Always Sometimes Monsters wurde mit dem RPG Maker gemacht, was man grafisch durchaus durchblitzen sieht, sonst aber leicht vergessen kann. Denn es ist ein Spiel mit vielen Details, verschiedenste Aufgaben, eigenen Grafiken und unzähligen Entscheidungen. Zumindest auf den ersten Blick… und eigentlich auch auf den zweiten. Warum sich trotzdem ein wenig Ermüdung einstellt und ich irgendwie nie richtig warm mit allem wurde, hat vielerlei Gründe, die aber nicht unbedingt mit der Qualität des Spiels zu tun haben. Es ist voll mit Inhalten, ohne sich dabei wirklich viel zu lang anzufühlen, und beweist dabei eindrucksvoll, wie unabsehbar manche Entscheidungen im Leben sind. Und eben, dass man manchmal einfach auch etwas Schlechtes tun muss, um ans Ziel zu kommen, und sei es nur um die eigenen Existenz abzusichern. Teilweise ist das Ganze aber schon auch etwas überzeichnet dargestellt, und manche Szenen haben mir sogar Unbehagen bereitet. Ich weiß auch nicht, ob ich mit meinem Charakter insgesamt wirklich „zufrieden“ war.
Den sucht man sich nämlich zu Beginn aus einer
Auswahl von Figuren aus, die alle auf einer Party eingeladen sind,
aber nur unterschiedlich aussehen. Also die haben alle denselben Hintergrund. Genauso wie den Lebensabschnittspartner, den man sich hier ebenfalls aussucht. Gleichgeschlechtliche Liebe ist
hier ebenso normal wie Brillenträger. Also ernsthaft,
bei den Love Interests waren echt viele mit Brille. xD Ich habe mich
bei meinem auch gleich mal verklickt, und einen Typen gewählt, der
eigentlich extrem lame war. Ursprünglich wollte ich die Frau neben dem. :0 Ich habe dann neu gestartet, und habe den
dann aber trotzdem wieder genommen, weil ich mich
in den zwei Sekunden schon an ihn gewöhnt hatte. xD Von da an spielte
ich Ava und Frank. Oder eigentlich nur Ava, weil die sich dann ein Jahr
nach dieser Party bereits getrennt hatten, wo das Spiel dann richtig einsetz. Es geht dann im ganzen Spielverlauf darum,
irgendwie in die Stadt San Verdano zu kommen, weil dort die Hochzeit
von Frank stattfindet, der (offensichtlich) eine andere heiraten wird.
Ava bekommt eine Einladung und hat einen Monat lang
Zeit, zur Hochzeit zu gelangen und dort dann eventuell alles noch zu
verhindern. Die Hindernisse, die sich ihr dabei in den Weg stellen, sind groß: Ava ist
absolut pleite, hat keinen Job, kann ihre Miete nicht bezahlen und soll
dann auch noch irgendwie diese weite Reise
angehen. Eigentlich ist sie Schriftstellerin und hatte da sogar einen
Vertrag, aber ihre Faulheit und Selbstzweifel standen ihr immer im Weg,
sodass sie nie etwas zu Stande brachte. Ihr Verleger gibt ihr die
Chance, aus ihren Tagebucheinträgen etwas zu veröffentlichen,
aber die müssen erst mal geschrieben werden (dazu gibt es nach jedem
bewältigten Tag Gelegenheit).
Jedenfalls gibt es immer feste Storypunkte, um die Geschichte voranzutreiben, aber gleichzeitig hat man viele Freiheiten. Man muss jetzt nicht zwingend versuchen, seine Miete zu
bezahlen, sondern kann auch wie ein Penner im Freien übernachten. Man
muss auch nicht auf das Konzert seines besten Freundes, der
Drogenprobleme hat, gehen, sondern kann stattdessen einer
alten Dame beim Abendessen Gesellschaft leisten (das war sehr cool).
Natürlich trifft man überall auf unterschiedlichste Leute, die einen helfen oder einem das Leben schwer machen. Wichtig ist, innerhalb des Zeitlimits von einer Stadt zur nächsten zu
gelangen, um am Ende vor der Hochzeit in San Verdino einzutreffen. Wie
man das anstellt – ob mit eher dreckigen Mitteln
oder nicht – bleibt einem selbst überlassen. Es gibt haufenweise Gelegenheiten, sich zwischen verschiedenen Herangehensweisen zu entscheiden. Fraglich ist dann
allerdings, ob der Love Interest einen niederträchtigen Charakter überhaupt zurück haben will.
Jetzt kann sich wahrscheinlich niemand ein
genaueres Bild machen, wie man nun wirklich seine Zeit verbringt. Das
ist so eine Mischung aus Adventure- und Puzzle-Kram, jedoch ohne Rätsel
oder Kopfnüsse. Kleine Merkaufgaben oder Fetchquests.
Ein paar Minispiele gibt es auch, und sogar ein paar Beschäftigungen an
alten Arcade-Automaten. Viel wird aber auch über Dialoge abgehandelt.
Alles scheint dabei Konsequenzen zu haben, die
man nur teilweise absehen kann. Klar weiß ich, dass der amtierende
Bürgermeister die nächste Wahl gewinnt, wenn ich die Ergebnisse
manipuliere. Und ich weiß auch, dass das nicht richtig ist.
Aber dass sich ein Kerl in den Selbstmord stürzt, wenn ich in
philosophischen Lebensfragen nicht seiner Meinung bin, ist jetzt
schwierig zu durchschauen. Das ist aber jetzt nicht als Kritik
zu verstehen, sondern gefiel mir eigentlich recht
gut. Im echten Leben weiß man ja auch oft nicht, welche Konsequenzen
manche Dinge oder Gespräche haben können.
Daher ist es aber ein wenig schwierig, den Love Interest wirklich zurückzugewinnen –
wobei ich mir gar nicht so sicher war, ob ich das will. Also,
über weite Strecken des Spiels war ich sehr entschlossen, weil es meinem
Hauptcharakter so wichtig war und ich ja auch einfach kein anderes
Spielziel hatte. Man erfährt nach und nach über
Rückblicke, wie die Beziehung von Ava und Frank so war, die sich
eigentlich in jeglicher Hinsicht perfekt anfühlt. Also, Frank fühlt sich
perfekt an. Auch die Trennung kam dann (zumindest bei mir?) dadurch,
dass Ava sich als zu schlecht für ihn empfand und
ihn nicht weiter runterziehen wollte. Also warum sollte man ihn nicht
zurückgewinnen wollen? Naja, es gibt ja noch diese andere Frau.
Schon in den ersten Rückblicken erfährt man von
Sam, der besten Freundin von Ava – diese ist dann auch Franks Verlobte.
Eigentlich spricht meiner Meinung nach lange Zeit eigentlich alles für
Sam und gegen Ava. Immerhin hatte Erstere Frank
zuerst gesehen und sich gleich in ihn verknallt. Ich verstehe zwar,
dass sich dann alles anders ergeben hat, aber als beste Freundin ist das
schon se~hr grenzwertig, der anderen den Typen wegzuschnappen, auch wenn der kein Interesse hatte. Da muss es
schon die große Liebe sein, was es ja anscheinend
auch sein soll. Außerdem unterschreibt Ava ihren Vertrag (um ja als
Schriftstellerin groß rauszukommen), obwohl dieser als Bedingung hat,
dass sie alleine Vertragspartner ist. Also ohne Sam, mit der sie aber
eigentlich diesen ganzen Traum aufgebaut hat. Verstehe
ich ebenfalls irgendwo, finde ich aber halt auch nicht ganz fein. Wenn
ich Sam wäre, wäre ich extrem angepisst, egal wie nachvollziehbar all
das ist, und egal ob ich eventuell dasselbe umgekehrt auch gemacht
hätte.^^
Naja, aber trotzdem dachte ich die ganze Zeit
über, dass Sam die Einladung zur Hochzeit als Rache verschickt hatte,
und dann in San Verdano rauskommen würde, was für eine scheiß Person sie
eigentlich war – so dass niemand ein schlechtes
Gewissen haben musste, wenn man die Hochzeit platzen ließ. Eventuell
wurde das auch ein bisschen versucht in die Richtung zu lenken, aber
wirklich gespürt habe ich das nicht. Klar hat Sam dann Spielschulden
angehäuft und wollte Avas Tagebuch als Rückzahlung
verwenden - da sie wiederum nun einen Vertrag hatte, und bei Vorlage
eines ersten Entwurfs 10.000 Dollar bekommen hätte, womit die
Spielschulden beglichen gewesen wären. Die Texte also klauen zu wollen war auch
nicht die feine Art, aber das war nicht soo anders als
Ava sich auch verhalten hatte. Oder noch verhielt, wenn man sie nur
etwas unmoralischer spielte.
