Donnerstag, 29. Mai 2014

Dreamfall: The Longest Journey #2 - Ghetto

Nach der Ankunft in Venice und dem kurzen Besuch im Fringe war das nächste Ziel das alte Grenzhaus, das mittlerweile eine andere Funktion erfüllte, als ein Studentenwohnheim zu sein. Da konnte man auch nicht einfach hineinspazieren. Dass ich durch den Hintereingang ins Victory Hotel schleichen musste, wusste ich schon. Das war nämlich die Stelle, an der ich bei meinem ersten Durchgang aufgehört hatte, weil ich da noch zu dämlich war an dem Wachhund vorbeizukommen. Diesmal klappte das beim ersten Versuch, auch wenn ich trotzdem richtig nervös war – dabei wusste ich noch nicht einmal, welch schröckliche Aufgaben mich noch erwarten würden.
Zoe brach also erst mal in den Keller des Victory Hotels ein, das extrem heruntergekommen und eher verlassen aussah. Außerdem ließen sich in einem kleinen Raum, der Bildschirme von Überwachungskameras enthielt, vertrauenserweckende Blutspuren finden. Ahja, dunkel war es natürlich auch. Ich naives Ding war aber offenbar zu blind, um die eindeutigen Zeichen zu sehen und machte mich sorglos ans weitere Erkunden. Auf einem Bildschirm erhielt Zoe eine weitere „Rette April“-Nachricht, allerdings war das Mädchen, das diese Worte immer sagte, diesmal an einem anderen Ort: In Zimmer 201 des Hotels oder anders gesagt, Aprils alter Studentenbude. Die Einrichtung dort schien immer noch vorhanden zu sein, zumindest öffnete das Mädchen auf dem Bildschirm die Schranktür, die den Spielern des ersten Teiles nur allzu bekannt war. Zoe ist Gott sei Dank auch nicht auf den Kopf gefallen und kombinierte gleich, dass die Botschaft für sie die Anweisung enthielt, dieses Zimmer zu finden und den Schrank zu öffnen. Gut, ich hätte das nämlich nicht unbedingt kapiert, weil ich irgendwie nie drauf achte, was bei den Szenen mit dem Mädchen visuell so abgeht. :x
Wie auch immer, das nächste Ziel war also Aprils altes Zimmer. Aww. ;__; Das war eine Aufgabe, die mir die Entwickler ganz schön schwer gemacht haben. Wie gesagt, die Anzeichen waren ja da, aber dass das Adventure sich plötzlich aller möglichen Horrorelemente bediente, traf mich vollkommen unerwartet. Erst galt es nur, an einem Kerl vorbeizuschleichen, der mitten in der Haupthalle herumsaß und wohl als eine Art Aufseher fungierte. Aufseher wofür? Oh, für die extrem gruseligen Leute, die in dem Hotel offensichtlich für irgendwas als Versuchskaninchen herhalten mussten. Das war echt gar nicht spaßig. Ich fand diese erste Versuchsperson in einem kleinen Raum, wo sie auf einer Matratze lag und an komisches Gerät angeschlossen war, das wie eine Blume aussah. Als ich das Zimmer dann verließ und gerade in ein anderes biegen wollte, wankte genau diese Person völlig out of nowhere plötzlich hinter Zoe vorbei. Boah, hab ich mich erschrocken. Kurze Zeit später entschied sich auch der Aufseher, dass er mal nach den Patienten sehen könnte und ich wurde gleich mal erwischt und musste gegen den Typen kämpfen. Da habe ich einerseits wegen meiner eigenen Unfähigkeit mit dem bescheuerten Kampfsystem versagt, andererseits aber auch weil die Steuerung mich übelst getrollt hat. Man führt Schläge mit der linken und rechten Maustaste aus, was leider auch die Tasten sind, mit denen man sonst mit Objekten interagiert. Während also der Typ auf mich eingeprügelt hat, war Zoes hilfreiches Kommentar dazu nur: „Dieses Leintuch sieht schmutzig aus!“, weil im Raum ein verdammtes Leintuch rumlag und die Kamera lieber das Item fokussen wollte, als mich kämpfen zu lassen! Argh!!

Der Weg in Aprils Zimmer war natürlich auch nicht einfach – ich musste durch Fenster klettern und über irgendwelche Feuerleitern in andere Teile des Hotels, um irgendwann am Ende mal tatsächlich an meinem Ziel anzukommen. Dabei auch noch durch verdreckte Sanitäreinrichtungen schleichen zu müssen, in denen jederzeit ein offenbar mit Drogen vollgepumpter, gruseliger Patient auftauchen konnte, während man unter keinen Umständen vom Aufseher erwischt werden sollte, war für meine Nerven echt zu viel. Die Blutspuren dürfen wir natürlich auch nicht vergessen.
Die Belohnung für diese Tortur (auch wenn ich echt stolz war, es am Ende geschafft zu haben ^_^) war ein Foto. Ja, im Schrank lag einfach eine Aufnahme von Charlie, Emma und April. Ich persönlich war damit eigentlich voll zufrieden. Hach, good old times. Zoe konnte da aber natürlich erst mal nichts damit anfangen und wollte Charlie fragen, was es mit dem Bild auf sich hatte. Und weil es gerade so schön friedlich war und ich an nichts Böses dachte, wurden wir gleich darauf natürlich erwischt. Diesmal allerdings nicht vom Aufseher, sondern von Marcus, der so etwas wie ein Verwalter oder Besitzer war. Außerdem gab es den anscheinend auch schon im ersten Spiel - er war ein Freund von Emma und den anderen gewesen, aber ich erinnere mich nicht. Geschickte Lügenkonstrukte reichten jedenfalls, um sich aus der Affäre zu ziehen und Zoe konnte den Typen sogar überreden, vielleicht etwas über Reza herauszufinden. Ahja, den gabs ja auch noch. Ob die Blutspuren wohl von ihm waren?^^ Es war jedenfalls alles, was es im Hotel vorerst herauszufinden galt, entdeckt worden und endlich konnten wir diesen verfluchten Ort verlassen. Als nächstes sollte es wieder ins Fringe gehen.
Ich war echt überrascht, wie schnell dann alles ging. Zoe zeigte Charlie das Foto und er erklärte, dass die beiden Mädchen dort oben Emma und April waren. Im Folgenden erzählte unsere Protagonistin ihm dann alles, was sie gesehen hatte (weil sie den Namen "April Ryan" ja von dem mysteriösen Mädchen kannte), woraufhin Charlie gleich Emma anrief.
Diese trudelte auch kurze Zeit später ein und sah doch deutlich anders aus als in "The Longest Journey". Sie war vollkommen overdressed und überschminkt, aber dafür war sie so eine recht sympathische Verbündete - obwohl sie wegen April ja damals niedergeschossen worden war, hatte sie nie aufgehört nach ihrer Freundin zu suchen. Wir erfuhren da auch einige Details, die seit dem ersten Teil passiert waren. Der Tag, an dem April damals gejagt wurde, wo alle Freunde in die Sache mit hineingezogen wurden oder starben, und woraufhin sie dann ein letztes Mal nach Arcadia reiste, war nur kurz vor dem berüchtigten Kollaps gewesen. Ob das ein Zufall war? Emma war jedenfalls im Gegensatz zu Charlie davon überzeugt, dass ihre alte Freundin immer die Wahrheit gesagt hatte und zwischen diesen Welten reisen konnte und demnach auch immer noch Leben musste.

Zoe war auch eher skeptisch über diese Geschichte und wollte erst einmal ein paar Telefonate führen. Dazu gab es offenbar eine kleine Lounge im oberen Stock, wo sie sich zurückziehen konnte. Jaaa, das hörte sich ja überhaupt nicht so an, als würde gleich wieder etwas passieren. Nach etwas mehr als drei Stunden legst du mich nicht mehr rein, Dreamfall!
Also, Zoe war in diesem kleinen Zimmer und Marcus tauchte plötzlich auf. Blöderweise hatte er die Punk-Zwillinge mitgebracht, die gleich mal über unser naives Ding herfielen, sie niederschlugen und unter Drogen setzten. Oder was auch immer dieses Blumending ist. Es scheint so, als hätten diese Experimente tatsächlich etwas mit Arcadia zu tun, denn Zoe fing an, von ebenjener Welt zu träumen ... oder was auch immer, sie war nun auf jeden Fall dort.
Erst begegnete Zoe jedenfalls dem Mädchen in einer weißen Landschaft mit nur einem einzigen, schwarzen Haus. Diesmal war die Kleine recht panisch in ihren "Rette April!"-Parolen und sorgte gleich mal dafür, dass wir durch eine Art Eisloch irgendwo nach unten fielen. Mir war nun natürlich gleich klar, dass wir, wie gesagt, in Arcadia waren, auch wenn ich in irgendeiner Höhle oder Schlucht war, die überall sein hätte können. Ja gut, da gabs zwei komische Kreaturen, gegen die Zoe kämpfen musste (zum Glück fanden die das Kampfsystem offenbar genauso beschissen wie ich, weil sie kaum etwas taten), aber das gab ja keinen Hinweis darauf, wo genau in der magischen Welt ich mich befand. Ziemlich cool fand ich übrigens, dass das Tagebuchdesign sich geändert hatte - in Stark hatte es moderne Farben und Schriften, während es nun wie ein vergilbtes Buch oder Pergament aussah. Echt nett gemacht.
Nach ein paar wenigen Rätseln (die Rätseldichte war bisher allgemein eher mau) kam Zoe dann durch ein Portal in irgendeinen Keller. Erst hatte ich Angst, dass da wieder irgendsoein Kannibale auftauchen würde wie im ersten Teil, aber jede Sorge war umsonst. Ich kam dann nämlich in einem Raum heraus, den ich nur allzu gut kannte: Hinter der Theke des Journeyman Inn. ;__; Oh Gott, wie gut ich mich erinnere, wie man damals mit April nach langen Strapazen dort erst mal am gemütlichen Feuer zur Ruhe gekommen ist und von der freundlichen Wirtin total unterstützt wurde. Diese (mit dem Namen Benrime) war natürlich immer noch da und sie war auch immer noch total herzlich und lieb. Hach. <3

