Es hat eine ganze Weile gedauert bis ich mir nach dem Finale von Season 1 auch noch den DLC für The Walking Dead angeschaut habe. 400 Days behandelt Ausschnitte aus dem Leben von fünf völlig neuen Personen. Man sieht also wie es anderen seit dem Ausbruch der Zombie Apokalypse ergangen ist und am Ende - 400 Tage danach - werden die Geschichten quasi kurz zusammengeführt. Man wählt am Anfang also einen von 5 Charakteren und erfährt in ca. 20 Minuten Näheres über ihn - am Ende gibt es dann immer einer große Entscheidung. Laut meinen Informationen sind diese kurzen Spielabschnitte für Season 2 nicht wirklich wichtig, was ich aber auch ganz gut finde. Zwar kann man dadurch den Sinn des vielleicht 1,5 Stunden dauernden DLCs hinterfragen, aber es ist wenigstens keine dreiste Geldmacherei - Man muss 400 Days nicht gespielt haben, um Season 2 besser zu verstehen, weshalb es Fans der Serie nicht "zwingt", Geld dafür auszugeben.
Ich habe mir den kleinen Zusatz aber natürlich nicht entgehen lassen und denke, dass es sich schon gelohnt hat. Man baut zwar keine wirkliche Bindung zu den Charakteren auf und manche Episoden sind auch eher lahm, aber ein paar Details haben schon Freude gemacht. Und es war auch mal eine ganz angenehme Abwechslungfür mich, sich nach Entscheidungen nicht wie der letzte Dreck zu fühlen. ;P Hier gibt es jedenfalls eine kleine Zusammenfassung der einzelnen Geschichten in 400 Days.
Vince (Tag 2): Vince hatte vor Ausbruch der Apokalypse irgendwelche Schwierigkeiten - er erschoss am Anfang seiner Episode jedenfalls irgendeinen Typen, der offenbar seinem Bruder geschadet hatte. Wenig später sah man ihn in einem Gefängnisbus, wo er zwei andere Gefangene etwas näher kennen lernte. An dem Tag hatte sich die Sache mit den Zombies wohl noch nicht so herumgesprochen, denn eine Zeit lang drehte sich alles einfach nur um Gespräche, außerdem stand der Bus in einem heftigen Stau. Die Situation eskalierte dann zwischen zwei anderen Sträflingen, und ein völlig inkompetenter Polizist erschoss einen von ihnen. Der wurde dann natürlich zum Zombie und es musste geflohen werden. Die Entscheidung bestand dann daraus, dass man nur einen der Mitgefangenen ebenfalls befreien konnte, während man den anderen zurückließ. Da habe ich gleich mal wieder meinen Fähigkeiten beim Entscheiden alle Ehre gemacht, indem ich den Falschen mitgenommen habe. Also, eigentlich musste ich einem die Fußfessel wegschießen, damit diese sich löste - die Häftlinge hingen nämlich alle an einer Kette an den Beinen zusammen. Ich Vollidiot dachte, ich befreie den, dem ich die Fessel wegschieße... dabei war natürlich klar, dass die Aktion auch den Fuß zerfetzen würde. xD Also jedenfalls hab ich dem armen Tropf, den ich lieber mochte, eine hässliche Wunde verpasst und bin mit dem unsympathischeren Kerl abgehauen. Das fing ja schon wieder gut für mich an.
Insgesamt fand ich Vinces Geschichte aber ganz interessant, auch wenn sie kein allzu starker Auftakt war.
Wyatt (Tag 41): Die Episode von Wyatt startete mit einer Verfolgungsjagd - er und sein Kumpel Eddie, der am Steuer eines kleinen Autos saß, flohen vor irgendeinem Typen in einem Pickup. Anscheinend hatte Eddie in einer Selbstverteidigungsaktion (?) jemanden erschossen und wurde deshalb gejagt. Die Flucht führte die beiden Freunde jedenfalls in einen Wald, in dem sie überzeugt waren, den Kerl abgehängt zu haben. Blöderweise fuhren sie aber dann jemanden nieder, und Eddie war sich sicher, dass es kein Zombie gewesen war. Jemand sollte also nachschauen gehen und in einem schnellen "Stein, Schere, Papier"-Spiel fiel das Los auf Eddie. In der Zwischenzeit kam dann aber der Typ mit dem Pickup wieder, der die Verfolgung erneut aufnahm. Wyatt hatte keine Zeit, um irgendetwas zu tun, weshalb ich ihn einfach das Auto starten und davonfahren ließ. Offenbar hätte man tatsächlich aber auch aussteigen und womöglich Eddie suchen können, aber das war mir absolut nicht klar. Anfangs konnte man mit Wyatt nämlich nicht raus aus dem Wagen, und wenn man dann schon der Gefahr durch den Verfolger ausgesetzt wird schaut man doch nicht auch noch nach, ob es vielleicht jetzt klappen würde. Da fährt man einfach auf und davon!
Insgesamt fand ich Wyatts Geschichte sehr merkwürdig (Eddie war echt komisch) und nicht besonders gut. War vermutlich die schlechteste der fünf.
Russell (Tag 184): Russells Episode habe ich zwar als viertes gespielt, aber ich will in dem Beitrag hier chronologisch bleiben. Es passt hier auch viel besser hin, denn es gab erstmals eine Verbindung zwischen den einzelnen Charakteren. Die Geschichte begann, als der Junge im Teenageralter eine Straße entlangging. Als er in der Ferne einen Wagen hörte, versteckte er sich am Straßenrand, wo zufällig auch eine Leiche lag. Haha! Dies war der Ort, wo Carley erschossen worden war, und sie sah echt nicht mehr frisch aus. Aber wie auch immer, der Fahrer des Wagens hatte Russell bemerkt und blieb stehen, um ihn aufzugabeln. Und es war tatsächlich der Kerl mit dem Pickup, der Wyatt und Eddie zuvor in den Wald gefolgt war! Es stellte sich schnell heraus, dass dieser Typ namens Nate keine sonderlich gute Gesellschaft war, was zu dem Zeitpunkt aber ja auch nicht mehr überraschend war. Er fuhr mit Russell dann zu einer alten Tankstelle, die auch eine Art Restaurant dabei hatte. Das war überhaupt so der Verbindungspunkt zwischen den einzelnen Episoden, aber bei Vince und Wyatt ist mir das überhaupt nicht aufgefallen.
Jedenfalls schoss aus dem Inneren des Restaurants jemand auf Nate und Russell, während diese sich einen Weg hinein bahnten. Es stellte sich heraus, dass es einfach nur ein altes Ehepaar war, das sich verteidigen wollte. Die Frau war schon verletzt und eigentlich wollten sie nur ihre Ruhe, aber Nate wollte die beiden lieber bestrafen und töten. o.O Russell und ich hielten das doch für sehr übertrieben und wandten uns angewidert ab. Danach hörte man noch zwei Schüsse (also waren die Alten trotzdem gestorben), bevor die Episode vorbei war.
Insgesamt fand ich Russells Geschichte ziemlich blöd. Nicht uninteressant, aber einfach blöd. Ich fand Russell nicht unbedingt sympathisch und Nate war natürlich ein Kotzbrocken. Dass man ihn nicht vom Morden abhalten konnte und einfach nur wegging fand ich auch dämlich.
Bonnie (Tag 220): Die Episode fing mit einer Unterhaltung zwischen Bonnie und einem Mann namens Leland an. Es wurde klar, dass Bonnie offenbar mit Drogen zu kämpfen gehabt hatte und Leland für sie beim Clean-werden die größte Unterstützung war. Zwischen den beiden herrschte so eine Spannung, aber es wurde recht schnell klar, dass sie kein Paar waren. Irgendwann tauchte nämlich Lelands Frau Dee auf, die irgendwo eine Tasche "gefunden" hatte. Sie war auch nicht so erfreut über die Freundschaft zwischen ihrem Mann und Bonnie und nutzte das Thema auch, um von der Tasche abzulenken. Offenbar war die nämlich für irgendjemanden sehr wichtig, denn kurze Zeit später wurden die drei plötzlich von einer unbekannten Gruppe verfolgt. Bonnie wurde dabei sogar angeschossen, also das schien schon ernst zu sein. ;0 Die drei Flüchtigen wurden auch voneinander getrennt und nach einer Verfolgungsjagd in einem gruseligen Kornfeld versteckte Bonnie sich hinter einem Traktor. Einer der Verfolger schien sich aber genau seinen Weg dort hin zu bahnen, weshalb sie sich ein - haha - Stab-Ding schnappte und auf die Person einschlug. Blöderweise war das aber Dee gewesen. Nun, die hatte zwar ein eingeschlagenes Gesicht, konnte aber noch sehr ausufernd loswerden, dass sie dachte, Bonnie hätte das mit Absicht getan, weil sie Leland liebte. Der hörte davon zum Glück nichts und kam erst angespurtet, als seine Frau schon tot war. Ich ließ Bonnie aber trotzdem erzählen was vorgefallen war - natürlich war alles ein wenig unpraktisch gewesen, aber ja nun wirklich keine Absicht. Leland hatte aber gar nicht so viel Zeit zu reagieren, da die richtigen Verfolger nun tatsächlich ankamen. Er griff sich die Tasche, die sie alle quasi ins Verderben gebracht hatte und lief, erst einmal gemeinsam mit Bonnie, los.
Insgesamt fand ich Bonnies Geschichte ziemlich gut. Sie war als Charakter total sympathisch und die Situation mit dem befreundeten Ehepaar war echt gut dargestellt. Deshalb kamen da zumindest ganz vereinzelte Emotionen bei dem ganzen Dilemma hoch.
Shel (Tag 236 & 259): Shel war von Anfang an nicht nur Teil einer großen Gruppe, sondern hatte auch noch ein Familienmitglied dabei - ihre kleine Schwester Becca. Alle diese Leute waren offenbar Teil von Vernons Krebs-Truppe gewesen, aber er hatte zumindest die hier Verbliebenen auch zurückgelassen, als er das Boot von uns geklaut hatte. So ein Arsch. o.o
Wie auch immer, eines Tages tauchte bei der Tankstelle, die zuvor schon Russell besucht hatte und die der Zufluchtsort der Gruppe war, ein Fremder auf, der Vorräte stehlen wollte. Ein paar waren nun dafür, ihn gleich mal umzubringen und ein paar wollten ihn einfach laufen lassen und vielleicht sogar noch mit Essen versorgen und so. Shel war das Zünglein an der Waage und ich entschied mich natürlich für das Freilassen des Kerls. Ja, war ja klar.
Es gab einen Zeitsprung und an Tag 259 war schon alles ganz anders. Offenbar hatten die Leute von dem Eindringling die Tankstelle einige Zeit davor angegriffen und sogar jemanden von uns getötet. Nun waren die Regeln in der Gemeinschaft strenger und Shel fühlte sich ein bisschen wie im Gefängnis, währen Becca alles ganz locker wegsteckte. Becca war so eine Bitch!
Jedenfalls war eine Frau namens Stephanie, die eigentlich eine gute Freundin von Shel war, beim Klauen erwischt worden. Sie hatte sich Nahrung und Medizin eingepackt und wollte die Tankstelle verlassen. Vermutlich hatte sie auch keine Zukunft mehr dort gesehen, aber sie hatte offenbar so viel Zeug eingepackt, dass die Gruppe echte Probleme gehabt hätte, wenn ihr die Flucht gelungen wäre. Von Shel wurde nun verlangt, Stephanie zu töten. o.o Sie war ja immerhin auch so ein bisschen Schuld daran gewesen, dass die überhaupt angegriffen worden waren und musste das nun quasi wieder gut machen. Es wurde niemand mehr verschont.
Es gab nun die Möglichkeit, einfach mit Becca abzuhauen oder Stephanie eben wirklich zu erschießen. Becca wollte nicht weg und fand die Sache mit dem Töten auch überhaupt nicht schlimm. Ich sags ja, so eine Bitch! Ich entschied mich dann auch tatsächlich für das Erschießen, weil mir eine Flucht echt gefährlich erschien. Es gab keinen Platz, wo man hin konnte und dann würden uns vermutlich auch noch die Kerle aus der eigenen Gruppe jagen. Ich war aber froh, dass dann nicht mehr gezeigt wurde, wie Shel Stephanie tötet - so konnte ich etwas leichter mit der Entscheidung leben. ;D
Insgesamt war Shels Geschichte auf jeden Fall die beste. Sie war für mich durchgehend interessant und hatte wahrscheinlich auch die spannendste Entscheidung am Ende. Außerdem war Shel einfach unglaublich sympathisch, ich mochte sie von allen Charakteren in 400 Days mit Abstand am liebsten. Dafür mochte ich Becca aber wohl mit am wenigsten.
Tag 400: Aus irgendeinem Grund hatten alle fünf Charaktere auf einer Pinnwand vor der Tankstelle ihre Fotos aufgehängt. Für mich passte das überhaupt nicht ins Geschehen - eigentlich hofften die alle, durch die Bilder von irgendjemandem gefunden oder gerettet zu werden, aber am Ende nahmen einige das Angebot dann nicht an. o.O Eine Frau namens Tavia suchte nämlich genau deshalb die kleine Gruppe auf, die sich irgendwie noch Off-Screen begegnet war. Also Vince, Wyatt, Russell, Bonnie und Shel (...und Becca <__<) hatten sich irgendwie getroffen und waren zusammen geblieben. Sie hatten irgendwo am Land ein kleines Lager. Jedenfalls bot Tavia ihnen an, sie an einen Ort mitzunehmen, wo alles besser war. Es gab genug zu Essen, Medizin und eine ordentliche Gemeinschaft. Tavia suchte überall nach Überlebenden, um ihnen endlich eine sichere Zuflucht zu bieten. Es war schon verständlich, dass das auch Misstrauen auslöste - es war über ein Jahr vergangen, ohne dass es irgendwelche Anzeichen von Hoffnung für die Zombieapokalypse gab! Aber wie gesagt, wenn die ihre Fotos sichtbar für jeden Trottel aufhängen, dann mussten sie doch schon irgendwie sowas erwarten.
Aber egal, bei mir wollten am Ende Vince, Wyatt und Bonnie mit Tavia mitkommen. Na toll, ausgerechnet Shel war nicht dabei. Das war dann aber auch schon alles, was es in "400 Days" zu sehen gab - mit diesem letzten Aufeinandertreffen war die Sache zu Ende.
Es wurde zwar noch angedeutet, was den Charakteren so passiert war - zum Beispiel hatte Leland Bonnie doch noch irgendwo zurückgelassen -, aber wirklich beantwortet wurden die interessanteren Fragen nicht. Und das bleibt wohl größtenteils auch so, weil es in Season 2 ja wieder um andere Dinge gehen wird.
Nun, allgemein konnte der DLC natürlich überhaupt nicht mit dem Hauptspiel mithalten, aber das hatte ich auch nicht erwartet. Teilweise war es schon ganz nett und sicher keine vergeudete Zeit. Vor allem ein paar kleine Details, wie die Überschneidungen mit Carley und Vernon, fand ich schön, auch wenn ich einige vermutlich verpasst habe. Ich weiß ja nicht mal, welche Bedeutung die Tankstelle für drei der fünf Charaktere hatte. xD
Ein Muss für TWD-Fans ist "400 Days" aber nun auch nicht, weil es einfach ein viel zu kurzer Ausschnitt eines Spielprinzips ist, das auf aufbauenden Emotionen beruht. Sowas lässt sich nicht innerhalb von 15 Minuten herstellen, weshalb die meisten Charaktere und Geschichten einen eher unberührt lassen.
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