Mittwoch, 16. Oktober 2019

Life is Strange: Polarized

Das ist ja jetzt alles ein bisschen doof gelaufen. Ich war eigentlich die ganze Zeit über relativ überzeugt davon, dass Life is Strange mein Game of the Year werden wird. Nach dem Beenden der letzten Episode bin ich mir nicht mehr so sicher. Im Großen und Ganzen war „Polarized“ für mich definitiv kein guter Abschluss und hat mir auf ganz unterschiedlichen Ebenen wenig Spaß bereitet… aber die Frage ist, ob das alles andere so sehr beeinflusst, dass ich das Spiel allgemein weniger mag. Momentan habe ich dieses Gefühl, aber wenn etwas Gras über die Sache gewachsen ist ändert sich das vielleicht noch. Ich hoffe es eigentlich, weil Life is Strange definitiv etwas Besonderes für mich darstellt, und man einfach so eine große Bindung zu allem herstellt. Außer vielleicht eben zu Chloe, und damit steht und fällt halt echt ein Großteil vom Ende. Aber das war leider nicht mal das einzige Problem der Episode.

Das Ende von Episode 4 und der Start in die fünfte waren ja echt vielversprechend. Max war in den Fängen von Mark Fucking Jefferson, wurde halb ohnmächtig von ihm fotografiert und erwachte gefesselt an einen Stuhl im Dark Room. Man konnte erst mal natürlich nicht besonders viel machen, außer ein bisschen mit dem Psychopathen quatschen und entdecken, dass er Victoria auch schon entführt hatte. Außerdem kam heraus, dass Mark F. Jefferson Nathan auch schon umgebracht hatte und alles so aussehen lassen wollte, als hätte der das Land verlassen und all die Mädchen missbraucht und umgebracht. Also, bis dahin waren ja „nur“ Rachel und Chloe gestorben, aber jetzt wo Jefferson Blut geleckt hatte, machte er anscheinend keine Gefangenen mehr. Victoria war plötzlich auch einfach aus dem Dark Room verschwunden, und offenbar beseitigt worden, weil sie nicht so gute Opfer-Fotos hergab.^^“ Soweit ich das verstanden habe, hatte der Professor bis dahin alle seine Opfer eigentlich wieder frei gelassen (was jetzt nicht mildernd klingen soll, aber er war halt kein Serienmörder. Bisher. :0). Nathan, der eine recht merkwürdige Vater-Sohn-mäßige Beziehung zu Jefferson hatte und sowas wie sein „Schüler“ sein wollte, hatte in seiner Euphorie Rachel unabsichtlich eine Überdosis Drogen verpasst. Aber mit dem Mord an seinem „Anhänger“ waren dann wohl alle Skrupel für den Professor verschwunden.
Naja, jedenfalls war der einzige Ausweg, der sich Max offenbarte, ein weiterer Sprung in die Vergangenheit durch ein Foto. Dieses befand sich im Tagebuch, das Jefferson aufbewahrt hatte (wozu ich später nochmal komme) und aufgrund irgendeiner Provokation auf den Boden vor Max‘ Füße warf. Auf der Seite, die sich aufgeschlagen hatte, war ein Selfie vom allerersten Tag im Spiel. Da, wo alles angefangen hatte.
Ich hatte in der Vergangenheit dann die Möglichkeit, gemein zu Jefferson zu sein und ihm ein Foto für den „Everyday Hero“ Wettbewerb zu geben, und Kate und Victoria beide aufzubauen. Außerdem konnte ich David Madsen eine Nachricht schreiben, damit dieser den Dark Room finden würde und der Mord an Rachel aufgeklärt werden konnte. Nachdem das alles in die Wege geleitet wurde, „sprang“ Max wieder zurück zu ihrem gegenwärtigen Körper und die Änderungen wurden mir wieder nur per Fotos angezeigt. Offenbar erlebt Max den Zeitsprung „zurück“ nicht selbst, sondern erwacht immer erst zu der Zeit, wo sie ursprünglich zurückgereist ist. Und diesmal saß sie nun in einem Flugzeug.

