Falls sich jemand erinnert, ich habe bei der "30 Days of Gaming" Challenge letztes Jahr April Ryan als meinen Lieblingscharakter überhaupt genannt. Bei jemandem, den man in einem Spiel so gern hat ist die Gefahr natürlich groß, dass sich genau die Person in einem Sequel nicht zur Zufriedenheit des Spielers entwickelt hat. Und ungefähr das ist passiert, als Zoe auf April getroffen ist.
Erste schockierende Entdeckung: April war nicht unfreiwillig in Arcadia gefangen. O__O Zumindest schien ihr Problem nicht vorrangig an ihrer Fähigkeit zu reisen zu liegen, sie wollte überhaupt nicht wieder zurück nach Stark. Dass sie keinen Grund sah, in ihre alte Heimat zu gehen, wurde wirklich mehr als deutlich. Zwar fragte sie, wie es Charlie und Emma ging, aber ansonsten hatte sie kein Interesse an Stark. Es war nun Zoes Welt und sie wollte nichts mehr davon wissen. Und irgendetwas oder jemanden retten wollte April schon gar nicht. Das wiederum verstand ich ganz gut nach dem Ende in "The Longest Journey" - dort hatte sie immerhin alles riskiert, nur um dann gar nicht der erlösende Wächter zu werden. Aber was passierte danach? Ich hatte nicht das Gefühl, dass die April aus dem Ending so verbittert gewesen war, nur weil ihre Aufgabe einen anderen Ausgang genommen hatte als gedacht. Und wo zum Teufel ist eigentlich der Rabe? ;__; Der muss ja irgendwo sein, immerhin war der auch immer noch bei April, als sie eine alte Frau war.
April wollte Zoe jedenfalls schon irgendwie helfen zurück nach Hause zu kommen, aber sonst auch nichts. Arcadia war jetzt ihre Welt, sie hatten hier ihre eigenen Probleme und alles andere zählte nicht. Was das kleine Mädchen mit "Rette April Ryan" gemeint hatte, blieb auch völlig im Verborgenen und interessierte besagte Person ebensowenig wie alles andere. So ein Mist.
Eine von Aprils neuen Kumpanen hypnotisierte Zoe dann jedenfalls, damit sie ihre Fähigkeit als Reisende einsetzen konnte. Statt dass aber ein Portal geöffnet wurde, verschwand unsere Protagonistin einfach und ließ sogar ihre Kleidung zurück. Das war ziemlich ungewöhnlich und den Zurückgebliebenen war klar, dass Zoe gar keine Reisende war. Aber was dann?
Ich dachte da schon, dass Zoe (und vielleicht auch andere, wie die Vorkommnisse im Victory Hotel andeuten) durch Träume nach Arcadia reisen kann. Das passte da total, weil sie in ohnmächtigem Zustand Stark verlassen hatte, im Prolog im Koma lag und bei Brian Westwood auch noch etwas von einem "Ungeträumten" erzählt wurde. Wie genau das zusammenhing wusste ich natürlich nicht, aber diese paar Stränge passten in dieses Schema.
Nachdem ich also die neue April mit ausreichendem Kopfschütteln verließ, wechselte die Szene zu irgendeinem Kerl in irgendeiner Kampfschule. Ah, der dritte steuerbare Charakter. Und, argh, schon wieder verkackte Kämpfe! Ich durfte diesmal mit dem Schwert kämpfen und stellte mich nicht ganz so behindert an wie sonst. Nach der "Action"-Einlage wurde dann auch schnell klar, dass unser dritter Protagonist offenbar zur Gegenseite gehört, also zu den Azadi. Die Kampfschule, in der wir uns befanden, schien sogar so etwas wie ein Zentrum von denen zu sein, da "die Sechs" (eine Art Rat) dort rumsaßen und Quatsch laberten. Sie schickten Kian, so der Name unseres neuen Charakters, auf eine wichtige Mission - er musste nach Marcuria reisen und den "Skorpion" umlegen, der anscheinend so etwas wie der Anführer der Rebellen war. Die Sechs sprachen auch von einem Propheten, der vorausgesagt hatte, der Tod des Skorpions würde das letzte Hindernis für den Erfolg der Azadi sein. Diese sind übrigens religiöse Fanatiker - falls es bis dahin noch niemandem aufgefallen war, wurde das hier sehr genau klargestellt. Sie glauben an eine weibliche Göttin, die Licht in die Welt bringen wird und sie von allem Schlechten reinigen wird. Also allen Ungläubigen. Unser lieber Kian findet das alles voll knorke und hat seine "heilige" Mission mit leidenschaftlicher Insbrunst angenommen. Das fand sogar sein Meister, der ihn trainiert hatte, bedenklich. Der Synchronsprecher von dem muss übrigens ein Skript mit Caps Lock Buchstaben gehabt haben, selbst beiläufige Sätze wurden da voll rausgebrüllt. "ICH WAR AUCH SCHON MAL IN DEN ÖSTLICHEN LÄNDERN, KIAN!!!!!" :D
Aber gut, es wurde also deutlich, dass der Glaube da ruhig angezweifelt werden konnte, aber Kian ein blinder Diener der Sechs war. Kay. Ich fand das jetzt nicht so interessant, hatte aber das ungute Gefühl, dass dieser Charakter die Kämpfe mit dem dämlichen Kampfsystem später nur so anziehen würde.
Kurz wechselte die Szenerie dann zu Zoe und ich freute mich unheimlich. Ich mag sie inzwischen wirklich schon sehr - wie ich schon mal sagte, sie ist schon so ein bisschen wie April damals. Jedenfalls erwachte sie im Fringe, wo Charlie ihr erzählte, dass sie die ganze Zeit geschlafen hatte. Zoe wiederum erzählte, dass sie April getroffen hatte und es sich absolut nicht wie ein Traum angefühlt hatte. Emma war schon abgereist, aber wäre ja auch zu einfach gewesen eine Verbündete zu haben, die unsere Geschichte gleich geglaubt hätte.
Zoe wollte dann wieder zurück nach Hause, weil es keine Anhaltspunkte oder sonstiges mehr gab, aber ihre Freundin Olivia rettete den Tag. Zumindest gab sie uns ein neues Ziel: Weitere Entschlüsselungen von Rezas Notebook hatten ergeben, dass er an einer Story mit einer japanischen Firma namens WATItech dran war. Die hatten ihr Hauptquartier in Hokkaido, und weil wir eh nichts Besseres zu tun hatten und offenbar echt einen Arsch voll Geld haben, war schnell ein Flug dorthin gebucht.
Wie immer, wenn es ans (innerweltliche) Reisen ging, wurde dann wieder der Protagonist gewechselt. Diesmal waren wir wieder bei April, die sich vornahm in den Turm der Azadi einzubrechen oder so. Das Spannendste daran war vermutlich, dass Brynn (der Typ, der Zoe zu ihnen gebracht hatte) ziemlich enttäuscht von April schien. Er hatte zwar vorgeschlagen Zoe abzumurksen, aber hey, Meinungen können sich ja ändern. ;D Auf jeden Fall verstand er nicht, warum sein großes Vorbild dem anderen Mädchen nicht helfen wollte und ich feuerte ihn dabei leise aus dem Hintergrund an. April erzählte irgendeinen Schwachsinn, dass sie sich bei ihrer letzten Reise geschworen hatte, nicht mehr nach Stark zurückzukehren. Also ich erinnere mich da nicht daran, aber bitte. ;0 Und sie meinte auch, selbst wenn sie wollte könnte sie nicht mehr zurück.
Gleich darauf konnte man auch sehen, dass Benrime den Rebellen in ihrem Inn offensichtlich Unterschlupf gewährte. Na super, dass sie uns erst zu der komischen Magda geschickt hat, obwohl April quasi nebenan war.
Auf jeden Fall galt es nachher, den Turm zu erklimmen, was nun nicht die schwierigste Aufgabe war (nochmal: die Rätsel in diesem Spiel sind wirklich arg dürftig gesäht), und April konnte zwei Leute belauschen. Eine Abgesandte der Göttin (oder sowas) und den mysteriösen Propheten. Uuuuh. Aus dem Gespräch wurde klar, dass es für ihn von dringlicher Wichtigkeit war, den Turm rechtzeitig fertigzustellen und dafür natürlich jedes Mittel recht war. Von Kians Reise war auch kurz die Rede, aber er war offensichtlich noch nicht eingetroffen.
