleicht sogar etwas zu viel. ;0
Nachdem Rebecca sich schlafen gelegt hatte, entdeckte Clementine relativ zufällig Jane, die gerade abhauen wollte. Bitte, dann geh halt. :0 Sie war zwar sehr hilfreich und teilweise cool gewesen, hatte manche Situationen aber auch verkompliziert. Ich fand es auf jeden Fall weniger schade, als ich gedacht hätte. Jedenfalls meinte Jane, dass sie nicht sehen wollte, wie Clementine dasselbe Schicksal wie ihre Schwester und Sarah ereilte. Auch wenn sie momentan sehr stark war, konnte so etwas passieren. Außerdem erwähnte sie nochmal nachdrücklich, dass es alleine oft besser war - Clem brauchte niemandem, um zu überleben und sollte das nie vergessen. Oh~, also wenn das so oft gesagt wird, wäre ich überrascht, wenn ich später keine Entscheidung in die Richtung treffen müsste.
Zum Abschied schenkte Jane mir noch eine Nagelfeile, die wir bei den Zombies vor dem Trailerpark gefunden hatten und dann war sie weg. Ich fragte nicht, ob ich mitkommen konnte oder ob sie nicht doch hierbleiben würde - und schon gar nicht, warum sie auch Luke zurückließ.
Apropos, der tauchte Minuten später auf, und mit dem hatte ich noch ein Hühnchen zu rupfen. Er war auch völlig aus dem Häuschen, dass Jane ohne Abschied gegangen war, was ich noch bescheuerter fand. Also. Sarah war unter anderem auch gestorben, weil er nicht auf seinem Posten gewesen war, und alles was ihn interessierte war seine dämliche Liebelei?
Bei der folgenden Diskussion mit Kenny (weil Luke das Baby mit seinem Jammern aufgeweckt hatte), der ihm richtig die Leviten las, war ich eigentlich meist auf dessen Seite. Weil ich auch sehr wütend war, und weil ich nicht das Gefühl hatte, Luke würde das ordentlich bereuen. Er entschuldigte sich irgendwann schon, aber ich weiß nicht, ob er die Tragweite seiner Aktion verstanden hatte.
Ich habe dann viel darüber nachgedacht, warum mich das so getroffen hat, während ich Kenny schon so einiges einfach verziehen habe. Ich glaube es liegt an den unterschiedlichen Erwartungen, die ich hatte. Ich kenne Kenny inzwischen so gut, dass ich meist total abschätzen kann, wie er reagiert oder was er macht. Und ich vertraue ihm völlig, weil ich eben weiß, was mich bei ihm erwartet. Luke habe ich auch vertraut, aber ich habe ihn erst kennen gelernt. Ich hatte keine Ahnung, was für Fehler er machen könnte und war deshalb umso mehr überrascht und enttäuscht. Dass es dann noch so eine dumme Sache war, die ich in der Situation wirklich nicht richtig nachvollziehen kann, hat ihr Übriges getan.

Langsam mussten wir uns dann entscheiden, wie es weitergehen würde. Rebecca schien sehr schwach, aber die Aussichtsplattform konnte nicht ewig als Unterschlupf dienen. Vor allem, weil es langsam zu schneien begann und richtig kalt wurde. Von oben sahen wir, dass es eine Stadt gab, die sich relativ in der Nähe befand und vielleicht mehr Schutz vor der Kälte bieten würde. Aber würde Becca es bis dorthin schaffen? (Spoiler: Nope)
Ich hatte zu entscheiden, was wir tun - warum auch immer. xD Luke war fürs Bleiben und Kenny fürs Weiterziehen. Ich ließ mich hier nicht von irgendwelchen Sympathien leiten, sondern wollte einfach vor dem Schnee fliehen. Ich dachte, dass das Gehen wenigstens wärmer hielt, als irgendwo zu sitzen, auch wenn es natürlich anstrengender war. Rebecca war sehr tapfer und schloss sich meiner Meinung bedingungslos an. Allerdings tat sie sich wirklich schwer. Nach einer Weile mussten wir Pause machen, damit Rebecca sich setzen und ausruhen konnte, und die Diskussion zwischen Luke und Kenny, ob das hier das Richtige war (obwohl es ja meine Schuld war), ging wieder los. Das Gezanke wurde nur dadurch unterbrochen, dass in der Ferne eine Gestalt auftauchte. Es war Arvo, der Junge mit der Beinschiene. Er fragte nach Jane und glaubte uns nicht, als wir von ihrem Abschied berichteten. Und obwohl Clem ihn nicht bestehlen hatte wollen, hatte er trotzdem seine Leute mitgebracht, um sich zu rächen. Oder so. Da waren wir dann also von irgendwelchen russischen Männern und einer Frau umkreist, die kein Wort Englisch mit uns redeten. Außerdem hatten sie Waffen, und nach kurzer Zeit war das Chaos perfekt - keiner verstand den anderen, selbst Arvo war etwas überfordert, und alle hatten auf irgendjemanden ein Gewehr gerichtet. Also auch meine Leute. ;0 Und in all dem Trubel aus russischen und englischen Wortbrocken, hörte man plötzlich ein leises Röcheln. Clementine sah zu Rebecca, die auf ihrem Sitzplatz offenbar sang- und klanglos gestorben war, sich in einen Zombie verwandelt hatte und immer noch das Baby in den Händen hielt. Holy shit. Ich fand das echt schlimm. Das war mal etwas anderes. Kein dramatischer Tod, keine Opferung, keine Möglichkeit noch etwas zu tun. Einfach hingesetzt und gestorben, das war richtig kalt. Und deshalb hatte es für mich so einen Effekt - ich fand es unglaublich dramatisch, weil es so undramatisch präsentiert wurde. Ist schwer zu beschreiben, aber das hat mich einfach mitgenommen. Was aber noch schlimmer war, war die Aktion, die nun folgen musste. Ich hatte nur Augen für Walker-Rebecca, die das Baby gerade in Augenschein nahm. Die logische Konklusion war für mich, sie sofort zu erschießen, damit da nichts Furchtbareres passieren konnte. Blöd nur, dass wir gerade in einer sehr angespannten Situation mit schießwütigen Russen waren - der Knall aus meiner Pistole war noch nicht ganz verklungen, als das Bild sich verdunkelte und nur noch mehr Schüsse zu hören waren.

Shitshitshitshitshit! Ich habe mich so schlecht gefühlt. Was bin ich denn für ein Schaf?! Schieße ohne ein Wort irgendwohin, während gerade Waffen auf die Gruppe gerichtet sind. Die Alternative wäre gewesen, den anderen Bescheid zu sagen, was vielleicht schwieriger gewesen wäre (wegen dem allgemeinen Aufruhr), aber deutlich sensibler. Wenn jetzt irgendjemand deshalb stirbt... das verkrafte ich nicht. :x Noch dazu, wo eh nur noch so wenige übrig sind. Fünf von insgesamt mal 13 Personen, die in irgendeiner Form bei "meinen Leuten" waren. Clementine, Kenny, Luke, Mike und Bonnie - ich will nicht, dass noch jemandem etwas passiert. ;__; Aber so wie die Situation war, kann ich mir fast nicht vorstellen, dass da kein einziger Schuss getroffen haben soll.
Ich habe echt schon Angst davor, wie es weiter geht. Wen habe ich diesmal auf dem Gewissen? D:

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen