LiEat

LiEat ist ein kurzes JRGP, das mit dem WOLF RPG Editor erstellt wurde und aus drei Episoden besteht. Jede Episode dauert nur ungefähr eine Stunde, wobei die ersten beiden abgeschlossene Geschichten bieten, in denen man die Charaktere und Welt kennenlernt, und in der dritten alles aufgelöst wird, was es aufzulösen gibt. Für das, dass das Ganze nur etwas über drei Stunden geht funktioniert diese Formel wirklich außerordentlich gut. Das Kampfsystem ist so langweilig, dass eine längere Spieldauer dem Gameplay wirklich nicht gut getan hätte, aber trotzdem schafft es das Spiel irgendwie, dass man in der wenigen Zeit eine Bindung zum Geschehen aufbaut und gerade die dritte Episode extrem spannend ist. Aber kommen wir erst mal zur Welt, in die wir da geworfen werden.

Es ist eine Welt, in der Drachen existieren. Sie sehen weitestgehend aus wie Menschen und sind selten, aber jedem ist klar, dass sie existieren. Neben einer langen Lebensspanne hat jeder Drache eine ganz eigene Magie, weshalb sie unter Menschen gerne gehandelt oder als Sklaven gehalten werden. Um dies zu verhindern gibt es eine Polizei, die sich darauf spezialisiert, die Drachen zu schützen. Unser männlicher Hauptcharakter Theo (dessen Namen man erst später erfährt) ist ein normaler Mensch, der mit Informationshandel sein Geld verdient und unter anderem auch dadurch mit der Polizei schon vertraut ist. Theo hat außerdem kürzlich selbst ein Drachenei gefunden und hat nun ein kleines Drachenmädchen namens Efi an der Backe. Dieses braucht natürlich viel Aufmerksamkeit, hat noch viel zu lernen und stolpert noch etwas unbeholfen durch die Welt. Efis Fähigkeit besteht daraus, Lügen zu fressen. Wenn sie da ist während man lügt, manifestiert sich die Lüge zu einer Kreatur, die dann von der Kleinen (nach einem Kampf) aufgegessen wird. Sehr praktisch bei Befragungen und der Aufdeckung von Geheimnissen. Klar ist auch gleich, dass dies alles irgendetwas mit Theo selbst zu tun hat - den größten Lügner vor dem Herrn, sozusagen, aber seine Lügen durchschaut Efi nie. So ziehen die beiden durch die Welt - Theo immer mit einer anderen Identität - und decken Geheimnisse auf. In der ersten Episode geht es zum Beispiel darum, einen Vampir zu entlarven und den, der ihn beschützt, aus seinem Lügenkonstrukt um die ganze Sache herum zu befreien.
Wie schon gesagt, in den ersten beiden Episoden lernt man vor allem die Charaktere und die Welt kennen, was schon fast unbemerkt geschieht. Man verbringt nämlich nicht ewig lange mit Dialogen oder Investigation - alles, was man machen und entdecken kann, ist irgendwie auf den Punkt
getroffen und fühlt sich gleichzeitig nicht zu kurz geraten an.
Ich konnte in der dritten Episode, wo es für Theo endlich so richtig persönlich wird und die Polize-Dudes nochmal eine etwas größere Rolle bekommen, dann gar nicht mehr aufhören zu spielen. Mir war alles genug ans Herz gewachsen, dass ich die ganzen Konklusionen mit Staunen bewundert und die Enthüllungen mit Spannung erwartet habe. Das Finale war wirklich richtig cool und hebt meine ganze Wertung von "ganz nett" zu "echt gut"! :D

Das Gameplay ist eigentlich kaum erwähnenswert. Meist ist man auf der Suche nach neuen Dialogen oder versteckten Items (das wurde in der dritten auch nochmal besser als in den vorangegangenen Episoden), wobei man Lügen nur mit Efi aufdecken kann. Deshalb rennt man schon einige Male getrennt herum, wahrscheinlich um nicht gleich zur Auflösung zu kommen.^^
Die Kämpfe sind rundenbasiert, Skills werden automatisch mit Leveln erlernt und sonst ist da nicht viel. Items gibt es eigentlich auch nur zum Heilen, man kann nicht mal verteidigen und die Gegner können eigentlich nichts. xD Irgendwie sind die Kämpfe nur Mittel zum Zweck, damit irgendwas passiert und suggeriert wird, dass von den Lügen durchaus Gefahr ausgeht. Verlieren ist auch fast nicht drinnen, solange man die Heilitems auch verwendet. Vor allem die dritte Episode ist lachhaft, weil man da Legendäre Waffen finden kann - das gleicht allerdings auch schon wieder einer fiesen Falle, weil man das gute Ende nur mit Efi Lvl. 13 erreicht und das wohl eher nicht haben wird wenn man ihre Legendäre Waffe hat (weil kein Grund zum Trainieren besteht).^^
Also ja, es gibt mehrere Enden. Alle Episoden haben ein schlechtes (wenn man gegen den Endboss verliert) die aber kaum der Rede Wert sind. Ganz zum Schluss gibt es allerdings ein schlechtes, ein neutrales und ein gutes, wovon ich das Neutrale echt mit Abstand am Schlimmsten (und damit Coolsten) fand. :D Naja, soviel nur kurz dazu.

Gesondert hervorheben möchte ich noch den Artstyle, der wirklich enorm zur Atmosphäre beiträgt. Zwar sind Räume oft etwas leer, aber gerade die Porträts, kurzen "Sequenzen" und der allgemeine Look sind richtig cool. Ohne das wäre das Spiel vielleicht nur halb so gut, weil das Design die Geschichte und Charaktere richtig trägt. Die Musik ist auch ganz gut, wobei mir vorkam, dass es nicht sehr viele unterschiedliche Stücke gab.

So verbleibe ich mit einem sehr positiven Gefühl. Ich würde gerne noch mehr von den Charakteren sehen, aber für das, wie das Spiel aufgebaut war, hat es so eigentlich genau gepasst. Wird mir trotz der Kürze also bestimmt in Erinnerung bleiben.