Und ansonsten war sie eigentlich überhaupt nicht
doof oder so, sondern sogar ziemlich nett. Ich hatte auch nicht wirklich das Gefühl, dass sie Ava nur eingeladen hatte, um ihr unter die Nase zu reiben wie glücklich sie jetzt war. Vielleicht irre ich mich, aber im Endeffekt ging es mir dann auch noch um etwas anderes.
Für mich persönlich ist echte Liebe etwas
größtenteils Selbstloses. Klar hat Ava alle möglichen Anstrengungen für
die Reise unternommen, teilweise ohne Rücksicht auf Verluste, weil sie
Frank liebt. Es konnte entweder nur das sein,
oder eine Reise, um über sich hinauszuwachsen. Meine Ava ist auf ihrem Weg
eigentlich eine bessere Person geworden, weshalb es mir am Ende
unmöglich erschien, die Hochzeit um jeden Preis platzen zu lassen.
Versteht mich nicht falsch, ein Teil von mir wollte einfach
nur wissen, ob ich es geschafft hätte (ich habe das dann nochmal
probiert, weil ich vor der letzten Entscheidung gespeichert hatte: Hätte
ich. Und es war sehr schön.), und wollte schon auch ein bisschen egoistisch sein. Aber –
vor allem nachdem Frank sein Eheversprechen gegeben
hatte - für mich bestand kein triftiger Grund, das Glück zu zerstören,
außer hauptsächlich Avas Wohlbefinden. Und bei meiner Auffassung von Liebe ist es
wichtiger, dass der andere glücklich ist. Bis auf ein paar kleine Kommentare war ich nicht der Ansicht, dass Frank nicht glücklich mit Sam ist. Also habe ich geschwiegen und die beiden heiraten lassen.
Ich habe offensichtlich das ganze Spiel komplett falsch verstanden. xD
Diese ganze Handlung wurde nämlich im Rahmen
einer Begegnung in einer Hintergasse erzählt, von einem Penner, der
sterben wollte. Dieser Penner stellte sich zum Schluss bei mir als Ava heraus. Sie hatte
ohne Frank einfach keinen Lebenswillen mehr oder so.
Das fand ich extrem bescheuert, weil es halt überhaupt nicht zu
„meiner“ Reise passte, wo mein Charakter doch ein besserer Mensch geworden war.^^ Ist wohl wieder ein Problem von dieser freien
Entscheidungsmechanik, wo mein Empfinden erneut nicht so sehr mit dem
des Protagonisten zusammengepasst hat. Alleine schon,
dass Ava ihr Tagebuch dann noch an Larry (den Typen halt, der sie unter
Vertrag nehmen wollte) geben konnte und beruflich definitiv ein
Lichtstreifen am Horizont aufgetaucht war. Das hat wohl auch nichts
bedeutet, wenn sie Frank nicht haben konnte. Aber warum
gibt es dann überhaupt die Option, still zu bleiben, wenn man nachher
deshalb sein Leben dann komplett wegwirft, obwohl man auf dem gerade
geschafftem Weg eben auch durchaus Erfolge hatte? :0 Unterbricht man die Hochzeit, ist übrigens Sam
der Penner in der Hinterstraße, was schon besser passt (vor allem weil beide genau denselben Dialog führen, was halt in Sams Situation deutlich mehr Sinn macht). Ich meine, ihre
beste Freundin hat sie erst geditcht und ihr den Mann gleich zwei Mal
geklaut. ;0 Das ist das, äh, gute Ende.
o.O Okay, für Ava und Frank ist das dann sehr schön, aber Sam hat das sicher nicht alles verdient. Ist halt jedem egal. Aber darum geht es
wahrscheinlich auch, immerhin ist das Thema des Spiels ja, dass jeder
Mensch manchmal ein Monster sein kann. Oder muss. Das Leben ist kein Ponyhof. Oder was auch immer
keine Ahnung.
Bis auf diese Sache ist Always Sometimes Monsters
aber eigentlich ein recht gutes Spiel, vor allem für ein RPG Maker
Spiel. Wenn ich mal angefangen hatte war es meist gar nicht so einfach
wieder aufzuhören, weil man ja „nur noch einen
Tag“ machen kann. Aber mich zu überwinden eben wieder anzufangen war
jedes Mal schwierig. Auch wenn ich über das Spiel nachgedacht habe,
hatte ich nie Lust darauf und war sogar teilweise genervt vom Gedanken,
da noch so und so viele Tage vor mir zu haben.
Ich weiß ehrlich gesagt nicht genau warum. Aber die Gründe finden sich vielleicht unter den Sachen,
die mir außer dem Ende noch nicht so gefallen haben:
Die Musik ist entweder sehr unauffällig oder hat
wenig Stücke. Es sind nämlich immer dieselben paar gewesen, die ich
aktiv auch wahrgenommen habe – und das nicht mal auf übermäßig
anerkennende Weise. Außerdem war mir einiges in der Geschichte ein bisschen
zu übertrieben „schockierend“. Ich gucke durchs erste Schlüsselloch der
ersten Tür in der quasi ersten Minute im Spiel, und da haben natürlich
Leute Sex. Oder muss ich dieses eine Mal unbedingt die Möglichkeit haben unter
der Dusche zu masturbieren? Am schlimmsten
fand ich eine Szene, wo einem Kerl von Demonstranten aufs Auto gekackt
wurde und er sich dann übergeben musste. Das hat mich so angewidert –
obwohl ich zum Beispiel Fäkalhumor sonst seeehr schätze – dass ich
gleich das ganze Spiel danach irgendwie schlechter
fand. Diese Szene ist mir jetzt noch im Gedächtnis als absolutes
Negativbeispiel, und trägt wohl sehr dazu bei, dass ich die Atmosphäre
im Spiel oft nicht mochte.
Ansonsten ist das Laufen noch etwas anstrengend,
weil man in Gebäuden nur gehen kann. Zusätzlich fand ich manche Laufwege
in den Städten ein wenig nervig, aber da wiegt dann schon mehr, dass
die Städte wenigstens unterschiedlich genug
waren und teilweise auch unterschiedliche „Angebote“ hatte n
(beispielsweise kann man nur in den ersten beiden fischen, aber in der
dritten dann z.B. boxen).
Die Voraussetzungen für das „gute“ Ende fand ich
auch etwas heftig. Okay, man soll es in einem ersten Durchgang
wahrscheinlich nicht erreichen, aber ich persönlich hätte jetzt keine
Lust gehabt alles nochmal zu spielen. Gut, aber ich
habe das „gute“ Ende ja auch freiwillig nicht erreicht. xD
Jedenfalls hatte ich mal wo mitbekommen, dass man
gegen Ende hin eine große Menge Geld für irgendwas zu brauchen scheint.
Ich habe dauernd drauf gewartet, dass mir das jemand im Spiel
irgendwann vorgibt, aber da kam irgendwie nie wirklich
was, außer halt die diversen Mitfahrgelegenheiten, von denen ich
zumindest eine bezahlen musste. Die 10.000 $ für Sams Schulden kommen wie aus dem Nichts. Man
kommt aus der Situation zwar auch ohne Geld wieder raus, aber ich glaube
Frank will einen dann nicht mehr, was – gelinde
gesagt – von ihm auch ziemlich beschissen ist.^^
Naja, ich habe aus Ungeduld irgendwann
nachgesehen wie viel Geld ich eben brauche, aber ansonsten hätte ich das
nie zusammen gehabt.
Geil finde ich in dem Zusammenhang auch, dass Ava
dauernd davon redet wie pleite sie ist, aber dann im besten Fall an die
15.000 Ocken mit sich herumträgt (das Outfit für die Hochzeit kostet
5.000 $ :000), und das innerhalb von vermutlich
einer Woche zusammenbekommen hat. Aber ohne Frank wird sie zum Penner,
alles klar.
Naja, aber sei es wie es sei. Ich würde Always
Sometimes Monsters trotzdem weiter empfehlen, auch wenn es offenbar so
gar nicht mein persönlicher Geschmack war. Vielleicht war ich auch
einfach nicht in der Stimmung dafür, weil ich da
gerade so gehyped von The Last Remnant war, was ich aktuell immer noch
spiele. Der Bericht sollte aber keinen anderen abschrecken, da ich
definitiv durch all meine saltyness sehe, dass man mit dem Spiel echt Spaß haben
kann.
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