Freitag, 19. Dezember 2014

Heroes of Might and Magic V


Eigentlich habe ich die Heroes of Might and Magic Reihe als Mutliplayer-Spiele kennengelernt (also im Hotseat gespielt), was wohl erklärt, warum ich so ewig für Teil 5 gebraucht habe. Bei den beiden Vorgängern - Teil 2 habe ich auch, aber noch nicht gespielt - habe ich mich den Kampagnen erst gewidmet, als aus den freien Szenarien und selbstgebauten Maps absolut nichts mehr herauszuholen war. Ich kenne Heroes 3 & 4 also eigentlich auswendig, hatte bei Heroes 5 aber so meine Schwierigkeiten, damit warm zu werden. Dabei ist es eigentlich ziemlich genau wie Teil 3, nur mit ein paar mehr Feinheiten und anderer Grafik. Aber bei HoMM V hatte ich eigentlich nie jemanden, mit dem ich es gemeinsam hätte ergründen können, was mich wohl etwas gebremst hat - immerhin war ich es gewohnt, die Teile mit Freunden kennenzulernen.
Wie auch immer, am Ende hat es dennoch geklappt und ich habe viele, viele Stunden mit Heroes 5 verbracht. Die 30 (!) Missionen der Kampagne haben es auch wirklich unmöglich gemacht, die einzelnen Fraktionen und Helden nicht kennen und lieben zu lernen. Aber es war trotzdem ein heidenstück Arbeit, und es würde mich nicht wundern, wenn nur echte Liebhaber des Spiels auch das Ende der Story erleben. Mal davon abgesehen, dass der Schwierigkeitsgrad stark schwankt (egal auf welcher Stufe man spielt), kann es sich auch wirklich unglaublich hinziehen. Wenn manche Maps 3-4 Stunden in Anspruch nehmen, schafft man nicht unbedingt mehrere hintereinander. Aber dazu komme ich noch.
Kurz möchte ich noch anmerken, dass diese "Review" eigentlich nur für Leute ist, die die Reihe  kennen, weil ich nicht auf irgendwelche grundlegende Mechaniken eingehe und außerdem ziemlich viel spoilere.

Grundsätzlich fand ich die Storys in Heroes-Spielen immer total vernachlässigbar, trotzdem werde ich sie hier kurz anreißen, weil sie recht dicht mit ein paar Gameplay-Schnitzern verwoben ist.
Das Greifenimperium verliert in irgendwelchen Kämpfen seinen König und seine Frau Isabel soll die rechtmäßige Herrschaft übernehmen. Die trägt aber unwissend das Kind des Dämonenherrschers in sich (irgendwie eingepflanzt, nehme ich an ;0) und wird deshalb von eben diesem gejagt. Denn das Kind der beiden hätte die Vorteile von beiden Rassen - die Möglichkeit in der menschlichen Welt zu wandeln, aber mit allen Kräften eines Dämons.
Wie auch immer, die Kampagne ist in sechs Teile gespalten, bei denen man mit einem bestimmten Helden jeweils eine der sechs Fraktionen übernimmt. Jeder Charakter hat dabei eine eigene Motivation - zum Beispiel liebt der Inferno-Held Agrael Isabel und will sie beschützen. Um dies tun zu können, lässt er sich durch ein Ritual von seinem Dämonentum befreien und bekommt wenig später seine zweite Kampagne als Dunkelelf Dungeon-Held (bis ich diese Tatsache kapiert hatte, war ich übrigens in der letzten Mission des Spiels - mal wieder gut mitgedacht von mir. xD). Der Nekropolis-Held Markal will aber zum Beispiel Isabels Trauer über den Tod ihres Mannes ausnutzen und durch ihre Hilfe selbst an die Macht kommen. Das schafft er übrigens auch, wodurch man ihn später mit anderen Helden besiegen muss. Und das ist eben eine etwas fiese Sache in der Kampagne Heroes V. Man levelt jeden Charakter nach bestem Gewissen, weil man natürlich gut voran kommen will und man sich irgendwann einfach denkt, dass am Ende mehrere von ihnen aufeinander treffen - man rechnet also damit, die Helden auch am Ende noch zu brauchen. Aber in Wahrheit hat man beim letzten Gefecht nur 3 Leute, die man auch als Protagonisten in den einzelnen Kampagnen hatte. Isabel aus der Haven Kampagne wird entführt und bekommt eine Gehirnwäsche, Markal aus der Nekropolis Kampagne wird zum Endboss einer anderen Story und Agrael aus der Inferno-Kampagne verwandelt sich in einen anderen, wodurch er alle Fähigkeiten verliert. Trotzdem hat man am Schluss vier Kämpfer - einer davon ist der sekundäre Haven Held. Dieser ist zwar Anfangs öfter dabei, betrügt zwischendurch aber Isabel (zurecht) und steht dann lange Zeit nicht mehr zur Verfügung. Ich hatte einfach nie damit gerechnet, dass ausgerechnet der Typ beim Endkampf mitmischen würde, dementsprechend war der auch im Level total hinterher. Hätte der nicht so viele starke Engel gehabt, wäre ich ziemlich am Arsch gewesen.