Danach schwang sich April wieder runter vom Turm und musste dem Propheten folgen. Ich war ja auch ganz scharf darauf herauszufinden wer er war, aber ich hatte auch irgendwie kein gutes Gefühl dabei. Zum Glück musste ich dem nicht wirklich irgendwie nachschleichen (was ich dem Spiel durchaus zugetraut hätte) und der Typ verschwand der Einfachheit halber im Journeyman Inn. Als er dann dort im Keller durch ein Portal schritt - genau an der Stelle wo Zoe einige Zeit davor aufgetaucht war - sprang April beherzt nach. Und wir waren wieder in Stark. Also, Zoe und ich.
Die Fahrt nach Japan war vorbei und wir befanden uns auf Wati-Island, das die Firma WATIcorp extra besiedelt hatte, um mit ihrem fetten Gebäude Platz zu haben. Während ich mir ein Ticket fürs Museum dort errätselte, bekam ich auch noch ein paar Infos über die Organisation, die gerade ein ganze neues, heißes Projekt bewarb.
Nachdem ich dann vom Museum aus in das Firmengebäude einbrechen konnte, musste ich einen Kerl namens Damien Cavanaugh finden. Meine Güte, langsam gewinne ich den Eindruck, dass man in dem Spiel nichts anderes tut, als irgendwo einzubrechen. Und wenn man sich nicht aktiv irgendwo unautotisierten Zutritt verschafft, dann muss man nahe genug ran, um jemanden belauschen zu können. Ich glaube meine Einbrecher-Skills sind in den paar Stunden mit Dreamfall schon erheblich gestiegen. ;0
Damien, der ziemlich gut aussah und den ich Zoe gleich heimlich als Love Interest zuteilte, erzählte dann endlich, was es mit der ganzen Geschichte um Reza auf sich hatte. So waren diese seltsamen Blumen-Dinger, mit denen Leute in Schlaf versetzt werden, sogenannte "Dreamer". WATIcorp hatte die entwickelt und warb damit, dass man damit alles träumen konnte was man wollte und dies auch aktiv steuern durfte. Hörte sich an wie eine richtig coole, neue Unterhaltungstechnologie, aber in Wahrheit waren da ein paar Dinge nicht damit in Ordnung. Würde das Zeug normal funktionieren, hätte es ohnehin schon eine Art Hirnwäsche-Funktion, außerdem konnte man damit alle Nutzer überwachen und ausspionieren. Gleichzeitig hatte sich aber wohl auch irgendjemand in das System gehackt und einen Virus oder sowas verbreitet. Dies führte zur Stasis, also zu den Störungen im Netz. Es wäre natürlich ein Skandal, wenn bekannt werden würde, dass WATIcorp die Stasis verbreitete, weshalb alle Wissenden ohnehin schon mal aus dem Weg geräumt werden mussten. Aber die Stasis selbst forderte auch ihre Opfer und so war das Ganze einfach nur ein riesiger Haufen Scheiße.
Das heißt also, dass in Stark einerseits die Gefahr eines zweiten Kollaps lauert, während die Menschen auch noch um ihr Gedankengut fürchten müssen. Hat man ja auch bei den Testpersonen im Victory Hotel ziemlich gut gesehen. Die Punk-Zwillinge arbeiten übrigens auch bei WATIcorp.
Auf jeden Fall muss da aber auch eine Verbindung zu Arcadia bestehen - diese Träume spielen auch dort irgendeine Rolle, die mir noch nicht ganz klar ist. Aber Zoe reiste immerhin per Dreamer nach Arcadia, das alleine reicht ja schon als Hinweis.
Zoes Aufgabe war nun, irgendwas im Keller des Konzerns zu tun, während Damien sich weiter um den Computerkram kümmern wollte. Die Firma musste irgendwie gestoppt werden, auch wenn sich das wie eine Mammut-Aufgabe anhörte. Ich bin ja jetzt schon nervös.
Das Spiel gefällt mir aber nach wie vor sehr gut, eigentlich mag ich es sogar immer mehr. Zwar finde ich das Gameplay mit den wenigen Rätseln, der Steuerung und den bescheuerten Kampfeinlagen echt nicht gut, aber die Geschichte und die Welt trösten mich total darüber hinweg. Und das auch immer weniger aus Nostalgiegründen, sondern weil mir auch an den aktuellen Geschehnissen und Charakteren etwas liegt.
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