Samstag, 23. März 2024

Suikoden


S - Scheise wieso habe ich das erst jetzt gespielt
U - Unfassbar, wie gut es trotz des Alters immer noch spielbar ist
I - Ich genieße jede einzelne Minute davon
K - Kleine Kaia heißt mein Schloss!
O - Odessa heißt sein Schwert!
D - Da passiert ja wirklich ständig etwas Relevantes!
E - Easy Peasy mit dem komfortablen Levelsystem
N - Nein, ich will nicht, dass es schon vorbei ist!!

Die wichtigsten Fakten hätten wir damit abgedeckt. ;P Aber fangen wir nochmal an: Wieso habe ich Suikoden jetzt erst gespielt? Wie konnte ich so viele Jahre meines Lebens mit dem Unwissen verbringen, dass es eine weitere RPG Reihe gibt, die ich wahrscheinlich sehr, sehr lieben werde? Zumindest dieses erste Spiel, das ja gerüchteweise zumindest vom zweiten und auch fünften noch überflügelt werden soll, fand ich schon unfassbar gut. Und das vom ersten Augenblick an, obwohl ich da nicht einmal genau weiß, warum. Der erste Eindruck hat sich eigentlich immer noch nur weiter verbessert, was sicher an dem motivierenden Spielprinzip liegt, 108 Charaktere zu sammeln, aber auch an dem perfekten Pacing - es passieren immer relevante Dinge in der Geschichte, wenn man sie gerade braucht, und sie haben immer irgendwo einen persönlichen Bezug und fühlen sich wichtig an. Keine Minute in Suikoden ist verschwendet, und für meinen Geschmack hätte es sogar noch länger dauern können. Die Charaktere, von denen ich einige wirklich schnell und spielend leicht lieben gelernt hatte, hätte ich noch gerne weiter begleitet. Denn auch wenn es noch viele Teile zu entdecken gibt, und man anscheinend auch einige Personen wiedersehen kann, wird es doch nie wieder dasselbe sein - mein erstes Mal, wo ich noch nichts wusste, und mit meinem Hamenaya das Schloss Kleine Kaia aufbauen musste. (hey, kein schlechtes Urteil über meine formidablen Namen)


Also. In Suikoden spielt man den Sohn von General McDohl, der ein sehr hohes Tier im Imperium ist. Durch die Verkettung tragischer Umstände bzw. eigentlich die üblen Machenschaften der, äh, Hofmagierin des Herrschers, muss man allerdings fliehen und steht plötzlich als Verräter da. Nicht nur vor dem Reich, in dem man geboren wurde, sondern auch vor seinem eigenen Vater.
Zum Glück hat man ein paar Verbündete zur Hand, die einem treu zur Seite stehen - zum Beispiel Gremio, der nun wirklich von jedem einer der Lieblingscharaktere sein sollte. Ich wollte das nur mal klargestellt haben.
Auf jeden Fall gerät man dann irgendwie in die Verlegenheit, plötzlich mit der Liberation Army in Kontakt zu geraten, einer kleine Rebellengruppe, die schon seit geraumer Zeit gegen das Imperium vorgeht. Man wird schließlich ihr Anführer, und erst dann kann diese zu wahrer Größe heranwachsen, und wirklich etwas bewirken... indem man 108 Mitstreiter einsammelt. Die stehen teilweise auch stellvertretend für Personengruppen, zum Beispiel bringen die Elfen Kirkis, Sylvina und Stallion auch noch eine ganze Menge Bogenschützen für den "Krieg" mit.
Das Spiel ist auch zu schaffen, wenn man nicht alle 108 sogenannten "Stars of Destiny" sammelt, aber dann hat man eine etwas geringere Armee-Anzahl, und ein besonderes Ereignis am Ende bleibt einem auch verwehrt. Man sollte das vor allem hier also anstreben, weil die Spielzeit trotzdem überschaubar bleibt und die meisten Rekrutierungsmechanismen nicht besonders obskur sind - einen Guide wird man trotzdem brauchen, allerdings gibt es nur zwei Charaktere (soweit ich weiß), die man nur in einem bestimmten Zeitfenster erhalten kann, alle anderen kann man auch am Schluss noch lustig einsammeln.
Es ist allerdings nicht nur für die Armeegröße von Vorteil, wenn man früh schon viele Einheiten hat, sondern auch für gewisse praktische Gegebenheiten oder sogar Features.

