Freitag, 3. Oktober 2014

The Walking Dead, S1, Ep.3: Long Road Ahead


Die dritte Episode von "The Walking Dead" startete so ähnlich wie die zweite, nur dass Lee auf der Suche nach Vorräten diesmal nicht im Wald, sondern in der Stadt war. Und er hatte Kenny als Begleitung dabei, außerdem waren seit den Vorfällen in der Molkerei keine Monate vergangen - wahrscheinlich ungefähr eine Woche.
Kenny und Lee wollten in die Apotheke gelangen, die sie vor einiger Zeit so fluchtartig verlassen hatten müssen, und glücklicherweise waren die Straßen von Macon wie leergefegt. Aus den Unterhaltungen zwischen den zwei Männern wurde auch deutlich, dass im Motel natürlich immer noch finstere Stimmung herrschte (vor allem bei Lilly) und Kenny, der immer noch ein bisschen unter einer Verletzung aus der vorigen Episode litt, es wohl inzwischen geschafft hatte, den Wohnwagen zu reparieren. Natürlich wollte er damit immer noch weg, und ich legte Lee denselben Wunsch in den Mund, aber es gab einfach keine Ideen, was das nächste Ziel sein könnte. Vermutlich hielt sie das noch im Motel.
Wie auch immer, dass die Gefahr nicht weit entfernt lag wurde klar, als eine verzweifelte Frau schreiend auf die Straße stürzte und sämtliche Zombies der Gegend auf sich aufmerksam machte. Das war einerseits gut, weil wir so sehen konnten, wo sich die Dinger versteckt hatten und auf keine unliebsamen Überraschungen stoßen würden, andererseits war da jemand nun in höchster Gefahr. Lee und ich wollten helfen, aber wir waren zu weit weg, um wirklich etwas tun zu können. Das einzige, was möglich gewesen wäre, wäre der Frau einen schnellen Tod durch einen Gewehrschuss zu schenken, aber Kenny hatte eine andere Idee. Er meinte, dass ein Schuss die Zombies auch auf uns aufmerksam machen würde, wo wir doch gerade noch unentdeckt waren - viel eher sollten wir den Todeskampf der Frau nutzen, um die Apotheke schnell zu plündern. So lange die Walker mit ihr beschäftigt waren, konnten wir unbehelligt Vorräte sammeln. Das war natürlich ein widerlicher Vorschlag, aber gleichzeitig auch ein ziemlich vernünftiger. Kenny mag in seinen Methoden immer recht radikal sein, aber er ist kein grausamer Mensch, sondern einfach praktisch veranlagt - ohne Rücksicht auf die, die ihm nichts bedeuten. Er ist einer von denen, die etwas zu schnell erkannt haben, dass die Welt nicht mehr dieselbe ist und moral manchmal keinen Platz hat.
Aber was labere ich eigentlich, die entgültige Entscheidung lag immerhin bei mir. Lee zielte mit dem Gewehr auf die Frau in Not, aber ich ließ ihn nicht schießen.

Ich habe mich ziemlich dafür geschämt und ich schäme mich immer noch so ein bisschen, wenn ich daran denke. Ich fand es auf ganzer Linie verwerflich, und trotzdem habe ich die arme Frau benutzt, um die Zombies von uns abzulenken. Im Endeffekt waren mir ein kleiner Vorsprung und die Möglichkeit für Lee und Kenny (die mir etwas bedeuten), sicher durch die ganze Sache zu kommen, wichtiger als eine moralisch richtige Entscheidung. Das ist nicht besonders schön, aber nun mal die Wahrheit. Und ich habe keine Lust, mich nur deshalb für das offensichtlich "Bessere" zu entscheiden, weil ich weiß, dass es bloß ein Spiel ist und Lee ja ohnehin nicht mittendrin draufgehen kann.
Lee und Kenny schnappten sich dann alles, was es in der Apotheke in kürzester Zeit noch zu finden gab und wurden dabei von quälendem Frauengeschrei, das von draußen zu hören war, begleitet. :x Als es verstummte waren die Zombies auch schon bei uns, aber wir hatten genügend Kram gesammelt und konnten dann fliehen. Und Kenny rettete dabei, so ganz nebenbei, ohne zu zögern wieder Lees Leben.
Zurück im Motel fingen Lilly und Ken erneut an zu streiten, wo unter anderem erwähnt wurde, dass Vorräte aus dem Gruppeninventar gestohlen wurden. Lilly erzählte später, dass es sich vor allem um Medizin handelte, und mir fiel sofort Kenny ein. Weil ich eben dachte, er würde wegen seiner Wunde vielleicht etwas mehr brauchen als Lilly ihm gab (aber das sollte sich schnell als Humbug herausstellen). Zuerst sprach Lee aber noch mit allen anderen und Carley legte ihm nahe, reinen Tisch über seine Vergangenheit zu machen. Sie meinte, Lilly würde es vielleicht sonst in einem ungünstigen Moment rausposaunen, und die Leute, die mir vertrauten, würden es dann vielleicht nicht so gut auffassen. Besser, ich erzählte es ihnen selbst. Ich sollte auch überlegen wem ich es anvertraue und wem nicht, und die Sache war nun nicht unbedingt schwierig. Kenny war meine erste Adresse, und eigentlich auch meine einzige, die wirklich etwas bedeutete. Ich erzählte es auch noch Katjaa, weil sie nun mal seine Frau ist und Clem, obwohl die sowas ja schon mitbekommen hatte. Eigentlich wurde nur Ben komplett im Dunkeln gelassen. Jedenfalls reagierte Kenny eigentlich wie erwartet - er verstand, dass es längst vergangen war und nur meine Taten in der Gegenwart zählten. Er ist und bleibt eben mein Bro. Katjaa war vielleicht nicht so begeistert, machte sich aber eigentlich mehr Gedanken um ihren Mann, der ja Larry quasi auf dem Gewissen hatte. Also, alles easy. Carley war auch sehr erfreut, dass ich auf sie gehört hatte und fast hätte alles wunderbar sein können. Aber da waren ja noch die geklauten Vorräte.

Der dämliche Duck hatte ein Gespräch zwischen Lee und Lilly belauscht und bestand nun darauf, den "Fall aufzuklären." Gott. Aber ich ließ ihn halt mitmachen, weil er zwar dämlich, aber immer noch Kens Sohn war und lange schon keine Scheiße mehr gebaut hatte. Er war auch ein bisschen hilfreich und so entdeckte Lee nach kurzer Zeit ein Geheimversteck - außerhalb der geschützten Mauern des Motels. Offenbar hatte jemand immer einen Teil unserer Vorräte für die Banditen weggelegt, die deshalb auch seit ein paar Tagen nicht mehr angegriffen hatten (davor war das offenbar schon vorgekommen, was aber im Spiel eben nicht gezeigt wurde). Also hatte ich mich ziemlich geirrt, auch wenn ich weiterhin Kenny im Verdacht hatte. Ein Deal mit den Banditen traute ich ihm noch viel eher zu als etwas komplett Selbstsüchtiges - immerhin griffen sie uns dafür nicht an, und das schütze im Endeffekt seine Familie besser als sonst etwas. Natürlich war es nicht in Ordnung, aber auch nicht völlig unverständlich und für den Moment offensichtlich auch nützlich.
Die andere hatten aber (zum Glück) nicht denselben verdacht, und Lilly hatte nicht einmal mehr die Möglichkeit, sich ausgiebig über den nun bewiesenen Diebstahl aufzuregen, weil die Banditen schon ins Motel einfielen. Sie hatten schließlich ihre "Lieferung", die Lee als "Beweis" natürlich mitgenommen hatte, nicht bekommen. Ich musste dann auf die Einreden, bis Lilly unbemerkt auf die Banditen schießen konnte und dann brach natürlich die Hölle los.
Dadurch, dass die Banditen sich Zutritt verschafft hatten, konnten auch Zombies nun in unser Lager eindringen und ich musste abwechselnd auf Menschen und Untote schießen, um meine Leute sicher in den Wohnwagen zu bringen, mit dem wir dann fliehen wollten. Ich musste da tatsächlich auch zielen, weil die Zombies ja nur durch einen Kopfschuss starben, und ein Mal hat sich irgendjemand unbemerkt hinter Mülltonnen an Lee herangeschlichen und bescherte mir ein Game Over. D: Aber es war dann bald geschafft und die Gruppe konnte im sicheren Wohnwagen ins Ungewisse fahren. Oh Verzeihung, habe ich "sicherer Wohnwagen" gesagt? Mein Fehler.

Nach kurzer Zeit hatte Lilly sich gesammelt und erinnerte sich wieder an die gestohlenen Vorräte. Sie fing völlig aus dem Nichts an, Carley und dann Ben zu beschuldigen, während Lee versuchte, sie zu beruhigen. Ken fuhr dann "praktischerweise" einen Zombie um, der sich unter dem Wagen verfing, wodurch wir unfreiwillig stoppen mussten. Während er das Hindernis beseitigen wollte, brüllte Lilly weiter unaufhörlich auf Carley und Ben ein. Sie verriet da auch, dass Lee ein veruteilter Mörder gewesen war, was niemanden mehr interessierte, da ich ja bereits reinen Tisch gemacht hatte. Ha! Da versuchte ich erst recht, zumindest Carley so gut es ging zu verteidigen, aber die beiden Damen stritten sich immer mehr in Rage. Gerade gab mir das Spiel noch die Meldung "Carley wird sich das merken." (also, dass ich Partei für sie ergriffen hatte), als ein Schuss fiel und sie blutend zu Boden stürzte. Waaas?! Lilly hatte Carley erschossen! Heilige Scheiße!! Ja also ich glaube, Carley hatte sich nicht besonders lang merken können, dass ich ihr helfen wollte. :x
Aber im Ernst jetzt, das war absolut fürchterlich. Ich hätte tatsächlich fast geweint, was angesichts der Tatsache, dass Carley eher weniger Screentime gehabt hatte, schon heftig war. Lilly war selbst so ein bisschen erschüttert, aber nun war wirklich jeder Funken Verständnis, den ich jemals für sie aufgebracht hatte, verschwunden. Ja, ich hatte auch schon echt fiesen Scheiß abgezogen und Kenny geholfen, ihren Vater zu töten, aber das hier war komplett anders als alles bisher da gewesene. Es war nur ein Streit. Von Carley war keinerlei Gefahr ausgegangen, ihr Tod hatte nicht mal irgendeinen Nutzen - es gab nur den völlig unbegründeten Verdacht, dass sie womöglich Vorräte gestohlen haben könnte, um die Banditen in Schach zu halten. Das schadete der Gruppe ungefähr so viel, wie wenn man "rein hypothetisch" einen älteren Kerl namens Larry dabei gehabt hätte, der alle hasst.
Der Wohnwagen war dann gleich nach der ganzen Misere auch wieder fahrtüchtig, aber ich ließ Lilly nicht wieder einsteigen. Sie hatte viel durchgemacht und alles, aber nichts konnte rechtfertigen, was geschehen war. Und, was noch wichtiger war, es konnte jederzeit wieder passieren. Wenn sie schon Carley etwas antun konnte, was würde sie dann erst im rechten Moment mit Kenny machen? Oder mit Ben, dem sie nie vertraut hatte? Es ging mir gar nicht vorrangig um Rache oder darum, sie zu bestrafen, aber ich wollte sie definitiv nicht mehr bei der Gruppe haben. Also ließ ich sie zurück, mitten auf der Straße, mitten in der Nacht. Sie würde wohl nicht lange überleben, aber das war nicht mehr mein Problem.

