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Sonntag, 2. Oktober 2022
Pathologic 2 - Do not fear death, life begins after it.
Pathologic 2 ist definitiv kein Spiel über das irgendjemand zu mir jemals gesagt hätte: "Du musst das spielen, das ist genau dein Ding!" Und es ist auch kein Spiel über das ich bis vor kurzem noch zu mir gesagt hätte: "Du musst das spielen, du schaffst das locker, und es wird dir Spaß machen."
Aber mein Techtelmechtel mit Pathologic läuft eigentlich heimlich schon das ganze Jahr über. Jap, 2022 war mein perönliches Pathologic-Jahr, und ich werde nie mehr dieselbe sein. Oder so. ;0
Das erste Spiel, also dessen HD-Version, sah für mich zum Zusehen interessant aus - da zu der Zeit bei uns noch Home Office war und ich etwas Längeres zum nebenbei Angucken gebraucht habe, habe ich mir also einen Youtuber gesucht, der alle drei Routen gespielt hat. 164 Videos zu je 30-40 Minuten.
Die drei Routen spielen alle über 12 Ingame-Tage, und man spielt sie jeweils mit einem anderen Protagonisten. Zwischen diesen habe ich natürlich auch mal Pause gemacht, und so habe ich wirklich einige Monate damit verbracht, dem Bachelor, dem Haruspex und dem Changeling zuzusehen, wie sie versuchen eine Kleinstadt vor einer vernichtenden Pest zu retten.
Schon früh habe ich gespürt, dass Pathologic etwas ganz Außergewöhnliches ist. Zumindest was die einzigartige Atmosphäre betrifft, die mystischen Geschichten und die geheimnisvollen Begebenheiten, die sich nur ganz entfalten, wenn man alle drei Charaktere spielt,... Auch das Questdesign und In-Schach-Halten der einzelnen Überlebensleisten (Hunger, Energie, Immunität, etc.) waren echt interessant. Aber das Gameplay an sich ist leider mehr als anstrengend, veraltet und vor allem beim Changeling aufgrund von Zeit- und Budgetproblemen auch wenig abwechslungsreich bzw. einfach unfertig. Ich hätte das nie selbst spielen wollen, hatte aber bereits beim ersten Durchgang mit dem Bachelor eine echte Bindung zu der Welt aufgebaut.
Und dann gab es bereits auch Parhologic 2, das eigentlich ein Remake des ersten Teils ist, in dem es genau um dasselbe geht. Nur in moderner, in schöner, in besser,... und nur mit dem Haruspex. Die anderen Charaktere sind jetzt noch nicht fertig, aber dort wird sich mechanisch noch mehr ändern als ohnehin schon verändert wurde, und es ist einfach richtig, hier mit dem Haruspex zu beginnen. Denn dieser kommt immerhin aus der Stadt, die es schließlichzu retten oder zu zerstören gilt, und mit ihm kann man diese alte, neu gestaltete Welt am besten noch einmal von Grund auf erleben.
Wie auch immer, der Typ auf Youtube spielte also auch Pathologic 2, und ich war ziemlich begeistert. Es ist wirklich in allen Belangen besser, aber ich wollte es definitiv immer noch nicht selbst spielen. Immerhin ist es immer noch schwer zu überleben, und die Zeit im Spiel dreht sich unbarmherzig weiter - ich hasse Zeitdruck.
Aber dann ist dem Kerl an Tag 7 einer meiner Lieblingscharaktere weggestorben, und das war der Moment wo ich wusste, dass das jemand verhindern musste. Nämlich ich.
Ihr seht schon, mir liegt viel an dem Spiel, bzw. eigentlich an den Spielen, beziehungsweise einfach an diesem gesamten Universum. Und wenn so eine Liebe entfacht wird, dann beißt man in den sauren Apfel, springt über seinen Schatten und versucht verdammt nochmal die Leute selbst zu retten, die man lieb gewonnen hat.
Und hier war ich nun, startete vor etwas mehr als einer Woche Pathologic 2, habe wahrscheinlich drei Viertel meines Urlaubs damit verbracht es zu spielen - und wenn ich nicht gespielt habe, habe ich halt daran gedacht - und musste mich nun schließlich erst einmal damit abfinden, dass es nun vorbei ist. Mehr gibt es derzeit nicht, die angekündigte Bachelor-Route lässt noch auf sich warten, und ich werde das alles jetzt sicher nicht nochmal machen. Denn damn, obwohl ich bereits über die Hälfte des Spiels kannte, war es echt schwer, vor allem gegen Ende hin. Und ich hatte aufgrund des Zeitdrucks keine ruhige Minute, sondern ständig nur Stress und Panik. Es war anstrengend. Aber es war auch geil. Ich bin in der Welt versunken, und jetzt ist es schwierig, sich davon einmal für eine Zeit lang zu verabschieden.
Aber kommen wir nun mal zum eigentlichen Spiel, wo der ein oder andere Vergleich mit dem ursprünglichen Pathologic nicht ausbleiben wird.
Grundsätzlich geht es eben darum, dass drei Individuuen aus unterschiedlichen Gründen in eine Stadt kommen. Sie alle haben im weitesten Sinne mit "Medizin" zu tun, auch wenn zu Beginn natürlich eigentlich nur der Spieler weiß, dass das der Grund ist, warum sie überhaupt die Protagonisten sind.
In Pathologic 2 spielen wir also den Haruspex Artemy Burakh. Er wuchs in der Stadt auf, in die er nun aufgrund eines Briefes seines Vaters zurückkehrt - er war zu Studienzwecken bereits 5 Jahre nicht mehr dort gewesen. Wie der Vater, Idisor Burakh, ist Artemy eine Art Chirurg. Zumindest darf er Körper mit einem Skalpell aufschneiden, was in seiner Heimat höchst verpönt und nur ganz wenigen Personen vorbehalten ist. Nicht einmal alle "Kin", eine gewissermaßen eigene Rasse in dieser Welt, dürfen Blut vergießen, obwohl sie eng mit der Erde und damit auch dem Blut verbunden sind.
Äh ja, ihr seht schon, da wird es mythologisch interessant, und auch verwirrend. Selbst wenn man vom ersten Spiel bereits weiß, wie die Regeln und Gebräuche der Kin und auch der gesamten Stadt sind, ist es schwierig dem Ganzen eindeutig zu folgen. Vieles bleibt ein bisschen der Eigeninterpretation überlassen, einiges wird nur kryptisch erzählt, und Artemy kann außerdem in seinen Dialogen sehr frei wählen woran er glaubt und woran nicht. Oh, und natürlich verpasst man definitiv auch Informationen, weil man einfach nicht überall gleichzeitig sein kann.
Prinzipiell erlebt man 12 Tage als Artemy Burakh, die man in der Stadt eigentlich frei gestalten kann. Im ursprünglichen Spiel musste man die jeweilige Hauptquest des Tages auch innerhalb des selbigen erledigen, um wirklich ordentlich voranzukommen. Es war zwar nicht zwingend notwendig, aber wenn man die Hauptquest an einem Tag nicht geschafft hat, wird eine wichtige Person mit der Sand Pest infiziert und man konnte - je nach Konsequenzen der jeweiligen Aufgabe - der Questreihe auch nicht mehr folgen. Dann ging die Hauptgeschichte halt einfach nicht mehr weiter. Am Ende konnte man dann sein Ende nicht erreichen, wohl aber (soweit ich weiß) die der anderen Protagonisten, völlig egal wen man gespielt hat. Die Voraussetzung fürs Erreichen eines Endes war, dass die NPCs noch alle am Leben waren, die der jeweilige Charakter "betreuen" musste.
Also nochmal langsam: Ab einem gewissen Tag wird dem Spieler enthüllt, dass die Pest Einzug in die Stadt gehalten hat. Es ist aber eine ganz eigene Form von Pest, die sogenannte "Sand Pest" eben, für die es kein Heilmittel gibt, und an der Menschen innerhalb von einem Tag sterben können. In beiden Spielen versucht man - und daher sind die Protagonisten auch alle eine Form von "Heiler" - irgendwie dieser Krankheit Herr zu werden und sie zu besiegen. Man hat in Pathologic 1 dabei aber eine Liste von NPCs, die man um jeden Preis beschützen muss, weil man ohne sie eben das eigene Ende nicht erreichen kann. Leben aber als Bachelor zum Beispiel noch alle Leute vom Changeling - das kann man auch selbst beeinflussen, weil es später Wege gibt die Kranken zu heilen - kann man auch als Bachelor das Ende vom Changeling erreichen.
In Pathologic 2 ist das völlig anders. Es gibt die Liste wieder, und es sind für Artemy auch dieselben Leute wie im Vorgänger, aber ob die nun überleben ist für den Spielverlauf relativ unwichtig. Vielmehr gibt es eine storytechnische Erklärung für das Existieren der Liste, aber Artemy kann sich einfach entscheiden, dass ihm das am Arsch vorbei geht. Das fand ich super!
Genau genommen ist die einzige Aufgabe, die man erfüllen muss, um ein "gutes" Ende zu erhalten, ein Heilmittel gegen die Pest zu finden. Dazu hat man über Quests im Spiel zwei Mal die Möglichkeit, wovon man eine wirklich nicht verpassen kann, außer man würde einfach gar nichts machen. Prinzipiell sind aber alle Quests eigentlich optional. Selbst wenn man mit Artemy 11 Tage lang nur irgendwo schlafen würde (mal abgesehen davon, dass man sich um sein eigenes Überleben schon kümmern müsste), würde man das Ende des Spiels erreichen. Dies wäre dann zwar natürlich eines der schlechten, aber durch die Eigenheiten der Lore würde ich nicht mal das als "nicht durchgespielt" werten. Denn übergeordnet geht es vor allem auch darum, dass jemand (man selbst zum Beispiel) den Haruspex ja auch nur spielt, und seine Rolle eigentlich die eines Schauspielers im Theater ist. Man hat dann zwar irgendwie das Stück versaut, aber es gibt ja immer noch eine neue Aufführung...
Okay, in dem Thema werde ich mich nicht länger aufhalten, denn das ist ein weiterer kryptischer und philosphischer Part des Spiels, der wirklich den Rahmen sprengen würde. Man muss das alles ohnehin selbst erleben, um nur ansatzweise verstehen zu können, was für ein eigenes Ding Pathologic eigentlich ist.
Also zurück zum Gameplay. Es gibt also eigentlich keine Aufgabe und Quest, die man machen muss. Und es ist auch nicht möglich, dass man alle macht. Einerseits weil es viele versteckte Nebengeschichten gibt, die sich erst offenbaren, wenn man zufällig in der Gegend ist. Und zweitens natürlich wegen dem Zeitmanagement. Die Uhr dreht sich unaufhörlich und wenn der Tag vorbei ist, dann verfallen auch Quests und neue ergeben sich. Manche hat man länger als nur einen Tag, manche haben ein sehr enges Zeitfenster - es ist unmöglich das zu wissen. Man muss sich also definitiv einige Male entscheiden, was Priorität für einen selbst hat. Grundsätzlich muss das eigene Überleben im Vordergrund stehen, also geht man vielleicht lieber auf Essenssuche als dass man zum fetten Vlad Olgimsky rennt.
Artemys Leben wird von Leisten für unterschiedliche Bedürfnisse bestimmt, die weniger werden oder mehr, je nachdem worum es geht. Man sollte zum Beispiel zusehen, dass die Leiste für "Infection" gar nicht erst auftaucht und sicher nicht nach oben steigen sollte. "Stamina" verliert man aber natürlich nach und nach. Es gibt folgende Parameter: Health, Hunger (ganz fieses Ding), Immunity, Infection, Stamina/Thirst und Exhaustion. Unter Kontrolle hält man diese hauptsächlich mit Items, oder mit einer gesunden Portion Schlaf. Die natürlich Zeit kostet, die man nicht hat. Wah! D:
Später werden natürlich die Immunity und Infection auch sehr wichtig, aber man ist ja nicht umsonst ein krasser Haruspex. Artemy kann aus Organen (durch Authopsien) und Heilkräutern (durch Sammeln in der Umgebung) verschiedenste Mittel herstellen. Am wichtigsten sind die Tränke aus Kräutern und Wasser, die nicht nur Immunität steigern, sondern auch eine Art der Infektion feststellen können. Zwar kann man die Sand Pest lange Zeit nicht nachhaltig heilen, aber man kann zumindest die Infektion ein wenig zurückdrängen. Dafür braucht man die Tränke, und aber auch Antibiotika, die man wiederum nicht selbst herstellen kann, sondern kaufen oder erhandeln muss.
