Vorsicht: Dieser Blog enthält viele Spoiler zu Videospielen, die nicht explizit gekennzeichnet werden!
Montag, 21. April 2025
Psychedelica of the Black Butterfly
Obwohl mein Visual Novel Jahr in vollem Gange ist, hatte ich bisher noch keine im Otome Bereich, obwohl ich den bekanntlich ja auch sehr mag. Psychedelica of the Black Butterfly war dafür vielleicht dann auch nicht die absolut perfekt Wahl, weil es bis auf ein paar Ausnahmen eigentlich besser als einzelne Geschichte funktioniert, als eine mit Romance Routen. Denn der übergeordnete Plot ist eigentlich das, was mich wirklich emotional mitgenommen hat, während sich dann einzelne Romanzen gar nicht so richtig natürlich angefühlt haben, weil ursprünglich eigentlich etwas ganz anderes erzählt werden wollte - eine Geschichte über Verlust, dessen Aufarbeitung, Schuldgefühle und Lebenswillen.
Grundsätzlich geht es darum, dass sich eine Gruppe von jungen Erwachsenen in einer mysteriösen Mansion begegnet, ohne auch nur die geringste Erinnerung daran zu haben, wer sie sind. Nicht einmal ihre Namen kennen sie. Sie erfahren nur, dass sie die zahlreichen Splitter eines Kaleidoskops zusammensuchen müssen, um wieder fliehen zu können. Dies können sie erreichen, indem sie seltsame, schwarze Monster mit scharfen Klauen jagen, die diese Shards droppen, wenn sie besiegt werden.
Eigentlich ist alles, was die Story genauer beschreibt, schon ein Spoiler. Das Spiel geizt nicht mit regelmäßigen Enthüllungen und hat ein angenehmes Pacing, weil alle davon gut verteilt und sinnvoll platziert sind. Einige Sachen vermutet man selbst relativ schnell, aber diese bestätigen sich dann auch früh genug, sodass man kaum genervt sein muss, dass die Protagonistin nicht schon vor 108 Jahren auf gewisse Dinge gekommen ist. Sie rutscht nämlich, obwohl sie sonst durchaus eine Persönlichkeit hat, schon ein bisschen in das Muster der Person, die als allerletztes von allem erfährt - hier wird das aber sogar durch den Plot auch erklärt, weshalb ich das insgesamt nie als wirklich nervig empfunden habe.
Die Twists, auf die ich nicht selbst gekommen bin, gab es aber auch, und ich fand sie durchwegs ziemlich gelungen. Man kann wirklich nicht behaupten, dass sie nicht angeteasert werden, und durch die eher zur Kürze neigenden Spielzeit hat man das alles auch nicht schon wieder vergessen, sondern in den relevanten Momenten noch gut in Erinnerung. :D
Die eigentliche Hauptstory ist auch relativ schnell erzählt, was aber nicht wirklich auffällt, weil sie ständig durch Nebengeschichten unterbrochen wird. Diese sind ein zweischneidiges Schwert. Einerseits erfüllen sie den Zweck, die Charaktere in normalen Situationen besser kennen zu lernen, wo im Plot selbst kein Platz dafür ist. Einige von ihnen erweitern auch bestimmte Enthüllungen um wertvolle Informationen, oder geben Hinweise auf ein paar Geheimnisse. Man kann das auch nicht wirklich verpassen, weil zwischendurch eine bestimmte Anzahl dieser Sidestories gelesen werden muss, um Story-Locks zu entfernen. Genau das ist aber halt auch ein bisschen kontraproduktiv, weil sich das Erlebnis dadurch durchbrochen anfühlt, und ich manchmal wirklich viel dringender mit der Geschichte weitermachen wollte, als zu sehen, wie alle Männer Komplexe bekommen, weil einer von ihnen größer ist als alle anderen. Also, natürlich Körpergröße, ich spiele nur unschuldige Visual Novels. :P
Ich möchte auf keinen Fall sagen, dass diese kleinen Mini-Episoden nicht da sein hätten sollen, ein paar von ihnen waren wirklich sehr gut. Aber vielleicht hätte man zumindest weniger von ihnen mitten in der Hauptstory zur Pflicht machen sollen, oder sie eventuell etwas später stattfinden lassen. Mir entgeht natürlich nicht, dass der Sinn davon sein soll, die Männer lieb zu gewinnen, aber ich hätte sie lieber vorher liebgewonnen, damit mich eben auch alltägliche Shenanigans von ihnen interessieren. Mit fortschreitender Spieldauer haben sie mich nämlich definitiv weniger genervt, und am allerwenigstens nach meinem ersten Ending, von dem ich wirklich behaupten kann, dass es mich alle dieser Charaktere (okay, außer vielleicht Karasuba, den Schmock) in einem anderen Licht sehen hat lassen.
Karasuba ist quasi der Brillentyp in dieser Visual Novel, obwohl er für mich visuell eigentlich das coolste Design hatte. Buuuh. ;0 Ich wollte eigentlich noch gar nichts über die Charaktere schreiben, sondern erst noch etwas mehr über den allgemeinen Ablauf, aber was solls, ich muss das jetzt loswerden.
Es gibt natürlich eine Protagonistin, die eine Auswahl von augenscheinlich vier Männern hat, die mit ihr die dunklen Stunden in der Mansion überstehen dürfen. Es gesellt sich dann noch eine überraschende, fünfte Person dazu, sodass wirklich für jeden etwas dabei sein kann. Gleichzeitig hoffe ich aber, dass jeder nicht alle Typen auch cool findet, weil es dann doch ein paar besorgniserregende Verhaltensweisen gibt.
Wie jeder weiß, fahre ich ziemlich auf den Tsundere Kerl ab, und in diesem Spiel gab es gleich zwei davon! Yaaay! Leider gab es aber auch den übergriffigen Kerl, der keinerlei Boundaries kennt, und seinen etwas harmloseren Bruder, der aus, äh, Umständen, wirklich einfach keine Boundaries kennt. Der erste dieser beiden ist natürlich Karasuba, und obwohl er ein, zwei gute Momente hat, ist er die restliche Zeit über eigentlich sehr schrecklich. Sogar weitaus schrecklicher als der Antagonist, sobald dieser dann mal enthüllt wird. All seine Episoden aus seinem Alltag vor den Geschehnissen im Spiel sind auch meistens ziemlich scheiße, also ja. Keine Redemption für ihn. Seine Routen fand ich demnach auch am schlimmsten - ja, er bekommt zwei - und auch am unlogischsten. Während dem Verlauf der Geschichte hat Beniyuri (nennen wir die Protagonistin mal so, obwohl ihr richtiger Name dem Spieler bereits am Anfang gezeigt wird) einige Momente mit mehreren der Männer, schon ohne dass man eine gewisse Route verfolgt. Daher fühlt es sich zumindest bei dreien von ihnen nicht widersinnig an, wenn sie dann Gefühle für sie entwickelt. Bei Übergriffig 1 und 2 ist es schon deutlich unglaubwürdiger. Warum in aller Welt sollte man sich für Karasuba entscheiden, wenn man drei andere coole Typen haben kann, die Grenzen respektieren und einem nicht mit jedem dritten Wort absichtlich provozieren? Und Übergriffig 2 ist einfach VIEL MEHR wie ein kleiner Bruder Typ als ein ernsthafter Love Interest, aber bitte.
Die Routen von Yamato und Hikage hingegen waren beide sehr gut (vor allem Letztere), und auch wenn die von Kagiha leider lame war, ist sie trotzdem die, die unter Berücksichtigung der ganzen Story am meisten Sinn macht. Also daran habe ich nicht per se etwas auszusetzen, auch wenn ich trotzdem denke, dass das Spiel ohne diese Routen ebenso funktioniert hätte, vielleicht sogar etwas besser.
Denn der Hauptplot mit dem ersten Ending, das man gezwungen erspielen wird, war für mich so unfassbar gut und berührend, dass es gar nicht mehr gebraucht hätte.
Ich möchte als absolut positiv herausheben, dass beim ersten Durchspielen noch nicht alle Entscheidungen verfügbar sind und man auf jeden Fall beim sogenannten "Best Ending" landen wird. Denn wem das genug ist, der kann hier einfach aufhören. Das Wichtigste an der Geschichte wurde erzählt, und für die Charaktere findet alles einen logischen, wenn auch bittersüßen Abschluss. Dies ist das Ending, das auch am besten passt, weil es auch Rücksicht darauf nimmt, dass zuerst einmal das Erlebte verarbeitet werden muss, bevor man daran denken kann, ob mit einem von den Männern nicht doch mehr möglich ist, als nur Freundschaft (Spoiler Spoiler, von denen, die noch leben, hahaha).
Das gefiel mir richtig gut, und bis auf ein paar Infos, die vor allem den Antagonisten betreffen, gibt es nicht einmal wirklich Fragen, die offen bleiben.
Bei den Charakterrouten mit Happy End (es gibt auch einige ohne) passt deshalb vorranging nur eine so wirklich ins Geschehen, weil sich nur die Bindung zu einem der Männer auch noch logisch anfühlt, wenn man alle Geheimnisse gelüftet hat. Nach all den Vorgeschichten, die man nach dem ersten Ende auch noch erleben darf, und den sich dann abspaltenden Geschehnissen, macht eine Beziehung zu dem Zeitpunkt eigentlich nur mit Yamato Sinn, da er und Beniyuri sich gegenseitig am meisten verstehen und stützen können - und das eben schon während dem ganz normalen Verlauf.
Für die Leute, die so eine Visual Novel unbedingt komplettieren müssen (wie ich), gibt es schon auch sonst noch ein bisschen etwas an Mehrwert. Wie gesagt fand ich eine Route - Hikage - wirklich absolut hervorragend, auch wenn ich sie nicht als Canon sehen wollen würde, und die zusätzlichen Momente mit Kiguha, bevor man sein Ende erreicht, waren mir aus... Gründen... auch sehr wichtig.
Mir hat echt lange nichts in einem Spiel mehr so sehr weh getan, wie die Wahrheit hinter all diesen Geschehnissen, sodass ich durchaus Spaß am Weitermachen hatte. Aber ich hätte auch überlebt, ohne jemanden zu romancen. Ich denke sogar, dass ich Psychedelica of the Black Butterfly nach dem "Best Ending" vielleicht mit 5 Sternen bewertet hätte, während es jetzt in seiner Gesamtheit doch eine leicht niedrigere Punktzahl wird.
Wenn man von dieser Visual Novel berichtet, kann man natürlich das einzige Gameplay-Element nicht ignorieren, das man außer Dialogentscheidungen noch geboten bekommt - die Monsterjagd. Also eigentlich schießt man in der First Person Ansicht eine Reihe von Schmetterlingen ab, am besten markiert man mehrere auf einmal und pullt dann den Trigger - was mit dem Touchscreen auf dem Steamdeck am besten funktioniert hat, alles andere nicht so wirklich. Ich denke mit Maussteuerung wird es aber auch völlig okay sein.
Also es macht jetzt keinen großen Spaß, ist aber auch nicht wirklich störend und lockert das Geschehen ab und an etwas auf. Ein bisschen doof ist, dass man für den Score, den man in dem Minispiel erreicht, Punkte bekommt, mit denen man erst die Nebenepisoden freischalten muss.
Aber einem gewissen Zeitpunkt hat man aber eh mehr Punkte als nötig, und es ist jederzeit möglich, das Minigame zu skippen, und dafür trotzdem ein paar Trostpunkte zu erhalten.
Ein großer Pluspunkt am Spiel ist ansonsten vor allem die grafische Darstellung. Alles ist so hübsch und der Schmetterling als Leitthema natürlich eines, was mir besonders gefällt. Gleichzeitig erzeugen die Menüs, Dialogboxen und natürlich die Umgebungen eine ziemlich coole, bedrückende Atmosphäre, die aber immer eine gewisse Schönheit ausstrahlt.
Die Charakterdesigns mochte ich auch total (keine schleimigen Brillenträger oder eitle Langhaarige ;0) und zu Beginn fiel es mir schwer, mich für einen Favoriten zu entscheiden - weil Karasuba ja gleich wegfiel, nachdem er den Mund aufgemacht hatte. ;P
Die Vertonung ist auch sehr gut, zumindest soweit ich das beurteilen kann. Bis auf innere Monologe und Gedanken ist alles synchronisiert, und die Stimmen wurden wirklich gut getroffen.
Insgesamt ist mein Eindruck also wieder einmal absolut positiv. Die Geschichte für sich gesehen hätte Psychedelica of the Black Butterfly wahrscheinlich unter die Top Spiele meines Jahres katapultiert, weil es mich so unfassbar emotional gemacht hat. Sehr gut sind auch noch die alternativen Enden, wo eines behandelt, wie die Charaktere überhaupt in der Situation gelandet sind, in der sie sind, und das andere das Leben der Protagonisten zeigt, wenn all das einfach nie passiert wäre. Letzteres war auch noch ein richtiges Highlight, und ich wünschte schon ein bisschen zu sehr, dass das eigentlich sein sollte, was wirklich geschehen ist - denn es ist natürlich voller Friede, Freude und Eierkuchen. ;0
Der emotionale Effekt ist dann leicht verflogen, als ich schließlich wirklich die einzelnen Männer romancen musste. Aber gut, man muss das auch nicht machen, auch wenn es logischerweise eigentlich trotzdem durch das Genre ja offensichtlich zum Gesamtbild gehört. Aber Leute, die nur die Hauptstory erleben wollen und sich nicht um Komplettierung scheren, könnten schon recht guten Gewissens genau nur diese spielen, und den Rest einfach weglassen. Versteht mich nicht falsch, ich würde jetzt niemandem, der alle Routen sehen möchte, von dem Spiel abraten - es ist trotzdem immer noch gut! Es hätte nur anders einfach einen noch stärkeren Eindruck bei mir hinterlassen.
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