Samstag, 3. September 2022

Final Fantasy VII Remake: Kapitel 6-8

Ich war mir längere Zeit gar nicht sicher, ob ich wie geplant nach drei Kapiteln wieder einen Beitrag schreiben soll. Während Nummer 6 und 7 gab es nämlich nicht wirklich viel, was einen kompletten Post gerechtfertigt hätte. Der Weg zu Reaktor Nummer 5, dessen Anfang ich bereits letztes Mal schon beschrieben hatte, zog sich noch um zwei weitere Kapitel, wobei eigentlich erst ganz am Ende wirklich auch etwas passiert ist. Bis dahin - unlustiger Banter zwischen Cloud, Barret und Tifa, und künstliche Hindernisse, die den Weg bis zum Reaktorkern echt unnötig verlängert haben.
Es läuft also nun quasi so, dass man einen Part, der im Hauptspiel vielleicht großzügig geschätzt 20 Minuten einnimmt, und der eigentlich nur der Weg irgendwohin ist, auf drei Kapitel gestreckt hat. Wie lange sollen denn dann die ganzen Sachen, wo wirklich etwas passiert, denn dauern?
Vermutlich ein Kapitel! ಠ_ಠ Denn während diese ganze Reaktor-Scheiße mich länger als nötig beschäftigt hat, wurden das Zusammentreffen mit Aerith in der Kirche, die Begegnung mit gleich zwei Turks hintereinander und der nächtliche Abgang aus Elmyras Haus schön fluffig zusammengepackt. Zugegeben, durch die Sidequests an der Stelle war alles immer noch aufgebauscht bis zum Gehtnichtmehr, aber die hätte man ja nicht machen müssen. Und hier finde ich es auch eher sinnvoll sowas einzubauen, immerhin kann man so wenigstens - wie schon zuvor in Sektor 7 - die Stadt kennenlernen und damit auch erfahren, wie der Alltag bestimmter Charaktere eigentlich aussah, als Cloud noch nicht da war. Diesmal haben diese Leute auch ein Leben vor dem Spiel, und ich werde es sicher nicht als Nachteil werten, wenn man das auch mitbekommt. Gleichzeitig kann man sicher auch besser als im Original nachvollziehen, warum unser Protagonist sich manchen Charakteren gegenüber erwärmt, weil er halt auch tatsächlich mehr als nur die offensichtlichen Sachen mit ihnen erlebt. Aber unter "erlebt" verstehe ich halt jetzt auch nicht, mit Barret und Tifa, die wirklich keine inhaltsvollen Gespräche bieten, über Rohre zu klettern und Plattformen zu verschieben, weil der direkte Weg zum Ziel wieder zum dreizehnten Mal blockiert oder zerstört ist. Und erinnert mich bloß nicht an dieses verkackte "Minispiel", bei dem man zeitgleich mit Tifa Schalter betätigen musste - die Eingabe war extrem unpräzise und es war zudem KOMPLETT UNNÖTIG!!

Das einzige, was an dieser ganzen Reaktor-Reise wirklich interessant war, waren ein paar Einblicke über Shinras Motive. Okay, es lässt sich darüber streiten, ob es ein bisschen albern war, dass Heidegger und Präsident Shinra per Hologramm mit unserer Party gesprochen haben und ihren finsteren Plan kommentiert haben. Aber der finstere Plan selbst hat mir wenigstens eine Erklärung dafür geliefert, warum der erste Reaktor absichtlich so heftig in die Luft gejagt wurde. Dass Midgar, oder Shinra, oder wer auch immer, einmal Krieg mit Wutai hatten ist ja auch aus dem Original bekannt, und nun die Aktivitäten von Avalanche quasi mit dieser Sache zu verbinden, leuchtet mir schon ein. Also, ich kann mir auf jeden Fall gut vorstellen, dass Shinra einige Vorteile davon hat, wenn die Bevölkerung glaubt, Wutai wäre wieder oder weiterhin eine Bedrohung, und die Terroristen würden zum verfeindeten Staat gehören. In dem Bezug finde ich auch gar nicht schlecht wenn gezeigt wird, wie sich die Leute tatsächlich durch diese Behauptungen (und natürlich die Live Übertragungen aus dem Reaktor) beeinflussen lassen. Selbst die Menschen in den Slums glauben vorrangig das, was sie aus den Nachrichten hören - völlig egal ob Shinra den Planeten zerstört und sie als Unterschicht unter den Platten völlig ihrem Elend überlässt.

Es ist irgendwie seltsam: Im Original kam mir der Konzern sehr viel eindeutiger als böse bekannt vor, also sodass es eigentlich wenig "normale" Menschen auf der ganzen Welt gab, die wirklich gar kein Problem mit Shinra hatten. Sicher, es gab auch dort die Leute, die für die Energie durch die Reaktoren dankbar waren, aber in den Slums von Midgar und den meisten Ortschaften hatte fast jeder schlechte Erfahrungen gemacht und niemand wollte wirklich etwas mit Shinra zu tun haben. Dafür waren die einzelnen Mitglieder und Angestellten nicht so offensichtlich bösartig.
Im Remake ist es für mich genau andersherum. Da sind alle auf den ersten Blick (außer vielleicht Roche *schauder*) genau gleich fies und finster, aber die Bevölkerung hat keine so klare Abneigung gegen den Konzern an sich. Ich meine, Scarlett hat sogar vor laufender Kamera dem Kameramann eine verpasst und war einfach echt bitterböse, aber so richtig scheint das niemanden zu interessieren. Das ist zumindest bisher mein Gefühl bei der ganzen Sache.
Gerade nach der Sache mit ihr habe ich mich schon gefragt, ob irgendjemand der bereits aus dem Original bekannten Antagonisten eigentlich auch mal anders sein könnte. Aber bisher wurde ich davon noch nicht wirklich überzeugt. Denn nachdem man im Reaktor endlich den Boss besiegt hat und einen Plausch mit dem Präsidenten Hologramm, das für mich genauso gut sehr austauschbar auch Heidegger sein hätte können, hinter sich gebracht hat, darf man kurze Zeit später schon den nächsten, altbekannten Shinra Mitarbeiter neu kennenlernen.

Okay, um fair zu sein, zwischendurch hat man kurz die Möglichkeit aufzuatmen und sich von der ganzen klischeehaften Boshaftigkeit zu erholen. Denn bekanntlich wird Cloud ja nicht einfach irgendwie von Barret und Tifa getrennt, nachdem die Sache im Reaktorkern erledigt ist, sondern er fällt in ein Blumenbeet.
Ah, die Szene auf die alle (also ich) gewartet haben. Und ich muss sagen, ich war entzückt, wie nahe am Original diese auch ist. Die Unterhaltung, die Aerith und Cloud bei ihrem erneuten Zusammentreffen führen, läuft ziemlich genau so ab wie ich sie kenne, nur halt in guter Grafik. Aerith erwähnt sogar ihre "nutzlose" Materia, die sie von ihrer Mutter hat! Zusammen mit der Musik und der echt sehr schönen, eindrucksvollen Kulisse, war mein nostalgisches Herz also wirklich glücklich.
Dann kam Reno. Und wie schon angedeutet, ich war wieder mal nicht beeindruckt.
Ich meine gut, er ist sicher kein zweiter (oder eher fünfter) Heidegger. Aber das Wenige, das man bisher von ihm gesehen hat war trotzdem wirklich nicht hervorstechend. Eigentlich hat er vor allem gegen Cloud gekämpft und seinen beiden Mitstreitern gesagt was sie alle zu tun haben, aber äh... viel mehr konnte ich aus dieser Begegnung echt noch nicht schließen. Würde ich das Original nicht kennen, würde er mich erst mal nicht weiter interessieren. Was für den ersten Auftritt eines Turks halt schon enttäuschend ist. 


Dafür war die weitere Reise mit Aerith alles andere als enttäuschend. Grundsätzlich läuft das Ganze so ab: Zuerst bringt man sie nach Hause, dann muss man ihr noch bei einer Blumenlieferung ins Waisenhaus in diesem Sektor helfen. Danach kann man einige Sidequests erledigen. Man hört dann ein Gerücht, dass ein Turk in der Nähe von Aeriths Haus gesehen wurde und trifft auf Rude. Nachdem der für mich aus völlig unlogischen Gründen innerhalb von Sekunden von einem Hubschrauber abgeholt wird, geht man zurück zu Elmyra, die Cloud dann bittet in der Nacht zu verschwinden. Ein wieder völlig bescheuertes Minispiel später, bei dem man einfach nicht gegen Sachen stoßen darf, die aus irgendeinem Grund wild verstreut im Haus herumliegen, um Aerith nicht auf sich aufmerksam zu machen, verlässt man das Gebiet... nur um wenig später eben wieder auf diese zu treffen. Wie im Original eben. Nur dass das Minispiel die ganze Angelegenheit echt unlogisch macht, da bei Versagen Aerith tatsächlich aus einem Zimmer kommt - also wie soll sie bitte schneller dort gewesen sein, wo sie schließlich auf Cloud wartet?
Äh, aber wie auch immer, eigentlich wollte ich zu diesem Abschnitt meine Gedanken fein säuberlich geordnet auflisten. Naja, das "Rausschleichen" haben wir also schon mal abgehandelt. Nun aber zu den anderen Dingen:

1.: Die Gespräche beim Laufen mit Aerith sind leichter zu ertragen als die mit Tifa und Barret. Es gibt zwar natürlich auch ein paar überflüssige Kommentare, insgesamt hat sie mit Cloud aber trotzdem eine bessere Synergie. Beziehungsweise ist sie einfach eine interessante Persönlichkeit, er trägt dazu jetzt gar nicht so viel bei. Ich fand ihn in dieser Konstellation sogar nun wieder etwas unsympathischer, wohl weil er oft überhaupt nicht zu wissen scheint wie er mit Aerith umgehen soll. Sie hingegen macht quasi was sie will mit ihm. xD Ich bin jedenfalls sehr froh, dass es nach einer kleinen Eingewöhnungsphase nicht schwer ist, sie zu mögen. Das ist bei der Vorlage aus dem Original, die mir halt wirklich viel bedeutet, wirklich ein Kompliment.
2.: Ich fand die Szenen, in denen Cloud diese Erinnerungsschübe hatte, wieder richtig cool. Die können sie meinetwegen weiter so einbauen. Schon im Reaktor gab es die glücklicherweise auch, aber bei Aerith ging es da jetzt tatsächlich hauptsächlich um ihre Beschwörung von Holy und ihren Tod (wer das Original nicht kennt wird sich echt NÜSSE auskennen, was dieser Moment eigentlich bedeutet, da verpassen die echt was) - einmal hatte Cloud nach so einem Flashback sogar eine Träne im Auge, und er wusste gar nicht wieso! Fand ich stark.
Und auch wenn in der weiteren Compilation trotz allem Tifa die Schnalle an seiner Seite wird, gehe ich trotzdem weiter davon aus, dass es erst Aerith brauchte, damit er überhaupt wieder etwas empfinden konnte. Die "Erinnerung" an Clouds Mutter, die davon sprach, dass er ein gutes Mädchen an seiner Seite brauchte kommt ihm ja nicht zufällig da unter, wo er unter dem Dach der Gainsboroughs ruht.
3.: Apropos "unter dem Dach der Gainsboroughs": Das Haus war schon ein Highlight. Dem kommt die schöne Grafik wieder zu Gute. Ich fand auch supercool, dass man hier Blumen für das Waisenhaus pflücken musste, hätte mir hier aber etwas mehr Auswahl gewünscht. ;0 
4.: Kommen wir zum Elefanten im Porzellanladen, Rude. Auch hier muss ich sagen, dass ich noch nicht überzeugt bin. Wieder muss ich daran denken wie es wäre, wenn ich das Original nicht kennen würde: Ich würde vermutlich sogar kritisieren, dass schon wieder ein neuer Widersacher eingeführt wird, ohne dass einer der letzten je interessant gewesen wäre. Wahrscheinlich würde ich mich aufregen, was die zahlreichen Shinra-Mokel da sollen, von denen ich außer Roche und Heidegger keinen mal etwas besser kennenlernen konnte. Da merkt man eventuell, wer neu eingeführt wurde (und gleich mehr Screentime bekam), und bei welchen Charakteren man davon ausging, dass man sie eh schon kennt.
Also ja, ich kenne die Turks ja eben und hoffe einfach, dass sie bei fortschreitender Handlung noch alle ihren persönlichen Touch bekommen. Immerhin, als Rudes Sonnenbrille kaputt ging und er sich eine neue aus seiner Anzugtasche holte, musste ich tatsächlich amüsiert lachen. Also gehe ich einfach mal davon aus, dass das Spiel in dieser Hinsicht hoffentlich noch besser wird - Chancen dafür wird es ja noch geben.
5.: Wenn Rude innerhalb von Sekunden von einem Helikopter abgeholt werden kann, warum genau schaffen die Turks es nicht, eine einzelne Person (Aerith) zu erwischen - vielleicht einfach mal mit Verstärkung auftauchen oder diese kommen lassen? Naja, egal.

Ich verbleibe also weiterhin in kritischer Erwartungshaltung, mache aber wenigstens bei manchen Dingen Zugeständnisse, dass sie noch besser werden können.
Was mich definitiv bisher aufregt sind die kurzen, unnötigen Minispiele, die man hier und da reinquetscht, bloß um sie zu haben. Als wäre FFVII nicht auch so schon Minispiellastig genug gewesen! 
Da wir jetzt langsam zum Wall Market kommen sollte es eigentlich nicht mehr so oft nötig sein, lange Filler-Kapitel zu machen, da ab da eigentlich eh immer die Action abgeht. Aber mal sehen, bin ja beim nächsten Mal erst mal nur bei der Hälfte des Spiels angekommen.^^

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