Und damit sind wir schon bei einem riesigen Herzstück des Spiels: Der Handel. So gut wie jeder normale Bürger ist ein potenzieller Handelspartner, selbst Kinder. Was heißt hier "selbst Kinder", Kinder haben immer das allerbeste Zeug! Sogar den berühmt berüchtigten Shmowder, ein echtes Heilmittel gegen die Pest, das aber sehr auf die Gesundheit schlägt - was völlig egal ist wenn man NPCs damit heilen will. Viele Gegenstände, die sich tauschen lassen finden sich in Mülleimern, die überall in der Stadt herumstehen. Man kann auch in Häuser einbrechen, Leute bestehlen und infizierte Bezirke looten, aber man kommt auch durch wenn man einfach nur im Abfall wühlt.
Ohne Handel wird man im Spiel nicht weit kommen, aber es macht zum Glück auch echt Spaß. Ich konnte mir zwar nie Shmowder leisten, aber dafür hatte ich immer genug Items zur Hand, um etwas Zeit zu sparen und über Boote durch die Stadt zu gelangen (statt zu Fuß), mein Inventar zu vergrößern, oder meine Skalpelle zu reparieren.
Apropos Inventar: Man muss es erweitern, weil man mit dem Haruspex so viel herumschleppen muss, dass es nicht anders geht. Neben den normalen Sachen wie Lebensmittel, Bandagen und Tauschzeug, muss man immer Wasser, Kräuter und natürlich alle Formen von Medizin dabei haben. Denn der Weg zur Basis ist weit und kostet Zeit...
Etwas erleichtert wird einem das Ganze aber wenigstens durch den "Fund". Dies sind tägliche Belohnungen, die man erhält, wenn man Personen behandelt - zum Beispiel im Theater, das tagsüber zu einem Krankenhaus umfunktioniert wird. Dort hat man eine tägliche Aufgabe, mit der man immer auch viel über die Mechaniken des Haruspex und das Behandeln der Infektion lernt, aber eben auch recht gut verdient - wenn man den Job gut macht. Ich hatte selten die bestmögliche Belohnung (denn nur mit der Aufgabe im Theater ist zwar der Mindesteinsatz erfüllt, nicht aber die bestmögliche Stufe), kam aber trotzdem damit lange durch.
Erschwert werden einem die täglichen Wege durch die "Beschaffenheiten", die einzelne Viertel der Stadt haben können. Alles ist okay, wenn gerade nichts ist. Aber immer wieder sind ganze Viertel infektiös und werden gerade von der Sand Pest besonders heimgesucht, und bei jedem Schritt darin verliert man Immunity (= "Plague Districts"). Wenn schließlich das Gebiet wieder unter Kontrolle ist, wird es allerdings am nächsten Tag von Randalierern überflutet, die einen sofort angreifen und auch die Läden auf den Kopf stellen.
Beide Sachen haben ihre gefährlichen Eigenheiten. Zu Beginn war ich lieber in den Pestvierteln als bei den Randalierenden, weil mich ein Faustschlag oder Messerstich deutlich näher an den Tod gebracht hat als ein bisschen Pest. xD Allerdings hat sich das gegen Ende hin auch verändert, weil es kaum mehr sichere Gebiete gab und vor allem die hinterhältigen Pestwolken, die manchmal auf einen zuschwirren können, echt penetrant geworden sind - da hatte ich dann fast keine Mittel mehr für meine Immunity, und konnte auch kein neues Wasser dafür auftreiben, um mehr zu brauen. ;__;
Okay also, um es deutlich zu sagen: Pathologic 2 ist schwer. Obwohl man die Schwierigkeit ganz individuell drosseln kann. Und das liegt nicht nur an der furchtbaren Steuerung für die Kämpfe, von denen man vielen aus dem Weg gehen kann, aber eben nicht jedem. Ich würde sagen, Pathologic 2 ist schwieriger als Pathologic 1, weil das dann doch irgendwie immer gleichbleibend war, wenn man wusste was man tat.
Hier kann immer etwas anderes passieren. Ich hatte einen Tag insgesamt drei Mal gemacht, weil ich nicht kapiert hatte, was man im Theater machen musste und meine Funds nie erhalten habe - was zu dem Zeitpunkt bald mein Todesurteil gewesen wäre. Das war übrigens meinem Vorwissen geschuldet, ich war da quasi schon weiter als das Spiel mich haben wollte, sodass ich meine Aufgabe schlicht falsch erledigt habe.^^ Und obwohl ich dann dieselben Quests gemacht habe, war der Tag am Ende doch wieder anders. Ich bin manchen Personen nicht begegnet, wurde beinahe von einem dahergelaufenen Randalierer umgebracht und konnte mir einen Shmowder ertauschen, den ich bei den ersten beiden Malen noch nicht gehabt hatte (der einzige, den ich dann im gesamten Spiel hatte xD).
Neu zu laden wenn man stirbt bringt allerdings nichts - dann ist es schon zu spät. Hier geht es nochmal um diese Meta-Sache, die das Spiel mit den Schauspielern und dem Theater abzieht; sie wird hier so richtig in den Verlauf mit eingebunden. Wenn Artemy stirbt, spricht er immer mit dem Inhaber des Theaters, Mark Immortell (SEHR anders als im Ursprungsspiel, heilige Scheiße). Dieser gibt ihm eine Strafe für den Tod, und schickt einen "neuen Schauspieler" für Artemy ins Rennen. Das heißt im Prinzip, dass man, immer wenn man stirbt, auch einen spieltechnischen Nachteil bekommt. Meist wird einem etwas von der höchsmöglichen Health abgezogen, aber es gibt auch, dass man früher Hunger bekommt und so Kram. Besonders hart fand ich, dass Artemy die Fähigkeit verlieren kann "Affection" zu zeigen. Vielleicht ist das jedem normalen Menschen egal, aber als mein Haruspex später Lara Ravel nicht umarmen konnte aufgrund dieser Strafe, war ich schon ziemlich entsetzt. Das war bereits nach meinem zweiten Tod!
Und glaubt nicht, dass man hier irgendetwas retten kann, das Spiel speichert die Anzahl der Tode separat und jeder Speicher wird damit überschrieben. Selbst wenn ich also an Tag 7 sterbe und einen Save von Tag 4 lade, habe ich meine Strafen immer noch. Das ist irgendwie cool, aber frustriert dann trotzdem manchmal - denn man wird sterben, egal wie vorsichtig und bedacht man sich verhält. Es braucht oft nur eine kleine Überraschung und das wars dann. Ich glaube ich war bei mir bis Tag 9 sogar todesfrei (weil ich halt durch die Videos schon auch wusste was ich spielmechanisch so allgemein tue), aber dann bin ich gleich drei Mal am selben Tag drauf gegangen. x'D Und, zur allgemeinen Beruhigung: Bis Tag 4 kann man gar nicht sterben, zumindest nicht durch den Kampf, weil einen mein bester Freund Bad Grief da aus der Scheiße holt - natürlich auch für einen Preis.
Also es wird schon darauf geachtet, dass man auch als Unwissender am Anfang viele Dinge erlernen kann, bevor es wirklich ans Eingemachte geht, aber das hat es dann halt trotzdem in sich.
Aber da ich nun schon Bad Grief genannt habe, komme ich zu dem, worauf ich mich seit Beginn dieses Beitrages gefreut habe: Die Charaktere!
Wie ich sicher bereits angedeutet habe, können sie alle sterben. Ja, jeder einzelne von ihnen, außer natürlich dem Bachelor, dem Changeling und Alexander Bloch (Letzterer leitet quasi das Finale des Spiels ein). Alle anderen sind Freiwild, sozusagen. Quests von und mit ihnen gibt es dann halt einfach nicht mehr - niemand von ihnen ist nötig, um das Spiel zu schaffen. Natürlich will man die Todesrate möglichst gering halten, um noch viel von den Quests zu sehen, oder weil man sie halt liebgewonnen hat. Aber auch das ist nicht immer gleich.
Grundsätzlich war es schon in Pathologic 1 so, dass jeder Protagonist so ein bisschen seine eigene "Bubble" hatte, also Leute, mit denen er mehr zu tun hatte als mit anderen. Erst bei allen drei Durchgängen konnte man wirklich alle NPCs wirklich kennenlernen und manche Verbindungen herstellen. Das, also dass Artemy mehr Bezug zu einigen hat als zu anderen, ist in Pathologic 2 sicher auch so, vor allem am Anfang. Er hat als jemand, der in dieser Stadt aufgewachsen ist, Leute, die er kennt oder mit denen er seine Kindheit verbracht hat. Das gibt einem zu Beginn ein wenig Orientierung. Zusätzlich dazu gibt es natürlich die Personen auf seiner Liste, die alle mindestens eine Quest zur Verfügung stellen, die deutlich vorgeschlagen werden - man kann diese also nicht unabsichtlich übersehen. Machen muss man sie, wie gesagt, natürlich trotzdem nicht.
Und bei allen anderen NPCs kommt es wirklich stark darauf an, was man macht. Der Youtuber, bei dem ich geguckt hatte, hatte zum Beispiel einige Dialoge mit Anna Angel, von der ich mir ziemlich sicher bin, dass ich sie kein einziges Mal gesehen habe. xD Naja, aber dafür habe ich im Gegensatz zu dem Youtuber ja auch Stakh Rubin gerettet. :0
Also ja, wir sind bereits dabei, nun endlich genauer auf die einzelnen Akteure einzugehen, die der Welt einfach ihr Leben, und Artemy seinen Sinn, verleihen. Diese werden in unterschiedliche Kategorien eingeteilt, die sich im Verlauf des Spiels durch die eigenen Aktionen auch verändern können - zum Beispiel sind die wichtigsten Menschen in Artemys Leben in der "Blood"-Kategorie und als so etwas wie Familie zu betrachten.
Alle Charaktere aus Pathologic 1 sind da. Manche von ihnen wurden vor allem äußerlich stark überarbeitet, manche haben sich charakterlich verändert, aber man erkennt sie alle trotzdem wieder. Sie sind alle interessantere, tiefgründigere Versionen von den Leuten, die man bereits kennen gelernt hat.
Ich habe es geliebt, dass Artemy drei Kindheitsfreunde bekommen hat, die dadurch ins Rampenlicht gerückt wurden und nochmal eine neue Dynamik untereinander bekamen. Diese drei waren auch meine Lieblingscharaktere, also Bad Grief, Stakh Rubin und Lara Ravel. In der Reihenfolge, und dann kommt lange nichts.
Rubin mochte ich schon in Pathologic 1 sehr gerne (vor allem sein Character Theme, damn!) und der stirbt hier im Spielverlauf dann, wenn man vor Eintreffen des Inquisitors kein Gegenmittel entdeckt hat.
Es gibt also ein paar Storypunkte, bei denen jemand sterben kann, wenn man bestimmte Dinge macht oder nicht macht (...meistens nicht macht). Ansonsten ist es aber jeden Tag um Mitternacht so, dass geschaut wird, welche Charaktere sich mit der Sand Pest angesteckt haben und welche nicht. Wenn jemand in einem Plaque District wohnt, entscheidet der Zufall, ob derjenige sich infiziert - man selbst kann dem entgegen wirken, indem man diesen Leuten schon am Tag Immunity Booser gibt.
Ist jemand infiziert, entscheidet um Mitternacht wieder der Zufall, ob derjenige an der Krankheit stirbt oder nicht. Hier kann man wiederum auch tagsüber versuchen, Antibiotika zu verabreichen - oder halt Shmowder und später Panacea, dann gilt die Person als geheilt.
Wiiie auch immer, Rubin war also der Grund, warum ich Pathologic 2 überhaupt selbst spielen musste. Und verdammt, habe ich seinen Arsch gerettet! <3
Sehr überrascht war ich bei Bad Grief, den ich in Pathologic 1 zwar cool designed fand, aber sonst auch nicht viel mehr. Und der ist halt jetzt mein Lieblingscharakter. Ich habe eine Panacea ihm gegeben statt Capella. Diese hätte ich im ersten Spiel definitiv als erstes gerettet, hier habe ich ihr aber nur die "normale" Behandlung gegeben (obwohl ich eigentlich noch ein Gegenmittel gehabt hätte, aber da hatte ich mich verkalkuliert xD), und sie ist mir auch tatsächlich am letzten Tag gestorben. Ups.
Aber sie ist definitiv in diesem Teil nicht mehr so cool - eher im Gegenteil, sie verrät Artemy sogar auf eine gewisse Art und Weise, und ich war SCHOCKIERT!!
Bei Lara Ravel war ich schon in Pathologic 1 sicher, dass ich sie mögen könnte, wenn sie ein wenig mehr Aufmerksamkeit bekommen würde. Diese hatte sie hier, und ich liebe sie schon sehr. Das würde übrigens auch mein Artemy, wenn er noch könnte. T___T
Also ja, mein magisches Dreieck hat bei mir bis zum Ende überlebt, was mich einiges gekostet hat - allen voran verpasste Quests von anderen Leuten, ein Panacea und eine Menge Nerven. Rubin zu retten war für 7 Tage meine oberste Priorität, ich war im Dauerstress und wusste lange nicht, ob sich das alles gelohnt hatte. Aber das hat es sich, denn in meinem persönlichen Ende wird er mit Artemy zusammen der Stadt als Arzt dienen, während Lara ihm wiederum dabei hilft, seine beiden Adoptivkinder aufzuziehen. <3
Diese sind Sticky und Murky. Also Sticky hat sich einfach eingenistet und war letztendlich der ausschlaggebende Faktor dafür, dass ich Rubin retten konnte - das vergisst man natürlich nicht. Er hatte also dann auch hohe Priorität. Und Murky mochte ich eigentlich deutlich weniger als noch im ersten Spiel, aber irgendwie kam ich plötzlich in die Situation, dass ich mich statt ihr und für sie mit der Sand Pest infiziert habe, und damit war unsere Bindung plötzlich untrennbar. Also, ich kannte diese Quest bereits aus den Videos und war überzeugt, dass ich es darauf ankommen lassen würde und für den kleinen Fratz sicher kein Risiko eingehen würde... aber ich konnte dann einfach nicht anders. Und hey, ich hatte immerhin meinen einen Shmowder, mit dem ich mich heilen konnte.
Enttäuscht war ich dafür ein bisschen von Aglaya Lilich, also der Inquisitorin. Sie war im Original einer meiner Lieblingscharaktere, vor allem auch in der Haruspex-Route, aber diesmal kam sie ein bisschen zu kurz. War sie auch im ersten Teil nur zwei Tage im Amt, bevor Bloch kam? Irgendwie hat sie hier in dem Spiel echt nicht viel getan, außer Leute offscreen hinrichten zu lassen und das Termitary aufzusperren.
Ansonsten hatte ich noch viel mit Aspity zu tun, die deutlich weniger Arschloch war als in Pathologic 1, aber trotzdem wenig von ihrem "Charme" verloren hatte. Sie ist schon echt einzigartig, und auch sie hatte ich relativ hoch auf meiner eigenen Liste.
Mit Artemy's Liste, bzw. eigentlich der von Isidor, lief es allerdings nicht so gut. Eigentlich waren mir nur Khan und Capella darauf relativ egal, und von denen hat einer zumindest überlebt. Aber Notkin ist mir leider als allererstes im ganzen Spiel gleich mal gestorben, sodass ich einfach nicht viel Bezug zu ihm aufbauen konnte. :'D Um Grace tat es mir noch mehr leid - ich glaube das war der Tod, der mir am meisten ausgemacht hat. Das war auch nicht durch die Pest, denn auch ihr hätte ich alles an Heilmittel reingestopft, was ich gehabt hätte, sondern durch eine Quest, die ich offenbar nicht richtig kapiert hatte. Naja. Taya Taycheek hat dafür noch überlebt, der ich am Ende auch eine Panacea gegeben habe.
Die anderen habe ich eher so zwischendurch mal mit Immunity Boosern versorgt, wenn ich Zeit hatte. Der Witz ist, dass mir ALLE Kains weggestorben sind (und im Ending trotzdem gesagt wurde sie würden die Stadt verlassen - ja WER DENN BITTE?), obwohl ich Georgiy und Victor Antibiotika gegeben hatte. Ausgerechnet Maria hat von denen am längsten überlebt, obwohl ich die nie behandelt habe, die olle Tusse. Dafür haben beide Saburovs und beide Stamatins überlebt, obwohl ich die auch geflissentlich ignoriert habe. xD Bei den Olgimskys hat nur Young Vlad überlebt, was okay ist, auch wenn die ganze Sache mit Capella trotzdem ein bisschen schmerzt. Und dann haben noch Yulia Lyuricheva und Eva Yan überlebt, ohne dass ich groß etwas dazu beigetragen hätte. Der Rest ist gestorben.^^ Wobei ich sagen muss, dass mir nach Notkins Tod lange Zeit niemand Hops gegangen ist, und dann kam es plötzlich Schlag auf Schlag. Naja.
Richtig spürt man das einerseits, wenn man selbst stirbt, denn dann sieht man die anderen Verstorbenen auch im Theater bei Mark Immortell. Und natürlich am Ende, wo man nochmal mit ALLEN Überlebenden in Ruhe sprechen kann (wo ich eben dann entschieden habe, dass Lara definitiv mit Artemy auf Sticky und Murky aufpassen soll, hell yeah), und die Toten durch stumme Tragedians dargestellt werden.
Ich fand das Ende so, so cool, man hatte richtig das Gefühl, nicht nur Abschied zu nehmen, sondern sich auch die Früchte der HARTEN Arbeit nochmal ansehen zu können.
Wie bereits angedeutet gibt es ja zwei "gute" Enden. Prinzipiell entscheidet der Haruspex am Ende zwischen den Menschen und den Kin, von denen er eigentlich einer ist. Wenn das Polyhedron zerstört wird (wie schon in Pathologic 1), dann kann damit Blut aus der Erde fließen, das für die Herstellung des Heilmittels verwendet werden kann. Das hat aber zur Folge, dass dieses der Erde selbst nicht mehr zur Verfügung steht, die die Kin quasi geboren hat und versorgt (und auch die Pest gebracht hat, übrigens). Damit verenden alle Kin und deren Bräuche, aber die Stadt ist gerettet, und alle Überlebenden werden gesund.
Artemy kann aber auch entscheiden, dass das Polyhydron bleibt, und somit niemals das Blut für die Panacea an die Oberfläche gerät. Die Stadtbewohner sterben an der Pest (ich glaube die, die am Ende nicht infiziert waren, verlassen den Ort), und nur Kin bleiben übrig. Dazu zählen aber auch die Kinder auf Isidors Liste, der mit dieser genau das vorhatte und dafür die Hilfe seines Sohnes haben wollte: Die Stadt im aktuellen Zustand zu vernichten, um sie neu mit hoffnungsvollen Kindern aufbauen zu können.
Ob er jetzt an der Krankheit gestorben ist, bevor Burakh zu Beginn des Spiels ankam, oder er doch umgebracht wurde, habe ich in meinem Durchgang übrigens nicht eindeutig erfahren. Im Original war es Oyun, der Isidor aus Machtgier umgebracht hatte, der war in diesem Spiel aber ein völlig anderer Mensch, muss ich sagen. Ich habe gelesen, hier ist er zwar auch der Mörder, aber aus völlig anderen Motiven. Wie gesagt, Isidor wollte die Pest, um die Stadt zu reinigen, und das hielt Oyun für das Gebrabbel eines Wahnsinnigen, sodass er diesen umbrachte. Gefällt mir so. viel. besser. als in Pathologic 1, und ich mochte den Charakter auch sehr.
Auf jeden Fall habe ich natürlich das Ende genommen, in dem die Stadt überlebt, weil nur mit diesem dieser ganze Stress, der Schweiß und das Blut von mir irgendeinen Sinn gemacht haben. Spannend finde ich die andere Variante aber trotzdem. Vielleicht mache ich irgendwann einen Durchgang für die Kin. Aber eh, machen wir uns nichts vor, als würde ich ein Leben ohne Grief, Rubin und Lara überhaupt leben können. Vor allem ohne Grief. Damn, ich liebe den Kerl.
So, ich glaube jetzt habe ich echt genug gevented. In meinem Herzen wird das Spiel, und dieses ganze Universum, noch lange bleiben. Ich warte geduldig auf die Bachelor-Route, auch wenn ich mir ziemlich sicher bin, dass ich ihn ein bisschen hassen werde (habe ich auch hier, obwohl ich ihn in Pathologic 1 vor allem in der Haruspex Route eeecht toll fand). Nichts wird mir vermutlich so viel geben, wie dieser Durchgang hier mit Artemy. Aber das heißt nicht, dass die anderen mich nicht auch begeistern können. Denn ich bin in dieser Welt seit diesem Jahr gefangen, so als hätte mich selbst die Erde als Darsteller hineingeboren und würde mich in einem endlosen Tanz mit den Herb Brides festhalten. The Powers That Be haben mir noch keinen Weg gezeigt, wie ich der Faszination Pathologic entkommen kann. ;)
Und ehrlich, das muss jeder selbst erleben, auch wenn es ein harter, frustrierender Weg sein kann. Nicht jeder wird in Artemys Hülle passen und in diese Welt eintauchen, aber wer es schafft, wird nicht nur mit einem faszinierendem Spiel, sondern mit einem New Way of Life belohnt. <3
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