Dienstag, 16. Januar 2024

Persona 4 Golden


Oh Gott, wo soll ich anfangen, und wo aufhören?
Ich verstehe schon, dass ich bei Persona 3 so viele Blogposts gemacht habe, weil es wirklich ständig etwas zu berichten gibt in dieser Art Spiel. Denn wenn ich eines über Persona 4 sagen kann, dann, dass es mich durch verschiedenste Emotionen geschickt hat – ständig und immer wieder. Und selbst wenn es einmal schlechte waren, wie meine feierliche Abneigung gegen Chie, waren sie immer leidenschaftlich. Deshalb habe ich jede einzelne Spielstunde ziemlich geliebt und habe sie taktisch gegen alle möglichen persönlichen Befindlichkeiten eingesetzt. Wenn ich Persona 4 gespielt habe, ging es mir gut.
Gleichzeitig halte ich einige Vorkommnisse für problematisch und unfassbar schlecht gealtert. Und die Charaktere aus der Main-Party mag ich bis auf ein paar Ausnahmen wirklich nicht besonders. Dafür mag ich einen Charakter daraus so unfassbar gerne, dass er eigentlich die gesamte Gruppe mit tragen kann. Haha, also ja, es ist kompliziert. Einerseits war Persona 4 so wichtig und motivierend für mich, dass es eigentlich schon mein Game of the Year sein könnte. Andererseits gibt es sehr viele Red Flags, und ich muss mich ein bisschen zur Objektivität zwingen, sodass ich schon glaube, dass ich zumindest Persona 3 insgesamt besser finde als das hier. Wir werden dem wohl am besten mit einer fundierten Analyse von einzelnen Punkten im Spiel auf den Grund gehen.

Geschichte

Es wird natürlich niemals ausbleiben, dass ich Vergleiche zu Persona 3 ziehe, und bei der Geschichte ist das vielleicht sogar einer der wichtigsten Punkte. Für mich geht es in Persona 4 darum, einzelne Menschen zu retten, einen Mörder zu fassen und eine kleine Stadt wieder lebenswert zu machen. Und natürlich um Freundschaft.
Der gesamte Plot mit den Strippenziehern dahinter (noch mehr mit dem True bzw. Golden Ending) passt natürlich und ist konsistent zur Persona-Welt an sich, ist für mich aber relativ ignorierbar. Hätte es auch nicht gebraucht. Und davon abgesehen ist aber eben genau das die Sache, in der sich beide Spiele erheblich unterscheiden. Hier sind die Einsätze kleiner, oder viel besser ausgedrückt, persönlicher. Niemand will - zumindest nicht imminent - die gesamte Welt zerstören, niemand muss sich dafür opfern, niemand muss das Schicksal der gesamten Menschheit alleine schultern. Das steht dem Spiel aber ungemein gut, man will ja auch nicht wieder das komplett gleiche wie im Vorgänger erleben.
Also ja, ganz im Kern ist es trotz aller Gefahren, Rettungsmissionen und mysteriöser Vorkomnisse tatsächlich immer noch die Geschichte eines Jungen, der ein Jahr bei seinen Verwandten auf dem Land verbringen muss und dort Freunde findet, mit denen er durch dick und dünn geht. Wahrscheinlich ist das auch mit ein Grund, warum es für mich so ein Feelgood-Game werden konnte, während ich aber gleichzeitig so investiert war, dass die dramatischen Momente auch gezündet haben. Heck, ich glaube ich habe mehr geweint, als der Protagonist wieder nach Hause fahren musste, als damals wo der in Persona 3 gestorben ist. :'D

Neben aller Dramatik, die wirklich trotzdem nicht zu kurz kommt, gibt es viel Raum für zwischenmenschliche Erlebnisse. Die Gruppe an Freunden, die sich nach und nach zusammentut, unternimmt in diesem Jahr auch sehr viele Dinge unabhängig von den Morden bzw. Vermisstenfällen, was wirklich glaubhaft ein Gefühl des Zusammenhalts erzeugt (dazu später noch mehr).
Diese Tätigkeiten stützen sich immer sehr heftig auf Humor - denn gemeinsames Lachen ist offenbar die beste Methode, um Menschen zusammenzubringen - der manchmal auf alberne Art und Weise gut zündet, und manchmal leider sehr, sehr daneben ist. Persona 4 ist dahingehend wirklich schlecht gealtert, beziehungsweise waren einige Dinge auch schon vor zig Jahren nicht mehr okay. Die obligatorischen Badeszenen, bei denen die männlichen Charaktere einen Blick auf die weiblichen erhaschen wollen, haben mir da ja noch nur ein Augenrollen entlockt, aber es wurde meiner Meinung nach zwischendurch auch wirklich problematisch. Schlimm fand ich die Witze, die über Kanjis Sexualität gemacht wurden, und noch schlimmer die Witze über Hanako, ein dickes Mädchen an der Schule. Dabei ist es gar nicht so, dass die Entwickler Humor nicht auch irgendwie gekonnt hätten, es gab viele Szenen, die auch ganz ohne problematische Anspielungen ausgekommen sind, und die ich witzig fand.

Wie auch immer, ein großes Plus gibt es von mir für den Hauptplot, der interessant und voller kleinerer Wendungen war, bis es dann in der sehr passenden und gut durchdachten Auflösung gipfelte, dass Adachi der Mörder ist (was ich übrigens von Anfang an vermutete hatte, weil ich einfach gut bin). Außerdem vergebe ich auch einen Pluspunkt für die oft recht entschleunigte Erzählung, mit Raum für Team-Building und einer diesmal glaubhaften Entwicklung zu der Tatsache, dass der Protagonist für alle so wichtig ist, selbst wenn man keine Social Links mit allen gemacht hat.
Aber im Detail gab es leider einige Sachen, über die ich nicht so wirklich hinwegsehen konnte - aber viel mehr als mit der Geschichte verbinde ich das eigentlich mit einzelnen Charakteren. Eigentlich sind es sogar nur zwei, die eigentlich sämtliche problematischen Szenen in sich vereint haben. Also kommen wir mal zu den wichtigsten Personen im Spiel.

Charaktere

Ich habe ja schon anklingen lassen, dass ich von der Hauptgruppe gar nicht so viele Charaktere mag. Chie habe ich am Anfang wirklich ziemlich verabscheut, weil sie laut und nervig ist, und ständig auf Yosuke herumhackt. Das hat sich dann aber ein bisschen gelegt, und naja, mit Yosuke hatte ich dann andere Probleme, zu denen ich gleich komme - und außerdem kam dann Rise, die ich alles in allem noch schrecklicher fand. Also das fasst schon relativ gut zusammen, dass ich Charaktere gar nicht danach bewerten konnte, wen ich lieber mag, sondern wen ich weniger nicht mag. :D Yukiko fand ich auch nur okay, weil die anderen beiden Damen halt schlimmer waren, wirklich warm bin ich mit ihr aber auch nicht geworden. Und das heißt, dass ich die Mädchen allesamt relativ meh fand, außer Naoto. Weil sie nicht so charakterisiert wurde, wie sich die Entwickler Mädchen offenbar vorstellen, denn sie haben alle Anfangs ja für einen Jungen gehalten. :) Das Seltsame ist, dass sie alle in der Gruppe trotzdem als Freunde des Protagonisten funktionieren, obwohl ich sie selbst nicht so gut leiden konnte. Meine Abneigungen haben dem Zusammengehörigkeitsgefühl, das ich schon beschrieben habe, keinen Abbruch getan - das muss man erst einmal schaffen!
Naja, und dann gibt es natürlich noch die männlichen Hauptcharaktere. Vielleicht hätte ich mit dem Protagonisten anfangen sollen, aber er hat natürlich nicht besonders viele Eigenschaften. Aber ich sollte wenigstens erwähnen, dass ich ihm den formidablen Namen Gunboy Katana gegeben habe, um zukünftig von ihm als Person, und nicht nur als leere Hülle sprechen zu können.


Wie auch immer. Gunboy war immer der Typ, der wegen mir natürlich mehr Zeit mit den Dudes verbracht hat, obwohl das eigentlich nur einen Grund hatte: Kanji. Ohne Scheiß, ich kann mich nicht erinnern, wann ich zuletzt einen Charakter so sehr geliebt habe - naja doch, ich erinnere mich, dass es bei Gundham Tanaka annähernd so war, aber trotz allem ist das hier anders. Kanji ist mein Lieblingscharakter aller Lieblingscharaktere. Ich habe 500 Screenshots von ihm gemacht. Ich habe sehr oft von ihm bei meinen Freunden gesprochen. Ich habe ihn überall als Hintergrund, wo es nur möglich ist. Kanji hat 50% meines Lebens eingenommen.
Und deshalb habe ich, bei allen Problemen in diesen Szenen, auch alle Gruppenaktivitäten immer auch irgendwo geliebt, weil Kanji dabei war und hands down auch immer die besten Szenen bekommen hat. Weil er zu Beginn ja Probleme mit seiner Sexualität, und auch später noch mit seinen Vorlieben und Hobbies (weil sie nicht als "männlich" angesehen werden) hat, ist er auch der Freund, der es schafft, seine freundschaftlichen Gefühle Gunboy gegenüber offen zuzugeben. Weil er eben der ist, der sich damit auch in der Geschichte am meisten beschäftigen und sich seinen Emotionen stellen muss. Oh, und er ist natürlich der einzige, der nicht pervers ist. :)
Teddie ist dafür ganz genau das Gegenteil, nämlich der, der nur pervers ist. Schlimmster Charakter ever. Wer hat das abgesegnet? Ich würde so jemanden wirklich niemals in meiner Nähe haben wollen, und bis auf ganz ganz wenige Ausnahmen (seine Szenen mit Nanako, die sehr süß waren) ignoriere ich einfach, dass er Teil der Gruppe sein soll. So jemanden in der Party und vor allem im Freundeskreis zu akzeptieren, nehme ich allen Beteiligten übel und ist auch einer der größten Gründe, warum ich das Spiel niemals mit 10/10 bewerten könnte.
Naja, und dann ist da noch Yosuke, der es mir wirklich schwer macht. Er ist vor allem am Anfang ein guter Kerl und auch der, mit dem Gunboy rein kanonisch die erste und freundschaftlichste Bindung hat - das kann man als Spieler gar nicht übersehen und fühlt sich mit ihm daher auch schnell vertraut. Aber er ist auch ein jämmerlicher Mädchen-Verfolger und vor allem derjenige, der sich Kanji (und auch Hanako) gegenüber am dümmsten verhält. Er ist der, der Witze auf ihre Kosten macht, und wie kann ich so jemanden dann noch wirklich mögen? Ich hasse ihn auch ein bisschen dafür, dass er sonst eine Art von Charakter wäre, den ich richtig, richtig gern haben würde, er es mir aber durch sein Verhalten einfach nicht wirklich möglich macht.

Und all das, meine Damen und Herren, sind die Gründe, warum Persona 4 vielleicht einen der schlechtesten Casts aller Zeiten hat. Trotz aller Liebe für die Freundesgruppe (und vor allem Kanji und Naoto) an sich ist das etwas, das ich einfach nicht leugnen kann.
Ein wenig Trost spenden aber die Nebencharaktere, von denen es innerhalb der Hauptstory vor allem zwei besonders wichtige gibt. Dojima und Nanako, also Gunboys Onkel und Cousine, bei denen er das Jahr über wohnt, sind ganz ganz toll gelungene Individuen. Natürlich ist das auch gewollt, damit man besonders zerstört ist, wenn Nanako entführt wird und schließlich kurz ihr Herz aufhört zu schlagen, aber mich hat nie gestört, wie offensichtlich sie einen dahin baiten wollen. Es funktioniert nämlich einfach trotzdem, weil sie so ein verdammt tolles Kind ist. Sie ist definitiv der zweitbeste Charakter im ganzen Spiel. Und Dojima ist auch authentisch und sympathisch. Mensch, sogar Adachi ist ziemlich gut gelungen, was aber eventuell durch seinen Social Link, der in Golden noch hinzugefügt wurde, erst so richtig zur Geltung kommen kann. Ich fand die Sachen, die er am Ende sagt (weil alle gemaxten Social Links den Protagonisten am Ende erbauliche Mitteilungen machen) ziemlich hilarious, muss ich zugeben.
Apropos Social Links.

Social Links

Wie schon erwähnt wurde ein Social Link mit dem Antagonisten, also Adachi, für die Golden Version hinzugefügt. Der andere extra SL für diese Spielversion war Marie, um die eine komplette mit dem Hauptspiel zusammenhängende Geschichte und sogar ein extra optionaler Dungeon, eingebaut wurde. Beide hatten für mich definitiv Mehrwert und möchte ich nicht missen - zwar gehörte die ganze Sache mit Marie genau zu den Dingen an der Story, die für mich nicht so wichtig waren, aber sie selbst fand ich eigentlich sehr cool. Zum Glück, denn so hatte ich wenigstens eine Kandidatin für eine Romance - die anderen weiblichen Charaktere kamen nicht in Frage, außer Naoto, aber die gehört zu Kanji (wie hätte ich ihm das antun können)!! Was für ein Glück, dass man diesmal mit allen möglichen Partymitgliedern einzelne Social Links hatte! Fand ich wirklich gut.
Auch wenn das im Endeffekt trotzdem nur zwei Social Links waren, die mir schon mal gut gefallen haben (also eben Kanji und Naoto). Insgesamt würde ich über alle so gesammelt sagen, dass sie genau so Hit & Miss sind wie schon in Persona 3. Es gibt ein paar ziemlich schreckliche, zum Beispiel den im Krankenhaus oder den vom Tutor Job. Viele andere waren einfach relativ unspektakulär und nebensächlich, wie Yukiko (die ich gemacht habe, weil sie in meiner Party war) oder die Schauspiel AG. Und über einige kann ich nicht mal was sagen, weil ich so Leute wie Chie und Rise halt einfach gar nicht näher kennenlernen wollte. :0 
Aber es gab auch einige Lichtblicke. Kanji und Nanako waren natürlich beide einfach nur toll, aber es gab auch Links, die mich wirklich überrascht haben, weil sie für mich Anfangs nicht soo interessant wirkten, ich sie aber irgendwann unbedingt auf Max bringen wollte. Saki Konishis Bruder, Naoki, ist da zum Beispiel ganz oben auf der Liste. Und eben Adachi, den ich übrigens als Charakter selbst gar nicht mag, aber einfach so gut dargestellt finde - nur um das nochmal klarzustellen. Sein Link war halt einfach so genial, weil er sich mitten drinnen verändert, nämlich eben wenn man herausfindet, dass er der Culprit ist. Seine Arcana ist dann statt "Jester" für die letzten paar Stufen "Hunger". Da hatte ich schon eine angemessene Gänsehaut.


Insgesamt kam mir vor, dass die Social Links diesmal etwas schwieriger waren. Es gab viele, bei denen es nicht einfach gereicht hat, richtige Antworten in Unterhaltungen zu wählen. Manchmal musste man bestimmte Stats haben (für Naoto brauchte man zum Beispiel Max Intelligence UND Courage), und manchmal kleine Nebenaufgaben erfüllen.... zum Beispiel angeln.
Wenn mir der Shrine Fox Social Link nicht so unfassbar wichtig gewesen wäre (ich meine es ist ein Fuchs! *__*) hätte ich das alles sein lassen. Dazu komme ich aber gleich noch, es sei nur so viel gesagt, dass ich auf nichts in dem Spiel so stolz bin wie auf die Tatsache, dass ich den verdammten Sea Guardian gefangen habe und so die Bindung zum Fuchs maximieren konnte.
Und das ist nun genau der richtige Moment für die Auflistung all meiner Social Links! \o/ Sortiert nach meiner Beliebtheit, natürlich. Der Investigation Team und der Seekers of Truth Social Link sind für mich deshalb hier ganz oben, weil sie eigentlich stellvertretend für das enge Freundschaftsband der Gruppe über das gesamte Spiel stehen, und damit natürlich quasi der "beste Social Link" sind.  

Investigation Team MAX
Seekers of Truth MAX
Kanji Tatsumi MAX
Nanako Dojima MAX
Marie MAX
Fox MAX
Tohru Adachi MAX
Old Lady MAX
Saki's Brother MAX
Naoto Shirogane MAX
Ryotaro Dojima Stufe 6
Fellow Athletes Stufe 7
Yosuke Hanamura Stufe 4
Yukiko Amagi Stufe 8
Margaret Stufe 5
Teddie MAX
Young Mother Stufe 2
Yumi Ozawa Stufe 6
Tutored Student Stufe 4
Chie Satonaka Stufe 1
Rise Kujikawa Stufe 1
Nurse Stufe 5
(Ai Ebihara Nie gestartet)

Dungeons

Ich muss ja sagen, ich war extrem überrascht, dass die Dungeons diesmal je eine eigene Thematik hatten. Irgendwie hatte ich einfach wieder sowas wie den Tartarus erwartet, also ein ewig gleiches Sammelsurium an Stockwerken. Daher war ich positiv überrascht. Natürlich ist es immer noch ein relativ anspruchsloses Gegrinde, aber durch die Abwechslung und die meist nicht mehr als 9 Stockwerke pro Dungeon fühlte sich alles für mich trotzdem abwechslungsreicher und kurzweiliger an. Ich freute mich sogar auf jeden neuen Abschnitt, nur um zu sehen, welches Design und vor allem welche Musik für die jeweilige Rettungsmission auf mich warteten. Schließlich geht es bei jedem Gebiet ja auch um die Psyche der jeweiligen Person, die man befreien (oder "sicherstellen") muss, und das war schon irgendwie spannend. 
Weniger spannend war das Kampfsystem, das dem von Persona 3 ziemlich ähnlich ist, bis auf ein paar Kleinigkeiten. Cool fand ich zum Beispiel, dass die Charaktere, mit denen man einen hohen Social Link hat, zusätzliche Fähigkeiten bekommen haben - nicht nur für ihre Personas, sondern auch so nützliche Sachen wie einen anderen Charakter aus einer Statusveränderung zu befreien, oder eine eigentlich tödliche Attacke einmalig zu überleben. Das ist auch der einzige Grund warum ich Yukikos Social Link gesteigert habe, meine Party bestand nämlich neben Gunboy natürlich aus Kanji und Naoto, weshalb ich noch jemanden zum Heilen gebraucht habe. 
Insgesamt habe ich die Kämpfe auf jeden Fall als recht einfach empfunden - es gibt ein paar unfaire Überraschungen bei ein paar Bossen, aber grundsätzlich habe ich selten wirklich gegrindet (nur vor Adachi ein paar wenige Level) und bin locker durchgekommen. Sogar durch den optionalen Dungeon von Marie, das mit Abstand nervigste Gebiet. Im Zweifelsfall kann man aber die Schwierigkeit ziemlich gut individuell gestalten, im entsprechenden Menü gibt es für viele einzelne Dinge die Möglichkeit, diese anzupassen. 


Allgemein fand ich die Angaben, wann oder vor allem wie lange man Zeit hat, auch in die Dungeons zu gehen und eine Person dort zu finden, aber eher undurchsichtig. Ich meine, es wird einem eh ständig im Spiel gesagt, ob man sich beeilen soll und so Kram, aber ich habe lieber meistens trotzdem im Internet nachgesehen, bis zu welchem expliziten Datum ich mit einem Dungeon fertig sein soll. Das hat mir also weniger gefallen, aber wohl einfach weil ich zu bequem (oder dumm) für so ein System, das sich am Wetter orientiert, bin. Trotzdem hatte das wieder eine ganz eigene Atmosphäre, auf Regen achten zu müssen, statt auf Vollmond - also auch hier hat sich das Spiel einfach trotz ähnlichem System komplett anders als der Vorgänger angefühlt. 
Wieder so ziemlich dasselbe waren aber wiederum die Personas. Insgesamt gibt es wohl mehr als noch im dritten Teil, und auch mehr Arcanas, aber es waren auch wieder viele bekannte Gesichter dabei. Ich meine, das war jetzt natürlich absolut zu erwarten und soll als neutrale Aussage auch gar nicht wertend gemeint sein. Ich habe mich aber natürlich gleich wieder wie zu Hause gefühlt, bei Igor, den vertrauten Klängen und den teils bekannten Wesen. Über Margret war ich allerdings überrascht, weil ich aus irgendeinem Grund dachte, Elizabeth wäre immer die Begleitung an Igors Seite. Keine Ahnung warum.^^ Und genauso überrascht war ich über den Social Link mit Margret, der aber daraus bestand, bestimmte Personas zu fusionieren, was ich natürlich ab einer gewissen Stufe ohne Aufwand nicht mehr geschafft habe, und dann hatte ich natürlich keine Lust mehr.

Andere Mechaniken

Es gibt wirklich haufenweise andere Dinge zu tun, als zur Schule zu gehen, Freundschaften zu knüfen und Monster zu bekämpfen. Ich glaube, schon in der normalen Version gab es ein paar Sachen, aber in Golden dann noch einmal mehr davon. Hier wurde auch eine extra Tagesphase hinzugefügt - also Abends konnte man ab einem bestimmten Zeitpunkt auch noch aus dem Haus, um Dinge zu erledigen. Manche Social Links, wie Adachi, ließen sich hauptsächlich da steigern, andere (die ursprünglichen) konnte man damit nicht weiterbringen, aber zumindest die Zuneigung etwas steigern, um leichter die nächste Stufe zu erreichen. Ansonsten konnte man Abends in einer Bar arbeiten und dadurch Stats steigern, oder beim Schrein bestimmte Käfer fangen, und sich um den hauseigenen Garten kümmern. Viele dieser Aktivitäten wären auch tagsüber schon machbar, aber das will man vielleicht nicht unbedingt, weil man sich da ja auf andere Sachen konzentriert - hauptsächlich eben fast alle anderen Social Links.
Man konnte Abends außerdem auch Bücher lesen, lernen oder von zu Hause aus arbeiten (bzw. zwei Jobs sogar auswärts annehmen, ebenfalls wieder für Social Links). Die meisten dieser Tätigkeiten steigern auch noch die Social Stats, die es in Teil 4 natürlich auch wieder gibt - auch wenn es andere sind als im Vorgänger, ist das Prinzip so ziemlich dasselbe. Die besten Examen kann man nur schreiben, wenn man Max Intelligenz hat, manche Dialogoptionen kann man nur mit genug Courage anwählen, und so weiter. Diesmal braucht man auch für wirklich viele Social Links solche Stats, was bei mir auch dazu geführt hat, dass ich sie am Ende alle 5 maximiert hatte. Gerade einige der Links, die ich unbedingt machen wollte (Naoto, Saki's Bruder und Nanako zum Beispiel) hatten Anforderungen.
Dementsprechend dürfte es jetzt wirklich nicht so schwierig sein, in einem blinden Spielverlauf alle diese Stats auf höchste Stufe zu bringen, wenn sogar ich es geschafft habe.

Insgesamt kann man aber viele Aktivitäten auch ignorieren. Also gerade der Garten ist eigentlich ein Selbstläufer, da das Ansetzen an sich keine Zeit verbraucht, und die Käfer braucht man auch nur zum Fischen, das genau für eine einzige Sache wirklich wichtig ist: Den Shrine Fox Social Link.
Ich hätte nie-nie-niemals diese Ausgeburt der Hölle von einem Minispiel gemacht, wenn es nicht um den Fuchs gegangen wäre. Gleich drei Mal muss man fischen (zwei Mal, wenn man im Homeshopping Kanal zum richtigen Zeitpunkt Fisch bestellt hat - ja, das passiert genau so wie ich es sage), um wirklich zum Maximum zu kommen, und es ist eine Qual. Zumindest wenn man nicht im Internet nachsieht, wo sehr hilfreiche Menschen zahlreiche Tipps für die richtige Technik beschrieben haben. Es gibt keine Schummeleien und Shortcuts, man muss immer noch selbst ran, aber bestimmte Hinweise, was man mit dem Controller wann machen soll, helfen wirklich weiter. Und trotzdem ist der allerletzte Fisch, der Sea Guardian, nicht leicht zu fangen. Ich war schon lange nicht mehr so stolz auf irgendeine Sache, die ich in einem Spiel geschafft habe, und bezeichne mich jetzt natürlich als der Meisterfischer überhaupt. Kein Fishing Minigame kann mich je noch aufhalten, denn ich habe das schlimmste davon gespielt und gemeistert!!
Okay gut, ich bin jetzt fertig mit Angeben.


Wie auch immer, die ganzen Sachen können einen schon oft überwältigen, und man kann sich nie auf alles gleichzeitig kontentrieren. Und trotzdem fühlte sich das Spektrum an Aktivitäten am Ende für mich plötzlich klein an. Ich hatte die wichtigsten Social Links und meine Stats auf Max, und plötzlich wusste ich manchmal gar nicht mehr so recht, was ich tun sollte. Das war vor allem nach dem Sieg über Adachi der Fall, wo man noch gut mehr als einen Monat Zeit hat, bis man in den Dungeon von Marie gehen kann. Einerseits ist es natürlich beruhigend, dass man nachher noch mehr Zeit hat, denn der Dezember (also der Monat, in dem man eben Adachi besiegen muss) kommt schneller als man denkt. Aber bei mir war da tatsächlich ein bisschen die Luft raus, weil es dann doch vielleicht ein kleines bisschen zu viel Freizeit war, die mir da geschenkt wurde. Aber das war nur mein Empfinden, und kann bei jedem anderen Durchgang oder Spieler anders laufen.
Auf jeden Fall war mir dadurch aber der Endpart auch fast schon zu lange, obwohl eben sogar noch ein schöner Skitrip eingebaut wurde, der dann direkt in Maries Rettung überging, und schließlich den Zugang zum Golden Ending ermöglichte. Das genau dasselbe ist wie das True Ending, nur dass Marie halt auch nochmal vorkommt - nicht, dass ich was dagegen hätte, schließlich war sie meine Romance, aber trotzdem wäre das True Ending alleine meiner Meinung nach auch so schon toll genug.

Ending

Und das spoilert eigentlich schon, dass ich ziemlich zufrieden mit dem Ending war. Das ist eine maßlose Untertreibung, ich fand es beinahe perfekt.
Schon ohne das True Ending ist es sehr schön, wie gegen Ende im Zeitraffer noch ein paar Dinge gezeigt werden, die die Gruppe an Freunden so gemeinsam unternimmt, und wieviel Spaß sie noch haben. Auch das Gruppenfoto ist toll, und dass man nochmal mit allen gemaxten Social Link Partnern sprechen kann. Ich dachte da ehrlich gesagt schon "Ja cool, das wäre mir eigentlich schon gut genug, das war super!". Also irgendwie ist der Abschluss selbst dann belohnend, wenn man nur das Normale Ending erspielt, was ich wirklich hoch anerkennen muss - ich kenne deutlich mehr Spiele, bei denen ein normales Ende sehr unbefriedigend ist.
Das True Ending an sich ist, mal von der schwurbeligen die-Menschen-wollen-Frieden-auf-Kosten-der-Wahrheit-ich-bin-der-blöde-Gott-und-neble-alles-ein Geschichte, einfach nochmal eine Stufe schöner. Es gibt noch eine weitere Szene mit allen gemaxten Social Links, und auch wenn es die klischeehaften Motivationsreden für den eigentlich toten Protagonisten waren, bin ich einfach immer für sowas zu haben. Fand vor allem sehr lustig, dass selbst Adachi da dabei war. xD
Habe dann beim Abschied, als Gunboy wieder nach Hause fahren musste, echt sehr viel geheult. Das ist natürlich auch eine persönliche Sache, weil ich solche Abschiede zumindest in Teilen ganz gut kenne, und das gerade aktuell vielleicht auch ein wunder Punkt ist. Aber ich glaube auch so hätte es mir ein bisschen das Herz gebrochen, weil eben die Geschichte über die gefundenen Freunde so überzeugend ist, als hätte man diese Gruppe über all die Zeit (und vielen Spielstunden) selbst gefunden, sodass man sich von ihnen auch einfach nicht verabschieden will.
Und deshalb habe ich auch weiter geheult, als schließlich Gunboy in den Sommerferien nach Inaba zurückgekehrt ist, und man noch einen weiteren Blick auf all diese Freundschaften fürs Leben (und den braven Kanji!!!!) erhaschen durfte - inklusive neuem Gruppenfoto!
Puuuh, es hat mich wirklich schwer mitgenommen, Abschied zu nehmen. Mich hat das Spiel in relativ emotionalen Zeiten begleitet und es war schon ein bisschen schrecklich, das dann plötzlich nicht mehr zu haben. Ich werde nie wieder nach Inaba zurückkehren, und obwohl ich so viele von den wichtigen Personen eigentlich nicht so mochte und teilweise sogar verabscheuen muss, vermisse ich dieses unfassbar innige, vertraute Gefühl, das ich trotzdem hatte. Und Kanji. Gott, ich vermisse Kanji.


Also ja, wie soll ich das jetzt alles bewerten? Persona 4 bedeutet mir so viel, aber im Detail ist es einfach gar nicht immer so gut. Trotzdem glaube ich, dass ich die schlechten Sachen mit der Zeit immer mehr vergessen werde, und nur mehr die Tatsache zurückbleibt, dass mir das Spiel emotional eine Stütze war und mich immer auf irgendeine Art und Weise tatsächlich glücklich gemacht hat.
Objektiv eine 7/10, würde ich sagen, aber subjektiv dann vielleicht doch 100 Millionen. Im Schnitt also 50.000.003,50 Punkte. Okay.

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