Sonntag, 24. November 2019

The Last Remnant

Meine Geschichte mit The Last Remnant begann schon 2015, wo ich das eine Mal in meinem Leben das Starten eines Spiels durch ein Fortune Cookie, also ein zufälliges Auswahlsystem, auf der Backloggery ausgesucht habe. Ich glaube nicht, dass ich das sonst bisher bei den unendlichen Weiten meines Backlogs schon ausprobiert hätte. Und meiner Meinung nach wäre das ganz überraschenderweise sehr schade.
Überraschenderweise deshalb, weil The Last Remnant, zumindest wenn man sich in den Ecken des Internet umhört in denen ich so bin, kein besonders beliebtes JRPG ist. Ich habe das Gefühl es wird oft mal ausprobiert, verschwindet dann aber durch gewisse Unzulänglichkeiten und Hürden meist in einer vergessenen Ecke. Das kann ich bei all dem, was ich mit dem Spiel erlebt habe, gut verstehen. Ich würde The Last Remnant vorsichtig als schwierigstes JRPG bezeichnen, das ich bisher gespielt habe. Zumindest war ich hier bisher definitiv am nähesten dran zu sagen, dass ich das eventuell abbrechen werde müssen, weil ich nicht weiterkomme. Dafür war dann aber das Erfolgsgefühl umso größer, was sicher stark zu meiner überwiegend positiven Meinung zum Spiel beiträgt.

Ich werde jetzt nicht mehr großartig erklären, was genau man in The Last Remnant eigentlich macht, weil ich das System in meinem damaligen ersten Post schon ausführlich beschrieben habe. Interessierte sollten diesen also eventuell vorher lesen, um wenigstens das grundsätzliche Gameplay zu verstehen, da sich doch alles sehr darum zentriert. Die Kämpfe sind nun mal das Herzstück des Spiels, was in einer Geschichte um politische Machtkämpfe, Krieg und einen „Eroberer“ relativ logisch sein sollte. Und glücklicherweise sind sie durch die Verbände und die „schwammigen“ Kampfbefehle auch echt taktisch, was mir bei meinem damaligen Stand der Dinge noch gar nicht so stark aufgefallen war. Weil das eventuell erst beim zweiten oder dritten Blick deutlicher wird, da man erst noch vom Ärgernis über den RNG abgelenkt wird, bis man lernt mit dem zu arbeiten, was man bekommt (und ehrlich, soo blöd ist die K.I. mit den vorgeschlagenen Befehlen meist gar nicht).
Manche Gefecht können über eine Stunde in Anspruch nehmen, was oft natürlich anstrengend ist, aber auch spannend sein kann. Am schlimmsten ist eigentlich wenn die Gegner in der Überzahl sind, man seine eigenen Züge schon gemacht hat und wartet, bis der Feind dann endlich auch mal mit allen Einheiten durch ist. Ist man selbst am Zug hat man aber immer viel zu planen, zu tüfteln und aufzupassen (um die QTEs nicht zu verpassen, die einem Vorteile verschaffen können). Wie löst man eine Situation am besten mit den paar Befehlen, die einem in dieser Runde bei einem Verband zur Verfügung stehen? Sollte ich ein paar Einheiten nicht agieren lassen, damit sie nicht zu nahe am Feind und für Notfälle bereit stehen? Ist es besser jetzt alle auf ein Ziel zu schicken, oder teile ich die Aggressionen auf? Bin ich überhaupt nahe genug dran, um einen Feind flankieren zu können? WARUM GEBT IHR MIR DIE BESCHWÖRUNGEN IMMER WENN DER GEGNER IN DER NÄCHSTEN RUNDE TOT IST?
Äh, ok.

Eine Weile lang kommt man definitiv auch irgendwie so durch, aber für spätere Herausforderungen (so ab Ende Disk 1) MUSS man das Kampfsystem verstehen lernen. Man muss es vielleicht nicht meistern, aber wirklich wissen was man tut und tun kann. Bei mir ist dieser Moment erst gekommen, nachdem ich mich eher so durchgewurschtelt habe, als ich vor den berüchtigten „Six Bases“ (also sechs Basen) stand. Das ist ein Knackpunkt im Spiel, der fast allen Spielern Sorgen bereitet und fast jeden vor eine selten gesehene Herausforderung stellt.
Alle sechs Gefechte bestehen aus einem Kampf, wo man eine Basis stürmt, und einen Bosskampf dann in der Basis. Man kann zwischen den beiden Phasen nicht speichern. Der Sturm auf die Basis besteht aus Kämpfen gegen viele Einheiten, die immer wieder Verstärkung bekommen. Es gibt natürlich ein Limit, aber so eine halbe Stunde kann man dafür schon mal einrechnen. Wie schon gesagt, gerade gegen eine zahlenmäßige Übermacht kann sich das schon mal ziehen, und manche Aktionen dauern auch ewig, zum Beispiel manche Zauber, deren Animation man immer wieder ansehen muss. Mal davon abgesehen, dass diese ersten Gefechte auch von der Schwierigkeit her nicht ganz ohne sind. Da gibt es Heiler und Zauberer, die einem den Arsch aus der Ferne rasieren können wenn man nicht vorbereitet ist (Spoiler: War ich nicht). Und dann kommt eben ein Boss. Der ist immer noch von fünf anderen Einheiten begleitet, die einem das Leben richtig schwer machen, weil die meisten Bosse auch alleine schon eine Herausforderung wären. Jeder von denen hat irgendetwas Spezielles, zum Beispiel einen extra AoE-Angriff jede Runde. Oder eine Klinge, die instakillen kann gepaart mit der Möglichkeit fünf Angriffe in Folge auszuführen. Heilige Scheiße. Und hey, wenn man die letzte Base nach viel Schweiß und Tränen geschafft hat gibt es noch einen zusätzlichen Bosskampf gleich danach, wo man vorher wieder nicht speichern kann. :‘D
Also ich wurde bei der ersten Base regelrecht zermetzelt, und das soll die einfachste sein.^^ Da war ich dann in einer Art Schockstarre und habe das Spiel erst Mal ein paar Jahre lang nicht angerührt. In dieser langen Phase hatte ich aber genug Zeit, mir viele Gedanken zu machen, die oft auch einfach daraus bestanden, es einfach sein zu lassen^^. Dieses Jahr war es dann aber so weit. Ich wollte ein bisschen trainieren und dann nochmal schauen, ob es wirklich so aussichtslos war wie es sich damals angefühlt hatte. Zu meiner Überraschung schaffte ich die zweite Base im ersten Anlauf, aber die Hoffnung wollte noch nicht so recht aufflackern. 3 bis 6 sollten nämlich nochmal ein anderes Kaliber sein, als wäre der Anfang nicht schlimm genug gewesen. Mein Plan war nun, mir alle vier verbliebenen Basen einmal anzusehen (nicht in dem Glauben, dass ich eine gleich schaffe) und dann zu entscheiden in welcher Reihenfolge ich die angehen sollte – also die schaffbaren zuerst und der Rest dann irgendwann? Naja, bis auf Base 5 aus der Hölle habe ich alle beim ersten Versuch geschafft. *__* Ich... kann kaum beschreiben wie ich mich da gefühlt habe, ein größeres Erfolgsgefühl hatte ich wahrscheinlich nie. In den paar Tagen, in denen ich eine Base nach der anderen geschafft habe und dann auch noch die schwierigste immerhin beim zweiten Anlauf hinter mich bringen konnte, bin ich echt auf einer Welle der Euphorie gesurft. Das war meine beste Woche überhaupt. xD

Ich glaube es lief so gut, weil ich durch die harte Herausforderung wirklich richtig gelernt habe zu kämpfen, und weil mein Battle Rank zufällig ziemlich ideal war. Die Gegner passen sich ja an den BR an, und ich hatte bei einigen Bossen gerade so einen hohen, dass sie knapp noch nicht ihre besseren Fähigkeiten hatten. Außerdem war das vermutlich auch die längste Phase bis dahin, in der ich eine fixe Teamaufstellung hatte. Einen Charakter (Jager) hatte ich erst kurz vor den 6 Bases rekrutiert, wodurch dessen Verband zu Beginn halt nicht so viel konnte. Ich gebe dem ein bisschen die Schuld, dass Base 1 so traumatisch für mich war. Aber das zusätzliche Training hat ihn und sein Team recht schnell zu Maschinen gemacht, während die anderen konstant immer dabei waren, und schließlich auch noch von Base zu Base stärker wurden.
Also, man kann das wahrscheinlich nur nachvollziehen, wenn man das Spiel kennt aber: Die 6 Bases sind furchtbar und schrecklich, und wer sich diese Herausforderung ausgedacht hat, gehört eventuell ausgepeitscht.  Aber unter den richtigen Umständen sind sie mehr langwierig als schwierig. Aber das muss man halt wirklich genau richtig erwischen. Für mich war das dadurch eine der besten Erfahrungen, die ich in einem JRPG erlebt habe, weshalb ich das auch so genau beschreibe; andere bringt diese Stelle aber laut einschlägigen Texten im Internet zum Aufhören. In der PC-Version kann man übrigens zwischen Ansturm und Boss wenigstens speichern. :<
Nach den Bases hatte ich dann übrigens das Gefühl, mich könne nichts mehr besiegen, womit ich natürlich falsch lag. xD Aber gerade bei den Gefechten, vor denen ich echt Schiss hatte, kam ich richtig gut zurecht. Sogar der Eroberer, vor dem ich mit Abstand dann am meisten Respekt hatte, war keine große Herausforderung. Eigentlich war er einfacher als beispielsweise ein seltenes Monster, das man im letzten Dungeon in einem normalen Zwischenkampf bekämpfen konnte. What a wuss. Gestorben bin ich meist nur noch wenn ich was nicht ernst genug genommen habe.

Okay, aber was macht man außerhalb des Hauptpfades denn sonst eigentlich so in The Last Remnant? In gewohnter RPG-Manier gibt es natürlich haufenweise Sidequests, die erheblich mit dem Spielerlebnis verknüpft sind und auch Einfluss auf einige Dinge haben. Die namensgebenden Remnants (also eben magische Artefakte) sind zum Beispiel nicht nur jeweiliges Zentrum der Hauptstädte oder gewaltsam angeeignetes Eigentum der Bösewichte. Es gibt auch ein paar in der Spielwelt, die man optional einsammeln kann. So kann man sich beispielsweise „Lob Omen“ in einer Nebenquest holen – macht man das nicht, hat der Endboss (The Conqueror) die Möglichkeit, diese Beschwörung durchzuführen, weil er das dann halt gemacht hat. Der sitzt halt nicht nur da und dreht Däumchen. Auch einige andere Aufgaben beeinflussen die Fähigkeiten und Stärke des Conquerors, was ich eigentlich ziemlich cool finde. Seine „wahre“ Form bekämpft man nur, wenn man alle Sidequests gemacht hat, was in einem ersten Durchgang wohl nicht passieren wird, da auch einige davon verpassbar sind. Meist wird man in den Nebenaufgaben in Dungeons und Gebiete teleportiert (sehr praktisch, sobald man zusagt wird man an den Ort des Geschehens gebracht), um dort ein Item oder eine Person zu finden, oder einfach nur einen instant startenden Bosskampf zu bestreiten.
Ansonsten kann man neue Gilden (hier gibt es neben rekrutierbaren Mitstreitern nochmal gesonderte Gildenaufgaben in Form von Sammelquests) und Anführer freischalten, Ausrüstungen bauen, zerlegen oder modifizieren, nach Schätzen und Materialien graben/bohren, beim Handel bessere Items freischalten und versteckte Orte finden. Letzteres ist bei einem Beispiel auch ziemlich cool: Es gibt sechs versteckte unterirdische Pfade, die man nur unter bestimmten Umständen entdeckt und in denen man gute Items und starke Monster finden kann. Der aufmerksame Spieler merkt schon, dass die alle irgendwie über die Welt verstreut und verbunden sind, und in der Hauptstory wird dies ganz zum Schluss bestätigt weil das dann der einzige Weg zum finalen Gefecht ist. Da schaltet sich dann der „sechste Pfad“ automatisch frei. Die anderen sind aber eben eigentlich wirklich nur optional, und dass das dann trotzdem so relevant ist, erwartet man wohl erst mal nicht.

