Freitag, 4. Juni 2021

Final Fantasy Tactics: The War of the Lions


Das erste Final Fantasy Tactics Spiel, das ich gespielt habe, war aus irgendwelchen Gründen FF Tactics Advanced 2: Grimoire of the Rift. Das habe ich damals über 100 Stunden gespielt weil es mir so viel Spaß gemacht hat. Gelegen hat das nur am Gameplay, denn die Geschichte war ziemlicher Bockmist. Daher wollte ich den ersten Teil dieser Ableger, beziehungsweise das PSP Remake davon, unbedingt auch einmal spielen. Hier hatte ich nämlich gehört, dass die Story sehr gut sein soll, wenn auch teilweise verwirrend weil so viele Personen aus unterschiedlichen Fraktionen, mit ihrer eigenen Agenda, vorkommen. Da ich aber außer dem ersten Kapitel (von vier) alles hintereinander am Stück gespielt habe hatte ich irgendwann keine Probleme mehr mit den ganzen Charakteren, und auch so kann ich definitiv sagen, dass die Geschichte schon wirklich ordentlich ist. Sie könnte sogar ganz großartig sein, wie meine anhaltende Gänsehaut beim Ending und der Schock ganz zum Schluss noch zeigen werden, wenn sie nicht so sehr durchs Gameplay durchbrochen wäre. Das hat mir nämlich, überraschenderweise, gar nicht soo gut gefallen.

Fangen wir also gleich damit an. Eigentlich müsste das grundlegende Spielprinzip von Taktik RPGs, speziell Final Fantasy Tactics, eh jedem geläufig sein. Man bewegt sich rundenbasiert auf vorgegebenen schachbrettartigen Feldern über einzelne Maps, hat einen bestimmten Bewegungsradius, bekommt EXP für jede erfolgreiche der zahlreichen möglichen Aktionen, wovon jede eine bestimmte Reichweite hat, und hat seine Charaktere mit bestimmten Jobs ausgerüstet. Neue Fähigkeiten und Berufe lernt man durch das Sammeln von Jobpunkten. So weit so gut.
Wenn ich jetzt FFT mit FFTA2 vergleiche, dann ist Zweiteres natürlich im Kern gleich, aber in den Feinheiten merkt man doch Unterschied. Für mich gab es in War of the Lions ein paar Dinge, die eigentlich nur Kleinigkeiten sind, aber mir im Gesamtbild halt einfach ein bisschen die Motivation genommen haben. Zum Beispiel, dass es nur menschliche Einheiten gibt, die alle gleich starten - entweder als Squire (eher physisch) oder als Chemist (eher magisch). Rein immersiv in Hinsicht auf die Welt ist das die einzig richtige Entscheidung. Aber spieltechnisch ist es ein kleines bisschen fade. Der Anfang ist daher ein bisschen dröge, wo erst mal alle verfügbaren Einheiten nur zwei Jobs zur Auswahl haben, die darüber hinaus halt auch echt nicht die spannendsten Fähigkeiten haben. Man muss also ein bisschen spielen bis das Jobsystem überhaupt reizvoll wird. Zusätzlich dazu wird man aber nicht mit Samthandschuhen angefasst und muss eventuell gleich zu Beginn mal ein bisschen grinden, um bessere Fähigkeiten für die herausfordernden Gefechte zu haben.
Das zweite, was mich massiv gestört hat sind die optionalen Kämpfe, also die ohne Storybezug. Diese sind in den ersten drei Kapiteln unglaublich langweilig, weil die Gegner immer dieselben sind, und auch immer nur Monster. So kommen zum Beispiel Skills, die bei Monstern nicht funktionieren (und davon gibt es einige), hier nie zum Einsatz, sondern können immer nur im "Ernstfall" erprobt werden. Und die meisten Monster haben auch nur zwei unterschiedliche Attacken oder Fähigkeiten, was die Gefechte wenig abwechslungsreich macht und einen auch kaum fordert - nicht weil sie zu leicht wären, denn Zufallskämpfe passen sich im Gegensatz zu Story-Missionen immer ans eigene Level an, sondern weil man immer schon weiß was einen erwartet und man dadurch immer dieselben Taktiken verfolgt. Im vierten Kapitel werden die Möglichkeiten eine Spur vielfältiger, aber trotzdem gibt es immer noch zu wenige Kämpfe gegen menschliche Gegner und zu viele gegen bereits bekannte.


Ich habe hin und wieder einen Walkthrough konsultiert, weil es so extreme Difficulty-Spikes bei den Hauptmissionen gibt. Da habe ich dann oft gelesen, welche Skills man am besten jedem Charakter ausrüsten soll und so Zeug, wo ich mich gefragt habe, warum hier angenommen wird, dass alle meine Einheiten diese Skills haben. Ich werde doch meinen Magiern keine Samurai-Fähigkeit geben, den ich erst nach ein paar Levels in anderen physischen Jobs freischalte. Obwohl man ohne Probleme Berufe wechseln kann und es im Endeffekt keine wirklichen Nachteile bringt, wäre der Zeitaufwand mir dafür einfach viel zu viel. Mir waren die Zwischenkämpfe zum Leveln einfach zu langweilig, um so viel zu investieren - die Spielzeit die ich habe beinhaltet ja schon eine extrem lange Grinding-Session zu Anfang des vierten Kapitels... Die teilweise umsonst war, da ich dann am Ende ohnehin die Hälfte meines Kaders zu Gunsten von Story-Charakteren völlig ignoriert habe.

Also ja, soviel zu meinen zwei Hauptproblemen mit dem Spiel. Die beiden Dinge haben völlig gereicht, um mich eher durchzuquälen als zu motivieren. Dabei gibt es so viele positive Punkte, die das aber alles irgendwie nicht rausreißen konnten.
Zum Beispiel kann man Monster auch zähmen, oder wildern, um neue Gefährten oder Gegenstände zu erhalten. Auf den Maps gibt es, wenn auch Umgebungseffekte per se fehlen (der Geomancer kann aber bestimmtes Terrain nutzen), versteckte Items und Fallen zu entdecken, und alle haben ein einzigartiges Design mit verschiedenen Herausforderungen (zum Beispiel Wasser mitten drinnen, in dem man nicht kämpfen kann). Es gibt die Möglichkeit Charaktere auf Missionen zu entsenden und damit viel GIL und Ansehen ohne Aufwand zu bekommen. Es gibt Sidequests, die viele relevante Kämpfer in die eigene Party bringen, oft mit einzigartigen Fähigkeiten. Ich habe mir einige davon geholt und zwei davon auch bis zum Ende benutzt - Zwei Cameo-Charaktere, Balthier aus FFXII und Cloud aus FFVII, habe ich aber ausgelassen, weil mir der Aufwand dann schon zu viel war.
Manche Jobs machen auch wirklich extrem viel Spaß. Natürlich sind das hauptsächlich die, für die man wirklich einiges an Aufwand betreiben (= andere Berufe hochleven) muss, aber die in einem normalen Spielverlauf trotzdem ganz problemlos zu erreichen sind.
Insgesamt kann man durch all diese Dinge viel, viel Zeit in Final Fantasy Tactics verbringen, und ich verstehe die Leute, die darin voll aufgehen. Es gibt einiges mit dem man sich beschäftigen kann, Ziele die man sich setzen kann und Taktiken, die man ausknobeln kann. Aber für den normalen Spielverlauf ist das alles nur teilweise notwendig - zum Beispiel wenn man mal wieder einen der Difficulty Spikes erreicht hat, die wirklich übel sein und gleichzeitig das Aus bedeuten können wenn man keinen separaten Speicher davor hat und den Herausforderungen nicht gewachsen ist. Es gibt einige Punkte, bei denen man nicht einfach auf die Weltkarte zurück kann, um zu trainieren.
Jedenfalls kann ich die Faszination für dieses Spiel durchaus irgendwo sehen, aber für mich selbst hat sie sich leider nie so richtig entfaltet.

Das hat dann für mich eben auch die Geschichte etwas ausgebremst, obwohl diese wirklich sehr erwachsen, ernst und durchdacht daherkommt. Ich würde jederzeit diesen Teil FFTA2 vorziehen, auch wenn ich mit Letzterem spieltechnisch mehr Spaß hatte, aber diese Welt, deren Konflikte und deren Charaktere verbreiten eine ganz eigene Stimmung, die ich so schnell nicht vergessen werde - unter anderem auch durch die schön geschriebenen Dialoge. Diese finden hauptsächlich auf den Maps selbst statt bzw. in der Ingame Grafik und Ansicht, es gibt in der PSP Version allerdings auch ein paar schön gezeichnete Zwischensequenzen.
Kurz zusammengefasst geht es um einen Konflikt zwischen zwei Fraktionen, dessen Ausgangspunkt die Frage nach einem rechtmäßigen Thronfolger ist. Die beiden Dukes Goltanna und Larg haben je einen bestimmten Kandidaten in Aussicht und führen darüber Krieg. In Wahrheit werden die beiden aber vom High Confessor der Kirche benutzt, der diesen Krieg dazu nutzen möchte, um die sogenannten Zodiac Stones zu sammeln, deren Kräfte einer Legende nach unvergleichlich für deren Besitzer sind, und mit denen man ein göttliches Wesen beschwören kann. Um diese Personen herum gibt es allerdings noch einen ganzen Haufen anderer Akteure, die alle irgendwie ihre Finger mit im Spiel haben und eigene Ziele verfolgen - jeder betrügt irgendwie jeden, dauernd wird irgendjemand Wichtiges umgebracht und am Ende ist auch der High Confessor nur die Marionette von jemand anderem.
Ramza Beoulve ist der Protagonist unserer Geschichte, wird aber natürlich eher überraschend in die Ereignisse mit hineingezogen. Erstens, weil sein Adelshaus Beoulve in die finsteren Machenschaften verstrickt ist, zweitens weil sein Freund aus Kindheitstagen Delita (ein "Normalsterblicher", kein Adeliger) persönliche Ziele rund um die Geschehnisse verfolgt, und drittens weil seine Schwester Alma schlussendlich entführt wird, da sie für die Rufung des göttlichen Seraphs am Ende erforderlich ist.
Es ist wirklich kompliziert die Geschichte nachzuerzählen, da sie so verworren ist, daher hier nur die wichtigsten Eckpunkte:

Ramza, unser Protagonist, ist einer der wenigen Charaktere, der sich weder für die Zodiac Stones, noch die Herrschaft über irgendjemanden interessiert, er möchte einfach nur Frieden haben und die Menschen, die ihm wichtig sind, retten. Dabei ist er aber nicht anstrengend heroisch, sondern durchaus sympathisch. Natürlich fallen ihm nach und nach ein paar Zodiac Stones in die Hände, aber er wird nie dazu verleitet sie auch zu benutzen.
Delita hingegen, der auch eine sehr große Rolle spielt, ist Ramza gegenüber zwar nicht feindlich gesinnt, verliert aber im Prolog (bzw. 1. Kapitel) seine Schwester, die von Adeligen umgebracht wird und verfolgt daraufhin seine eigenen Ziele. Er ist tief verwickelt in alle Vorkommnisse und schafft es dadurch vom Normalo zum Vertrauten der mächtigsten Herrscher zu werden - und wird ganz am Ende sogar König. Dazu später gleich mehr.
Etwa bei der Hälfte der Geschichte wird Ramza jedenfalls von der Kirche zum Ketzer ernannt, da er einen Geistlichen umbringt, der aber natürlich in Wahrheit mit Hilfe eines Zodiac Stones zum Monster geworden war. Gleichzeitig hat Ramza Schriften gefunden, die beweisen, dass die Legenden von früher alle gelogen sind und vor allem die Kirche echt übel dastehen lassen. Es liegt also im Sinn von sehr vielen Leuten, Ramza loszuwerden. Wir werden also gejagt, bekommen aber teils sehr mächtige Verbündete (Cid Orlandeau ist der krasseste Typ, heilige Scheiße. Wenn man ihn hat braucht man nie mehr trainieren, er ist so OP. Und toll. Bester Charakter. Vielleicht sogar bester Cid ever. Äh, wo war ich...) und Delita hilft manchmal aus, wenn es ihm gerade in den Kram passt.
Am Ende ist es natürlich Ramza, der mit seinen Freunden die Rückkehr des High Seraph, der die gesamte Welt ins Chaos stürzen würde, verhindert und jegliches Übel besiegt. Auf dem Weg dahin findet er neue Freunde, sehr viele Feinde, von denen mir mehr als oft einen Einblick erhalten (meist wenn wieder wer jemanden umbringt ohne dass wir dabei sind) und ergründet eben die Wahrheit über uralte Legenden und die aktuellen Geschehnisse.
Wer aber denkt, es würde am Ende ein Happy End geben, der hat sich geschnitten!
Okay, für Ramza gibt es eigentlich eines. Er kann seine Schwester retten und zieht weiter "undercover" um die Welt. Die Öffentlichkeit glaubt, die beiden sind gestorben, und sein adeliger Name verschwindet von der Bildfläche - da die ganze restliche Familie entweder korrupt war und besiegt werden musste, oder von den korrupt gewordenen Mitgliedern getötet wurde. Während er also seinen Titel und alle Privilegien verloren hat, hat Ramza aber all seine Freunde um sich, mit denen er weiterhin Gutes tun kann.
Weniger gut sieht es für Orran aus, der zwar nie zur Party stößt, aber in diversen Sequenzen zu einem wichtigen Verbündeten wird. Er ist außerdem der Sohn von Cid. Der versucht die Geschichte von Ramza weiter zu verbreiten (die in den Geschichtsbüchern später nicht mehr vorhanden sein wird), was leider auch die geheimen Schriften bezüglich der alten Legenden beinhaltet, und Orran wird von der Kirche dann verbrannt. O__O Das war schon echt schlimm.

Eigentlich noch schlimmer fand ich aber Delitas Geschichte. Er wird, wie schon gesagt, zum König. Er heiratet dazu Ovelia, die nun nachdem der Krieg vorbei ist, zur Herrscherin wird. Sie war in den vorangegangenen Kapiteln die bevorzugte Thronfolgerin von Duke Goltanna und wurde immer von jedem nur für seine eigenen Zwecke benutzt - wir lernen sie durch einige Zwischensequenzen recht gut kennen, auch wenn Ramza ihr nur einmal wirklich persönlich begegnet. Während dem Spiel passt Delita jedenfalls auf sie auf und die beiden verlieben sich. Nach der Hochzeit erkennt Ovelia aber, dass selbst er sie nur benutzt hat. Als sie ihm dies verzweifelt mitteilt, ersticht er sie einfach. O____O Ich meine, ich habe Interviews gelesen und dort wird gesagt, dass Ovelia da nicht stirbt, aber irgendwann später, weil Delita als alleinstehender König in die Geschichte eingeht. Aber bitte. Was für einen Unterschied macht das genau? Und wie soll man sich das als Spieler denken - man sieht nur wie Ovelia mit super trauriger Musik auf den ausgestreuten Blumen reglos liegt, die Delita ihr vorher mitgebracht hatte. Das ist so tragisch, kein Mensch würde hier denken, dass sie doch überlebt und dann halt später total undefiniert trotzdem irgendwie stirbt.
Auf jeden Fall sind die Details vielleicht eh nicht so wichtig. Wichtig daran ist, dass Delita eigentlich alles erreicht hat was er wollte, aber er so trotzdem nicht nur seine Schwester nicht zurückbekommt, sondern auch die einzige Person, die er liebt, nicht halten kann. Tod oder nicht, Ovelia ist zutiefst verletzt und enttäuscht, und wird ihm niemals mehr vertrauen.
Das fand ich echt total dramatisch und hat mich doch sehr geflasht. Insgesamt ist, auch wenn davon auszugehen ist, dass Ramza glücklich weiterlebt, das alles doch ein ziemlich schlechtes Ende. Und das macht es so gut! Alleine das Ende verschiebt meine Wertung vom Spiel definitiv ein wenig nach oben.

Ansonsten möchte ich nur noch ein bisschen über meine Party sprechen.
Wie schon erwähnt bekommt man ab einem bestimmten Zeitpunkt im vierten Kapitel Cid Orlandeau als spielbaren Charakter, und ab da muss man sich nie wieder Sorgen machen. Er ist verdammt stark, hat eine extrem mächtige Waffe, kann relativ weit laufen und hat die Möglichkeit zu Fernangriffen. Ich denke er könnte die letzten Gefechte auch im Alleingang schaffen solange man noch ein paar Einheiten als Kanonenfutter dabei hat.
Ramza hatte ich als Squire (der bei ihm ein paar Extra-Fähigkeiten zusätzlich zur normalen Job-Variante hat), allerdings mit vielen Chemist-Fähigkeiten, also hauptsächlich einfach Items nutzen, und mit der Möglichkeit zwei Waffen gleichzeitig zu tragen.
Ansonsten habe ich fast nur Story-Charaktere benutzt, außer einem Summoner, der eine Beschwörung hatte mit der normale Angriffe von menschlichen Einheiten geblockt werden. Aktiv im Einsatz hatte ich noch - für Kenner des Spiels - Agrias und Mustadio in meiner Hauptparty, und für bestimmte Umstände noch Beowulf und Construct 8.
Meine Lieblingsjobs allgemein waren der Monk und der Dragoon, neben dem Holy Knight bzw. Sword Saint von Agrias und Cid, aber diese waren exklusiv für diese Charaktere. Joa.


Ich bin jetzt zwar nicht vollkommen zufrieden mit diesem Eintrag, aber es fällt mir einfach echt richtig schwer über dieses Spiel zu schreiben. Es gibt so viele Details und vor allem in der Story so viele geheime Machenschaften, Betrügereien und Pläne, dass ich das einfach nicht ordentlich nacherzählen kann. Die wichtigsten Punkte sind aber, dass mich das Kampfsystem nicht so motivieren konnte wie ich es gerne wollte, und es - natürlich wie in einem Taktik RPG üblich - so viel Platz einnimmt, dass ich trotz der richtig guten Story nicht immer so motiviert am Ball war. Das Ende hat einiges nochmal rausgerissen, aber insgesamt geht das hier leider wohl nicht in die Geschichte meiner Lieblingsspiele ein. Da fühle ich mich jetzt fast ein bisschen schlecht deswegen.^^

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