Endlich ist es wieder so weit - ich habe fünf kürzere Spiele auf Steam durch und kann diesen Eintrag posten. Bei diesen Kurzreviews ist sogar noch ein Spiel vom letzten Jahr dabei. xD Zum Glück schreibe ich die Texte immer schon kurz nachdem ich den jeweiligen Titel durchgespielt habe, sonst würde ich mich an die Hälfte vermutlich nicht mehr erinnern. Der Rant über Grotesque Tactics 2 wäre dann auch sicher nicht so lang geworden, und der ist schon wichtig. ;P
Also ich habe diesmal eine recht gemischte Auswahl an Spielen - so weit ich das bisher abschätzen kann, dürfte wohl eines der schlechtesten des Jahres dabei gewesen sein, was hauptsächlich an ärgerlichen Bugs liegt, die sich auch mit positiven Dingen nicht aufwiegen lassen. Dafür habe ich aber vermutlich auch eines der besten Kurzspiele dabei, mich würde nicht wundern, wenn das dann beim Spiel des Jahres 2016 gesondert erwähnt wird.^^ Naja, seht selbst.
Rollers Of The Realm
Rollers Of The Realm ist ein Pinball-Spiel mit RPG-Elementen. Klang für mich nach Spaß, aber eigentlich funktioniert diese Kombination nur mittelmäßig. Beide Einflüsse werden nämlich an den falschen Stellen beschnitten.
Grundsätzlich gibt es in dem Spiel unterschiedliche Charaktere, die als Pinball dargestellt werden, während die Maps als Spielfeld dienen - unten natürlich immer mit den obligatorischen Flippern. Alle Figuren bzw. Bälle haben unterschiedliche Eigenarten und Spezialfähigkeiten. Der Ritter ist zum Beispiel groß und schwer, zertrümmert Hindernisse einfacher als andere, und kann ein Schild einsetzen, mit dem man für eine gewisse Zeit nicht ins Aus rollen kann. Die Diebin ist dafür klein und schnell und "raubt" den Leuten Geld, wenn sie von hinten an sie heranrollt. In einem Shop kann man auch für jeden Charakter Ausrüstung kaufen, die aber erst einflussreich wirkt, wenn man alles hat. Ich hatte jedenfalls selten Motivation, dafür das hart verdiente Geld auszuheben.
Also ja, auf den Spielfeldern gibt es Hindernisse, Personen, Geld, Schatztruhen und geheime Bereiche, aber nur in sehr geringen Mengen. Kaum ein Gebiet ist wirklich interessant, und selbst wenn dann ist man nicht lange genug dort, um viel Spaß damit zu haben. Meist ist das Ziel einer Map, mehrere Gegner auszuschalten, was man natürlich macht, indem man diese mit den Bällen trifft. Oft sind so viele Feinde auf dem Feld, dass man nichts anderes macht, als diese abzuschießen, weil man ohnehin nirgends anders hinkommt. Eine ausgiebige "Erkundung" gibt es nur in den Gebieten, wo man gezielt bestimmte Bereiche erreichen oder Geld sammeln muss und man nicht gut und schnell genug alles Erwünschte trifft. ;) Auch einen richtigen Endlosmodus vermisst man schmerzlich - es gibt in der sogenannten Arena zwei Gebiete, wo man so lange spielt, bis man alle Leben verliert, aber auch da erscheinen immer wieder zahlreiche Gegner. Das Flipper-Erlebnis ist also stark eingeschränkt, und die RPG-Elemente sind kaum der Rede wert. Da hätte ich lieber ein aufgehübschtes Pinball ohne Story (die man echt nicht mal erwähnen muss) gehabt, als diesen Hybriden. Es macht durchaus auch Spaß, aber einfach sehr viel weniger, als es sein hätte können. Hier wurde leider viel Potenzial verschenkt.
Deep Under The Sky
Deep Under The Sky ist ein Puzzlespiel, das vor allem durch seine Minimalistik glänzt. Und durch das hübsche Design. :) Man spielt hierbei ein quallenartiges Ding, das andere, quallenartige Dinger einsammelt. Der Text am Beginn des Spiels lässt darauf schließen, dass der Schauplatz die Venus ist und es sich dementsprechend um Lebensformen auf diesem Planeten handelt, aber wirklich mehr erklärt wird dazu nicht. Und das braucht es auch gar nicht. Statt wie Particulars eine lächerliche Story einzubauen, fokussiert sich Deep Under The Sky nur auf das Spielen an sich, und genau so soll es hier auch sein.
Die Qualle startet immer an einem fixen Startpunkt und wird katapultartig per Mausdruck in die Luft geschleudert. Gesteuert wird nur mit der linken Maustaste, und je nach Level gibt es dafür eine unterschiedliche Aktionsabfolge. Mal kann man die Figur in eine bestimmte Richtung schneller vorantreiben, mal erscheint ein Enterhaken, mit dem man sich weiterhangeln kann. Zu Beginn sieht man immer, welche Aktionen man ausführen kann und dann manövriert man sich mit diesen Möglichkeiten zu allen sammelbaren Organismen. Schwerkraft und physikalische Gesetze spielen dabei natürlich eine große Rolle. Es macht jedenfalls überraschend viel Spaß und wird auch nie allzu schwierig. Bei einigen Gebieten muss man schon ein bisschen herumprobieren und oft auch punktgenau steuern, aber es herrscht überhaupt kein Druck. Es gibt kein Zeitlimit und man verliert keine Leben - das einzige, was einen antreiben kann ist der eigene Ehrgeiz, um ein Level vielleicht schneller zu schaffen oder alle geheimen Sterne einzusammeln.
Deep Under The Sky ist also wirklich einfach etwas für Zwischendurch. Nichts Großartiges, aber bei Gott auch nichts Schlechtes - einfach ein nettes, kleines Spiel, mit dem man sich ein bisschen die Zeit vertreibt. Ich hatte Spaß.
Grotesque Tactics 2: Dungeons and Donuts
Grotesque Tactics 2 verfolgt dasselbe Spielprinzip wie der erste Teil - das Kampfsystem ist wie in einem SRPG angelegt, während man die Gegend frei erkunden kann. Zusätzlich gibt es diesmal aber auch Skilltrees für jeden Charakter, was eine Verbesserung des Gameplays darstellt und mehr Tiefgang bietet, zumindest wenn man nicht auf "Leicht" spielt. Diesmal lässt sich der Schwierigkeitsgrad aber, so weit ich gesehen habe, nur Anfangs per ingame-Entscheidung auswählen, was wiederum eine Verschlechterung darstellt.
Die Geschichte dreht sich um einen mysteriösen Nebel, der sich ausgebreitet hat und überall Leute tötet - die Überlebenden dieser Angriffe haben sich in einen Dungeonkomplex zurückgezogen und können keinen Fuß mehr nach draußen setzen. Der Protagonist Drake und einige seiner alten Kumpanen gehören zu diesen Leuten, allerdings wird gleich am Anfang ein Ereignis eingeleitet, wodurch er sein Gedächtnis verliert und alles quasi auf den Anfang zurückgesetzt wird (dies wird aber wenigstens humoristisch und absichtlich völlig lächerlich präsentiert - der Humor gefiel mir diesmal allgemein etwas besser als im ersten Teil). Jedenfalls haben sich in der Zeit zwischen den beiden Spielen Gilden geformt, und im Untergrund gibt es die Hochelfen, die Mercenaries und die Gilde von Holy Avatar. Drake möchte seine eigene Gilde machen und muss dafür Geld beschaffen und Mitglieder rekrutieren. Mir gefiel das wirklich sehr gut, weil man sehr viele Quests bekommt, die man alle in beliebiger Reihenfolge machen kann und die sich durchaus unterscheiden (es gibt beispielsweise ein neues Koch-System, das aber sehr, sehr simpel ist). Mit erledigten Aufgaben steigt auch die Reputation zu den anderen Gruppierungen, bis man am Ende dann so etabliert ist, dass man sich dem Nebel und der großen Bedrohung dahinter stellt. Leider wirkt das Questsystem nur offen - im Endeffekt muss man eigentlich so gut wie alles machen und alle anderen Gilden von sich überzeugen, um zum Ende zu gelangen. Das ist besonders nervig, wenn man kleine Aufgaben übersehen hat, die eigentlich früher im Spiel angedacht sind - da erkennt das System dann schon mal nicht, dass man neue Partymitglieder gewonnen hat und man muss sich nur mit denen durchschlagen, die man als erstes hatte.