All diese Dinge können einen aber auch überfordern. Also ich wollte natürlich nicht mit zu vielen Guides spielen und hatte absolut keine Übersicht über die meisten Sachen – vor allem was das Crafting und die ganzen Materialien anging. Ich habe halt gehofft, dass ich auf meinen Wegen ein bisschen guten Kram gesammelt hatte, damit wenigstens die Mitstreiter ihre Waffen verbessern konnten (man kann außer Rush nämlich niemanden selbst ausrüsten und das irgendwie ändern). Waffen bauen konnte ich eigentlich nie, und aufwerten auch nur so ein oder zwei Mal.^^“ Das automatische Verbessern (eben der Mitstreiter) klappte aber zum Glück recht gut. Auch von den Sidequests fühlte ich mich teilweise echt übermannt. Ich habe gleichzeitig aber auch echt viele verpasst, weil ich meinen Battle Rank nicht zu sehr in die Höhe treiben wollte (Ihr erinnert euch? Die Gegner leveln ja praktisch mit). Und dann konnte ich die einzige, die ich wirklich, wirklich machen wollte dann irgendwie nicht mehr triggern, obwohl die eigentlich nicht verfallen sollte. Ich wollte eben Lob Omen holen, weil es eigentlich mit Jager untrennbar verbunden ist, der einem erst als Gegner mit seiner Beschwörung echt das Leben an einer Stelle zur Hölle macht (auch ein sehr berüchtiger Kampf) und dann die Seiten wechselt. Ich habe ihn mir in meine Party geholt und so ein bisschen verehrt, weshalb ich ihm seine Beschwörung echt gerne wieder zurückgeholt hätte. Und äh, dem Conqueror wollte ich eigentlich auch lieber keine Beschwörung überlassen, die als eigener Verband im Kampf agieren und somit einen großen Vorteil bringen kann. Das heißt man hat mehr Chancen auf Flanken, mehr Möglichkeiten und Zeit für Heilung und viel mehr taktische Möglichkeiten, obwohl man der Beschwörung keine eigenen Befehle geben kann. Aber Jager hat mich nicht so geliebt wie ich ihn und mir einfach nie diese Sidequest gegeben. Ja, auch das hat mir so viel bedeutet, dass ich das genau erzählen musste. xD

Okay, in Bezug auf das Gameplay ist The Last Remnant also kurz am ehesten als Herausfordernd zu beschreiben. In einer Art, die nicht jedem Spaß macht und das Spiel als recht unzugänglich erscheinen lassen kann. Wenn einem das Kampfsystem keinen Spaß macht, hat man eigentlich wirklich wenig Gründe sich noch mit alledem zu befassen. Denn die Story ist, auch wenn ich sie in meinem letzten Beitrag schon recht gelobt habe, jetzt auch nicht das große Steckenpferd des Spiels. Versteht mich nicht falsch, ich mochte wirklich viele Aspekte davon und sehe die erschaffene Welt und deren Bewohner weiter als echt interessant an. Vor allem die politischen Aspekte wurden meiner Meinung nach gut rübergebracht. Aaaaber ich glaube einfach, dass das Writing nicht gut ist. Dem völlig farblosen, zum Kotzen generisch naiven Protagonisten Rush merkt man das am meisten an. Den Charakteren, die ich lieber mochte (David Nassau, der hellste Stern unter der Sonne <3) habe ich das leichter verziehen, aber man merkt schon, dass sie hin und wieder alle kitschige Scheiße reden. Und naja, so gewisse langweilige Fixpunkte in einer Geschichte, wo die weibliche Heldin entführt wird oder sich unvernünftigerweise alleine auf den Weg in die Gefahr begibt und man sie dauernd retten muss, gibt es natürlich auch.
Grundsätzlich geht es zu Beginn einmal darum, dass Rushs Schwester Irina entführt wird, und er bei der Suche quasi zufällig auf Lord David Nassau (ihr wisst schon, der geile Typ) trifft, der sich bereit erklärt ihm zu helfen. Das ist zuerst natürlich erst mal ein Zweckbündnis, da Rush und Irina besondere Kräfte in Bezug auf die Remnants besitzen und auch noch die Kinder von angesehenen Forschern sind. David erhofft sich, durch seine Unterstützung der Geschwister und das hoffentlich damit verbundene Ansehen, die Unabhängigkeit für sein Reich Athlum zu erlangen. Dann aber überschlagen sich die Ereignisse – verräterische Pläne von machthungrigen Lords nehmen Gestalt an und bieten in ihrer letzten Konsequenz einem mysteriösen Eroberer die Möglichkeit, die großen Artefakte der Welt einzusammeln und diese damit übernehmen zu wollen. Bis dahin passiert aber natürlich einiges, was die Bindung zwischen den Protagonisten stärkt, Athlum zur Unabhängigkeit verhilft und schließlich sogar ein Treffen mit dem Gottkaiser für den Anfangs noch so unscheinbaren Lord ansteht. Trotzdem stehen wir am Ende alleine da, weil der Conqueror anscheinend selbst ein Remnant ist, und die größten Worshipper der Artefakte (darunter nun mal leider der Gottkaiser) ganz aus dem Häuschen deshalb sind – ein einziges Mal hat ein Remnant die Möglichkeit, nicht ge- oder missbraucht zu werden, sondern seine eigenen Wünsche zu äußern, die MUSS man einfach respektieren. Und die bestehen halt daraus, die ganze Welt zu unterjochen. Ok cool. Im geheiligten Land, das Artefakt über der Hauptstadt Elysion (eine eigene Stadt im Himmel!) kommt es dann zum Showdown – das kleine Athlum ganz alleine gegen den Eroberer. Das ist jetzt vielleicht alles nicht der größte Knaller den ich jemals als Geschichte erlebt habe, vor allem weil halt die Dialoge oft einfach nicht gut sind, aber.

Wie schon gesagt, die politischen Aspekte mochte ich sehr. Dass David Nassau (awwww yiss) keinen unabhängigen Staat regiert und immer erst mal für alle möglichen Aktionen um Erlaubnis bitten oder gewisse Befehle einfach ausführen muss, ist für die Geschichte interessant. Dass sich unter den anderen Lords auch politische Gegner befinden, die einen Krieg anzetteln, der sowas wie der Showdown der ersten CD wird ohne dann aber in der zweiten Hälfte noch wirklich relevant zu sein, hat sich für mich erfrischend angefühlt. Den Conqueror Artefakte sammeln zu lassen und zu sagen, dass er übermächtig ist, ist eine Sache, aber dies auch zu zeigen indem er lauter bekannte Charaktere (auch ein Partymitglied) umbringt, ist schon beeindruckender. Ich habe jedenfalls bis zum Ende nicht verstanden, warum irgendeine Person, die nicht so strunzdumm ist wie Rush, jemals glauben sollte, dem Conqueror auch nur ein Haar krümmen zu können. War für mich gut rübergebracht.
Naja, jedenfalls regen die Sachen, die mir an der Story gefallen haben, größtenteils trotzdem keine allzu großen Emotionen in mir an. Fand ich gut, oder sogar nice, aber dann wars auch wieder vorbei. Mir waren eigentlich fast alle Charaktere komplett egal, weil sie halt so viel Stuss reden, außer mein Heiland David, Irina und Emmy (die Tochter von Emma, des einen Hauptcharakters, der im Lauf der Geschichte umgebracht wird). Die Sovani fand ich auch alle ganz cool, aber halt einfach weil sie so fetzig aussehen, vor allem im Kampf.
Meine Highlights waren eigentlich vor allem Emmas Tod, alle Szenen mit Jager (warum liebst du mich nicht?!?!!), alles zwischen Irina und holy fucking David, und als Athlum die Unabhängigkeit erlangt hat. Bei Letzterem musste ich sogar ein paar Freudentränchen wegwischen.

Das Ende war unter diesen Umständen aber eigentlich überraschend gut. Zuerst wurde bestätigt, dass der Conquerer ein Wächter der Remnants war, also eben einer von ihnen, der ihre "Interessen" vertreten konnte. Oder so. Er wollte dann die Remnants von der Unterjochung der Menschen befreien (fragt mich nicht warum es dafür eine Maschine gibt, die das nach etwas Rumfiddelei einfach so bewirken kann), was aber bedeutet hätte, dass diese vermutlich von den Artefakten übermannt worden wären, weil ihr bescheidener Geist sich gegen diese Magie nicht wehren konnte. Und dann wären alle Leute zu irgendwelchen Monstern geworden. Oder so². Jedenfalls wollte Irina das in einer herzzerreißenden Aktion mit ihrer eigenen Macht verhindern, scheiterte aber. Und da kam endlich der Moment, in dem Rush "erwachte". Die Bösewichte hatten hin und wieder mal gesprochen wann das wohl passieren würde, und irgendeiner fragte sogar mal, warum Rush und der Conqueror so unterschiedliche Pfade gewählt hatten. Wenig überraschend war also die Enthüllung, dass unser dümmlicher Protagonist auch ein Remnant war, und auch ein Wächter hätte sein sollen, sich aber durch seine "Familie" und die neuen Freundschaften blablabla halt ganz anders entwickelte. Jedenfalls war es dann endlich an der Zeit, dass Rush sich opferte - er würde mit seiner Macht nun die Remnants zerstören, was natürlich auch seinen eigenen Tod bedeutete. Das war nicht besonders tragisch (sollte es zwar sein, aber~), sondern einfach die logische Konklusion aus der ganzen Geschichte. War mir jetzt nicht unrecht. xD
Danach wurde es aber dann trotzdem noch gut. Vielleicht weil dann alle die Klappe gehalten haben. Es wurde gezeigt, wie die einzelnen Remnants aus den Städten verschwanden, und sich auch Rush und der Conqueror auflösten. Wie David und seine Gefolgschaft traurig auf ihren Sieg zurückblickten und Irina zu ihren Eltern zurückkehrte. Das war ohne Scheiß eigentlich echt ergreifend. Man muss auch sagen, dass die Musik da unfassbar gut war und alles sehr atmosphärisch rübergebracht wurde. Ich war auch irgendwie traurig und wehmütig, und wollte plötzlich gar nicht mehr, dass das Spiel schon vorbei war. In den letzten Momenten habe ich auch storytechnisch eine Verbindung gespürt, sodass ich kurz überlegt habe, ob ich das nicht alles gerne nochmal erleben würde. Aber äh nein, die Anstrengungen davor lohnen sich dann dafür wohl eher doch nicht. Ich war aber echt überrascht, wie gut mir das Ende dann eigentlich gefallen hat.

Zu guter Letzt bleibt mir nur noch ein bisschen Technisches zu beschreiben. Die Grafik gefiel mir gut, auch wenn es in hitzigen Kampfszenen ein paar Darstellungsprobleme gab. Aber die Cutscenes waren schon ganz schön, und die Gesichter der Charaktere wirkten überzeugend. Vor allem Irina fand ich sehr hübsch. Im Gegensatz zu den Städten, die sich durch ihren einzigartigen Remnant jeweils sehr unterschiedlich angefühlt haben und auch mit Leben befüllt waren, wirkten die Dungeons und Kampfgebiete aber leider sehr leer. Die Musik war jetzt auch nicht wirklich aufregend. Die Kämpfe dauern so lange, dass die eigentlich ganz fetzige Musik einen ein bisschen ankotzen kann und mit der Zeit auch völlig irrelevant wird. Manchmal hatte ich da sogar den Ton abgedreht und irgendwas auf Spotify gehört.^^ Ein paar Stücke sind aber zumindest relativ atmosphärisch, wenn auch unauffällig. Die Synchronstimmen fand ich dafür bei den meisten Charakteren ziemlich gut. Ich meine, im Kampf sind alle super nervig, weil alle überflüssige Kommentare angeben müssen („Chill guys, chill!“ Bist du auf Crack, Jager?), aber in den Cutscenes fand ich alle sehr überzeugend. Rush spricht halt genauso dumm wie er ist – vergleichbar mit Tidus aus Final Fantasy X – und das ist jetzt vielleicht keine direkt „sympathische“ Stimme. Aber es passt halt so ziemlich jeder Sprecher irgendwie zu der jeweiligen Person. Bestimmt ist es nur Zufall, dass der Synchronsprecher von David Nassau eventuell genau meinen Nerv trifft was es so an Vorlieben für Stimmen bei mir gibt, heh. :^)
Das Allerschlimmste am ganzen Spiel waren aber wahrscheinlich die Ladezeiten. Vor jedem Kampf, nach jedem Kampf, bei jedem Gebietswechsel, beim Laden des Spielstands, vor Zwischensequenzen, nach Zwischensequenzen… Ich bin da normalerweise eh sehr geduldig, aber die Ladezeiten waren auch noch soo lang, das war Irrsinn. Manche Tipps zum Spiel, die im Ladebildschirm gezeigt werden, haben wir aber tatsächlich etwas Neues gelernt. Also, beim ersten Mal Lesen. :‘D

So, wie fasse ich all das jetzt zusammen? Ich glaube ich hatte nach den Bases mehr Glück als Verstand, dass ich meinen BR und meine Truppen so auf den Punkt getroffen hatte, dass ich noch eine echt gute Zeit mit The Last Remnant verbringen konnte. Was ich aber so im Internet über manche lese, die beispielsweise wochenlang an den Bases hingen oder Lob Omen vom Conqueror nicht besiegen konnten (also das war übrigens bei mir ein Witz, da wäre es in meinen Händen doch echt besser aufgehoben gewesen), frage ich mich wie sich die einzelnen Durchläufe so signifikant voneinander unterscheiden können. Alles hätte für mich ganz anders laufen können, und bei Base 1 hatte ich ja auch einen kleinen Blick darauf erhascht, wie schlimm das theoretisch auch ablaufen könnte. Ich verstehe das alles nicht.
Rein aus meiner Perspektive ist The Last Remnant ein herausforderndes Spiel mit ein paar Einstiegshürden und Stolpersteinen, aber durchaus auch spaßig und definitiv gut durchzubringen. Aber fragt mal tecoone aus im Spieletipps-Bereich von 4players.de, der einen deutlichen höheren BR und viel mehr LP hatte als ich und an Base 3 einfach nicht vorbeikam. :0
Falls es jemand doch mal probieren wollen würde, würde ich aber definitiv zur PC-Version (oder inzwischen auch Remastered Version) raten. Dort sind zwar die Gegner schwieriger, aber sonst gibt es halt deutlich sinnvollere Gameplay-Möglichkeiten, zum Beispiel mehr Freiheit bei den Verbänden. Da kann man Rush aus der aktiven Party nehmen. 8D
Ansonsten ist The Last Remnant ruhig ein RPG, das man auch auslassen kann. Ich bin aber froh, dass ich es gespielt habe.

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