Vorsicht: Dieser Blog enthält viele Spoiler zu Videospielen, die nicht explizit gekennzeichnet werden!
Donnerstag, 26. Januar 2023
Trine 4: The Nightmare Prince
Meine bisherige Beziehung zu Trine hatte gut angefangen, wurde aber mit der Zeit ein wenig unterkühlt. Der erste Teil war damals sogar auf meiner Game of the Year Liste, der zweite Teil gefiel mir nur so halb, und den dritten habe ich geflissentlich ausgelassen. Es ging also eigentlich immer weiter bergab, aber trotzdem konnte nichts die guten Erinnerungen an Trine 1 verdrängen. Und es hat sich gelohnt, daran festzuhalten und mit dem vierten Teil wieder einzusteigen. Diesen fand ich grandios. Ich bin gar nicht sicher, ob ich ihn nicht vielleicht sogar gleich gut wie Teil 1 finde, wobei es auch einfach sein kann, dass mich die wunderschöne Grafik dahingehend etwas beeinflusst. Oder das recht einfache Erreichen von allen Achievements.
Wobei "einfach" vielleicht das falsche Wort ist, richtiger wäre wohl "wenig aufwändig". Denn Trine 4 ist jetzt nicht superleicht, was die vielen Puzzles betrifft, die man mit den Fähigkeiten der drei üblichen Charakteren Amadeus, Zoya und Pontius, lösen kann. Ich habe erkannt, dass das Platforming und auch die "Action" ziemlich zweitrangig zu behandeln sind, vorrangig handelt es sich wirklich um ein kluges, dynamisches Puzzle-Spiel.
Es gibt einige, bei denen man wirklich bestimmte Skills einsetzen muss, was manchmal eine kleine (aber angenehme) Herausforderung war. Vor allem, weil die drei Protagonisten irgendwann doch mehrere verschiedene Sachen können, von denen man nicht immer alle im Kopf behält. Ich habe ein Youtube-Video gesehen, wo jemand ein paar Minuten lang versucht hat, einen Weg über einen Abgrund mit unterschiedlichen Lösungsansätzen zu finden, während ich einfach mit dem Ritter per simplem Knopfdruck darüber hinweggelitten bin. Umgekehrt bin ich aber natürlich auch nicht immer sofort auf eine naheliegende Lösung gekommen.
Also ja, jeder Charakter hat Skills, die eigentlich automatisch freigeschaltet werden und dann auch ingame sofort mit zwei, drei, Puzzles zum Einsatz kommen müssen. Daher sind sie alle natürlich auch automatisch brauchbar, und ich könnte jetzt von keiner dieser Fähigkeiten behaupten, dass ich sie später nicht weiterhin nutzen hätte müssen.
Der Wizard beschwört wie immer Boxen und Planken, und zusätzlich dazu noch Kugeln, die im Gegensatz zu den ersten beiden auch in giftigem Terrain bestehen bleiben. Man kann keine Gegner mehr einsperren, braucht die Sachen aber trotzdem natürlich ständig, weil sie sich alle mit anderen Fähigkeiten kombinieren lassen. Mit dem Seil vom Thief lassen sie sich beispielsweise aneinander binden und fixieren, und später können sie dadurch sogar schweben! Ich denke ich habe diese Kombination definitiv für die meisten Sachen eingesetzt, also Box/Planke und Seil. Während der Amadeus dadurch also wieder seine wichtige Rolle einnimmt, war er diesmal überraschenderweise trotzdem nicht mehr mein Liebling. Schande über mein Haupt. Oder seines, keine Ahnung.
Die Diebin war mein wichtigster Charakter. Ich erinnere mich dunkel, dass sich ihre Fähigkeiten nicht so extrem von denen aus vorangegangenen Teilen unterscheiden dürften, aber ein paar kleine Details kamen mir trotzdem besser vor. Das Seil hat wirklich vielseitige Anwendungsmöglichkeiten und kann nun mal an jede Beschwörung vom Zauberer drangepappt werden - aber zum Beispiel auch so, dass sich eine Brücke aus einem Seil machen lässt, über die jeder Charakter laufen kann.
Zoya hat auch wieder Element-Pfeile, wovon vor allem der Eispfeil wirklich mehrere Anwendungsmöglichkeiten hat. Sich bewegende Mechanismen einfach so einzufrieren, wie man sie gerade braucht, war einfach das Wichtigste, aber auch die kleinen Eisplatten auf Gewässern oder sogar in Wasserfällen haben mir gute Dienste geleistet.
Und obwohl diese beiden Charaktere schon ordentlich vorlegen, steht ihnen Pontius diesmal in fast nichts nach. Den habe ich in den vorigen Teilen immer deutlich weniger eingesetzt, als die anderen zwei, aber das habe ich diesmal nicht mehr so stark wahrgenommen. Zum Glück haben sie dem Ritter den doofen Hammer abgenommen und ihm nur noch Schwert und Schild gelassen. Am meisten genutzt habe ich das Lichtschild, das man an einer beliebigen Stelle "stehen lassen" konnte und an anderer Stelle ein zweites verwenden konnte (natürlich meistens bei Lichtspielereien oder Projektilen, die an eine bestimmte Stelle geleitet werden mussten). Zusätzlich kam aber auch die Kraft der Ritters oft zum Einsatz, da er mit einer Whizard-Kugel zum Beispiel Kristallwände durchschlagen kann, und sein "Luftschritt", oder wie man das nennen könnte, hat mich schon bevor er die Fähigkeit zum Gleiten erlangt hat, über so manchen Abgrund gebracht.
Also ich muss sagen, alle Charaktere fühlten sich super nützlich an, und genau das macht ja eigentlich auch am meisten Spaß.
Es gibt auch wieder einen Skill-Tree, bei denen man zusätzliche Sachen für die Protagonisten freischalten kann, die aber nie unverzichtbar sind - also eher netter Zusatz als wirklich obsolet für Puzzles. Ich hatte viele dieser Skills irgendwann (alle schafft man tatsächlich nicht, selbst wenn man alle Erfahrungspunkte sammelt), habe aber einige einfach wieder vergessen - wie die Pfeile, die abprallen und an anderer Stelle noch treffen. Manche habe ich aber wirklich dauernd genutzt - den Eisschritt vom Whizard, der alle Gegner in seinem Weg einfriert - und so kann man die Skill zumindest ein bisschen an den eigenen Spielstil anpassen. Die Brauchbarkeit der einzelnen dieser zusätzlichen Fähigkeiten ist also sicher Geschmackssache (bis auf das imba Magnetschild), aber es gab einem eben definitiv das Gefühl, trotzdem irgendwie an der Charakterentwicklung beteiligt sein zu können.
Trotz der vielseitigen Skills gibt es in Trine 4 aber, wie schon angedeutet, ein paar Kopfnüsse zu knacken. Ich musste hin und wieder schon auch mal nachschauen, weil mir bei einem Puzzle mal die Ideen ausgegangen sind, aber ich habe niemals sofort aufgegeben, sondern war immer motiviert vorher einiges auszuprobieren. Die Zeit ist auch wie im Flug vergangen, ich wurde so gut vom Spiel beschäftigt (und dabei auch unterhalten), dass ich mich wirklich über relativ lange Zeiträume voll nur darauf konzentrieren konnte. Und ich war manchmal auch richtig stolz, wenn ich versteckte Bereiche gefunden habe, oder mit einer besonders fragilen Konstruktion aus Planken dort gelandet bin, wo ich hinwollte.
Ich kann auch sonst absolut nichts Negatives über das Gameplay berichten, die Steuerung funktionierte mit Controller gut und genau, es gab wieder ein paar optionale Sachen zu sammeln und sogar ein paar NPCs, die einem nicht völlig am Arsch vorbei gingen. Also, ich spreche natürlich von den niedlichen Tieren, nicht etwa vom namensgebenden Prinzen (obwohl der durchaus okay war). ;0
Sehr cool fand ich auch die "Bossfight-artigen" Herausforderungen, von denen jeder Charakter eine alleine meistern musste - meist am Ende eines der insgesamt fünf Akte.
Aber auch Abseits vom Gameplay habe ich kaum etwas zu meckern. Ja gut, die Geschichte hat mich wie immer Nüsse interessiert, auch wenn sie wenigstens einen richtigen roten Faden hatte, aber das ist in Trine sowieso nicht wirklich wichtig. Über die Musik und vor allem die Grafik, die ich ja auch schon erwähnt habe, kann ich sowieso nur lobende Worte finden, genauso wie über die gut gelungene Synchronisation - und darüber hinaus fällt mir schon nichts mehr ein, wovon man noch berichten könnte. Ich habe natürlich auch alles alleine gespielt und kann daher keine Erfahrungen darüber teilen, wie es mit mehreren Spielern so ist. Nehme aber eigentlich an, dass das gut funktioniert.
Also ja, klar Empfehlung von mir. Ich bin wirklich froh, mit Trine 4 wieder so richtig Spaß gehabt zu haben, und meine Hoffnung auf einen tollen Nachfolger hiermit doch noch erfüllt werden konnte. Auch wenn es zwischen drinnen zwei Teile gebraucht hat, um dorthin zu gelangen und wieder richtig gut zu werden.
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen