Donnerstag, 7. Juli 2022

I Have No Mouth And I Must Scream


I Have No Mouth And I Must Scream ist ein Point & Click Adventure aus dem Jahr 1995, das in einer dystopischen Zukunft spielt. Es ist bekannt für die tiefdüsteren Themen, die dort behandelt werden, und auch ich kenne thematisch kein Spiel in dem Genre, das so schreckliche Dinge beschreibt - ohne dabei ein Horrogame zu sein. Das meine ich im positivsten alle Sinne, denn ich war trotz der relativ kurzen Spieldauer von etwa 6 Stunden extrem von der Atmosphäre eingenommen und konnte Bindungen zu den Charakteren herstellen. 
Von diesen gibt es fünf, die alle ein einzelnes Szenario bestreiten und eigentlich nie untereinander agieren. Ihre einzige Verbindung ist, dass sie die letzten Menschenseelen sind, die es gibt - und die von einer Entität schon seit 109 Jahren wie in einem Fegefeuer durchgehend gequält werden.
Die Entität ist übrigens ein Supercomputer, der ursprünglich von der Menschheit für die Kriegsführung gebaut wurde. Das Ding entwickelte aber natürlich ein eigenes Bewusstsein und zerstörte irgendwann sämtliches Leben auf der Erde - behielt aber aus irgendwelchen Gründen eben die 5 Hauptcharaktere, oder zumindest eben deren Bewusstsein und eine Form von Körper (dazu später bei "Benny" mehr), am Leben. Es gibt dahinter keinen wirklich tieferen Sinn, es geht um physische Qualen und psychische Tortur bis in alle Ewigkeit. Oder zumindest bis AM, so der Name des Supercomputers, sich ein neues Spiel ausdenkt. Er schickt jeden einzelnen Charakter in ein erfundenes Szenario, was eigentlich wieder nur dazu führen soll, dass sie sich erneut ihrer Schwächen und Fehler bewusst werden und ihre schlimmsten Momente zu Lebzeiten erneut durchleben. 

Als Spieler kann man sich frei für eine Reihenfolge entscheiden, und ich werde hier natürlich die einzelnen Geschichten so erzählen wie ich sie gespielt habe. Vor allem auch deshalb, weil ich auf manche Spielmechaniken erst ziemlich später drauf gekommen bin und ich diese Entdeckungen eben auch so schildern will, wie sie mir aufgefallen sind - denn das hat schon sehr zu meinem Erlebnis beigetragen, weil sich für mich eine gewisse Genialität erst nach und nach entfaltet hat, bis ich nun am Ende einfach nur sehr beeindruckt und zufrieden zurückgelassen wurde.
Zuerst ging ich davon aus, dass es sich um ein typisches Adventure handelt mit kleinen Rätseln, einem Inventar und anwählbaren Befehlen ("Look at", "Push", "Swallow" (!) usw.). Aber es brauchte auch nicht mehr, um mein Interesse erst mal zu wecken. Aber da steckte noch ein bisschen mehr dahinter!


Gorrister:

AM gibt zu jedem Charakter einen kurzen Einleitungstext ab, ich habe mich aber hauptsächlich deshalb für Gorrister entschieden, weil ich seinen Namen zuerst nicht verstanden hatte und meine Notizen damit unvollständig waren. xD
Gorrister startet im Inneren von etwas, das aussieht wie ein Schiff, und sich bald als Zeppelin herausstellt. Er ist völlig alleine und bei meinen ersten Erkundungen sind mir gleich ein paar Dinge aufgefallen. 1.: Man kann sterben. Bzw. wieder in die Folterkammer von AM zurückversetzt werden und muss dann wieder von vorne anfangen. Es gibt aber oft tatsächlich subtile Hinweise - neben einer Schüssel Bowle einen großen Kotzfleck zu finden bedeutet also, dass man die eher nicht trinken sollte. 2.: Es gibt viele, viele Details in den Umgebungen, ein großer Teil davon ist aber gar nicht extra anwählbar. Es gibt kein überfülltes, verwirrendes Inventar, was ich sehr mochte. 3.: Dafür gibt es im Inventar aber eine Art Hilfe-Buch. Wenn man das ansieht gibt es einem genau einen einzigen Hinweis in Form eines Lexikon-Eintrages. Also keine eindeutige Lösung, aber die Richtung, in die man denken sollte. Das fand ich kreativ gestaltet und echt sehr toll. 
Ansonsten war Gorristers Kapitel ziemlich wegweisend für die Schrecklichkeiten, die in dem Spiel lauern können. Der Zeppelin wird mit nichts anderem als seinem Herz gesteuert, Tiere werden gequält um an eine stärkende Flüssigkeit zu bekommen (Gott sei Dank grafisch nicht wirklich erkennbar), und man wirft einem Coyoten weitere Organe zum Fraß vor. Und man kann zwei von insgesamt vier NPCs umbringen wenn man will.^^ 
Den Zeppelin kann man nämlich etwas später landen und kommt zu einer Bar mitten in der Wüste, wo Gorrister schließlich auf seine inneren Dämonen trifft: Seine Frau, seine Schwiegermutter und seinen Schwiegervater (der Coyote ist hier der vierte NPC). Erstere wurde zu Lebzeiten in eine psychische Anstalt eingewiesen und ist dort elendig verendet. Ihre Eltern gaben Gorrister die Schuld, und er selbst ebenfalls.
Zur kurzen Erklärung: AM möchte den Charakter diese Schuld, und den Schmerz über den Verlust seiner Frau (die auch als NPC eigentlich so ziemlich tot ist), wieder durchleben lassen. Um das Szenario zu schaffen muss man herausfinden, dass in Wahrheit eigentlich die Schwiegermutter Schuld an allem ist und die Vergangenheit - also den Körper der Frau - begraben. Wenn man diese Dinge schafft wird auch Gorristers Portrait freundlicher und der Hintergrund grün, und ich nahm einfach mal an, dass das ein gutes Zeichen war. 
Ich dachte zwischendurch dann trotzdem, dass ich alles versemmelt hatte, weil ich irgendwann nicht mehr weitergekommen bin und in einer Lösung nachgesehen habe ... in der Dinge anders gemacht worden waren als ich sie getan hatte. Und irgendein Spinner schrieb dazu, dass man das Ganze dann nicht mehr schaffen kann. Ich hatte es aber dann doch noch hinbekommen, dass ich mit Gorrister einen Abschluss erzielte (äh, indem ich irgendwie die Schwiegereltern beide umbrachte~), was daran erkennbar war, dass er als Charakter nicht mehr auswählbar war, sondern zurück in seinem Käfig wieder gequält wurde. Die Geschichte galt damit als vorerst abgeschlossen.
Ich dachte da erst mal nur, dass die Leute im Internet doof sind und es offensichtlich doch keine Sackgassen gibt, bin aber nicht mal im Entferntesten auf die Idee gekommen, dass es aus einem Grund unterschiedliche Lösungswege gibt. Bei dem Walkthrough meinten die Leute vielleicht ja nur, dass man mit meinem Weg das beste Ende für Gorrister nicht mehr erreichen konnte? Wer weiß... zu dem Zeitpunkt hatte ich jedenfalls noch keinen Plan von irgendwelchen guten oder schlechten Enden. Und es sollte noch lange dauern bis ich da überhaupt drauf komme.... xD


Benny:


