Sonntag, 12. Januar 2014

Das Schwarze Auge: Satinavs Ketten


Jedes Mal zum Jahreswechsel bin ich ja in Deutschland und meist ist da in den ersten Jännertagen genug Zeit mit meinem Freund gemeinsam ein Spiel zu vollenden. Während letztes Mal "Mass Effect" unsere komplette Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte, hatten wir es diesmal mit  "Satinavs Ketten" vergleichsweise weniger aufregend. Trotzdem ist dieses Adventure, das in der Welt des Pen & Paper "Das Schwarze Auge" spielt, auf jeden Fall einen Blick wert und erzählt auch eine ungewöhnlich düstere Geschichte.
Man beginnt das Spiel in Andergast, der Heimatstadt des Protagonisten Geron, und wird gleich darauf hingewiesen, dass der es nicht einfach hat. Ein Seher, der vor vielen Jahren finstere Machenschaften geplant hatte und dafür auf dem Scheiterhaufen endete, prophezeite unserem Jüngling, dass er irgendwann einmal die ganze Welt ins Verderben stürzen würde. Aufgrund dieses Vorfalles ist Geron jedenfalls nicht gerade beliebt, aber eigentlich führt er ein relativ ruhiges Leben.
So richtig in Fahrt kommt das Spiel erst, nachdem man eine Fee aufsuchen muss, um mit ihrer Hilfe ein Vogelproblem zu lösen: Seit geraumer Zeit nisten sich nämlich immer mehr Krähen in Andergast ein. Diese sind die Vorboten des Sehers, der irgendwie wohl doch noch am Leben zu sein scheint und endlich die Welt ins Chaos stürzen möchte. Natürlich erfährt man das aber erst, wenn es schon zu spät ist - sobald man mit der Fee im Schlepptau etwas gegen das Federvieh unternehmen will, geht nämlich plötzlich der Shit ab. Gerons Ziehvater (oder wer auch immer er ist, jedenfalls der Kerl, bei dem er wohnt) wird ermordet und gibt unserem Helden noch den dringenden Tipp, dass er unbedingt die Fee umbringen muss. Denn der Seher hat es auf eben diese abgesehen und kann nur mit ihrer Hilfe seine Macht zurückerlangen. Logischerweise bringt Geron es nicht übers Herz, dem unschuldigen Geschöpf irgendetwas anzutun und überlegt sich stattdessen, eine sehr beschwerliche Reise auf sich zu nehmen.

Die nächsten Spielstunden verbringt man damit, einen gewissen Feenforscher zu suchen (der sich gefühlt am anderen Ende der Erdkugel versteckt), um die Fee in ihre Heimat zurückschicken zu können. Nuri, also eben die Fee, begleitet einen natürlich, weiß aber nicht genau zu welchem Zweck - sie möchte nämlich absolut nicht in ihre Welt zurück. Die Entwickler haben sich auch total bemüht die Reise interessant zu gestalten und der Geschichte einen immer größer werdenden, dunklen Touch zu geben. So helfen uns ein paar Charaktere, die dafür mit dem Tod bezahlen, ein betrügerischer Rabe versucht einen Keil zwischen die zwei Protagonisten zu treiben und dunkle, seelenlose Feen nehmen sie in Holzhütten gefangen. Wenn ich so im Nachhinein darüber nachdenke war das alles eigentlich total cool, aber so richtig wollte es bei mir trotzdem nicht "Klick" machen. Am meisten war ich von den absolut großartigen Hintergründen fasziniert - die Umgebungen sind wunderschön, detailreich und sehr atmosphärisch. Aber aus irgendeinem Grund hatte ich trotzdem nicht den Eindruck, dass "Satinavs Ketten" etwas Besonderes wäre.
Ich hab nicht wirklich viele Adventures gespielt, aber die meisten waren für mich einzigartige Erlebnisse durch die Atmosphäre oder die Spannung, die sie erzeugt haben. Ich weiß also ehrlich nicht, warum mich dann dieses Adventure erst nicht so begeistert hat, wo es doch eigentlich alle Vorraussetzungen dafür hatte: Eine tolle Präsentation und eine interessante Geschichte. Vielleicht lag es auch daran, dass ich nach meinem Ausflug nach Bremen so müde war, aber ich hatte irgendwie den Eindruck, dass das Abenteuer nicht mehr als eine "okay"-Erfahrung wird. Vor allem als wir dann zu der Stelle kamen, an der Geron und Nuri nahe dran sind, den Eingang zur Feenwelt zu finden. Natürlich dachte ich mir schon, dass da noch irgendwas kommen muss, wäre sonst ja auch ein bisschen zu einfach gewesen. Aber ich hatte dann nicht erwartet, dass die Geschichte wirklich nochmal an Fahrt aufnehmen und an Kreativität zunehmen würde. Und im Prinzip noch so ein Drittel davon vor mir lag.

Nuri möchte ja nicht in ihre Heimat zurück und als sie erfährt, dass Geron sie dahingehend dauernd angelogen hat, schickt sie kurzerhand später einfach ihn durch das Tor. Ab da wird das Spiel nochmal doppelt so gut - bzw. kam da für mich ganz plötzlich wirklich das Gefühl, dass mich richtig interessiert wie es weitergeht. Die Feenwelt Neirutneva ist nicht nur vom Design her das Gebiet, das mir am besten gefiel, sondern auch was die Rätsel betrifft. Vielleicht sind sie teilweise etwas zu schwierig (wir mussten hin und wieder in einer Lösung nachsehen und mindestens eine Sache hätten wir selbst wohl nie gelöst), aber auch unglaublich kreativ. Den Part des Spiels habe ich unglaublich genossen und alles was danach kam hat dann meinen Gesamteindruck nochmal weiter gesteigert.
Nachdem Geron nämlich aus der fremdartigen Welt entkommt, hat sich seine eigene unglaublich gewandelt. Der Seher, der im Körper des vorhin angesprochenen Raben Nuris Vertrauen erschlichen hatte, ist seinem Ziel gefährlich nahe gekommen. Man bereist mit dem Protagonisten dann eine Welt, die schon in die Dunkelheit gestürzt wurde - überall herrscht eisiger Winter, Krähenschwärme bedecken den Himmel und in den Städten wird allen Bewohnern die Freude ausgesaugt. In Andergast erfährt man zum Beispiel, dass ein Kerl, der Geron früher immer gemobbt hat, seinen besten Freund mit einer Mistgabel erstochen hat. o.O Spätestens hier wurde mir klar, wie düster die Geschichte eigentlich ist (und ich hätte das wirklich früher würdigen können). Das wurde aber dann vom Ende nochmal übertrumpft. Es gibt nämlich eigentlich keine wirkliche Rettung für Nuri - der Seher hat sie an eine Harfe gebunden, die nun untrennbar von ihrem Körper ist. Es bleibt ihr nichts anderes übrig, als das Instrument so lange zu spielen bis sie vollkommen seelenlos ist.
Nachdem man also nochmal richtig lange versucht, den Weg zu Seher, Harfe und Fee zu finden und dabei auch noch Gerons Alpträume (die eigentlich Erinnerungen sind) besiegt - auch eine der besten Stellen im Spiel - steht man vor einer ziemlich prekären Situation.
Es wird eben gleich deutlich gemacht, dass es keinen absolut positiven Ausweg geben kann, weshalb das eigentliche Ende einen dann mit leichter Melancholie zurücklässt: Geron kann in die Wege leiten, dass der Seher und Nuri die Plätze tauschen, allerdings nur ihre Seelen - die Körper bleiben bestehen. Unser Fiesling steckt dann also im Körper der Fee und stirbt gleich daraufhin am Harfenspiel, weil er geistig trotzdem ein Mensch ist und diese durch das Spielen des Intrumentes verenden. Und Nuri bekommt den Körper des Raben und begleitet Geron fortan als freier Vogel zurück in seine Heimat, in der niemand weiß, was er eigentlich für die Welt geleistet hat.

Ich fand das traurig aber auch ziemlich genial. Der gesamte letzte Part des Spiels hat es für mich dann doch zu etwas Besonderem gemacht und ich bin eigentlich schon sehr gespannt auf die Fortsetzung. Neben der tollen Geschichte, den wundervollen Hintergründen und den netten Rätseln fand ich auch noch nett, dass man eine Möglichkeit hat, das Verhältnis zu Nuri darzustellen. Es ist nur eine kurze Stelle und ändert nichts am Spielverlauf, aber man kann ein Mal entscheiden, was Geron eigentlich für die Fee empfinden. Sie brabbelt irgendwas von einem "Liebesritual" und er kann sie entweder küssen, abweisen oder die Stimmung völlig kaputt machen, indem er ihr gesteht, dass er sie eigentlich ohne ihr Wissen nach Neirutneva bringen will. Wie gesagt, es verläuft dann alles genau wie von mir beschrieben, aber ich fand es trotzdem nett, dieses kleine Detail auswählen zu dürfen. Und wir haben die zwei Hauptcharaktere natürlich knutschen lassen. ;0
Jedenfalls war das Abenteuer nach meiner anfänglichen Lethargie dann doch noch ziemlich toll und ich werde auf jeden Fall versuchen auch den zweiten Teil zu spielen (bzw. meinem Freund dabei zuzusehen und mit ihm gemeinsam zu rätseln ;) ). Und damit habe ich bis auf "Still Life 2" bisher noch kein Adventure gespielt, das mir dann im Endeffekt nicht total gefallen hat.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen