Wie schon angekündigt wird es in diesem Jahr
keine Kurzreviews geben, weshalb die Fortsetzung von „The Cat Lady“
einen eigenen Eintrag bekommt. Eigentlich hätte TCL schon etwas eigenes
verdient gehabt, weil es mir damals so gut gefallen
hat. Da Downfall eine Fortsetzung mit haufenweise Verbindungen ist,
wäre es vermutlich etwas einfacher diesen Beitrag zu schreiben wenn ich
von der Katzenlady mehr erzählt hätte, aber glücklicherweise kann die
Geschichte hier auch als etwas Eigenständiges
recht gut bestehen. Denn auch wenn die grundlegenden Punkte bei beiden
Spielen sehr, sehr ähnlich sind – surreale Horror-Elemente, eigener
Stil, etwas umständliche Steuerung, Entscheidungen, usw. – fühlt sich
Downfall einfach trotz aller Vertrautheit irgendwie
anders an. Das mag hauptsächlich daran liegen, dass der Protagonist
nicht nur ein Psychopath ist, sondern man das von Anfang an auch
eigentlich weiß. Zumindest wenn man The Cat Lady gespielt hat. Oder gar
das ursprüngliche Spiel aus 2009, das man gratis erhalten
kann. Diese Version von damals hatte noch nichts mit The Cat Lady zu
tun, und einige Story-Parts wurden abgeändert – hauptsächlich
anscheinend so, dass man zumindest etwas mehr mit dem Protagonisten
mitfühlen kann. Manches wurde wohl auch verharmlost, zum
Beispiel gab es damals auch Möglichkeiten zu sterben. Auch wenn ich da
jetzt nur bedingt traurig drüber bin, ich fand Downfall 2016 jetzt schon
nicht soo harmlos. Manchmal hatte ich echt die Hosen voll. :D Aber ich
fange erst mal von ganz vorne an.
Der Prolog von Downfall bestärkt dieses Gefühl,
da hier gleich erzählt wird, was für ein traumatisches Erlebnis die
Kindheit des Protagonisten prägte: Sein Bruder starb bei einem… äh…
Missgeschick? Also ernsthaft, so bescheuert muss man
mal sein. Robbie wird zerfetzt, nachdem er Handgranaten findet und eine
davon unabsichtlich fallen lässt. Ich hatte relativ wenig Mitleid mit
allen Beteiligten (ich weiß auch nicht genau warum Ivy da dabei sein
musste, obwohl sie sich später ohnehin nicht
wirklich erinnert), hauptsächlich weil die Kinder alle nervig waren und
ich auch ehrlich eigentlich gar keine Bindung zu Joe aufbauen wollte.
Naja, nach diesem trotz aller Kritik
interessanten Auftakt ging das eigentliche Spiel los. Allerdings nicht
in vertrauter Umgebung, sondern in einem Hotel namens „Quiet Haven“ in
das Joe mit Ivy gefahren ist, um diverse Probleme in ihrer
Ehe wieder zu kitten.
Als erstes fiel mir auf, dass Joe dieselbe
Synchronstimme hat wie bei seinem kurzen Auftritt in The Cat Lady. Der
Sprecher mag für so eine große Rolle nur bedingt geeignet gewesen sein,
weil es schon ein paar Stellen gab, wo die Stimme
nicht so ganz die Situation getroffen hat. Aber die Kontinuität war mir
hierbei irgendwie wichtiger, und wenn es nicht allzu dramatisch sein
musste ging die Stimme schon in Ordnung. Allgemein waren die
Synchronstimmen aber wieder größtenteils gut, auch wenn
ich das Gefühl hatte, dass das verwendete Mikrofon mit lauten Tönen nicht so ganz mithalten konnte.^^ Dafür war die
Musikuntermalung wieder ausgesprochen spitze und auch von guter
Qualität.
Die Grafik orientiert sich stilistisch (zum
Glück) an The Cat Lady, weist aber vermutlich ein wenig mehr Details
auf. Große Unterschiede konnte ich hier aber nicht wirklich erkennen,
aber vielleicht liegt das auch daran, dass der Vorgänger
bei mir schon so lange her ist. Außerdem stört die Grafik ja auch
nicht, auch wenn man sich eventuell am Anfang immer erst daran gewöhnen
muss.
Die Steuerung ist auch in Downfall nicht
unbedingt das, was man als intuitiv bezeichnen würde, aber auch daran
gewöhnt man sich eigentlich relativ schnell. Blöd fand ich nur in
diversen Situationen, dass man nichts abbrechen konnte. Keine
Gespräche, die man unabsichtlich nochmal getriggert hat, keine kurzen
Sequenzen wie das Treppensteigen in diverse Stockwerke, keine Wege zum
nächsten Übergangspunkt.