Was Grotesque Tactics 2 aber von einem noch recht spaßigen Spiel zu einem echten Ärgernis umwandelt, sind die Bugs. Ernsthaft, obwohl es nach Veröffentlichung laufend Patches gab, stößt man immer noch dauernd auf Fehler. So bleibt Drake zum Beispiel manchmal einfach irgendwo hängen und kann nicht weiterlaufen. Oder manchmal haben Gruppenmitglieder keine Möglichkeit, im Kampf zu agieren und man muss das Spiel komplett beenden und irgendwo neu laden. Häufiges (SEHR häufiges) Speichern ist das einzige, was man dagegen unternehmen kann. Ein Ausrüstungsteil war so verbuggt, dass der Charakter, der es angelegt hatte, nicht agieren konnte, aber wenn ich das Teil ablegen wollte, ist das ganze Spiel abgestürzt. Und dann gibt es noch Kleinigkeiten mit der Kameraführung, manchen Dialogen (*this line is not translated*), der Wegfindung (Eskort-Missionen sind ganz schlimm) und den Skills, die manchmal einfach nicht anwählbar sind,... all das passiert nicht nur hin und wieder, sondern häuft sich vor allem gegen Ende, so dass man kaum einmal spielt, ohne auf einen Fehler zu stoßen. Ich hatte gerade bei meinen letzten beiden Sitzungen wirklich keinen Spaß mehr.
Und das ist schade, denn wie gesagt, den Humor mochte ich diesmal mehr, die Charaktere waren eigentlich sehr cool und hatten eine tolle Dynamik, und die Quests waren nicht schlecht. Bevor ich die ganzen Bugs hatte, mochte ich diesen Teil vom ganzen Aufbau her lieber als den ersten, aber so verliert er doch deutlich im Vergleich. Also, ich würde niemandem raten, sich diesen Bughaufen wirklich anzutun.
Oh, und die Änderung des Artstyles war auch eine schlechte Entscheidung - die Anime-Portraits im ersten Teil waren zwar irgendwie trashig, aber auch charmant-trashig. Der neue Stil sah einfach nur hässlich aus.
The Beginner's Guide
The Beginner's Guide ist ein Walking Simulator der etwas anderen Art. Es gibt wenig, was man völlig auf eigene Faust entdecken kann - man wird eher mit dem Erzähler durch die Umgebungen und die Geschichte geführt. Anders als in "The Stanley Parable", das vom selben Entwickler ist, kann man aus dieser Führung auch nicht wirklich ausbrechen. Selbst zu den wenigen Rätseln im Spiel wird einem, sollte man selbst nicht weiterkommen, nach einiger Zeit die Lösung durch den Erzähler verraten. Das stört aber überhaupt nicht, weil es in TBG um die Geschichte geht und diese auch tatsächlich als Träger des ganzen Spiels funktioniert. Die Kurzversion ist, dass Davey, also der Entwickler (ja, der tatsächliche - dementsprechend eine reale Person), die unveröffentlichten Kurzspiele eines Freundes von sich vorstellt. Das ist natürlich interessanter, als es jetzt klingt, aber mehr kann ich dazu trotzdem nicht sagen. Am besten ist es, TBG völlig ohne Vorwissen anzugehen und sich die eineinhalb bis zwei Stunden einfach berieseln zu lassen. Ja, das ist eine recht kurze Spieldauer, aber ich empfand sie als genau richtig für dieses Erlebnis.
Da ich also wirklich gar nicht mehr verraten möchte, sage ich nur, dass ich das Spiel empfehlen kann. Zumindest für alle, die es nicht stört, eher zu lauschen, zu beobachten und zu verstehen, als dauernd aktiv sein zu müssen. Nachdenkliche Gemüter werden hier wirklich ihre Freude haben.
Was ich auch noch sagen kann ist, dass ich bisher ja nur "Dear Esther" als Walking Simulator gespielt habe, und das einfach in allen Belangen - außer der Musik - das Nachsehen hat. The Beginner's Guide setzt natürlich einen anderen Fokus, aber dieser ist mir deutlich lieber. Statt hübsche Umgebungen zu durchforsten, ohne auch nur irgendeinen Durchblick über irgendwelche Geschehnisse zu haben, hatte ich dann lieber auf Kosten der eigenständigen Erkundung eine Geschichte, die nicht völlig verwirrend, aber trotzdem tiefgehend, war.
The Cat Lady
The Cat Lady ist ein Adventure, das sich mehr auf die Geschichte und Entscheidungen konzentriert, als auf ausufernde Rätsel. Der Gameplay-Anteil ist immer noch deutlich höher als bei den episodenhaften Telltale-Spielen, aber trotzdem selten eine Herausforderung. Das macht aber überhaupt nichts, weil Story und Atmosphäre sehr fesselnd sind, und die nicht so hohe Menge der Rätsel da eigentlich genau passt.
Grundsätzlich geht es in The Cat Lady um eine Frau namens Susan, die versucht, sich das Leben zu nehmen. Sie bekommt aber von der mysteriösen "Queen of Maggots" eine zweite Chance - diese lebt in einer Art Zwischenwelt (oder vielleicht sogar Totenwelt) und möchte, dass Susan fünf Personen für sie findet und im Endeffekt tötet. Dafür gibt sie ihrer Auserwählten vorübergehend Unsterblichkeit - also das, was Susan eigentlich am allerwenigstens haben möchte.^^
Im Verlauf der Geschichte begegnet man dann nicht nur diesen Personen, sondern lernt auch mehr über Susans Vergangenheit und ihre Depressionen - außerdem kommt man auch oft in brenzlige Situationen, die teilweise sehr gewaltsam und grotesk dargestellt werden. The Cat Lady ist also nichts für zarte Gemüter und kann auch sehr gruselig werden, aber wenn ich das irgendwie verkraftet habe, dann muss man sich davon nicht abschrecken lassen. ;) Es macht das Abenteuer auch irgendwie einzigartig und verleiht ihm eine ganz besondere Stimmung.
Es gibt in dem Spiel auch einige Entscheidungen zu treffen. Diese wirken sich - außer am Ende - eher auf Kleinigkeiten aus, aber sind der Atmosphäre wirklich zuträglich. Gemeinsam mit guten Dialogen, hauptsächlich tollen Synchronsprechern, dem speziellen Design und interessanten Charakteren ergibt das ein richtig gutes Spiel. Ich war jedenfalls von Anfang bis Ende wirklich gefesselt. Teilweise ist die Geschichte etwas verwirrend, weil oft in solche Zwischenwelten wie bei der Queen of Maggots gewechselt wird, aber das gehört bei den ganzen Horror-Einschlägen auch irgendwie dazu. Und es lässt Raum für ein Sequel! An einer Stelle befindet man sich mit einem Nachbar namens Joe an einem seltsamen Ort, aber seine Geschichte bleibt völlig unbeantwortet. Er ist aber offenbar der Protagonist in der Fortsetzung "Downfall", und ich habe auf jeden Fall vor, diese zu spielen. The Cat Lady war nämlich wirklich richtig gut, und ich bin extrem gespannt, was es mit Joe und seiner Frau denn nun auf sich hat.
Das hier ist auf jeden Fall eines der besten Kurzspiele auf Steam, das ich je gespielt habe und ich kann es nur empfehlen. <3
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