Auf der Weiterfahrt fühlte ich mich dann sehr einsam. Man merkte plötzlich, wie klein die Gruppe geworden war und ich vermisste Carley wirklich sehr. Nach kurzer Zeit riefen Ken und Katjaa Lee nach vorne zur Fahrerkabine, weil sie mit ihm sprechen wollten. Ich dachte erst, ich würde Ärger bekommen wegen Lilly, oder Larry, oder der Frau in der Stadt, oder was weiß ich was ich noch alles ausgefressen hatte. Stattdessen zeigte Katjaa mir eine Bisswunde auf Ducks Bein. Oh Mist.
Als ich zu Beginn des Spiels hoffte, dass Duck bald das Zeitliche segnen würde, hätte ich nie gedacht, wie sehr sich alles verändern würde. Jetzt fand ich es nämlich wirklich schrecklich, dass er bei der Flucht aus dem Motel gebissen worden war. Ich konnte den Jungen jetzt nicht total gut leiden, aber auf jeden Fall mehr als damals und die ganze Familie Ken (wie heißen die eigentlich wirklich mit Nachnamen? xD) war einfach immer da gewesen. Nicht nur als Begleiter, sondern eben auch als Berater, Lebensretter oder sogar Freunde. Wir wussten dann alle nicht, was wir tun sollten, aber es war klar, dass erst einmal nichts geschah. Katjaa wollte auf Duck aufpassen und ihm vielleicht irgendwie medizinisch helfen und dann würden wir weiter sehen. Vorrangig wollten die Kens einfach, dass Lee davon wusste, weil sie untereinander ehrlich sein mussten und ich fühlte die starke Bindung, die ich zu ihnen aufgebaut hatte. Ich war gerührt und deprimiert zugleich und verzog mich zurück zu Clementine. Der sollte ich auch davon erzählen (womit wieder mal nur Ben nicht eingeweiht wurde xD) und sie fasste es auch nicht besonders gut auf. Sie schlief dann in Lees Arm ein, und endlich war ein bisschen Ruhe eingekehrt... was aber nichts besser machte. Es gab nun die Zeit, um nochmal über alles nachzudenken und eigentlich war das alles einfach nur furchtbar traurig. :(

Nach einem verstörendem Traum mit Clem als Zombie gab es den nächsten unfreiwilligen Halt. Ein Güterzug versperrte die Strecke und es sah auch nicht so aus, als würde es einen Weg drumherum geben. Dafür schien das Ding aber noch zu funktionieren und musste nur noch von umgefallenen Wagons befreit werden - eine Anleitung zum Starten war glücklicherweise im Fahrerhaus. Lee fand auch heraus, dass die Bahnstrecke offenbar direkt nach Savannah führte, was für alle ein erstrebenswertes Ziel war. Es lag an der Küste, wo Kenny ein Boot auftreiben wollte, außerdem war es immerhin der Ort, wo Clementines Eltern sich zum Ausbruch der Katastrophe befunden hatten.
In einem der Wagen hatte sich ein Landstreicher namens Chuck niedergelassen, den ich unabsichtlich beklaut hatte, was aber offenbar keine Konsequenzen zu haben schien. Stattdessen spielte der Typ etwas auf seiner Gitarre und begleitete uns schließlich auf der Zugfahrt. Diese dauerte dann aber erst mal gar nicht so lange, weil Duck anfing Blut zu husten und Katjaa einsah, dass er sich nicht mehr erholen werden würde. Lee musste allerdings erst Kenny davon überzeugen, der die Sache einfach nicht wahrhaben wollte - während ich ihm die Vernunft wohl auch hätte einprügeln können entschied ich mich dafür, mit ihm als Freund zu reden.
Nachdem Kenny den Zug angehalten hatte, sprach Katjaa aus, was schon lange unausgesprochen im Raum schwebte: Jemand musste Duck den Gnadensstoß versetzen, damit er nicht zum Walker werden konnte, was seine Eltern natürlich nicht wollten. Ich hielt mich erst einmal raus und ließ die beiden entscheiden, wer sein eigenes Kind erschießen würde. ;__; Katjaa meinte, sie würde es tun und verschwand mit Duck und einer Pistole in den umliegenden Wäldern. Ich tat mein Bestes, um Kenny zu trösten und als schließlich ein Schuss fiel gingen wir hinterher, damit wir auch seine Frau stützen konnten. Das war aber gar nicht mehr nötig. Ich hatte es mir auf dem Weg in den Wald schon gedacht - Katjaa hatte es nicht übers Herz gebracht, ihren eigenen Sohn zu töten und hatte stattdessen Selbstmord begangen. Gott, war das schlimm. Einerseits verstand ich sie, andererseits konnte ich nicht fassen, was sie Kenny damit antat. Der hatte nun nicht nur eine tote Ehefrau, sondern immer noch einen Sohn, der bald zum Walker werden würde. Diesmal bot ich an, dass Lee es beenden könnte, weil es das einzige war, das ich tun konnte.
Also erschoss ich den Sohn meines Freundes, so wie ich es mir immer gedacht hatte, nur komplett anders als ich es immer wollte. Es war das Traurigste, was ich mir vorstellen konnte. Mir kamen da erstmals bei dem Spiel auch echt die Tränen und ich wünschte ich hätte irgendwie helfen können. Wie sollte sich Kenny jemals davon erholen? Das konnte gar nicht mehr passieren. Nichts würde mehr sein wie es war, diese Episode hatte wirklich heftig an den Gegebenheiten gerüttelt und mich mehr aufgewühlt, als jede actionreiche Szene.
Es war auch nochmal trauriger, weil Kenny irgendwie dachte, der Tod von Duck wäre eine Bestrafung für seine eigenen Taten. Weil er damals Shawn nicht geholfen hatte, war es ihm auch nicht vergönnt, dass sein Sohn überlebte. Ich glaube nicht, dass er jemals darüber hinwegkommen wird. Und ehrlich, wer würde das schon.

Die Zugfahrt ging dann weiter und nun war es noch bedrückender und einsamer als damals im Wohnwagen. Nur noch Lee, Clem, Kenny und Ben waren übrig, aber immerhin hatten wir in Chuck einen neuen Kumpanen. Er war recht pragmatisch veranlagt und gab Lee ein paar Aufgaben im Bezug auf Clementine: Er musste ihr die Haare schneiden, damit sie da nicht so leicht von Angreifern gepackt werden konnte, er sollte ihr zeigen wie man eine Pistole benutzte und sich mit ihr einen Plan überlegen, was in Savannah dann eigentlich passieren sollte. Das war alles eine recht schöne Zweisamkeit zwischen Lee und Clem, sie ist wirklich absolut kein nerviges Kind und so niedlich! <3 Ich schlug ihr vor, in Savannah nach ihren Eltern zu suchen, was sie sehr glücklich machte. Zwar wollte Kenny immer noch ein Boot finden und ich wäre gerne bei ihm geblieben und für ihn da sein, aber Clementine ist einfach wichtiger.
Es war dann auch ein bisschen Zeit sich kurz mit Ben zu unterhalten. Er tat mir inzwischen schon echt leid, weil er dauernd wie ein Kind behandelt und nie ernst genommen wurde. Irgendwie war auch nie jemand nett zu ihm gewesen außer Carley, und die war ja nicht mehr da.... woran Ben sich die Schuld gab, weil er die Vorräte im Motel damals gestohlen hatte. Huh, da hatte ich ja tolle Detektivarbeit geleistet mit meinem Verdacht auf Kenny. xD Lee war eher entsetzt und so, aber ich konnte das immer noch nicht so recht nachvollziehen. Ich meine ja, vielleicht würde Carley noch leben wenn er es zugegeben hätte, aber er konnte ja nicht wissen, dass Lilly gleich jemanden niederschießen würde. Er wollte einfach nicht aus der Gruppe rausgeschmissen werden. Deshalb hatte er ja auch Schuldgefühle, was richtig ist, aber ich weiß nicht wie viele Leute in seiner Situation anders gehandelt hätten. Und den Deal mit den Banditen verstand ich ja ohnehin, da war es dann auch egal, ob es nun Kenny oder Ben gewesen war.
Unsere Reise wurde dann jedenfalls vom scharfen Bremsen des Zuges unterbrochen. Von einer Brücke, die direkt über der Strecke lag, hing nämlich ein Wagen eines Tanklasters. Einfach Durchbrechen ging also nicht, denn das Petroleum, das mit dem Laster transportiert worden war, würde bei dem Aufprall mit Sicherheit explodieren.

Oben auf der Brücke erschienen nun zwei Leute, die offenbar gerade zufällig vorbeikamen und uns bemerkten. Es waren eine Frau und ein Mann, die sich als Christa und Omid vorstellten. Die beiden hatten eine Rundreise durch Amerika gemacht, als das Unglück passiert war und streiften nun zu Fuß umher. Außerdem schien Christa ziemlich misstrauisch zu sein und hatte sich bisher immer vehement gewehrt, sich einer Gruppe anzuschließen, statt sich mit ihrem Lover alleine durchzuschlagen.
Die beiden versprachen aber uns mit dem Tankwagen zu helfen, auch wenn erst mal nicht klar war, ob sie uns mit dem Zug dann begleiten wollten oder nicht.
Christa unterhielt sich ein bisschen mit Clementine, an der sie offenbar großes Interesse hatte, während Lee sich ein bisschen mit Omid anfreundete. Wirklich viel Interaktion gab es aber nicht und so blieb nichts weiter, als ein Bahnhofshäuschen in der Nähe zu untersuchen. Auf dem Dach stand in weißen Buchstaben "Survivors Inside", aber eigentlich war alles verdächtig ruhig und verbarrikadiert. Clementine, die darauf bestanden hatte mit Lee mitzukommen (weil sie ein "Team" waren <3), konnte wieder durch eine Luke kriechen und die Tür öffnen, aber auch drinnen gab es absolut kein Lebenszeichen von "Survivors". Dafür fanden wir aber eine Lötlampe, die uns beim Tankwagen helfen konnte - oh, und natürlich ein paar Zombies. Clem hatte immer noch die Pistole, schaffte es aber einfach nicht abzudrücken. Nachdem Lee die Untoten mit irgendeinem Werkzeug zu Brei geschlagen hatte (und ich einmal mehr ein Game Over hatte *hüstel*) und am Ende doch noch die Schusswaffe in die Finger bekam, war sie auch enttäuscht über sich selbst, obwohl ja alles noch glimpflich verlaufen war. Ist schon irgendwie total logisch, dass das kleine Mädchen nicht sofort bei der ersten Gelegenheit jemanden erschießt, nur weil es jetzt weiß wie man zielt.
Christa, die den Schuss am Ende gehört hatte, hielt Lee dann eine Strafpredigt, dass er besser aufpassen müsse und sich unverantwortlich Clem gegenüber verhielt und bla... Da hatten wir die eine Schnepfe gerade am Straßenrand stehen lassen und schon kam die nächste, die nur meckern konnte. Pah.

Sie hatte allerdings zumindest mit der Befürchtung recht, dass der Schuss, den sie gehört hatte, auch alle Untoten in der Umgebung aufschrecken könnte. Gerade als Lee zurück auf der Brücke das herunterhängende Lasterteil loslöten wollte, kam aus der Ferne eine ganze Armee von Zombies. Ich glaube ich habe noch nie so viele auf einmal gesehen - die Zahl belief sich dabei sicher im vierstelligen Bereich. Und langsam waren die jetzt auch nicht unterwegs. Lee und Omid mussten nun unter Zeitdruck in Partnerarbeit den Tankwagen bearbeiteten. Der Teil, der die Strecke blockiert hatte, fiel schließlich hinunter, riss aber auch die Leiter mit sich, die der einzige Weg nach unten war. Kenny startete den Zug und der Plan war, auf der anderen Seite der Brücke drauf zu springen. Das gelang Lee auch, aber Omid fiel hinunter und verletzte sich das Bein, woraufhin Christa ihm zu Hilfe eilte. Die beiden versuchten nun, uns wieder einzuholen, um noch schnell aufspringen zu können und Lee war zur Stelle, um ihnen die Sache zu erleichtern. Ich musste nun entscheiden wem ich helfe, was eigentlich eine idiotische Sache war.
Jetzt mal ganz ohne den Gedanken wie das Spiel funktioniert und nur rein der Situation nach zu urteilen: Omid rannte vor Christa und war der erste, der den "Eingang" erreicht hatte - warum sollte man ihn da ignorieren? Die logische Lösung wäre also, erst Omid die Hand zu reichen und dann Christa, einfach weil dies die Reihenfolge war, in der die beiden angerannt kamen. o.o Außerdem hatte der Typ ein verletztes Bein und konnte jede Hilfe gebrauchen.
Unter dem Gesichtspunkt, dass das Spiel darauf ausgelegt ist, dass man meist nur eine Person retten kann, ändert sich dann auch nicht extrem viel. Beide Charaktere hatte man gerade erst kennen gelernt und es war unmöglich auszumachen wer die bessere Wahl war (mal davon abgesehen, dass ich Christa unsympathisch fand). Christa zu nehmen, weil es "Frauen und Kinder zuerst" heißt, halte ich da auch für eine scheinheilige Moral - warum sollte sie es mehr "verdienen" als er?
Naja, Omid war ein bisschen angekackt, und irgendwie beschlich mich der Verdacht, dass Christa schwanger sein könnte, weil er sowas sagte wie "Du Arsch! Weißt du denn nicht, dass sie...." und dann abbrach. Außerdem hatte sie ja Interesse an Clem gezeigt und Lee wegen dem Kind Vorwürfe gemacht. Aber bitte, das kann ich vorher ja nicht riechen wenn das niemand erzählt (und auch jetzt ist es noch nicht klar, könnte ja auch was anderes sein. Oder nichts.). Aber egal, Christa schaffte es dann tatsächlich aus eigener Kraft noch in den Zug und es war sowieso alles gut gegangen.
Irgendwie fand ich das alles ein bisschen unnötig - erst zierten sich die beiden (vor allem Christa) uns zu trauen und gaben sich unnahbar, und dann sollte ich plötzlich einen von beiden retten und auch noch ein schlechtes Gewissen haben, dass ich eine Wahl getroffen hatte. Nee, also da war ich emotional noch völlig unberührt, vor allem weil wir gerade einige Leute verloren hatten, an denen mir wirklich etwas lag.

Die restliche Zugfahrt verlief dann aber endlich mal friedlich und bald war Savannah schon in Sichtweite. Lee erzählte Kenny schließlich, dass er Clementines Eltern suchen wollte, was mir wirklich leid tat. Ich wollte ihn nicht alleine seinem Schicksal überlassen und ich wollte ihn nicht enttäuschen. Aber die Entscheidung war schon gefallen und es gab auch nichts was ich sagen hätte können, um es leichter zu machen - vor allem weil die Auswahlmöglichkeiten blöd waren. Das reichte von "Du bist ein Wrack" bis zu "Du wirst es schon schaffen", was mir alles nicht gefiel. Letzteres zum Beispiel deshalb, weil es wie eine leere Phrase klingt, die man halt so sagt, um sich eigentlich selbst besser zu fühlen.
Ich schwieg also einfach und Episode 3 ließ Episode 3 genauso ruhig und traurig ausklingen, wie sie in ihrer Gesamtheit gewesen war. :(

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