Mark F. Jefferson war verhaftet worden und Max hatte den Wettbewerb gewonnen. Also war sie mit dem Direktor auf dem Weg nach San Francisco, um der Ausstellung, wo auch ihr Foto hängen würde, beizuwohnen. Wieder gab es neue SMS zu bestaunen und die Leute fanden Max‘ Bild tatsächlich sehr gut, aber sonst war alles nicht so unfassbar aufregend. Bis wir dann einige unbeantwortete Anrufe von Chloe auf dem Handy hatten. Ein kurzer Rückruf machte unmissverständlich klar, dass der Wirbelsturm aus der Vision nun Arcadia Bay erreicht hatte.
Da wurde es dann erstmals anstrengend. Max sprach nur davon, dass sie Chloe nicht wieder verlieren konnte und nicht einfach weg sein konnte, während zu Hause die große Katastrophe ausbrach. Letzteres habe ich ihr schon so ein wenig dazugedichtet, weil sie eigentlich meist nur wegen Chloe in Panik war. Sie musste nun also durch das Foto, das ausgestellt wurde, nochmal die Vergangenheit ändern. Das ausgestellte Foto war von einem Tag bevor ich ins Spiel eingetaucht bin, aber Max veränderte auch nur eine Kleinigkeit. Ihrem Gedankengang nach konnte alles genau gleich geschehen wie bei ihrer ersten Änderung seit der Katastrophe mit Jefferson, nur durfte sie nicht zum Wettbewerb fahren.  Also wurde das gemachte Selfie kurzerhand zerrissen. Blöd nur, dass das wohl der einzige Grund war, warum Mark das Tagebuch überhaupt aufbewahrt hatte  - ist zumindest die einzige Erklärung, die für mich Sinn macht. Einen Softspot für gute Bilder hat er immerhin immer noch, bzw. eine ungesunde Vorliebe dafür. Und das Bild von Max fand er so überragend gut, dass er es quasi nicht angerührt hatte. Ohne die Existenz des Fotos hatte er aber das Tagebuch verbrannt und – bäm – wir waren wieder im Dark Room. Hoffnungsloser als je zuvor.
Aber es gab ja noch den Ritter in schnurrbartiger Rüstung, David Madsen. Der hatte den Dark Room doch noch fast alleine ausfindig gemacht. Zwar kam er für so ziemlich alles zu spät, aber immerhin Max konnte er retten… nach ein bisschen Rewind Action, wo ich Jefferson ablenken und überlisten musste. Also eigentlich war er für sich selbst ziemlich nutzlos, was meiner Welle an Zuneigung für ihn aber keinen Abbruch tat.


Ich muss auch sagen, dass ich dem Spiel hoch anrechne, dem Spieler ein gewisses Gefühl für Charaktere gut zu vermitteln, ohne dass man wirklich den Finger draufhalten könnte. Ich habe David ja immer irgendwie ein bisschen leiden können, obwohl es bei genauer Überlegung keine triftigen Gründe dafür gab. Genauso wie dieser Verdachtsmoment gegen Jefferson. Meiner Meinung nach wurde hier recht subtil vermittelt, was hinter gewissen Personen stecken könnte, aber vielleicht haben andere das auch anders empfunden.
Naja, jedenfalls hat David Max also befreit und Jefferson K.O. geschlagen. Es gab wenig was ich lieber tun wollte als mit ihm sprechen, und er hat mir einen echt langen Dialog gegönnt. Da konnte ich endlich mal ausdrücken, dass ich ihn leiden kann. Dann habe ich allerdings den Fehler gemacht und ihm erzählt, dass Chloe tot ist. Ich dachte einfach er hätte nichts anderes als die Wahrheit verdient! Habe ich mir dann aber anders überlegt, als ich gesehen habe wie sehr ihn das zerstört hat – außerdem hat er Jefferson dann auch erschossen, was ich ihm nicht antun konnte. Also David, weil das eine unmoralische Straftat war, nicht Fucking Jefferson. Also schnell rewinded, schamlos  wegen Chloe gelogen und abgehauen.
Der Sturm war nun da, und Max hatte kein Tagebuch mehr. Und anscheinend auch sonst keine Fotos mehr irgendwo, keine Ahnung.^^ Die einzige Möglichkeit noch irgendetwas zu ändern war nämlich ein Bild, das Warren am Abend der Vortex Club Party mit sich und Max geschossen hatte. Dieses befand sich, gemeinsam mit seinem Besitzer, im Two Whales Diner.

Der Weg war aufgrund des Sturmes beschwerlich, aber immerhin konnte ich ein paar Leuten das Leben retten. Nachdem Max eine Sprachnachricht von Nathan auf dem Handy abhörte, wo er ihr sagte, dass ihm das mit Rachel leid tut und er weiß, dass er nicht mehr lange leben wird. Seine Nachricht in Episode 4, die uns auf den Schrottplatz lockte, war nämlich von Jefferson, aber eben mit Nathans Handy getippt, gekommen. Ok cool.
Der Part mit dem „Leben retten“ machte mir dann wieder Spaß und war eventuell das beste in dieser Episode, neben der Rettung durch David.^^ Überall lagen Trümmer, es gab Tote und Gebäude waren halb eingestürzt, aber das Diner stand noch größtenteils. Darin waren irgendein No Name, Joyce, Frank und Warren. Ich sprach natürlich mit allen. Joyce habe ich gleich ins Gesicht gelogen wegen Chloe, und ihr dafür gesagt, dass sie David auf jeden Fall zurücknehmen soll. Frank habe ich allerdings die Wahrheit über Rachel gesagt, und er tat mir wirklich, wirklich leid. Immerhin – was auch er feststellte – ist Rachel durch eine Überdosis dessen gestorben, was er an Nathan Prescott verkauft hatte. Als er meinte, dass Pompidou (also sein Hund) Nathan sowieso nie hatte leiden können, hätte ich Frank echt am liebsten geknuddelt. Wäre ich Rachel Amber gewesen, hätte ich sicher nicht mit Jefferson oder Chloe angebandelt (sie war wohl echt umtriebig bei so vielen Leuten, die behaupten sie wären von ihr geliebt worden), sondern auch mit Frank. Auch nicht die klügste Wahl, aber hey, das Herz will was das Herz will. xD
Bei Warren war es dann endlich an der Zeit, ihm alles zu erzählen. Das war ein ganz gutes Gespräch, das mich fast aus der Stimmung heraus dazu verleitet hätte, ihn zu küssen. Aber nay, habe ihn dann doch nur umarmt, was auch ganz niedlich (und angemessener) war. Jedenfalls meinte er, dass der Wirbelsturm höchstwahrscheinlich durch Max‘ Superkraft kam und nicht zu verhindern war, aber sie würde schon einen Weg finden. Und da war mir alles klar. So lange wir die verdammte Chloe nicht endlich sterben ließen wie es sich offenbar gehörte, würde dieser Wirbelsturm kommen und alles zerstören, was mir lieb war (also wirklich mir, denn Max war ja nur eine lieb ;0). Für ein mögliches Ende hatte ich schon länger so eine Idee davon im Kopf, dass alles darauf hinauslaufen würde, wieder an den Anfang zurückzugehen und Chloe dann in der Toilette eben nicht vor Nathan zu retten. In diesem Moment im Diner war ich mir ziemlich sicher, dass es so kommen würde.

Zuerst waren wir aber dann eben wieder vor dem Hallenbad, in dem die Vortex Club Party stattfand, um die Vergangenheit einmal mehr zu ändern. Es galt, Chloe davon abzuhalten, alleine davon zu laufen, und dies ging offenbar nur indem man ihr erzählte, dass man William wieder hatte sterben lassen. Und halt die ganze restliche Scheiße, die damit zusammenhängt. Chloe war da dann extrem verständnisvoll und lieb, was mich noch mehr zu der Annahme brachte, dass ich sie opfern müssen würde. Noch schnell ein paar Sympathien erschleichen, hm? Max überredete sie jedenfalls, David über Jefferson Bescheid zu geben und dann einfach zu Hause zu warten, damit auch ja niemandem etwas passieren konnte. Was natürlich überhaupt nicht gegen den Sturm half.
Nach dem Ändern der Vergangenheit erwachte Max dann bei Chloe, die mit ihr auf dem Weg zum Leuchtturm war, während das Chaos schon in vollem Gange war. Es wurden ein paar viel zu schnulzige Worte gewechselt, bevor Max dann zu allem Überfluss in Ohnmacht fiel. Und dann wurde es echt richtig albern.
Max musste einen ziemlich ausufernden Alptraum erleben, und ich musste ihn natürlich durchspielen. Das war erstens vieeeel zu lang, zweitens vieeeel zu nervig und drittens irgendwie auch gar nicht so passend. Also, Teile davon waren okay, zum Beispiel der Schulgang, wo alles rückwärts ablief. Aber besonders albern fand ich die Szenen, die Max im Dark Room beobachtete, wo alle Leute nach der Reihe mit Chloe rummachen, weil ja „niemand Max braucht“. Sogar Victoria hat mit Chloe rumgemacht. Das war sehr seltsam und kam mir so aufdringlich gewollt vor. Ich konnte nicht genau nachvollziehen, woher diese Selbstzweifel plötzlich kamen, und fand angesichts des Sturms halt auch die Thematik (also dass alle mit Chloe rummachen) fehl am Platz. Und dann wurde es sogar noch schlimmer. Dunkle Labyrinthe aus Spinten und Schrottplätzen, in denen man nicht von den bösen Leuten mit Taschenlampen erwischt werden durfte. Da waren Warren, Mark F. Jefferson, Frank, Nathan, Samuel (der Hausmeister, cooler Typ) und der Direktor, also echt VIELE Leute, die mich finden wollten. Ich musste echt extrem oft rewinden, das war so unfassbar nervig. Die Leute mussten auch dauern etwas sagen, und jedes Mal wenn Nathan mich erwischte bekam ich einen halben Herzinfarkt, weil seine Stimme so einschneidend ist. Boah, ich habe einfach nur alles an dieser Sache gehasst. Ich verstehe auch den Sinn dahinter nicht ganz. Sollte das Max‘ darin bestärken, ihre Kräfte nicht mehr zu nutzen oder fix davon auszugehen, dass genau diese die Ursache des Sturms sind?

Als dieser ganze Mist endlich wieder vorbei war, erwachte Max in quasi derselben Situation wie vorhin – bei Chloe, während der Wirbelsturm immer näher kam. Jetzt waren sie beim Leuchtturm, der von Anfang an ja als schicksalhafter und möglicher Ort für den Showdown geteasert wurde. Naja, und nun waren wir alle endgültig der Überzeugung, dass die Katastrophe nur verhindert werden konnte, wenn der erste Mord an Chloe geschehen würde, also das Rewinden da gar nicht erst starten würde. Ok, damit konnte ich leben, viel wichtiger war sowieso, dass ich der krasse Oberchecker bin, weil ich schon laaange sage, dass es Chloes Schicksal sein muss zu sterben. Zwar frage ich mich, wofür das dann alles überhaupt war, aber ich habe mir schon so die ein oder andere Erklärung zurecht gelegt. Da ich die Theorie, dass Max sich alles nur zur Bewältigung von Chloes Tod so „einbildet“, nicht besonders mag, denke ich mir einfach, dass es um Rachel Amber ging. Sie wollte dafür sorgen, dass ihr Tod aufgeklärt wurde und Jefferson niemandem mehr Leid antun konnte, also schickte sie Max solche Kräfte oder irgendsoein Kauderwelsch.
Äh, wie auch immer. Ich musste mich dann für Max entscheiden, ob ich Arcadia Bay von einem Wirbelsturm überollen lassen würde und mit Chloe weggehen wollte, oder ob ich endlich aufhöre deren Tod zu verhindern. Ganz schwierig, hahaha. Lahmste Entscheidung ever. Also ja, wenn man Chloe wirklich mag oder mit Max‘ Gefühlen konform gehen kann, ist das alles sehr dramatisch und schwierig. Aber für jeden anderen halt nicht. Zwar habe ich Chloe jetzt nicht gehasst oder so, aber es gibt trotzdem nicht so viele Charaktere, die ich weniger mochte als sie – die offensichtlichen halt, wie Nathan und Fucking Jefferson. Und vielleicht noch den Direktor, dessen Namen ich bis heute nicht so genau weiß, und die total unerheblichen NPCs wie Zach oder diese Skater Dudes. Aber niemand könnte mich dazu bringen Joyce, Frank, Kate und all die anderen zu opfern, nur um Chloe den Arsch zu retten. Einen Arsch, der sowieso verdammt ist und vermutlich weiterhin dauernd gerettet werden muss.
Also ja, nein danke, Chloe opfern klang gut. Und hey, sie machte es einem ja auch nicht so schwer, da sie ja selbst auf die Idee kam und voll dafür war. Das rechne ich ihr schon sehr hoch an.

Ich muss zugeben, dass ich es schon traurig fand, Max da zusammengekauert auf der Toilette zu sehen, während Nathan Chloe erschießt. Ich bin ja auch kein gefühlloses Monster. Ein paar kleine Tränchen floss auch, als dann wieder per Fotos gezeigt wurde, was alles geändert wurde – natürlich verschwanden alle gemeinsamen Momente der beiden Mädchen, und man sah wie Max mit Joyce und David zusammensaß. Aber eben auch, wie Nathan und Jefferson verhaftet wurden und so. Die Zeit floss dann wieder normal, als es Zeit für Chloes Begräbnis war. War schon auch ein wenig herzzereißend, aber ich habe mich nebenbei auch gewundert, was für Leute da waren. Wenn alles im Spiel so nicht passieren konnte, weil Chloe gleich gestorben ist, weiß ich echt nicht warum Warren, Victoria und Kate beim Begräbnis waren. Die kannten die Tote doch überhaupt nicht. Besonders traurig war ich dafür bei dem Gedanken, dass Frank nie zu Max (und damit mir) sagen würde, dass sie komisch aber cool ist. x’D Der beobachtete das Begräbnis nämlich aus der Ferne, und es versetzte mir tatsächlich einen leichten Stich, weil wir in der Realität keine Freundschaft mit ihm geschlossen hatten. Gott, was habe ich überhaupt für einen Geschmack? xD
Naja, jedenfalls waren alle traurig, aber am Ende konnte Max trotzdem lächeln und so endete das Spiel. Ja, gut.
Es spricht eigentlich schon einiges auch für die Theorie, dass eben alles nur in Max‘ Kopf passiert, um mit Chloes Tod fertig zu werden, so auch das etwas kurze Ende. Ich hätte gern gesehen, wie es den Charakteren zumindest angedeutet weiterhin so ergeht, aber vielleicht sollte das absichtlich offen bleiben. Dann wiederum mag ich solche „Das ist alles gar nicht geschehen“ Sachen allgemein nicht und finde dann zum Glück auch einige Gründe, die dagegen sprechen. Am meisten eben eigentlich die Rachel Amber Geschichte. Die ist nämlich auch verschwunden, bevor Max Chloe auf dem Klo rettet, und es wäre schon eine traurige Konklusion, dass das in Wahrheit dann doch niemals aufgeklärt wird. Denn ohne Rewind gibt es auch keine Hinweise gegen einen Täter. Und warum sollte Max ausgerechnet Jefferson, den sie eigentlich bewundert hat, als Täter erdenken? So, mad powers from dead Rachel it is.
So oder so, ich finde eigentlich am traurigsten, dass eben alles Erlebte und vor allem die Interaktion mit allen Charakteren, so nicht geschehen ist, aber mit Max‘ Erinnerungen kann man hier wenigstens davon ausgehen, dass sie ihren Mitmenschen mit den Infos, die sie nun hat, begegnen kann. Sie wird Kate eine treue Freundin sein, Joyce oft besuchen und vielleicht mal Pompidou ein Leckerli vorbeibringen. ;) Trotzdem...


Meine Unterwältigung gleich nach dem Abspann kann ich kaum beschreiben. Es ist bis heute schon ein bisschen besser geworden, weil ich durchaus nachvollziehen kann, was für eine schwierige Situation die letzte Entscheidung eigentlich ist. Wenn das mein wichtigster Mensch im Leben wäre, um den es hier geht, wäre das richtig furchtbar. Ich kann sogar verstehen, dass Leute sich gegen Arcadia Bay entscheiden, wenn sie beispielsweise nicht wie „sie selbst“, sondern wie Max spielen wollen, von der einem das Spiel ja ständig suggeriert wie wichtig Chloe ihr ist. Ich hatte aber nicht nur das Gefühl, dass das suggeriert, sondern mir richtig aufgezwungen wird. Es wirkte vor allem in der letzten Episode für mich nicht natürlich, sondern teilweise eben richtig albern und viel zu sehr gewollt, so dass ich immer weiter noch mehr das Interesse an dieser Beziehung verlor. Dazu kam halt auch, dass das Gameplay teilweise richtig frustrierend war und für mich nicht mal was zur Situation oder Immersion beitrug. Und dass man die finale Entscheidung meterweit gegen den Tornado riechen konnte, war quasi dann der Todesstoß. Ich konnte mich einfach nicht mehr zu großer Begeisterung oder wirklich tiefgehenden Emotionen aufraffen.
Nun werde ich das mal weiter verarbeiten und mich bis zum Dezember wohl entschieden haben, was ich nun über das Spiel als Ganzes fühle. Beim Game of the Year könnt ihr dann nachlesen, was rausgekommen ist, denn in die Liste kommt Life is Strange natürlich trotzdem. Schon in den paar Tagen seit dem Durchspielen bin ich stets versöhnlicher geworden. Es gibt sehr viel, was ich an dem Spiel geliebt habe und auch lange in Erinnerung behalten werde. Ob es nun wirklich Platz 1 wird, bleibt abzuwarten.

1 Kommentar:

  1. "Einen Arsch, der sowieso verdammt ist und vermutlich weiterhin dauernd gerettet werden muss."

    Es gibt Comics die dieses Ende weiterspinnen und in denen die beiden ein ganz normales Leben führen können solange Max ihre Kräfte nicht mehr benutzt. Zumindest bis dann plötzlich andere Dinge mit ihren Fähigkeiten passieren die von der Idee her ganz nett sind, aber dafür zu einem komplett bescheueren Ending führen. Die Story geht danach zwar noch irgendwie weiter, aber da hatte ich schon keine Lust mehr. Und ich fand dieses Bae Ending von der Umsetzung her sowieso ein bisschen lieblos da ja noch weniger passiert als in dem Bay Ending, weil außer Max und Chloe scheinbar niemand mehr eine Rolle spielt.

    Aber wenn du Chloe bis zum Ende hin nicht so wirklich mochtest, dann lohnt sich Before the Storm vermutlich echt nicht, weil es sich ja hauptsächlich mit der Beziehung zwischen Chloe und Rachel beschäftigt. Max kommt dafür nur in einer kurzen Bonus Episode vor die sich aber wieder um ihre Freundschaft mit Chloe dreht, wenngleich in ihren Kindheitstagen.

    "weiß ich echt nicht warum Warren, Victoria und Kate beim Begräbnis waren"

    Warum Warren da war sollte doch offensichtlich sein. Vor allem wenn man sich anschaut wo er steht! Und Chloe kann zumindest in der ersten Episode erwähnen dass Kate ganz cool ist, also müssen sie sich scheinbar irgendwie kennen. Victoria macht aber nicht wirklich Sinn.

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