Montag, 26. Februar 2024

Star Ocean: Second Evolution


Ich bin mir ziemlich sicher, dass dies hier mein letzter Ausflug ins Star Ocean Universum war. So richtig gern mag ich eigentlich nur einen Teil davon (ja, überraschenderweise ist es 4) und irgendwie werde ich nicht wirklich warm damit. Denn eigentlich glaube ich, dass Teil 2 schon mit zu den besseren gehört. Aber trotz einer hin und wieder sogar dramatischen Geschichte, teils coolen Charakteren - für mich sogar die ertragbarsten der Reihe - und einem durchaus motivierendem Spielsystem mit endlich einer sehr relevanten Item Creation, musste ich mich meistens zum Spielen überwinden. Wenn ich dagegen an Suikoden denke, bei dem ich von der ersten Spielminute an alles irgendwie aufregend fand, obwohl erst einmal nicht viel passiert ist und das Gameplay größtenteils ziemlich veraltet wirkt, frage ich mich warum Star Ocean nicht ähnliche Emotionen hervorrufen konnte. Und zwar niemals!
Ich kann aber einfach meinen Finger nicht so richtig drauflegen, warum mir alles so egal geblieben ist. Vielleicht ist es doch das Action-Kampfsystem, das mir einfach nicht liegt, oder Claude war mir doch ein bisschen zu blöd, oder es war doch zu öde, wieder nur auf insgesamt zwei Planeten zu sein, von denen einer die typische mittelalterlich-angehauchte Fantasywelt ist und der andere genau dasselbe, aber mit besserer Technologie. Manches hiervon klingt gar nicht so schwerwiegend, aber all die positiven Punkte haben es für mich trotzdem nie geschafft, das aufzuwiegen. Oder mich einfach öfter zu motiveren.  

In Star Ocean 2 hat man die einmalige Gelegenheit, sich für einen von zwei Protagonisten zu entscheiden. Ich habe die langweilige Wahl getroffen und Claude gewählt - allerdings schon auch ein bisschen aus dem Grund, weil er der Sohn von Ronyx aus dem ersten Teil ist, der da ja eigentlich mein Lieblingscharakter war. Trotzdem habe ich das oft bereut, weil er irgendwie... ein Dummbatz ist. Die weibliche Heldin namens Rena ist dafür ein Goldstück, und ich hätte schon gerne noch mehr über sie erfahren. Andererseits weiß ich auch nicht, wie wenig ich dann wiederum von Ronyx gesehen hätte, und das waren mitunter schon die besten Sachen an der Geschichte. Denn diese wird ab einem bestimmten Zeitpunkt plötzlich sehr überdramatisch und "groß", wobei die Betonung auf dem Wort "plötzlich" liegt.
Zu Anfang landet Claude unbeabsichtigt auf einem Underdeveloped Planet, und es geht lange Zeit vor allem darum, herauszufinden warum dieser auf einmal von Naturkatastrophen und Monstern heimgesucht wird. Und natürlich, ob es einen Zusammenhang mit außergalaktischen Aktivitäten gibt und Claude eine Möglichkeit findet, wieder nach Hause zu kommen. Es geht relativ schnell, dass ihn Rena weitaus mehr zu interessieren anfängt, als eine mögliche Rückreise, und man verbringt einige Zeit auf Expel (so der Name des Planeten), sodass man irgendwie selbst vergisst, dass das Spiel ein Star Ocean ist, bei dem es eigentlich um Weltraumreisen gehen sollte. Naja.
Sobald es dem Spiel selbst wieder einfällt, eskaliert alles irgendwie völlig. Plötzlich ist man auf einem anderen Planeten, viele Leute sterben, man steht den anscheinend mächtigsten Leuten im gesamten Universum gegenüber und muss dieses vor der Zerstörung bewahren. Ja, die mächtigsten Leute im gesamten Universum, die einfach random am selben Ort sind wie unsere Protagonisten, wollen dieses im Endeffekt dann zerstören. Das kommt ein bisschen aus dem Nichts (es ist wirklich anfänglich kompletter Zufall, dass man denen überhaupt begegnet), und alle Erklärungen wie das überhaupt jetzt sein kann, und warum, und wie man doch irgendwie noch alles zum Guten wenden kann, ist auch ziemlich hanebüchen, muss ich sagen.
Was aber nicht heißt, dass dieser Part im Spiel nicht auch Spaß macht - eigentlich mochte ich diesen sogar mehr als alles andere davor.


