Dienstag, 16. Februar 2021

Lord of Magna: Maiden Heaven


Lord of Magna: Maiden Heaven sieht jetzt eigentlich nicht wie ein Spiel aus, das ausgerechnet ich mir zulegen würde. Der Titel alleine schreit schon "Fanservice!" und das Cover mit den vielen Damen, die einen männlichen Charakter umschwirren, lässt auf Anime-Harem-Cringe schließen. Für mich eigentlich ein No-Go bei meinen Spielen. Der Youtuber meines Vertrauens hat allerdings in irgendeinem Video mal behauptet, dass es sich hier durchaus um einen Titel handelt, der ihm Spaß gemacht hat - und der weist bei seinen Reviews eigentlich immer auf übermäßigen Fanservice hin. Gleichzeitig sah das Kampfsystem auch ganz spaßig aus, und plötzlich hatte ich das Spiel auch schon gekauft und downgeloaded. Ja, das passierte im Zuge meines Kaufrausches letztes Jahr, den ich bei meinem Jahresrückblick schon erwähnt habe.^^
Ich kann hier auf jeden Fall schon mal gleich sagen, dass ich es ganz und gar nicht bereut habe, Lord of Magna zu spielen. Überraschenderweise hatte es nämlich Vorzüge da, wo ich sie gar nicht so erwartet hatte - nämlich bei der allgemeinen Stimmung - und war insgesamt ein echt nettes Spiel. Ich würde sogar sagen, dass es durch die Atmosphäre ein bisschen ein Wohlfühl-Spiel für mich wurde, an das ich sicher immer mit einem angenehm warmen Gefühl zurückdenken werde.

Es geht in Lord of Magna: Maiden Heaven eigentlich um einen jungen Mann namens Luchs, dem ein Inn gehört, das sich seit Generationen in Familienbesitz befindet. Obwohl es nie Gäste gibt. Luchs hat seinem Vater geschworen das Inn zu beschützen und jeden Gast, sollte mal einer auftauchen, wie ein Familienmitglied zu behandeln.
Fun Fact: Ich dachte am Anfang, als ich Luchs umbenennen konnte, dass das Spiel vielleicht einfach meinen Nutzernamen von meinem 3DS übernommen hat, weil meine Accounts halt überall irgendwas mit Lynx oder eben Luchs heißen. Stellte sich aber heraus, dass das tatsächlich der Canon-Name des Protagonisten ist - da habe ich mich natürlich sofort wohl gefühlt. xD
Auf jeden Fall fristet Luchs ein recht einsames Dasein, weil die Bewohner des Dorfes ihn komisch finden (wer betreibt auch ein Inn, das niemals Gäste hat?), und seine einzigen zwei Freunde Bart und Amelia ihn zwar unterstützen, aber natürlich auch nicht vollkommen verstehen.
Eines Tages bebt die Erde und Luchs findet in einer Höhle eine junge Frau, die ihr Gedächtnis verloren hat, aber offenbar eine sehr gute Kämpferin ist - denn plötzlich tauchen auch seltsame Monster auf, die ohne Vorwarnung angreifen. Natürlich lädt Luchs Charlotte, so ihr Name, ins Inn ein und hat somit endlich seinen ersten Gast, dem er natürlich helfen will, sein Gedächtnis wieder zu finden.
Es stellt sich dann heraus, dass Lottie (alle Maids haben einen Spitznamen) sechs Schwestern hat, und die Vermutung liegt nahe, dass sie ihr Gedächtnis mehr und mehr zurück erlangt, je mehr Schwestern wir auftreiben. Luchs erhält außerdem ein mysteriöses Armband, mit dem er für das leibliche Wohl seiner neuen Gefährtin sorgen kann. Ich habe das extra so geschrieben, dabei ist hier alles vollkommen unschuldig und überhaupt nicht schlüpfrig präsentiert. Das Armband leuchtet lediglich und Lottie ist nach einem anstrengenden Kampf wieder bei Kräften. Kein Gegrabsche, keine zweideutigen Kommentare, nichts.


Hier möchte ich kurz einwerfen, dass der Beginn der ganzen Geschichte etwas schleppend verläuft. Es gibt weitaus mehr Story als Gefechte und erst wenn man die ersten drei Maidens hat erlangt man ein bisschen mehr Bewegungsfreiheit. Da kann man dann immerhin Gegenstände craften, ein Bad nehmen, Skills verteilen und mit den anderen sprechen. Bis es aber soweit ist vergeht schon einiges an Zeit, in der einfach nur eine Szene nach der nächsten kommt, wo man zu allem Überfluss auch nur selten zwischendurch speichern kann.
Das Gute daran ist aber, dass man gerade die ersten drei Maids eigentlich richtig gut kennenlernt. Und man erlebt hautnah mit, wie das Inn immer belebter wird und wie glücklich das Luchs (und auch die anderen) macht. Es wird sich auch absichtlich Zeit für einfache Gemeinschaftsszenen gelassen, wo Trixie etwas für die anderen kocht und alle zusammen bei Tisch das tolle Essen loben und sowas. Das ist jetzt nicht so ausführlich, dass es langweilig wäre, sondern erschafft einfach eine ganz einzigartige Stimmung - eine sehr "heimelige". Es fühlt sich wirklich so an als würde Luchs keine Gäste, sondern seine immer größer werdende Familie um sich haben, und als Spieler saugt man diese Harmonie und dieses Glück auf wie ein vertrockneter Schwamm.
Wenn später dann noch die anderen vier Maids kommen, ist es zwar schwieriger zu ihnen wirklich denselben Bezug wie zu den anderen zu bekommen (vor allem bei den letzten dreien, die relativ spät fast gleichzeitig zur Gruppe stoßen), aber die allgemeine Atmosphäre ändert sich nicht. Alle Frauen fügen sich perfekt in die "Familie" mit ein, und obwohl es natürlich hier und da Neckereien gibt, haben alle sich einfach trotzdem lieb: Lottie, Trixie, Frieda, Gabbie, Di, Fran und Addie (und natürlich Luchs und sogar Amelia und Bart). Das ist komischerweise nicht nervig, das ist echt einfach nur schön.
Zusätzlich zur allgemeinen Story gibt es auch noch die Heart-Events, bei der man die Frauen einzeln besser kennen lernen kann. Da gibt es dann eine kleine Geschichte inklusive Kampf mit der jeweiligen Herzensdame. Man kann natürlich nicht alle machen und muss sich meist zwischen zwei Möglichkeiten entscheiden, und am Ende kommt es dann darauf an, mit wem man am meisten solcher Szenen hatte, wodurch sich das Ending verändert.
Damit will ich eigentlich nur sagen, dass es schon auch für Di, Fran und Addie noch Möglichkeiten gibt vertrauter mit Luchs zu werden, aber da muss man sich eben entscheiden, und die anderen haben einfach viel länger auch in der Hauptstory ihre Relevanz.

Die Heart-Events haben auch Einfluss auf das Gameplay. Mit ihnen schaltet man spezielle Fähigkeiten der Mitstreiter frei - es wäre also sinnvoll die Damen zu "daten", die man auch in der aktiven Party hat. Es gibt jeweils drei Events pro Maiden und kann hier aber ab jedem Punkt einsteigen. Wenn ich also Lotties erstes Event gesehen habe, kann ich beim nächsten Mal trotzdem Trixie wählen, obwohl ich die zuvor quasi verschmäht habe. Auch Luchs bekommt ebenfalls spezielle Fähigkeiten dadurch, allerdings immer nur bei "Fortschritt". Das heißt, er bekommt eine Skill durch das erste Date mit irgendeiner Frau, und die zweite erst wenn er mit jemandem schon bei Stufe 2 angelangt ist (oder eben dort einsteigt), und so weiter. Die vierte Stufe kann er nur mit einer Frau erreichen: Kurz vor Schluss kann man dann für einen bestimmten Storypunkt unter allen Maids mit derselben Anzahl an Heart-Events seinen Liebling auswählen, was dann eben das Ende mitbestimmt.
Ich habe Frieda gewählt, was mich selbst ziemlich überrascht hat. Sie bekommt man als drittes und sie ist dieser Erfinder-Stereotyp, der mit einem Schraubenschlüssel ungefähr alles zusammenbauen kann. Ist jetzt eigentlich nicht so mein typisches Beuteschema. Daher dachte ich auch, dass ich wohl bei der langweiligen offensichtlichen Wahl bleiben würde, nämlich Lottie, weil ich mit ihr schon zu viele Heart-Events hatte um mit Di, Fran oder Addie noch was zu reißen, und Gabbie kam überhaupt nicht in Frage. :D Versteht mich nicht falsch, ich mag Lottie sehr und sie ist fast sogar mein Lieblingscharakter, aber wenn ich schon sieben Torten zur Auswahl habe muss ich ja nicht gleich die erste aufessen ohne die anderen zu kosten. ;0 Bei Frieda habe ich dann nur mal mit den Heart-Events angefangen, weil ich sie in den Kämpfen weiter benutzen wollte... aber irgendwie hat sie so ein paar Sternstunden in der Hauptstory, dass ich sie immer lieber mochte. Ich hatte bei ihr das Gefühl, dass ohne sie viele Dinge niemals möglich gewesen wären, und habe sie dann wirklich als wertvollstes Mitglied der Truppe gesehen.
Wenn ich jemals einen neuen Durchgang starten würde, würde ich aus Neugier vermutlich Addie versuchen zu daten, aber ansonsten bin ich jetzt im Nachhinein der vollen Überzeugung, die einzig richtige Wahl getroffen zu haben. <3
Es gibt aber keinen Charakter, den ich gar nicht mochte. Es gibt wirklich niemanden, der unsympathisch ist, und Gabbie wollte ich nur so partout nicht daten, weil sie halt echt ziemlich minderjährig aussieht und auch im Kampf ziemlich gegen die anderen abstinkt.^^
Zwar sind die Mitstreiter jetzt natürlich nicht unbedingt die Tiefgründigkeiten in Person, aber sie alle haben doch mehrere Seiten an sich, die man nach und nach herausfinden kann.
Und Luchs ist eigentlich perfekt. Komischerweise aber nicht auf die langweilige Art und Weise. Er ist einfach ein sehr lieber, verständnisvoller und bodenständiger Typ, der natürlich immer die richtigen Worte parat hat. :D Aber es passt einfach in das Setting und die allgemeine Stimmung, es ist zu keinem Zeitpunkt irgendwie "zu viel" oder zum Augenrollen, und alles andere hätte die Geschichte einfach nur erheblich gestört.

Kommen wir aber noch zum rundenbasiertem Kampfsystem. Das könnte grundsätzlich ziemlich cool sein, wenn die Gefechte sich nicht oft so ziehen würden.
Auf einem Schlachtfeld gibt es immer mehrere Gegnergruppen. Jede Gruppe hat einen "Anführer", der laufend neue normale Einheiten beschwören kann. Man muss also diese Anführer besiegen, damit nicht ständig Nachschub an Gegnern kommt. Die normalen Monster werden immer mit einem Schlag besiegt und dann zurückgeworfen, sodass sie Einheiten dahinter treffen, die wiederum auch besiegt und zurückgeworfen werden. Es kann also ein echter Domino-Effekt entstehen! Jede Maid hat einen bestimmten Bewegungsradius, sowie eine Attacke (oder Skill) mit einer bestimmten Reichweite. Das ist bei jeder Mitstreiterin unterschiedlich und man muss immer schauen wie man sie platziert, um so viele Feinde wie möglich gleichzeitig umzunieten. Bei manchen Anführern kann es allerdings eine ganze Weile dauern, bis diese wenigstens so wenig Leben haben, dass sie keine Untertanen mehr beschwören, und zusätzlich dazu gibt es auch sogenannte "Generatoren", die alle paar Runden neue Anführer spawnen lassen. Es kann also sehr leicht passieren, dass einem mit der Zeit wahre Gegnerhorden gegenüber stehen, und es dauert einfach ewig, die alle zu vernichten. Zwar ist das Ziel eines Kampfes eher selten alle Gegner restlos auszurotten, aber manchmal bleibt einem durch die Positionierung nichts anderes übrig. Und die Generatoren müssen fast immer oberste Pritorität sein, wenn man sich irgendwann auf den Maps voller Feinde noch bewegen können will.
Schwer ist Lord of Magna trotzdem nicht. Man wird zwar selten überlevelt sein, weil man so unfassbar wenige EXP von Feinden bekommt, die schwächer als man selbst sind (und man bekommt auch nur EXP von Anführern, nicht von den zahllosen Untertanen), aber unterlevelt zu sein ist auch nicht wirklich ein Problem, weil man wiederum sehr viele EXP für stärkere Gegner bekommt. Irgendwie ist man also vom Level her immer genau da, wo man sein sollte. Ich habe zum Beispiel beim allerletzten Boss vorher vergessen, die letzten optionalen Kämpfe zu machen, wodurch ich dann - während ich mir nur irgendwie Luft durch die ganzen Gegnerhorden verschaffen wollte - gleich mal so sieben Level aufgestiegen bin. Und schwupps, ich war wieder stark genug um auch den Boss zu schaffen.