Benny habe ich als zweites genommen, weil er komisch aussah und ich eigentlich am wenigsten Interesse an ihm hatte - das beste bis zum Schluss aufheben, dachte ich mir. Tja, dass das Beste dann ausgerechnet sein Szenario war, konnte ich ja nicht ahnen. :D
AM erzählt uns zu Anfang, dass Benny früher hübsch und stark war, und er seinem Äußeren aus Jux und Tollerei deshalb etwas Grässliches und Tierhaftes verpasst hatte. So viel also zu den Körpern der Leute, über die der Computer offenbar auch seine Gewalt hat. Daher habe ich angenommen, dass das Körperliche zwar ein Erscheinungsbild der Charaktere ist, aber keine tatsächliche physische Form, die am Leben gehalten wird.
Wie auch immer, Benny startet in einer primitiven Höhlenkolonie. Erfrischend fand ich, dass es da sofort verfügbare NPCs gab, auch wenn man sich mit ihnen nicht so wirklich verständigen konnte - die Sprache war in dem Stamm keine, die wir verstehen konnten (und bestand auch hauptsächlich aus "Ugah"-Lauten, to be honest). Die Ausgangslage besteht darin, dass Benny ständig Hunger hat und einfach nichts in dieser Welt wirklich essen kann, weil es ihn irgendwie von innen verbrennt. Auf der Suche nach brauchbarer Nahrung lernt er einen Jungen mit einer Missbildung - einem dritten Arm - und dessen Mutter kennen. Gleichzeitig findet er Abseits der Kolonie einen Friedhof, auf dem scheinbar ihm bekannte Personen aus seiner Vergangenheit begraben wurden.
Einerseits geht es nun darum diese Vergangenheit aufzuarbeiten - offenbar war Benny ein Soldat, der seine Kameraden nicht nur zurückgelassen, sondern teilweise auch umgebracht hat, um seine eigene Haut zu retten - und selbstlos dem Jungen und seiner Mutter zu helfen.
Für AM allerdings geht es in diesem Szenario wohl darum, Benny natürlich seinen Verrat an seinen Mitstreitern vor Augen zu führen, und ihn weiterhin dazu zu verleiten, egoistisch wegzusehen wenn andere leiden. Denn die Höhlenbewohner müssen jeden Tag jemanden opfern, um den Supercomputer, der offenbar auch deren "Gott" ist, milde zu stimmen. Der Stamm will eigentlich immer den missgebildeten Jungen opfern, dieser wurde aber bis zu Bennys Ankunft von der Mutter beschützt. Als diese schließlich durch das Zufallsprinzip auserwählt wird und stirbt, gibt es diesen Schutz nicht mehr.
Der Junge ist der einzige, der sich mit Benny unterhalten kann, weil er seinerseits einen Computer hat, der die Sprachen jeweils übersetzt. Es ist also relativ deutlich, dass man hier Bezug zu diesem Charakter bekommen soll, um seinen nun unausweichlichen Tod zu verhindern. Machen kann man das nur, indem Benny schließlich dem Stammesführer vorschlägt, ihn selbst statt dem Jungen zu opfern, und damit hat man dann (nachdem man auch den Gräbern der Kameraden noch die Ehre erwiesen hat) dieses Szenario geschafft. Ich schätze, dass es auch zu einem Ende gekommen wäre, wenn man die Sache am Friedhof ausgelassen hätte, oder bei der Opferung des Jungens einfach tatenlos zugesehen hätte. Für mich stellte sich aber gar nicht die Frage, ob man etwas anders machen hätte können, weil der Weg recht deutlich vor mir lag. Ich war emotional investiert und wollte aus eigenem Antrieb das Beste aus dieser Sache machen - also blieb mir auch hier weiter das Wissen um verschiedene Enden verwehrt.
Es war aber auf jeden Fall mein liebstes der fünf Szenarien, und Benny dann im Endeffekt definitiv auch mein Lieblingscharakter, obwohl er sich zumindest zu Lebenszeiten doch mehr zu Schulden kommen hatte lassen als die meisten anderen. Naja, außer dem Nazi halt.


Ellen:


Nein, Ellen ist nicht der Nazi, sondern die einzige Frau im Bunde. ;0 Sie ist ein bisschen sassy und damit gleich sympathisch. Aus AMs Einleitung konnte ich aber gar nicht so recht erkennen, was sie sich eigentlich zu Schulden kommen hatte lassen - bei den anderen beiden hatte es wenigstens Andeutungen gegeben. 
Man startet hier vor einer Art ägyptischer Pyramide, die auch innen wie eine antike Grabstätte aussieht, wären da nicht zusätzliche Kabel und Bildschirme an den Wänden. Sehr schön fand ich, dass man Bilder aus anderen Szenarien auf diesen Monitoren sehen kann - ich erkannte die Bar von Gorrister und den Opferpfahl von Benny, und konnte einen kurzen Blick auf die restlichen beiden Schauplätze werfen. Da habe ich dann entschieden, dass ich Nimdok als nächstes mache, von dem ich bereits wusste ... ach, da komme ich gleich nochmal dazu.
Auf jeden Fall konnte man über Ellen herausfinden, dass sie eine üble Phobie vor der Farbe gelb hat, was in einer Pyramide mit genau dieser Farbgebung natürlich toll war. Einige Dinge musste man zwei Mal aktivieren, damit sie sich überwinden konnte sie zu tun (z.B. einen gelben Fetzen aufheben), manches tat sie überhaupt nicht. Darüber hinaus kam außerdem heraus, dass die Dame eine talentierte Computeringenieurin war, durch private Schicksalsschläge aber auch einiges durchgemacht hatte. Als schließlich noch aufgedeckt wurde, dass sie an der Spitze ihrer beruflichen Karriere vergewaltigt worden war, fragte ich mich ernsthaft, was das Konzept hinter all den Charakteren sein sollte. Ich dachte erst es ginge um Schuld, aber AM hatte anscheinend keine höheren Motive dahinter, welche fünf Menschen er bis in alle Ewigkeit quälen möchte. Ellen war immer ein Opfer, und sie wollte er in diesem Szenario all ihre tiefsten Ängste noch einmal durchleben lassen. Daher habe ich dann die Theorie aufgestellt, dass es eventuell nur darum geht, welche Leute besonders einfach zu quälen sind, und eventuell bestimmte Erfahrungen gemacht haben, von denen ein Supercomputer vielleicht profitieren könnte? Das war mir in dem Moment aber natürlich noch nicht klar, da sich erst ganz am Ende herausstellte, dass AM nicht die einzige Entität ist, nur eben die mächtigste. Hinweise darauf gibt es bei fast allen Charakteren, hier aber am stärksten. Nachdem man mit Ellen nämlich ihr Trauma der Vergewaltigung überwunden hat (indem man gegen den 'wieder erweckten' Täter kämpft statt davonzulaufen oder um Gnade zu flehen) gelangt man noch in einen hochtechnologischen Raum. Dort kann man ein Gespräch mit einem anderen Bewusstsein von AM führen - denn dieser hat nicht nur seine verrückte, größenwahnsinnige Persönlichkeit, sondern auch noch harmlosere, die sich abgespaltet haben. Hier erfährt man eigentlich am deutlichsten, dass jemand den Charakteren helfen möchte, AM endlich Einhalt zu gebieten. 


Nimdok:


Nimdok ist der einzige Charakter, von dem ich schon vor dem Spiel ein bisschen etwas wusste - zumindest, dass er eben ein Nazi sein soll. Denn in der deutschen Version von I Have No Mouth And I Must Scream wurde er komplett weggeschnitten, weshalb in Foren empfohlen wird, definitiv die englische Version zu spielen. Es wird behauptet, dass man ohne diesen kompletten Charakter das Spiel nicht wirklich beenden kann, aber nachdem ich die Struktur nun kenne könnte es sein, dass man zumindest ein besonders mieses Ende erreichen kann. Aber naja, auch das wäre ein schwacher Trost. Außerdem fehlt einem schon ein ziemlich essenzieller Teil der Geschichte - ohne ihn ist es sicher schwieriger das Gesamtwerk als solches zu beurteilen, weil es sich um das schwerwiegendste Thema handelt, auch wenn ich gar nicht urteilen kann ob das positiv oder negativ zum Erlebnis beiträgt. 
AM haut am Anfang eigentlich schon die wichtigsten Eckdaten raus: Nimdok hat mit seinem guten Kollegen Dr. Mengele Experimente an Gefangenen durchgeführt. Nach einem kurzen Blick ins Buch weiß man auch - sollte man noch irgendwelche Zweifel haben - dass sich dieses Szenario tatsächlich in Auschwitz abspielt. Die einzelnen Locations beschränken sich zuerst auf einen Bereich vor einem hohen Zaun mit zwei Gefangenen, dem Operationssaal mit befülltem Krankenzimmer, und einem geheimen Keller mit Verbrennungsöfen. Vor allem die "Patienten" sind dabei ein Schock, besonders derjenige, der in diesem Szenario auf dem Operationstisch sein Schicksal erwartet. War gar nicht so leicht zu ertragen, muss ich sagen, obwohl es aufgrund der doch recht beschränkten Räumlichkeiten trotzdem halbwegs gelingt, nicht andauernd aktiv daran zu denken wo man sich genau befindet. Dabei hilft auch, dass eben auch wenige Menschen anwesend sind, gerade so viele um das Grauen der Experimente und den Verrat an Freunden und Kollegen (ein Gefangener ist nämlich so einer) darzustellen. Also, einerseits bringt die Location ein bedrückendes Gefühl mit sich, lässt aber zum Glück genug weg sodass man sich irgendwie doch noch aufs Spielen konzentrieren kann. 
Auf jeden Fall soll man mit Nimdok eine grauenvolle Operation durchführen, aber dieser versteht gar nicht so genau was er machen soll. Offenbar hatte er schon zu Lebzeiten mit Demenz zu kämpfen, die ihm die Erinnerung an seine schlimmen Taten (praktischerweise) genommen hat. AM zielt nun natürlich darauf ab, dass er sich an alle schrecklichen Details erinnert - zum Beispiel dass seine Eltern eigentlich zu genau dem Volk gehörte, das die Nazis versuchen zu vernichten - hier als "Lost Tribe" bezeichnet. Und Nimdok hat damals seine Eltern sogar ausgeliefert, als Beweis seines Werts und seiner Treue. o__O Holy Moly? Man kann wirklich einen Spieler wie mich nur dazu bringen, dieses Arschloch zu spielen wenn das sich wenigstens nicht mehr erinnert, auch wenn es seinen Charakter natürlich nicht besser macht. 
Ich habe mich auch ehrlich öfter gefragt, wie man so jemanden einbauen kann, gegen den vergleichsweise sogar Benny mit seinem Kameraden-Mord plötzlich zu einem fast harmlosen Kaninchen wird. Aber offenbar braucht AM ausgerechnet Nimdoks Experimente, um noch mächtiger werden zu können (und im Endeffekt die anderen Entitäten ein für alle Mal zu vernichten). Dieser soll also nicht einmal unbedingt so gequält werden wie die anderen, zumindest nicht gezwungenermaßen. Er soll sich vor allem erinnern, damit die Forschungsergebnisse weiter verwendet werden können. 
Nimdoks Szenario war das einzige, wo ich nicht mal kurz in eine Lösung spicken musste und mir dafür aber auch erstmals klar wurde, dass ich für ihn definitiv kein optimales Ende hatte, weil ich merklich irgendwie die Hälfte der möglichen Ereignisse nicht getriggert habe.^^ 
Ich habe zwar versucht, den Häftlingen zu helfen und habe mich gegen die Operation geweigert, aber man hätte wohl im besseren Fall den OP-Helfer umbringen und ein paar Gefangene sogar befreien können. Habe ich leider nicht errätselt. :/ Dadurch hätte man dann später, wenn man sich in einem Bunker versteckt, einen Golem erwecken können - als Zeichen dafür, dass man Nimdoks wahre Herkunft doch anerkannt hat. Ich bin stattdessen ohne ersichtliche Möglichkeit den Golem zu aktivieren, einfach an dem vorbei gelaufen und neben einem Massengrab (ugh, auch nochmal creepy) aus dem Camp spaziert und fand das auch alles andere als befriedigend. Nimdok hatte zwar zumindest angefangen seine Taten wirklich zu bereuen, aber äh ... schwierig. 


Ted:


Auf Ted hatte ich dann gar nicht soo viel Lust. Weil ich irgendwie dachte, dass alles nach dem Konzentrationslager irgendwie profan wirken würde - was nicht heißen soll, dass ich das Spiel in irgendeiner Art und Weise weniger mochte. Eher im Gegenteil, weil es mir halt bisher schon so viele unterschiedliche Empfindungen beschert hatte.
Naja, aber wie immer wenn ich wenig erwarte folgt dann immer etwas Gutes. Teds Szenario war sehr spaßig und nochmals etwas komplett anderes als alles bisher. Von den Rätseln her wohl mein Lieblingsort, aber sein Charakter war für mich dafür eher eine leere Hülle, die ich halt in dem Moment besetzt habe. AM erzählt einem zwar, dass der hübsche Mann sich mit Lug und Trug in die Oberschichten geschleimt hat, aber so zentral kam mir das Thema nicht vor. Man trifft lediglich auf eine Frau, die Ted wohl zu Lebzeiten wirklich geliebt hat, und die im Sterben liegt. Das hängt mit einem Zauber zusammen, den die böse Stiefmutter aus Neid gewirkt hat. Statt aber Schneewittchen nachzuspielen schlägt man sich schließlich mit Dämonenbeschwörung herum, und muss am Ende gar zusehen, dass die Seele der Frau nach ihrem Tod nicht mehr dem Teufel, sondern einem Engel in die Hände fällt. Die Rätsel hierzu haben mir eigentlich am meisten Freude bereitet, und man erhält auch weitere Hinweise auf die Möglichkeit sich aus AMs Fängen zu befreien.
Ansonsten konnte ich hieraus aber eigentlich am wenigsten Persönliches herauslesen - vermutlich sollte Ted einfach damit gequält werden, dass die Seele seiner Großen Liebe in die Hölle verschleppt wird, aber das war im Gegensatz zu den anderen schon überraschend wenig "Qual". Und über sich selbst wächst man eigentlich damit hinaus, dass man den Avancen der zwei weiblichen NPCs widersteht und nicht mit ihnen ins Bett geht. xD Mir kam nicht vor, dass Ted abgesehen davon viel zu überwinden hatte - dass man dem Teufel oder dem anderen beschworenen Dämon nichts überlassen sollte dürfte eh irgendwie klar sein.^^ 



Nachdem man alle Charaktere geschafft hat geben einem die Verbündeten, die man dadurch kennen gelernt hat die Möglichkeit, an einen geheimen Ort zu gelangen. Sowas wie die Gehirnwindungen von AM, sozusagen. Auch hier muss man der Reihe nach wieder auswählen und jeder der fünf gequälten Individuuen kann seinen Teil beitragen oder auch nicht.
Ich habe am Anfang nichts verstanden, ehrlich. xD Weil ich das Prinzip des Spiels immer noch nicht komplett überblickt hatte. Es hat drei Charaktere gebraucht bis ich endlich wusste wie alles eigentlich funktioniert.
Ich startete mit Nimdok, ohne den man - soweit ich das verstanden habe - bestimmte Voraussetzungen gar nicht erfüllen kann, um eben zum guten Ende zu gelangen. Er muss der erste sein, um für die restlichen Charaktere eine Basis zu erstellen. Nur er kennt nämlich das Passwort, das überhaupt den gesamten Prozess, den man am Ende durchlaufen muss, startet. Also, in der deutschen Version kann man hier entweder einfach nichts machen - was durchaus sein könnte - oder aber nur richtige kack Enden erreichen. Ich habe hier nicht noch genauer nachgeforscht, weil ich es vielleicht noch selbst probieren möchte.
Nun, wie auch immer. Ich habe mit Nimdok jedenfalls zwei Entitäten erwachen lassen, die ihm eine Aufgabe gestellt haben, um AM vernichten zu können. Diese beiden stellen sich als eigene Supercomputer heraus, ein russischer und ein chinesischer. xD Ich hatte durchaus verstanden, dass mein Ziel am Ende sein sollte, auch die beiden nicht an Macht gelangen zu lassen, und hätte das auch mit ihm alleine durchziehen können. Aber erstens, warum sollte ich ausgerechnet ihn dazu nehmen, und zweitens bin ich dann drauf gekommen, dass es für jeden Charakter noch einen persönlichen Ort gibt, an dem dieser nochmals mit seinen Erlebnissen konfrontiert wird.
Ich hatte sicher schon 2 Drittel des gesamten Szenarios mit Nimdok erledigt bis ich das erkannt habe, und als ich seinen Altar gefunden habe (jeder hat eben einen eigenen, und ich hatte schon zwei von anderen Protagonisten zumindest aktiviert) bin ich gleich gestorben, als ich etwas damit machen wollte. Ich habe neu geladen und es nochmals versucht, also alles mit Nimdok von vorne. Diesmal ließ ich ein paar Dinge aus und hatte am Ende beim Altar die Möglichkeit, diesen nun zwei statt ein Mal anzuwählen. Ich bin dann wieder gestorben, aber ENDLICH habe ich damit kapiert, dass die Farbe im Hintergrund der Charakterportraits eine GESUNDHEITSANZEIGE ist! Aah! In den ursprünglichen Szenarios konnte man diese mit guten Taten sozusagen füllen, und naja ... ich hatte bei Nimdok ja in seiner Geschichte nicht besonders viel Erfolg mit allem, also ist mir der relativ schnell weggestorben.
Aber okay, sei es drum, dachte ich mir. Er war mir eh nicht besonders wichtig.

Als nächstes wählte ich Gorrister, der zwar etwas mehr Gesundheit zu haben schien, aber bei dem ich schon die Sache mit dem Altar versaut hatte. Den fand ich zwar auch, aber seine damalige Frau, die dort als Roboter nochmal auftauchte, hatte ich davor schon unabsichtlich mit Nimdok deaktiviert. Äh, ups. Aber Pech gehabt.
Und dann wählte ich Benny. Erstmals fiel mir auf, dass der ein zusätzliches Item im Inventar hatte. Dazu muss ich erklären, dass in diesem Endszenario alle sich das Inventar teilten, und dort nur Talismane darin waren (benannt nach "Summoning", "Clarity", "Entropy", "Compassion" und "Forgiveness"). Diese brauchte man in ihrem wortwörtlichen Sinne um bestimmte Sachen zu aktivieren - mit Summoning hatte man zum Beispiel beiden Entitäten zuvor schon beschworen - und waren das einzig Nötige, um zum Ende zu gelangen. Benny aber hatte da noch etwas, das wie eine Frucht aussah und als "Love" betitelt war. Und mit ihm hatte ich auch nicht nur gute Gesundheit, ich konnte dieses Item auch bei seinem persönlichen NPC an seinem Altar anwenden. Belohnt wurde ich dafür mit einem Dialog, der einen richtigen Abschluss darstellte. Benny war damit quasi erlöst worden. Seinen Altar musste ich drei Mal anfassen, um zu sterben. Und damit war endlich der Groschen komplett gefallen.
Ich hatte bei Benny das beste Ende erreicht und wurde deshalb mit einem ordentlichen Abschluss seiner eigenen Story belohnt! Der Altar diente so oder so immer nur dazu, um zu sterben und den nächsten Charakter anwählen zu können! Und bei Gorrister und Nimdok hatte ich ganz logischerweise kein gutes Ende erreicht, weshalb die gar kein eigenes Item erhalten hatten!
Jetzt war ich natürlich nervös. War mir bei den beiden verbliebenen Leuten ein guter Abschluss gelungen? Ich wählte Ted an und... oh boy. Mit ihm hatte ich WEIßE Gesundheit, das höchste das es gibt! xD Und natürlich sein Item. ^__^
Auch bei Ellen hatte ich das meiste wohl richtig gemacht, und sie war dann eben der letzte Charakter, der dann auch tatsächlich das beste Ende des Spiels herbeiführen konnte. Alle Entitäten wurden zerstört, und sie selbst wurde zur neuen Aufseherin über die Welt. Wer meint, dass das keine besonders gute sein konnte, weil es immerhin keine Menschheit mehr gibt und auch die restlichen vier Seelen draufgegangen sind, hat falsch gedacht! Denn es gibt einen Hoffnungsschimmer, eine eingefrorene kleine Kolonie Menschen auf dem Mond, für deren Erwachen Ellen nun alles vorbereiten würde, um ihnen ein gutes, neues Leben zu ermöglichen.


Das Ende war so, so cool, muss ich echt sagen. Ich habe mich zwischendurch zwar nie gefragt, ob es mich befriedigen würde den fünf Protagonisten einfach nur zu ermöglichen ihrem ewigem Leid zu entgehen, während die Welt trotzdem quasi untergegangen ist und sie nur Frieden im Tod finden, ABER. Jetzt im Nachhinein bin ich sehr glücklich, dass es so einen überraschend positiven Ausblick gab. Natürlich passiert das in allen anderen Enden nicht, aber wen interessiert das, wenn ich ansonsten nicht immer hellste Birne dann doch das BESTE geschafft habe? Vielleicht nicht für alle Charaktere, aber wenigstens für meinen Benny, und die neuen Menschen. <3
Und die Erkenntnis, wie viele Möglichkeiten es eigentlich gibt, hat mich richtig begeistert - vielleicht sogar noch mehr als wenn ich das von Anfang an verstanden hätte. So konnte ich zuerst einmal über die Atmosphäre und doch unerwartet abwechslungsreichen Geschichten der Charaktere staunen, bevor ich selbst im Endgame noch ständig überrascht wurde. Rückblickend gesehen bin ich auch einfach beeindruckt, wie gut durchdacht das Spiel jetzt, wo ich deutlich mehr darüber weiß, auch einfach wirkt.
Ich muss sagen, dass ich schon hohe Erwartungen an I Have No Mouth And I Must Scream hatte, die allerdings tatsächlich übertroffen wurden.

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