Bei all dem seltsamen Pacing in der Geschichte hebt sich dieser zweite Part des Spiels wenigstens ein bisschen von uninteressantem RPG-Einheitsbrei ab. Man muss Prüfungen bestehen, es gibt hauptsächlich optionale Ortschaften, und man ist natürlich inzwischen auch so gut gelevelt, dass die Item Creation auch richtig etwas bringt. Davor hat man eigentlich nur was vom Spiel, wenn man den Charakteren und der Story etwas abgewinnen kann, was sicher nicht schwierig ist - wie schon angedeutet, ich mochte einige Figuren schon ziemlich gerne (allen voran natürlich Rena) und es gibt auch einige wirklich gut präsentierte Momente, vor allem zwischen Claude und Rena (und Dias). Aber das Spielprinzip lockt jetzt einfach niemanden hinter dem Ofen hervor, zumindest niemanden wie mich. Denn ich finde Action-Kampfsysteme entweder anstrengend oder lahm (gerne auch beides :D), und will mir auch nicht ständig zusätzliche Informationen zu irgendwelchen Mechaniken suchen müssen, wenn sie nicht natürlich kommen oder erklärt werden. Es macht ganz sicher Spaß, die Systeme zu exploiten, und es gibt auch viele Möglichkeiten dazu, aber ich habe ohne Guide halt bis kurz vorm Ende gebraucht, um mehr herumzuprobieren, was alles möglich ist.
Außerdem fand ich neben meiner allgemeinen Abneigung gegen Kämpfe in Echtzeit, dass die KI auch nicht besonders gut war. Ich habe dieses System im ersten Teil noch gelobt, aber vielleicht auch nur weil der allgemeine Schwierigkeitsgrad nicht so fordernd war.
Man steuert immer eine Person, die anderen drei Partymitglieder machen automatisch ihr Ding. Man kann natürlich Einstellungen machen (auch mitten im Kampf), aber sie alle sind eine "entweder oder" Entscheidung. Wenn ich will, dass ein Charakter sich auf Heilung konzentriert, macht er auch nur das und lässt seine Angriffszauber ungenutzt verfaulen. Bei den Nahkämpfern kann man zwar schon aussuchen, ob sie "ihre Kameraden schützen", "Alles geben" oder "Sich aufteilen", aber im Endeffekt bedeuten ALLE diese Einstellungen, dass sie Fähigkeiten spammen als gäbe es kein Morgen mehr. Bei niedrigeren Levels haben sie dann natürlich nach einem oder zwei ganz normalen Zufallskämpfen keine MP mehr. Verhindern kann man das aber eigentlich nur, wenn man einstellt, dass sie wirklich überhaupt gar keine Skills benutzen, was man oft eigentlich auch nicht will. Oder ich zumindest nicht, weil ich von meinen Teammitgliedern ja ein bisschen abhängig bin, weil ich selbst ein schlechter Kämpfer bin. xD Denn viel mehr als Positionierung, normale Angriffe und "Killer Moves" (also Skills, die man mit den Schultertasten aktiviert) macht man nicht, und soll damit trotzdem unterschiedlichste Herausforderungen überstehen. Man hat dabei nur Einfluss darauf, was eingesetzt wird, aber alle Fähigkeiten kommen automatisch mit einem gewissen Level, und lassen sich mit wiederholtem Einsatz stärker machen - aber man hat halt auch nur zwei zur Auswahl. Die Magier in dem Spiel sind da zwar ein bisschen anders, aber gleichzeitig auch relativ unnütz, denn später wird es wirklich sehr, sehr wichtig, Gegner in ihren Fähigkeiten zu unterbrechen, und das klappt nicht so gut mit dem gemächlichen Tempo, in dem Zauber gewirkt werden.