Am nervigsten ist einfach, dass die wichtigen Einheiten halt einfach zu langsam sterben, und darüber hinaus die gegnerischen Züge nicht übersprungen oder schneller gemacht werden können. Jetzt stellt euch mal vor wie das ist, wenn da schon zehn Gegnergruppen sind, die alle hintereinander drankommen, ewig mit ihren Animationen brauchen und nochmal mehr neue Einheiten beschwören. Ich musste da hin und wieder ein bisschen nebenbei im Internet surfen, um irgendwie diese Zeit herumzukriegen.^^
Die Skills helfen leider auch nur bedingt weiter, da diese immer weniger Schaden auf Anführer-Einheiten machen als normale Angriffe. Fähigkeiten mit Statusveränderungen, vor allem welche die die Gruppe buffen, sind hierbei noch wertvoller als die meisten anderen. Hierbei gibt es nicht nur die Skills von Heart-Events, sondern auch welche die sich einfach kaufen oder eben craften lassen.
Es sei auch noch erwähnt, dass das Crafting System sehr einfach gestrickt ist, aber dafür auch tatsächlich schnell einen Nutzen hat und für die Dauer, sowie die Leichtherzigkeit des Spiels, durchaus passend erscheint.

Apropos Leichtherzigkeit: Jeder kann sich sicher vorstellen, dass die Geschichte um die sieben Schwestern am Ende natürlich etwas viel Größeres umfasst als nur dem Gedächtnis von Lottie und dann auch den anderen auf die Sprünge zu helfen, aber für mich war der zentrale Punkt immer einfach die Entwicklung der Bindungen zwischen den Charakteren und wie diese "Familie" eben zusammenwächst. Und das wird einfach so schön und herzerwärmend, aber eben auch leichtherzig, präsentiert. Es gibt jetzt auch nicht viele überraschende Twists und man wird trotz aufkommender Dramatik selten extrem mitgerissen sein, aber man wünscht sich trotzdem zumindest von Herzen einen guten Ausgang für die liebreizenden Maidens und Luchs. Am Ende hat man sich zwar eine Herzensdame ausgesucht, aber das ist immer noch irgendwie so eingebunden, dass trotzdem jeder einzelne Charakter für das Ende relevant ist.
Auf jeden Fall bin ich ja immer von den Enden angeödet, wo irgendjemand Wichtiges stirbt und dann gaaaanz am Ende kommt dann ein kleiner Teaser, dass dieser Charakter doch überlebt haben könnte. Hier habe ich mir das sehnlichst gewünscht. Ich wollte wirklich dringend ein Happy End haben, und das soll schon was heißen für das, wie dieses Spiel auf den ersten Blick wirken mag.
Womit wir wieder dorthin zurückkommen: Es gibt fast gar keinen Fanservice. Es gab ein Heart-Event, wo Luchs von Addie im Badehaus überrascht wird, und gerade bei diesen Events gibt es hin und wieder ein bisschen zweideutige Aussagen. Aber das sind alles Sachen, die ich für mich selbst überhaupt nicht so aufgenommen habe wie man könnte, denn es bleibt alles eben recht frei interpretierbar. Wo Luchs jetzt eine Maid mit seinem Armband berührt, wenn das Heart-Event abgeschlossen wird, weiß ich nicht, aber es wird auch nie spezifiziert und außerdem von einer der schönsten romantischen Musikstücke untermalt, die ich je in einem RPG gehört habe.
Also hier braucht man sich echt nicht vor unangenehmen Szenen fürchten, und auch sonst würde ich von Lord of Magna niemandem wirklich abraten. Es mag in manchen Belangen nur durchschnittlich sein und weist jetzt keine großen emotionalen Tiefen auf, aber es ist wirklich einfach ein durch und durch niedliches, sehr nettes Spiel.

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