Charaktere, die keine Kampfkraft bringen, sind dabei auch sehr essenziell (denn nicht alle kann man in die aktive Party, die aus bis zu 6 Mitstreitern bestehen kann, aufnehmen). Man könnte sagen, dass kaum ein Rekrut nutzlos ist.
Wie schon gesagt erhält man im Lauf des Spiels ein Schloss, und dieses kann und muss man aufbauen. Zuerst gibt es nur wenige Stockwerke, aber je mehr Charaktere man sammelt, desto mehr Raum wird angebaut und hergerichtet, und desto mehr Funktionen kann man nutzen. Das geht von so klassischen Sachen wie eigene, unterschiedliche Shopkeeper, bis hin zu einer Person, bei der man sich alle Songs des Soundtracks anhören kann. Ein Charakter malt ein Wandgemälde der Protagonisten, wenn man ihm genug Farben bringt, einer baut mit Büchern, die man überall finden kann (und die auf kurzweilige Art und Weise die Lore erweitern), eine Bibliothek auf. Ohne einen gewissen Charakter hat man nicht einmal eine Weltkarte, weil er diese erst zeichnet! So wichtige Leute wie dieser sind zum Glück übrigens nicht optional, die grundlegenden Komfortfunktionen sind mit Charakteren verbunden, die sich automatisch anschließen, und gerade bei so etwas wie den einzelnen Händlern reicht es aus, die Leute einfach anzusprechen.
Ansonsten gibt es aber wirklich ganz unterschiedliche Voraussetzungen für einige Charaktere - für manche muss man jemanden auf einem bestimmten Level haben, oder gewisse Leute in der Party mitnehmen, oder ein explizites Item im Inventar bringen, oder beim Glücksspiel gewinnen, und und und,... Langweilig wird es nicht, aber das meiste ist auch noch so überschaubar, dass es wirklich reicht, manchmal in einem Guide nur zu überprüfen, ob man schon alle Stars hat, die in diesem Moment gerade möglich sind. Ich habe ein bisschen Angst davor, dass es in den Nachfolgern immer obskurer wird, und es aber nicht wirklich komplett spoilerfreie Guides dafür gibt, soweit ich weiß.

Damit habe ich schon das motivierenste am Spiel beschrieben, und jetzt kommen wir noch zur zweiten Sache, die einen so richtig bei der Stange hält: Die Geschichte.
Viel werde ich dazu zwar nicht sagen, weil irgendwie fast alles wirklich ein Spoiler ist (weil es nun mal quasi keinen Leerlauf mit irrelevanten Vorkommnissen gibt), aber ich kann diesen Beitrag nicht ohne das Lob dafür schreiben.
Die Geschichte ist alleine durch die Verbindung von Hamenaya zum Imperium und seinem Vater stets sehr persönlich. Am Anfang des Spiels darf man noch einige Momente erleben, in denen alles noch in Ordnung ist, und so lernt man auch Personen schon kennen, bevor sie später dann ja der Feind werden - und sie sind natürlich nicht alle, oder kaum, wirklich "böse". Man gewöhnt sich ein bisschen an die Stadt, in der man wohnt, und entwickelt erste Bindungen - später kann man dann lange nicht zurückkehren und muss auch von manchem Freund für immer Abschied nehmen...
Auch Abseits des Hauptcharakters gibt es natürlich ein paar Personen, die eine wichtigere Rolle spielen als die anderen Stars of Destiny, und auch hier gelingt es dem Spiel sehr gut, dass man sich schnell wirklich für sie interessiert. Es wäre mir manchmal zwar schon lieber gewesen, wenn in meiner Party nicht ständig Plätze für unterschiedliche Story-Charaktere belegt gewesen wären (denn ehrlich, wenn man so an die, keine Ahnung, 70 andere zur Auswahl hat, will man doch viele ausprobieren!!), aber dafür war garantiert, dass etwas Relevantes passiert. Ob es nun Viktors Backstory war, oder das Elfendorf niedergebrannt wurde - jeder Moment scheint perfekt platziert und dramaturgisch genau richtig. Selbst als ich einmal dachte, dass die aktuellen Geschehnisse sich beinahe wie eine Nebenquest anfühlen, wurde ich just in dem Moment wieder in eine Szene gebracht, die auf herzzerreißende Art wertvolle Hintergründe zu den Runen gebracht hat.

Runen sind ein wichtiger Teil der Lore in Suikoden. Sie sind einerseits das einzige Mittel, wie Charaktere Magien oder spezielle Angriffe beherrschen können (und es gibt auch einige für Utility, zum Beispiel die Holy Rune, mit der man schneller laufen kann). Aber auch in der Story kommen die ganzen Geschehnisse nur wegen einer Rune ins Rollen - wegen dem Soul Eater, hinter dem eben die Magierin des Imperators her ist, und der eine der "27 Wahren Runen" ist, aus denen alle anderen quasi entsprungen sind. Die Hintergründe sind weitaus komplexer, als es ein Spiel fassen könnte, und so wird hier etwas etabliert, das sicherlich auch in den weiteren Teilen Thema sein wird. Das finde ich sehr spannend, weil es quasi eine fortlaufende Backstory ist, von der aber immer nur Bruchstücke wirklich für das jeweilige Spiel relevant sind, und man sich so am Ende vermutlich eine riesige, geschichtsreiche Welt zusammenstoppeln kann. Bin daher sehr gehypted, alle anderen Teile zu spielen und am besten auch noch Tierkreis und Tactics. :D

Wie auch immer, kommen wir nun zum rundenbasierten Kampfsystem. Wie schon kurz erwähnt hat man sechs Slots zu füllen, drei in der vorderen Reihe und drei in der hinteren. Die Charaktere haben alle eine Reichweite, die bestimmt, ob sie normale Angriffe auch von hinten ausführen können. Ansonsten gibt es noch die Möglichkeit zu verteidigen, eine Skill oder einen Zauber einzusetzen (sofern man eine Rune ausgerüstet hat, man kann auch nicht mehr als eine haben), ein Item zu benutzen oder einen Kombo-Angriff mit jemandem durchzuführen. Letzteres funktioniert natürlich nur mit sinnvollen Synergien - die Elfen, die sich ewig kennen, haben einen Kombo-Angriff, oder auch der Hauptcharakter mit dem Meister, bei dem er Kämpfen gelernt hat.
Alle Aktionen werden ausgewählt, bevor dann alles hintereinander je nach Geschwindigkeit der Charaktere ausgeführt wird - manche Angriffe auch gleichzeitig, weil die Leute ähnlich schnell sind und unterschiedliche Ziele ausgewählt haben. Das erzeugt so ein bisschen die Illusion von Dynamik, wodurch sich die Kämpfe nicht langatmig anfühlen. Es gibt außerdem vor jedem Gefecht die Möglichkeit, Gegner zu bestechen, sie gehen zu lassen (wenn man über ihrem Level ist) oder einen Fluchtversuch zu wagen, sodass auch nicht wirklich jeder Kampf ausgetragen werden muss. Die Random Encounter Rate lässt sich auch noch mit einer bestimmten Rune drosseln, allerdings auch nur bei schwächeren Gegnern - Alles in Allem ist aber das ganze System für so ein altes Spiel erstaunlich unfrustrierend, bequem und kurzweilig.
Auch das Mitbringen von eigentlich unterlevelten Charakteren ist absolut kein Problem, was natürlich bei der hohen Auswahl an Teammitgliedern wirklich wichtig ist. Die erhaltenen EXP passen sich immer an das Level an, und da kann es dann schon mal passieren, dass jemand von Level 8 auf 18 springt, während der Hauptcharakter gemütlich mehrere Kämpfe lang bei 20 herumchillt. Ich hoffe ich konnte das einigermaßen erklären, irgendwie finde ich die richtigen Worte nicht - wichtig ist eigentlich nur, dass man wirklich jeden jederzeit mitnehmen kann, weil das System so ausgeklügelt gut funktioniert, dass die ganze Party schnell in den benötigten Levelbereich kommt.

Neben den normalen Kämpfen gibt es auch noch zwei andere Modi: Armeekämpfe (oder wie das heißt) und Duelle. Letzteres kommt zum Glück nur drei Mal im Spiel vor und sie alle spielen eine relativ tragische, wichtige Rolle. Hier geht es vor allem darum, aus dem Text des Gegners zu schließen, welche Art von Aktion er ausführen möchte (Angriff, Desperation Angriff oder Verteidigung) und man muss dies Kontern.
Die Armeekämpfe sind immer ein Angriff auf einen wichtigen, strategischen Punkt - meist die Festung eines Generales des Imperiums. Hier kämpft die gesamte Liberation Army gegen die Armee des Gegners. Auch hier gilt es, die intendierte Aktion der Gegenseite zu kontern, allerdings mit mehr Tricks und Finessen, da Fähigkeiten von einzelnen Charakteren hier unterstützend wirken (die Ninjas können zum Beispiel scouten und voraussehen, was der Gegner vorhat). Bei beiden Kampfarten gibt es eine Art Waffendreieck, bei beiden Arten können wichtige Charaktere sterben, und bei beiden wird beim ersten Mal nicht erklärt, was man eigentlich tun soll. xD Wenn man sich aber mal Wissen angeeignet hat (bei mir natürlich durch einen Guide, aber vermutlich wurde dies damals in einem tatsächlichen Manual zum Spiel auch erklärt?), sind diese Arten von Gefechten eine willkommene Abwechslung, und oft war ich hier richtig nervös, etwas falsch zu machen, weil es wirklich um etwas ging.

Also ja, ich habe selten so ein gut balanciertes, motivierendes und angenehmes JRPG gespielt, das schon so viele Jahre auf dem Buckel hat. Bestimmt war die Kürze dem Ganzen auch irgendwie zuträglich, aber eigentlich wünsche ich mir für den zweiten Teil einfach nur More of the Same, für die doppelte Länge oder so.^^
Der absolut einzige Punkt, den ich kritisieren könnte wäre wahrscheinlich das begrenzte Inventar, das für jeden Charakter ein paar Slots vorsieht, und man muss bei jedem Wechsel der Party erst mal wild herumtauschen oder mit dem Lagersystem arbeiten, was einfach sehr viel Management erfordert. Aber selbst das habe ich irgendwie gar nicht soo ungern getan. xD Es hat irgendwie einfach ein bisschen dazugehört. Wenigstens haben im Gegensatz zur Ausrüstung Waffen keine extra Plätze belegt, weil jeder Charakter nur eine ihm fest zugeordnete hat, die man schärfen musste, damit sie stärker wird.
Da mir aber eben gar nichts Schlechtes einfällt, noch ein paar Kleinigkeiten, die ich auch sehr gemocht habe: Der Soundtrack ist großartig, den Artstyle der Charakterportraits liebe ich mehr als ich ausdrücken kann, Gaspar ist (Gott sei Dank) der schlechteste Glücksspieler aller Zeiten, die ganzen Charaktere sind so toll unterschiedlich und wie süß sind bitte die Kobolde???
Am Ende möchte ich natürlich die Gelegenheit nicht verpassen, auch noch mein Team für den Endkampf zu präsentieren, schließlich ist es schon sehr spannend (für mich xD), wen ich bei einer so großen Wahl als Auserwählte erkoren habe. Man muss dazu sagen, dass Flik und Viktor (und Hamenaya natürlich) Pflicht waren, aber Flik hätte ich so oder so auch selbst ausgesucht. Viktor ist toll, aber sein Portrait wäre einfach nicht gut genug für meine Party aus den coolsten Dudes + dem süßesten. xD
Wie auch immer: Was für ein Erlebnis. Ich bin sehr glücklich, so eine tolle Zeit mit Suikoden gehabt zu haben, und noch so viele Titel der Reihe vor mir zu haben. Die Erwartungen sind exobitant.


Nun noch alle anderen Charaktere, die ich über einen gewissen Zeitraum in der Party hatte und dadurch relativ ausgiebig ausprobieren konnte (oder musste, wenn sie Part der Story waren):

Gremio <3
Cleo
Pahn
Valeria
Kirkis
Stallion
Tai Ho
Lepant
Sheena
Humphrey
Rubi
Kasumi
Krin
Sarah
Alen
Hix
Tengaar
Milia
Morgan

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