Es fällt mir natürlich schwer, das Ganze wirklich objektiv zu bewerten, weil nun mal viele der Systeme für mich persönlich nicht wirklich was sind, die anderen bestimmt Spaß machen können. Trotzdem glaube ich, dass die meisten Leute sich aber einig sein werden, dass es ein schwieriges Spiel ist. Vielleicht jetzt nicht die ganze Zeit, und vielleicht für manche sogar gar nicht, weil sich vor allem mit dem Item Crafting eben einfach so viel komplett aushebeln lässt, aber zumindest beim letzten Dungeon kann keiner leugnen, dass er nicht auf irgendeine Art und Weise eine Herausforderung darstellt. Vielleicht auch genau eben weil man so viel aus all den Mechaniken herausholen kann - nur für Leute, die damit nicht so zurecht kommen, oder manche Sachen verpasst haben (um zum Beispiel die beste Waffe im Spiel zu machen, so wie ich), oder sich nicht ewig damit beschäftigen, oder keine Guides benutzen, ist das eventuell nicht besonders lustig.
Ich persönlich habe auch nur 26 Stunden auf dem Zähler, weil ich genau im letzten Dungeon damit angefangen habe, eine eigentlich verpönte Technik anzuwenden: Jemandem eine Blood Armor (von der ich zufällig tatsächlich genau eine hatte) ausrüsten und den Heiler steuern, um konstant die HP aufzufrischen. Denn die Blood Armor entzieht dem Träger konstant die Lebenspunkte, und das in einer ziemlich zügigen Geschwindigkeit, sodass die KI beim Heilen gar nicht nachkommen würde. Lenkt man aber selbst eben den Heiler, ist man schnell genug, und die Blood Armor hat als Vorteil, dass man damit einfach absolut gar keinen Schaden mehr bekommt. Egal welcher Angriff vom Gegner kommt, er macht immer 0 Schaden als würde er gar nicht treffen.
Natürlich ist es nicht besonders spaßig, in jedem Kampf dann nur noch Heilzauber rauszuschmeißen und zu warten, dass die KI den Rest erledigt. Aber ich bin mir sicher, dass ich noch mehrere Stunden Grinding machen hätte müssen, um fähig zu sein, zumindest den Endboss selbstständig zu besiegen - denn der war selbst mit dieser Methode noch schwierig und sehr knapp.
Und ich hatte einfach keine Lust mehr. Star Ocean 2 hat mich einfach fast nie motiviert, und auch wenn das sicher viel an persönlichen Präferenzen liegt, hat es aber auch einfach so nie "Klick" bei mir gemacht. Keine einziges Mal eigentlich, und das ist sehr schade.

Als Endings gibt es übrigens haufenweise unterschiedliche Möglichkeiten - je nachdem wie gute Freundschaften man geknüpft hat, was natürlich über die allseits bekannten Private Actions abläuft, aber auch mit Bosskämpfen zusammenhängt. Gemeinsam bestrittene Bosskämpfe steigern auch die Zuneigung unter den Charakteren, und ich bin ziemlich sicher, dass das auch der einzige Grund ist, warum ich zwei "Paar"-Endings haben konnte. Das waren nämlich genau die Leute, die ich für sicher zwei Drittel des Spiels immer in der Party hatte, nämlich Claude und Rena (zum Glück, denn das Pairing war mir sogar halbwegs wichtig) und Precis und Opera, was super weird war, weil die so in der Story eigentlich Null miteinander zu tun haben. xD
Also ja, ich hatte auch immer wenig Lust auf Sidequests, obwohl es natürlich schon ein paar gibt - natürlich auch alle, für die die Reihe bekannt ist wie Arena-Kämpfe oder Maze of Tribulations (ja, das ist diesmal nicht Post-Game, sondern verfügbar wenn man beim letzten Speicher im Enddungeon angekommen ist). Die einzige Sidequest, die ich gemacht habe war eigentlich die, um eben Opera ins Team zu bekommen, alles andere habe ich fast immer ignoriert - eben aufgrund meiner fehlenden Motivation und meines fehlenden Interesses. Daher habe ich auch kaum Private Actions gemacht, weil die auch einfach anstrengend zu bekommen sind. Man muss eine Stadt extra in diesem Modus betreten, und dann alle Plätze und Häuser durchgehen, ob da irgendjemand von der Party herumsteht oder ein Event getriggert wird. Und alleine auf das ewige raus- und reingehen bei den betretbaren Städten hatte ich wenig Lust.^^
Es sind aber auch die Ladezeiten auf der PSP nicht zu verachten, also lag es bestimmt auch ein bisschen daran.
Grundsätzlich glaube ich auch, dass die neue Remaster Version bestimmt um einiges spaßiger sein kann, weil einfach einige Bequemlichkeiten eingeführt wurden (eben zum Beispiel, dass man den Private Action Modus per Knopfdruck immer triggern kann). Mit diesen hat man dann vielleicht von Vornherein gleich mehr Motivation, viele Dinge auszuprobieren und entdecken zu wollen, sodass die Spielmechaniken früher anfangen, Spaß zu machen, und man auch viel leichter auf bestimmte Dinge stößt, die einem weiter das Abenteurerleben erleichtern. Und dann kann man auch die coolen Interaktionen der Charaktere untereinander mehr genießen, weil die wirklich teilweise sehr sympathisch sind, und vielleicht noch tiefer in eine Geschichte eintauchen, die durchaus dramatisch und persönlich werden kann.
Für mich leider nix, aber eigentlich ist Star Ocean 2 kein schlechtes Spiel. Glaube ich.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen