Freitag, 29. Juli 2022

Recipe for a Turnabout (Phoenix Wright: Ace Attorney: Trials & Tribulations)

Der Einstieg in den dritten Fall des Spiels war ein bisschen seltsam, da er mit einer Gerichtsverhandlung begann, die bereits ihr Ende fand. Ich dachte es wäre endlich der magische Moment gekommen, in dem Phoenix eine ordentliche Verhandlung mal tatsächlich verliert (ohne dazu gezwungen zu werden oder seinen Mandanten schuldig sein zu lassen), aber weit gefehlt!
Ein Doppelgänger hatte sich eingeschlichen und eine alte Bekannte äußerst schlecht vertreten, sodass sie als Mörderin schuldig gesprochen wurde. In Hinsicht auf später musste ich schon wirklich sehr viel "Benefit of the Doubt" aufbringen, um hinzunehmen, dass alle geglaubt haben dieser Kerl wäre Phoenix, aber ok. Auch einem echten Anwalt könnte ich aber kaum übel nehmen, dass er verliert mit all den Beweisen und Zeugen - denn auch ich fand diesen Fall eine ziemlich harte Nuss. 
Trotz so mancher Unglaubwürdigkeit war es aber erneut ein recht frischer Ansatz für das bereits bekannte Prinzip, da man erstmals eine bereits Verurteilte vertreten musste, und ein Gerichtsverfahren bestreiten sollte, das es eigentlich schon gegeben hatte. Darin lag eben auch die Schwierigkeit: Alle Beweise waren bekannt und ziemlich eindeutig, man musste hier erst einmal eine Lücke finden, damit es überhaupt zu einer ernstzunehmenden Neuauflage kommen konnte. Ich muss zugeben, ich bin auf einige Sachen nicht drauf gekommen, zumindest bevor die Sache ab der zweiten Investigation erst einmal richtig ins Laufen kam. 

Worauf ich dafür gekommen bin war eine Theorie, wer Godot sein könnte. Ich war mir stellenweise so sicher, dass ich gehofft hatte es würde noch nicht aufgeklärt werden, damit ich in diesem Beitrag meine Vermutung beschreiben konnte, bevor sich mir die Lösung eindeutig präsentierte. Fragt mich nicht warum ich irgendwie geglaubt hatte, es würde bereits jetzt enthüllt werden. 
Neben der Tatsache, dass Godot bei Mias Erscheinen im Gerichtssaal so seltsam reagiert hatte, fiel mir noch etwas aus dem Anfang des Spiels ein. Maya hatte Phoenix erklärt, dass Pearls so fixiert darauf war, dass die beiden ein Paar waren, weil Männer an der Seite von Medien selten lange durchhalten. In Kurain gab es anscheinend fast nur Frauen, weil diese eben eine besondere Stellung hatten und das andere Geschlecht damit selten umgehen konnte. Weiters schien es mir fast, als würde Godot Phoenix zwar feindlich gegenüberstehen, ihn aber auch irgendwie testen. Diese drei Punkte führten mich zu dem Glauben, dass Godot der Vater von Maya und Mia sein könnte. Naja, der erste Versuch darf ja ein bisschen daneben sein - ich glaube das inzwischen nicht mehr. xD  Als Godot nämlich bei der Verhandlung recht respektlos gegenüber Maya (Topknot!) war und auch dauernd davon sprach wie cool er selbst ist, überlegte ich es mir dann doch wieder anders. Vielleicht doch ein früherer Verehrer von Mia? Nun, mit wachsender Verwirrung stürzte ich mich jedenfalls weiterhin motiviert in den dritten Fall, ohne auf diese Frage auch nur annähernd eine Antwort zu erhalten.

Die Verdächtige, oder eigentlich schon verurteilte Mörderin, war diesmal Maggey Byrde. Ebenfalls eine Bekannte aus dem zweiten Spiel, war ich immer noch erfreuter darüber als über so einige andere Charaktere, die auftauchen hätten können. Vor allem wohl weil Gumshoe halt eine Verbindung zu ihr hat... und ziemlich verknallt in sie ist. :3 
Also, Maggey Byrde wurde von einem falschen Phoenix Wright im ersten Prozess vertreten. Es ging darum, dass sie in einem Restaurant gearbeitet hatte und ein Gast an Vergiftung starb. Sie behauptete vehement, dass noch ein anderer am selben Tisch gesessen hatte, aber dies konnte niemand bestätigen. Alle anderen (z.B. der Restaurant-Inhaber) sagten aus, das Opfer wäre alleine gewesen.
Etwas später fanden wir auch noch heraus, dass es haufenweise anderer Beweise gab. Zum Beispiel das Giftfläschchen, also die Mordwaffe, gefunden in der Kellnerinnen-Uniform von Maggey. Als Motiv hatte die Staatsanwaltschaft Geldgier vorgeschlagen, da der Tote eine halbe Million im Lotto gewonnen hatte, was er gerade im Restaurant erfahren hatte. Auch das Gewinner-Ticket wurde bei Maggey gefunden. Diese war jedoch direkt nach dem Zusammenbruch des Opfers in Ohnmacht gefallen und konnte sich gar nicht erklären wie das alles passiert war. 
Im Endeffekt ging es erst mal eben darum, wenigstens ein paar der eindeutigen Beweise zu entkräftigen. Dies begann mit den Zeugen, die Maggie belasteten. Vor allem ein alter Mann, der behauptete sie sogar gesehen zu haben, als sie Gift in den Kaffee gab, musste erst mal diskreditiert werden. Als das gelungen war, war der Richter einverstanden, dass nochmal mehr nachgeforscht werden durfte, weil nun doch nicht alle Dinge perfekt zusammenpassten. Zwar gab es nur einen kleinen aufgekommenen Zweifel, aber das genügte zum Glück.
Ich hatte zu dem Zeitpunkt schon einige Hinweise, die irgendwie ein paar Puzzleteile lieferten, aber mir trotzdem nicht wirklich eine Lösung boten. Also hier konnte ich lange wirklich überhaupt nicht durchschauen was eigentlich vor sich ging - zumindest was Motivation und Gründe für den Mord anging. Die Details blieben mir echt lange verborgen, obwohl ich sagen konnte wer der Täter sein musste und wer in alles mit verwickelt war. So mag ich es eigentlich am liebsten; eine Mischung aus nachvollziehbaren Hinweisen, mit denen man sich ein Bild machen kann, die aber noch Raum für Überraschungen lassen.

Selbst als ich dann den für mich entscheidenden Punkt erfuhr - nämlich, dass der Tote Glen Elg Programmierer war - bot sich mir noch nicht die gesamte Lösung.
Btw., Glen Elg umgekehrt heißt auch Glenelg, und Lisa Basil umgekehrt heißt auch Lisabasil. Letztere hatte übrigens ein Design, das mir richtig gut gefiel. 
Aber gut, worum ging es denn nun ganz genau? Eigentlich um Geld und Mafia-Geschäfte. 
Glenelg wurde eigentlich ermordet, weil er einen richtig fiesen Computervirus programmiert hatte (der auch das gesamte Polizei-Revier lahmlegte), der auf dem Schwarzmarkt einen Haufen Geld einbringen konnte. Der Doppelgänger von Phoenix, der eigentlich Furio Tigre hieß, brauchte dringend Kohle, um die Operation der Enkeltochter eines Mafioso zu bezahlen, an deren Unfall er Schuld war.
Und so wurde ein Mord begangen, der später für den einzigen "richtigen" Gast im Restaurant, in dem Maggey gearbeitet hatte, nochmal nachgestellt wurde. So kam die erste Zeugenaussage zustande, dass Glen alleine am Tisch gesessen hatte, weil das extra so konstruiert wurde. Und ja, richtig gedacht, da mussten natürlich mehrere Leute beteiligt sein - allen voran der Restaurant-Besitzer Jean Armstrong. Wer jetzt aufgrund seines Namens glaubt, er hätte starke Arme, der hat voll ins Schwarze getroffen. Er hat allerdings auch ein rosa Ballettoutfit an und das ist schon so ziemlich die Oberklasse des Charakterdesigns. xD 
Okay, wir haben also viele in die Tat verwickelte Personen, alle angetrieben von einem furchterregenden Tiger, der alle einschüchtert, aber gleichzeitig echt Schiss vor der Mafia hat. Viola Cadaverini (SO ein geiler Nachname), die Enkeltochter des Mafioso, half aus Zuneigung beim Mord, obwohl diese nicht auf Gegenseitigkeit, sondern eben Angst, beruhte. Jean Armstrong half aufgrund eigener Schulden beim Mord, weil er von Tigre Geld geliehen hatte, das er nicht zurückzahlen konnte. Und so sorgten gleich drei Menschen dafür, dass dieser Fall zu einer Herausforderung wurde.
Ich war diesmal vor der letzten Verhandlung auch tatsächlich nervös, weil ich irgendwie echt persönliches Interesse daran hatte, dem Tiger sein selbstgefälliges Grinsen vom Gesicht zu wischen, und Godot gleich noch dazu! Vielleicht lag das auch ein bisschen an Gumshoe, der wirklich richtig glänzen konnte. Nicht nur, dass seine Zuneigung zu Maggey ohnehin ziemlich niedlich war (und die Missverständnisse zwischen den beiden mir auch echt leid taten), einmal rettete er Phoenix und Maya auch GANZ ALLEINE vor dem Tiger und Armstrong - beide mit eigentlich sehr starken Armen ;D - und verhinderte so, dass sie uns einen höchst relevanten Beweis stehlen konnten! 

Es gab also in diesem ganzen Fall wieder Angelegenheiten, die einem am Herzen liegen, eine Auflösung, die in ihren Einzelheiten lange nicht ganz eindeutig war, und eine richtig bunte Riege toller, erinnerungswürdiger Charaktere. Und obwohl mein Bullshit-Detektor bei der Verhandlung wieder kurz anschlagen wollte, war es deutlich weniger schlimm als im vorigen Fall, obwohl Tigre natürlich wieder nur ganz knapp doch nicht davonkam. Trotzdem, das Kapitel war ein voller Erfolg. Vielleicht immer noch nichts, was mein Herz wirklich klopfen ließ - so wie damals im ersten Teil - aber es wird langsam. 
Fiore Tigre war nach langer Zeit mal wieder ein Antagonist, den ich wirklich gehasst habe, statt ihn halt einfach nur so auflaufen zu lassen damit mein Mandant nicht verurteilt wird. Also, zwischen "nicht mögen" oder "seine verdiente Strafe zukommen lassen wollen" und "hassen" liegt halt schon ein emotionaler Unterschied.
Zwischendurch habe ich auch Godot wieder ein bisschen gehasst, obwohl er das erneut dann wieder mit seinen letzten paar Sätzen gut gemacht hat. xD
Ich muss sagen, ich verstehe Godot einfach nicht. Was ist überhaupt sein Grund, Staatsanwalt zu sein? Die anderen wollten (zumindest Anfangs) wenigsten eine perfekte Karriere haben und dementsprechend einfach die Anklage gewinnen, völlig egal ob schuldig oder nicht. Aber Godot scheint das nicht wirklich wichtig zu sein, zumindest hat er ja genau genommen noch gar keine Verhandlung gewonnen - also anscheinend auch nicht vor dem Zeitpunkt wo das Spiel anfängt. Beziehungsweise hatte er irgendwie davor einfach keine Verhandlungen?
Zwischendurch ist er dann aber wirklich - wie von der Gegenseite gewohnt - sehr vehement in seiner Anklage, auch wenn schon haufenweise Zweifel daran etabliert wurden. Das kann doch nicht alles nur sein, um Phoenix herauszufordern und zu testen? Andererseits ist Godot im Endeffekt auch kein wirklich schlechter Verlierer, also vielleicht doch? Diesmal lobte er Phoenix am Ende sogar, also zumindest ich habe das als Lob aufgefasst (irgendwie, dass nicht Tigre, sondern Trite das wirkliche Raubtier im Gerichtssaal war) - und das war ein GUTES Gefühl. Da hat er mich erneut besänftigt. xD


Jetzt wird es aber langsam wirklich ans Eingemachte gehen. Ich weiß schon, dass Mias allererste Verhandlung als nächstes kommen wird, und diese sollte sie ja eigentlich verlieren - zumindest wenn ich alles im ersten Fall dieses Spiels richtig gedeutet habe. Falsch lag ich aber schon mal damit, dass es darum um den ersten Mord von Dahlia Hawthorne ging - allerdings heißt das nicht, dass diese hier nicht auch eine Rolle spielen wird. 
Auf jeden Fall muss irgendetwas passieren, das den Auftakt zum Großen Finale, dem letzten Fall, gibt, und ich bin wirklich extrem gespannt wie alle die offenen Enden (die Hawthornes, Godot, Misty Fey,...) zusammengeführt werden. 

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