Man muss nämlich am Ende mit allen Helden 3 Gefechte kämpfen, von denen man mit keinem auch nur eines verlieren darf. Hier wird spätestens ziemlich deutlich, dass ein gut ausgebildeter Charakter sehr viel mehr wert ist als viele Kreaturen. Bestimmte Zauber retten einem einfach den Arsch, und ich spreche hier sicher nicht von der destruktiven Magie, die auf verschiedene Arten Schaden macht. Essentiell sind Lichtmagie und Dunkelmagie - Zauber wie Eile (auf alle), Auferstehung, Puppenspieler und Phantomarmee erleichtern das Kampfgeschehen erheblich. Das ist auch nötig, denn selbst auf dem einfachsten Schwierigkeitsgrad gibt es einige harte Gefechte. Und lange Gefechte. Wie schon mal gesagt, das Pacing ist teilweise unter aller Sau - größtenteils sind die Missionen ohne eigenes Schloss extrem einfach und die mit eigenem Schloss hart und anstrengend. Gerade ab der Hälfte des Spiels gibt es einige Maps, auf denen es vier bis neun (!) Städte zu erobern gilt, was für sich alleine schon ewig dauert. Aber natürlich versucht der Computergegner sein Bestes, sein Eigentum wieder zurückzuholen und hat die Vorteile einer KI. Diese weiß nun mal, wann man weit genug weg ist, um sein Schloss nicht mehr verteidigen zu können und nutzt wirklich jede Gelegenheit. Selbst wenn manche Gegner nicht gefährlich waren (einige hatten aber auch wirklich stattliche Armeen), war es trotzdem so unfassbar nervig, scheinbar dauernd einen Schritt zurück zu sein. Das waren dann eben auch die Missionen, die drei Stunden und mehr in Anspruch genommen haben und meine Geduld wirklich auf eine Probe gestellt haben.
Trotzdem muss ich sagen, dass die einzelnen Maps schon auch Abwechslung geboten haben, vor allem was die Primärziele anging. Prinzipiell lernt man durch die Kampagnen nicht nur alle Fraktionen, sondern auch alle Spielmöglichkeiten kennen - eigentlich ist es also vor allem für Neulinge wohl praktisch zuerst die Story in Angriff zu nehmen, bevor man sich auf Einzel- oder Mehrspieler Szenarien stürzt. Nur ist eben immer noch die Frage, ob jemand, der die Reihe nicht aus nostalgischen Gründen abgöttisch liebt, wirklich bis zum Ende durchhält (wie ich schon mal gesagt habe). Es ist insgesamt alles einfach doch zu sehr in die Länge gezogen. Meiner Meinung nach hätte man pro Fraktion vielleicht auch nur 3 Missionen einbauen und am Ende noch eine Zusammenführung aller Helden machen können. So verbrachte man zwar eine seeeehr ausgiebige Zeit mit den Haven, Inferno, Necropolis, Sylvan und Dungeon Charakteren, aber Academy wurde nur dazu benutzt, um die Geschichte aller zu verknüpfen. Das war sehr schade und reichlich unfair für die Kreaturen der Magierstädte.

So, es gibt jetzt irgendwie absolut keinen roten Faden in dem Text, dafür aber wild durcheinandergewürfelte Kritik. Grundsätzlich hatte ich aber trotzdem Spaß. Heroes of Might and Magic ist und bleibt eine Reihe mit Suchtpotenzial. Ich weiß nicht wie gut der fünfte Teil jemandem gefällt, der zum Beispiel Teil 3 nie gespielt hat, aber mir persönlich hat das einfach total geholfen. Eigentlich ist Heroes 5 eben ein Heroes 3 mit anderer Grafik (die mir eigentlich weniger gefällt - Nostalgie und so) und mehr Besonderheiten im Gameplay. Vorrangig spreche ich hier vom Heldenaufbau und den Kreaturen.
Die Charaktere haben die Möglichkeit, altbekannte Fähigkeiten zu erlernen, aber diesmal hat auch jede Fraktion noch besondere Talente. Der Nekromant kann zum Beispiel nicht einfach nur Skelette für tote Kreaturen in seine Armee aufnehmen (wie in Teil 3), sondern jegliche Art von Monstern, die der Stufe der Gefallenen entsprechen. Zusätzlich wird immer noch ein gewisser Prozentsatz seiner verlorenen Einheiten wiederbelebt und mit einem speziellen Zauber kann er sogar im Kampf "Kreaturen erwecken" wirken - im Gegensatz zum mächtigen Äquivalent "Auferstehung" ist diese Fähigkeit leicht zu erhalten (Stufe 3 Magie, glaube ich) und bewirkt nur bei untoten Kreaturen eine nachhaltige Auferstehung. Andere Helden können den Zauber auch lernen, aber wiedererweckte Einheiten sind nach dem Kampf trotzdem tot.
Ein anderes Beispiel ist der Academy-Held, der mit einer Fähigkeit die Chance hat, fremde Zauber zu spiegeln. Außerdem kann er mit etwas Glück "Bannen" lernen, was vor allem in der letzten Mission absolut übermächtig und überlebenswichtig ist. Der Endgegner kämpft nämlich nur mit beschworenen Einheiten, die mit der Befähigung einfach vom Schlachtfeld verbannt werden können. Das ist auch bitter nötig, da man mit dem Charakter am Schluss wirklich Schwierigkeiten hat - irgendwie gehen seine Kreaturen schneller drauf als die der anderen. o.o
Auch die Monster der einzelnen Bevölkerungen haben mehr Eigenheiten als in älteren Spielen der Reihe. Einige gab es natürlich schon immer und wurden beibehalten - zum Beispiel die Liche, die mehrere Gegner auf einmal treffen oder die Vampire, die keinen Gegenangriff abbgekommen. In Heroes V gibt es allerdings kaum eine Kreatur ohne irgendein Extra, was die taktischen Gefechte noch viel verzwickter und spaßiger macht. Die Assassinen vergiften mit ihren Pfeilen, die Geister sind schwer zu treffen, die Succubi machen einen Gegenangriff bei Fernkämpfern,... es gibt wirklich unzählige Beispiele. Dadurch hat man eigentlich auch bei jeder einzelnen Kampagne das Gefühl, mit einer neuen Fraktion gut zurecht zu kommen, denn jede bietet irgendwas Besonderes, was die vorige  nicht hatte. Ich persönlich hatte am meisten Spaß mit Nekropolis - neben den offensichtlichen Vorteilen mit dem "Tote Erwecken" in allen möglichen Formen sind untote Kreaturen auch noch gegen viele Zauber immun und haben die absolut anbetungswürdigen Vampirfürsten. Wirklich. Müsste ich nur eine Monsterart nennen, die meine liebste vom ganzen Spiel ist, dann wären es Vampirfürsten. <3

Wie auch immer, das gefiel mir also gut an dem Spiel und hat eigentlich genug Tiefe geboten, um mich bei Laune zu halten. Und eigentlich war die Story der Kampagne dann nicht einmal allzu schlecht. Sie bot einige Twists, von denen ich aus Unaufmerksamkeit natürlich nicht alle gleich kapiert habe, aber eigentlich lohnt es sich hinzuhören. Natürlich ist das Gameplay das Kernstück des Spiels, aber eine halbwegs nette Geschichte dabei schadet ja nicht. Und das Ende des Ganzen treibt mich doch irgendwie dazu, auch die Erweiterungen spielen zu wollen, wo nochmal zwei kürzere Kampagnen auf mich warten. Eigentlich hatte ich das erst mal nicht vor, aber der Cliffhanger zum Schluss könnte doch Grund genug sein, mich ein weiteres Mal aufzuraffen.
Also, Heroes V war nicht schlecht und hat mir durchaus gut gefallen, ist aber etwas anstrengend. Ich bin jedenfalls froh und stolz, dass ich nun auch diesen Teil der Reihe gut genug kenne, um endlich behaupten zu können "Joa, Heroes 3 - 5 habe ich echt viel gespielt". Fehlen ja nur noch Teil 1, 2 und 6. Wie gut, dass ich zwei davon bereits habe. ;)

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