Allerdings wurde ziemlich schnell klar, dass Benrime zwar über "Reisende" zwischen den Welten bestens informiert war, aber leugnen musste, dass sie April kannte. Offenbar war Marcuria, wo das Gasthaus sich ja befindet, in festem Griff der Azadi und Aprils Rebellengruppe war da logischerweise nicht gern gesehen. Selbst die Bewohner schienen keine hohe Meinung davon zu haben, dass die Stadt wieder "frei" werden sollte und titulierten die Rebellen sogar als Terroristen. Hörte sich nicht nach rosigen Zeiten an. :-/ Darüber hinaus wurde Zoes Ankunft auch noch von irgendeinem Gast im Inn miterlebt, der die Stube dann wortlos verließ und nicht so wirkte, als hätte er Gutes im Schilde.
Zoe war das alles natürlich nicht bewusst, sie hatte ja noch nicht mal ordentlich verarbeitet, dass sie nun wahrhaftig in Arcadia war. Ihre Aufgabe war es nun, zu einer gewissen Minstrum Magda zu gehen, die offenbar Erfahrung mit Reisenden aus Stark hatte. Um dahin zu kommen musste ich aber erst mal ein paar Botengänge machen und lernte Marcuria (erneut) besser kennen. Statt dem alten Tempel von früher war da jetzt zum Beispiel ein elendig hoher Turm mitten in der Stadt. Der Markt war nun eine Ansammlung von ganzen drei Ständen und alle möglichen Tore waren versperrt. Es gab nun offenbar auch ein sogenanntes "Ghetto", das ebenso durch die Azadi gerade geschlossen war. Dort hatten sie irgendwann alle "Magischen" hineingestopft, offiziell um diese vor den normalen Leuten zu schützen oder irgendsoein Mist. In Wahrheit hatten die Azadi einfach Angst vor denen, die Magie beherrschten und wollten die nicht nur weggesperrt haben sondern machten da auch regelnäßig Razzien - angeblich sicherten sie da Schmuggelgut und so, aber vermutlich brachten sie einfach die um die Ecke, die sie als Gefahr einstuften. Es war auch an allen Ecken und Enden offensichtlich, dass diese Typen, die vor 10 Jahren eigentlich in einem Krieg die Tyren (na, wer erinnert sich an diese netten Gesellen?) vertrieben hatten, selbst eher auf der technologischen Schiene fuhren. Dampfmaschinen und ähnlicher Kram zierten die ganze Stadt.
Als ich nach hundert Jahren Herumlatschen diese Magda endlich fand - getarnt als alte Frau, die Suppe austeilte - erzählte die nur unter vorgehaltener Hand von all diesen Umständen. Sie machte auch deutlich, dass niemand erfahren durfte, dass Zoe aus der anderen Welt kam. Würde den Azadi wohl auch eher nicht so gefallen. Jedenfalls konnte unserer Protagonistin aber eben nur etwas Magisches helfen, in ihre Welt zurückzukehren und dafür musste man natürlich ins Ghetto.

Der verdächtige Kerl aus dem Journeyman Inn kam uns just in diesem Augenblick zu Hilfe. Und ich Idiot hätte mich schlagen können, weil ich es erst da erkannte - der Typ war einer von Aprils Mitstreitern gewesen, den ich ja schon gesehen hatte als ich sie kurz gesteuert hatte. <_<
Vertrauen konnte man dem aber trotzdem nicht, er hielt Zoe für einen Spion und wollte sie umnieten, aber April (oder Raven, wie sie sich nun nannte) verhinderte dies. Also ja, der Moment der Zusammenkunft war gekommen. Sehr viel früher als erwartet. Und sehr viel ernüchternder als erwartet. Das ist aber eine Geschichte für den nächsten Beitrag.

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