Ich muss ja zugeben, dass ich trotz
aufgehübschter Grafik und Comfortsteuerung eine Zeit lang gebraucht
habe, um mit Day of the Tentacle Remastered warm zu werden. Ich glaube
ich brauche bei humoristischen Adventures immer so eine gewisse
Gewöhnungsphase, bis ich mich auf die lustige Atmosphäre richtig
einlassen kann. Alleine deshalb spiele ich sowas eigentlich auch nicht
oft, und außer Monkey Island 1 und 2 kenne ich diese Ära der Adventures
eigentlich auch gar nicht. Da musste ich mich also
nicht nur stimmungsmäßig an das Spiel gewöhnen, sondern auch in Bezug
auf das Gameplay. Es gibt haufenweise Items und
Interaktionsmöglichkeiten, von denen die Hälfte wahrscheinlich nichts
zum Weiterkommen beiträgt. Es ist dann teilweise schwer zu durchschauen,
was einen wirklich voranbringt und die Übersicht zu bewahren. Aber wenn
man da mal ein bisschen reingekommen ist, lernt man auch zu schätzen,
wenn eine Item-Kombination einfach nur einen lustigen Kommentar und
nicht mehr Fortschritt bringt, und kann auch etwas
mehr um die Ecke denken. Trotzdem würde ich Day of the Tentacle als
relativ schwierig einstufen, aber es lohnt sich trotzdem von vorne bis
hinten.
Zu Beginn hatte ich ein wenig die Sorge, dass ich
besser Maniac Mansion vorher wenigstens ansehen hätte sollen, um mich
schneller zurecht zu finden. Aber nachdem ich da zwischendrinnen
reingeschaut habe und nach ein paar anfänglichen
Kommentaren wenig Bezug dazu zu bestehen scheint, war das dann doch
nicht so schlimm. Würde also sagen, dass man eigentlich kein Vorwissen
braucht. Und im Zweifelsfall kann man immer noch Maniac Mansion
vollständig spielen, sobald man Zugang zum Computer im
ersten Stock in der Gegenwart hat. Was ein cooles Features, das es
meines Wissens auch in der ursprünglichen Version schon gab.
Aber, für alle die das Spiel nicht kennen, warum
sage ich eigentlich „Gegenwart“? Ich hatte ja eigentlich gar kein
Vorwissen über das Spiel (was eigentlich peinlich genug ist, fast schon
eine Bildungslücke als jemand, der gerne Adventures
spielt) und war relativ überrascht, dass es eine Zeitreise-Thematik
gibt. Die drei Protagonisten Bernard, Hoagie und Laverne werden zu
Beginn der Geschichte unabsichtlich, weil Dr. Freds Zeitreisemaschine nicht die richtigen Ressourcen verwendet, getrennt – Bernard bleibt in der Gegenwart, Hoagie
kommt in die Vergangenheit (1793, sehr geschichtsträchtig aber im Spiel historisch nicht akkurat xD) und Laverne in die Zukunft.
Ich möchte dazu sagen, dass ich mit den beiden Sidekicks Hoagie und
Laverne Anfangs so gar nichts anfangen konnte und am liebsten nur mit
Bernard gespielt hätte. Das hätte auch viele Rätsel deutlich
erleichtert, hätte allem aber dann doch wirklich viel Charme
genommen. Während ich mit Hoagie nie wirklich warm geworden bin, war
zumindest die Zeit, in der er war, eigentlich am coolsten; und Laverne
fand ich im Laufe der Zeit dann sogar ziemlich toll.
Jedenfalls ist der ganze Sinn der Sache, ein
Tentakel, das vom Wissenschaftler Dr. Fred erschaffen wurde, daran zu
hindern, verseuchtes Wasser zu trinken, durch das ihm Arme wachsen. Mit
denen strebt es dann die Weltherrschaft an, was
komischerweise auch zu funktionieren scheint. xD Eigentlich müsste man
nur einen Tag zurückreisen, aber nichts kommt wie geplant und
Hoagie und Laverne landen eben in ganz unterschiedlichen Zeiten. Eigentlich müssen sie also erst mal wieder zurück, um das Hauptziel des Spiels zu erreichen, das dann nur ein paar Minuten einnimmt. xD
Zum
Glück können durch die Zeitreise-Maschinen ("Chron-o-john", die aussehen wie Toilettenkabinen) Worte und Items hin
und hergeschickt werden. Oder vielleicht auch nicht „zum Glück“, da das
eben die Hauptschwierigkeit des Spiels darstellt. Es ist fast unmöglich
zu wissen, wer wann welchen Gegenstand gebrauchen könnte, weil es bei
drei unterschiedlichen Charakteren natürlich
viele lose Enden gibt und einiges nach Benutzung auch noch im Inventar
bleibt, ohne dass es nochmal zum Tragen kommt. Aber hey, für wenig
hilfreiche, aber obskure Ideen (z.B. Katze mit Gabel kombinieren) bekommt man
Achievements!^^
Trotzdem macht gerade die Tatsache, dass man in
drei unterschiedlichen Zeiten am genau selben Ort ist, richtig viel
Spaß. Der Aufbau der Villa von Dr. Fred (eben der Schauplatz aller drei
Epochen) ist überall derselbe, aber es ist richtig
cool zu entdecken, wie sich die Räume und Personen darin im Laufe der
Zeit verändert haben. Natürlich gibt es überall sinnvolle Verbindungen
und Sachen, die man in der Vergangenheit für die Zukunft ändern kann –
und allgemein unglaublich viel zu entdecken.
Hier ist es auch nicht wie beispielsweise in Syberia 2, wo man von
Anfang an sieht, welche Items benutzbar oder mitnehmbar sind, und wo man
mit etwas interagieren kann. In Day of the Tentacle haben die
Charaktere zu einigen Dingen etwas zu sagen oder können
die antatschen, ohne dass es jemals wichtig wird. Auch die Gespräche
mit den NPCs sind alle ziemlich umfangreich. Das trägt einfach zur
Atmosphäre bei.
Was dazu aber weniger beiträgt ist die deutsche
Sprachausgabe. Okay, ich kann sie gar nicht so umfassend beurteilen,
aber eben einfach weil ich sie schon nach wenigen Minuten umstellen
musste. Habe dann das ganze Spiel auf Englisch gespielt
und war sehr zufrieden damit. Will man aber ganz auf die Stimmen (und
diverse Komfortfunktionen) verzichten, oder einfach einen Vergleich
haben, kann man auch jederzeit auf die Ursprungsversion von Day of the
Tentacle umstellen.
Jetzt bin ich eigentlich schon fast am Ende
meines Berichtes, bin aber noch gar nicht auf das eigentlich Wichtigste
eingegangen: Den Humor! Aber ich kann da gar nicht so viel dazu sagen.
Nur: Laut lachen musste ich jetzt so gut wie nicht,
kichern schon manchmal, lächeln recht oft. Der Humor ist
unaufdringlich, angenehm und unterhaltsam, artet aber zum Glück nicht
komplett ins Lächerliche aus. Beziehungsweise nicht genug, um nicht
einfach zur Welt und Umgebung vollends zu passen.
Ich möchte auf jeden Fall behaupten, dass Day of
the Tentacle Remastered ein richtig gutes Adventure ist, das vielleicht
nicht immer leicht zu sein scheint, aber
inhaltlich einfach top notch ist.
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