Hier hätte ich mein fünftes Spiel für die Kurzreviews. Aber kann ja niemand ahnen, dass ich mich von irgendwelchen Steam Reviews überzeugen lasse, eine gratis Visual Novel runterzuladen und gleich durchzuspielen. Ich hatte schon länger Lust auf eine VN, aber wollte mich nicht mit unterschiedlichen Romanzen und Wegen herumschlagen – da kam CUPID mit einer geradlinigen Story gerade recht. Womit ich nicht meine, dass Entscheidungen keinen Einfluss hätten, aber die Hauptpunkte der Geschichte sind festgelegt und die Beziehungen unter den Charakteren zumindest grundsätzlich auch. Eigentlich klingt mir das bei meiner eigenen Beschreibung schon fast zu langweilig, es war aber wirklich genau das Häppchen, das ich gerade gebraucht habe. Und für eine kostenlose VN war alles von ziemlich solider Qualität – hübsche Artworks, schön gezeichnete Portraits (auch wenn die beiden vom Stil her manchmal nicht zueinander passen), melancholische Musik, ordentliche Dialoge und dramatische Wendungen. Obwohl sich die Geschichte über viele Jahre erstreckt und oft zwischen den Zeitpunkten hin und her gesprungen wird, wirkt alles sehr nachvollziehbar und im Rahmen des Universums glaubhaft. Vor allem die Charaktere sind richtig gut getroffen, dafür gibt es aber auch nur sehr wenige – eigentlich nur dreieinhalb, die man wirklich kennenlernt. Der halbe ist man übrigens selbst, weil man nicht die Protagonistin spielt, sondern eine strenge Stimme in ihrem Kopf, die einst ihrer Mutter gehörte. Macht die ganze Sache zumindest einen Ticken spannender.
Zum Auftakt der düster angehauchten Geschichte lernt man die
Protagonistin, die später den Namen Rosa bekommt, in einer offenbar
gefährlichen Situation kennen. Sie flieht verletzt vor irgendetwas in
eine Kirche, wo der Priester versucht, sich um sie zu kümmern. Hier
werden einem gleich ein paar Dinge deutlich: Rosa scheint eine gewisse
Anziehung auf Leute auszuüben (selbst auf den Mann Gottes), deshalb
viele Probleme mit anderen Menschen zu haben (aufdringliche Männer, eifersüchtige
Frauen,…) und ständig von der Stimme ihrer sehr strengen
Mutter (also dem Spieler) überwacht zu werden. Die Sache ist scheinbar so
bedrückend, dass Rosa sich sogar ein Auge aussticht, um für andere
hässlich auszusehen. Das befürworten wir als Mutter natürlich. xD Naja,
wir sind schon echt ziemlich streng, und von Anfang an schleicht sich das
Gefühl ein, dass wir nicht unbedingt die beste Seele sind, die so im
Afterlife herumschwebt. Dialogentscheidungen beschränken sich meist auf
die Auswahl zwischen einer eher fiesen oder einer
strengen-aber-eventuell?-gut-gemeinten Aussage.
Genauso wenig wie auf das Gemüt der Mutter haben wir Einfluss auf das Wesen
anderen Charaktere. Rosa wird später von einer Familie aufgenommen, wo
sie in einem kleinen Mädchen namens Catherine ihre engste Freundin
findet, mit dieser in die Residenz von Marquise Guilleme zieht und fortan nicht mehr alleine sein muss. Ab da begleitet man
hauptsächlich diese drei Protagonisten, wobei Rosa mehr Zuseher ist als
aktiver Teilnehmer, und man selbst als Mutter plappert halt hin und
wieder auch rein.^^ Interessant ist es trotzdem, weil gleich mal
verraten wird, dass Catherine als erwachsene Frau Selbstmord begeht und
Guilleme vielleicht darin verwickelt ist, und irgendwie kommt das auch
richtig gut. Die Auflösung, was in der Zwischenzeit alles passiert ist
wird auch interessant präsentiert, so dass man einfach weiterlesen möchte, mit
den Charakteren mit leidet oder sich freut, und schon auch einen Bezug
herstellt.
Für mich war der Weg zum Ende definitiv das, was
mir am meisten Freude bereitet hat. Zum Schluss hin war ich dann doch
nicht mehr ganz so investiert, weil man sich ein paar Sachen schon
denken konnte, und ich den Rest der Auflösung nur bedingt mochte.
Wirklich gefallen hat mir vor allem, dass ich als Mutter auch nach den Enthüllungen
sicher keine nur missverstandene Ratgeberin war, aber gleichzeitig gut erklärt wurde,
warum ich nicht nur verbittert, sondern auch so streng mit Rosa war. Die
Enden selbst waren dann eigentlich auch alle ganz gut, und da gibt es
für den Spieler dann schon nochmal etwas mehr zu tun und entscheiden,
aber sie sind auch teilweise unnachvollziehbar. Natürlich kann ich mir
denken, dass Rosa leicht verrückt und rachsüchtig wird, wenn ihr sowas das
ganze Spiel über von mir eingeredet wird, aber die Unterschiede in den
Entscheidungen sind teilweise so subtil, dass man das nicht so leicht
herleiten kann. Vor allem weil es so viele Enden und leicht abgeänderte
Varianten davon gibt, und dafür so wenige Entscheidungen. Mir kommt vor
als würde man bestimmte Ausgänge wirklich nur mit einer ganz genau
eingehaltenen Dialogabfolge erreichen. Und es gibt haufenweise
Achievements für die Enden, aber auch nur wenn man ganz ganz bestimmte
Dialogfetzen freischaltet. Also als Beispiel: Ich hatte in meinem
blinden Durchgang Ende 2 erreicht. Weil ich aber bei wenigen
Entscheidungen eine bestimmte Antwort nicht gegeben habe, haben mir
daraus zwei Achievements gefehlt. Für die Komplettierung musste ich dann
also mein Ende nochmal mit den exakt richtigen Auswahlen spielen. :‘D
Zum Glück gibt es einen sehr guten Guide und mit
dem Vorspulen lassen sich eigentlich alle zusätzlichen Enden und
Achievements in etwa zwei Stunden erledigen. Für meinen ersten Durchgang
habe ich etwa drei Stunden gebraucht.
Ansonsten gibt es noch einen Mature-Filter, bei dem vermutlich manche Wörter und Bilder zensiert werden, aber ganz ehrlich - so erschreckend oder eklig fand ich jetzt nichts. Ich bin aber eben auch schon erwachsen. >:3 xD
Ansonsten gibt es noch einen Mature-Filter, bei dem vermutlich manche Wörter und Bilder zensiert werden, aber ganz ehrlich - so erschreckend oder eklig fand ich jetzt nichts. Ich bin aber eben auch schon erwachsen. >:3 xD
CUPID ist also ein kurzes Häppchen, das aber viel
länger auch nicht sein dürfte. Es bietet eine interessante Geschichte,
auf deren Verlauf man zwar wenig Einfluss hat, die aber auch so über
lange Strecken genug Spannung bietet. Die Enden sind wahrscheinlich
Geschmackssache und schmälern die recht gute Qualität der Visual Novel
nicht – ich würde sie jetzt sicher nicht als besonders aufregend oder
total erinnerungswürdig bezeichnen, kann sie aber als kurzes
Lesevergnügen bedingungslos empfehlen.
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