Zum Glück muss man nur selten etwas unnötig
Wiederholen (wodurch die gerade angesprochenen Dinge echt unerträglich
wären), weil immer relativ klar ist, was man als nächstes machen muss.
Die Rätsel sind allesamt recht offensichtlich und
übersichtlich, aber mir gefiel das ja schon beim Vorgänger. Weil ich
doch so von der Atmosphäre und Geschichte gefangen bin, dass ich wohl
sowieso nicht unnötig lange aufgehalten werden will. Ist vielleicht nur
mein Empfinden, aber mir passte das wirklich
genau so.
Zusammenfassend kann man sagen, dass Downfall
gerade technisch und in Bezug auf das Gameplay seinem Vorgänger extrem
ähnlich ist. Die größeren Unterschiede lassen sich in der Geschichte und
der Darstellung der Ereignisse finden. Also,
nicht in der grafischen Darstellung, die nach wie vor leicht grotesk und
blutig ist, sondern in dem Sinn, dass eine logische Realität kaum mehr
erkennbar ist. Schon gleich nach der Ankunft im Hotel und einem Streit
zwischen Ivy und Joe wird alles ohne Vorwarnung
gruselig und surreal. Da sitzen dann stumme Menschen mit Tiermasken im
Speisesaal, Schatten scheinen sich überall zu bewegen und die junge
Rezeptionistin eröffnet, dass Ivy sich an einem Ort verstecke, wo sie
niemand finden würde – und gerade Joe sie auch
nicht finden sollte. Das lässt er aber trotz all dem Grusel nicht auf
sich sitzen, und er ist nicht nur fest entschlossen seine Frau
zurückzubekommen, sondern auch der Überzeugung, dass sie nicht vor ihm
flieht sondern unfreiwillig verschwunden ist. Wenig
später erfährt man das grobe Ziel dieses ganzen Abenteuers: Es gilt,
vier Erinnerungen namens Sophie zu töten, um durch einen Spiegel zu Ivy
vorzudringen. Aber es gibt unzählige Überraschungen auf dem Weg dorthin.
Allen voran NPCs, die keine hässlichen Monster
sind und menschlich wirken, wodurch man wenigstens nicht ganz alleine durch die Gegend
streift – das wäre wohl trotz aller Gruseleffekte auch langweiliger. Vor
allem Agnes ist als einzig gutmütiger Hoffnungsschimmer
unter lauter Verrückten ein interessanter Aspekt, weil man lange nicht recht
weiß wer oder was sie ist und berechtigterweise (?) auch den ein oder
anderen Verdacht hegen kann.
Downfall folgt irgendwo zwar schon einem roten
Faden (vor allem weil die Rätsel einen recht strikten Ablauf
vorbestimmen), aber hauptsächlich lässt man sich von einem Ort zum
anderen treiben, guckt ein bisschen was so passiert, und macht
sich seine Gedanken dazu. Klingt gemütlich, ist es aber nicht. xD Es
ist aufregend und spannend, zumindest habe ich das so empfunden. Und ich
habe mich ehrlich manchmal gegruselt und konnte kaum hinsehen –
vorrangig wenn man nur eine kleine Lichtquelle hatte
und der restliche Raum im Dunkeln lag. Nichts ist sicher in diesem
Hotel, ständig kann sich etwas verändern, und dann ist man plötzlich im
Keller in der Helen Road oder in einem öffentlichen Klo oder gar in
einem Sarg. Da wir so gut wie alles durch Joes Augen
sehen, finden wir uns überall dort wo uns seine Psyche hinlässt. Oder
passieren all die Ereignisse etwa wirklich irgendwie? Gibt es das Hotel überhaupt?
Warum ist alles so gruselig und ekelhaft? Was für eine Rolle spielt die
Queen of Maggots in alledem?
Man kann wirklich viel über all das nachdenken,
und auch wenn das meiste aufgeklärt wird, so wird nie direkt wirklich viel
gesagt. Ich mochte es zum Beispiel total, dass die Sophies eigentlich
alle gewisse psychische Stadien von Ivys Sicht
auf sich selbst repräsentieren – vom Kind bis zur fetten
Groteske (ich hab nachgesehen, das ist ein Wort) – und man das, auch wenn es ab einer gewissen Zeit sehr
offensichtlich ist, nur für sich selbst herausfindet, weil Joe nichts darüber sagt.
Das beste an der ganzen Geschichte ist meiner
Ansicht nach aber die Tatsache, dass man gewisse Freiheiten darin hat,
wie sich Joe verhält – hauptsächlich natürlich in den Dialogen. Bei mir
war er stets lieb zu Ivy und Agnes, hilfsbereit
zu Doktor Z und richtig fies zur Rezeptionistin. Das führte natürlich
irgendwie dazu, dass ich ihn schleichend doch irgendwie zu mögen anfing,
dabei wollte ich das ja von Anfang an nicht. Denn wie man es auch dreht
und wendet – das konnte man nun wirklich
nicht mehr leugnen – Joe Davis ist kein guter Kerl. Oder zumindest zu
verloren in seinem Horror, um noch einen wirklichen Unterschied zwischen
Gut und Schlecht zu erkennen. Ich meine Leute, er hat in der realen
Welt die magersüchtige Ivy an einen Stuhl gekettet
gezwungen was zu essen, und auch wenn das in Downfall 2009 anscheinend
viel extremer und deutlicher war, kann mir niemand erzählen, dass das
hier kein Fakt ist. Mal davon abgesehen, dass er zum extrem gruseligen
Axtmann wird (was aber nun wirklich nicht schwer
vorauszusehen war). Als Susan dann gegen Ende des Spiels auftauchte,
kam sie mir aber trotzdem wie eine Fremde vor und ich wollte sie Joe
eigentlich nicht erschlagen lassen.^^“
Das ist dann auch der Moment, wo es am ehesten
Einblicke in die Realität gibt, weil Susan, nachdem sie einen Schrei
hört, tatsächlich in die echte Wohnung von Ivy und Joe geht. Übrigens
unbeeindruckt, weil sie immerhin schon früher mal
Einblicke in sein Seelenleben erhaschen konnte. Wie das Ganze
allerdings genau abläuft entscheidet sich durch den bisherigen Verlauf
des Spiels. Es gibt, wie schon bei The Cat Lady, drei Enden: ein Gutes,
ein Schlechtes und ein Neutrales. Susans Verhalten
oder Werdegang wird dadurch auch entsprechend herangezogen – erspielt
man in Downfall das schlechte Ende, wird als Ausgangspunkt für den Verlauf von The Cat Lady
auch das schlechte Ende genommen und so weiter.
Mir erscheint es als recht schwierig, ohne Guides
etwas anderes als das neutrale Ende zu schaffen, aber das ist auch
nicht weiter schlimm. Wichtig ist eigentlich nur, dass es für den
dritten Teil, falls dieser noch in irgendeiner Weise
Einblicke auf diese Zeit liefert, zumindest ein paar Fixpunkte gibt. Ivy
ist gestorben und Joe versucht sie wiederzubeleben, das Haus in der
Helen Road brennt in weiterer Folge nieder, Susan überlebt aber wohl
trotzdem, Joe hat fünf Leute umgebracht. Also, vor
dem Brand. Was natürlich bedeuten muss, dass alles im Hotel eigentlich
tatsächlich in den Appartements geschehen ist. Aber was dann genau
passierte, wie Ivy nun starb und wie lange sie tot war (und ob sie es bleibt), bleibt offen für
Interpretation.
Ich bin jetzt nicht sicher, ob es mir hilft
Downfall 2009 noch nachzuholen (würde ich lieber schauen als
spielen :D), weil es ja trotzdem im Universum der Cat Lady nicht „canon“
ist und eben schon einige Unterschiede aufweist.
Aber Interesse habe ich schon sehr. Genauso wie am Nachfolger bzw.
letzten Teil der "Devil Came Through Here"-Trilogie, von der ich bis vor kurzem nicht mal wusste,
dass es eine sein soll. :D Das Spiel mit dem Titel Lorelai soll noch
dieses Jahr erscheinen und offenbar die Geschichte
der Queen of Maggots erzählen. Kann ich mir dann natürlich nicht
entgehen lassen. The Cat Lady war damals in meiner Game of the Year
Liste, und Downfall ist dieses Jahr bisher das beste Spiel, das ich
gespielt habe. Und wie man an dem Text schon sieht, kann
mich das auch richtig beschäftigen. Bei all dem Geschwafel habe ich
sicher einiges vergessen – zum Beispiel wie cool es war, Harrison in die
Falle zu locken und dass ich mir den Soundtrack extra noch auf Steam geholt habe, aber irgendwann ist
es auch gut. Wissen muss man eigentlich auch nur, dass Downfall bei
aller Unbequemlichkeit vor allem spannend ist, zum Nachdenken anregen
kann und ein gutes Gruselabenteuer ist. Kann man spielen!
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