Montag, 22. Oktober 2012

Final Fantasy 6 - World in Ruin


Irgendwie quillt die Kategorie "Endings" hier langsam über an Berichten von Spielen, an denen ich seit Jahren dran bin und von denen ich vorher noch nie ein Wort verloren habe, bis ich es durchgespielt habe. Heute betrifft dies Final Fantasy 6, bei dem ich mich gar nicht mehr erinnere, wann ich es angefangen habe.
Ich weiß noch, dass es für mich das erste Mal war, dass ich ein Spiel auf Englisch gespielt habe, außerdem war es auch das erste Mal, dass ich etwas vor mir hatte, das grafisch unter FF7-Niveau war (wobei manche ja die Klötze dort bestimmt hässlicher finden, als die niedlichen Figuren in den Vorgängern). Ich muss zugeben, dass ich Anfangs Schwierigkeiten hatte, mich an diese beiden Dinge zu gewöhnen und ich nicht besonders schnell vorankam. Inzwischen hab ich mehr Spiele dieser Art gespielt, als ich an einer Hand abzählen könnte, aber damals war das wirklich eine kleine Hürde für mich. Da ich aber höchst ausdauernd bin und mich so schnell nichts so wirklich von einem RPG abbringen kann (tatsächlich habe ich in all den Jahren als Videospielerin nur zwei RPGs endgültig abgebrochen - "Jade Cocoon 2" und "Unlimited Saga") blieb ich am Ball und durfte schließlich in eine schöne Geschichte mit wundervollen Charakteren eintauchen.


Dazu muss gesagt werden, dass ich wahrscheinlich der einzige Mensch auf der Welt bin, der Terra Branford nicht leiden kann. Und mit nicht meine ich überhaupt nicht. Und damit meine ich wiederum, dass ich mir am Ende aufrichtig gewünscht habe, dass Terra gemeinsam mit der Magie einfach verschwindet.
Leos Begräbnis :'(
Klar, Terra hat eine interessante Geschichte, kann nichts für ihre Art, da sie vom Imperium ausgenutzt und kontrolliert wurde, aber mir sind die Gründe egal, warum sie mir auf den Sack geht - mich interessiert nur, dass es so ist. Ich hab in der World of Balance immer penibel darauf geachtet, sie nicht in die Party mit Locke zu stecken. ;0 Aber, das muss ich ihr zugestehen, ihre Szenen mit General Leo waren etwas, an das ich mich selbst nach Jahren des Nicht-Spielens noch erinnert habe. Natürlich wegen General Leo, der einer der tollsten NPCs überhaupt war. Seinen Tod hab ich nur schwer verkraftet.^^
Wie auch immer, die anderen Charaktere mochte ich eigentlich alle. Okay, Gau war mir auch suspekt und eher unbrauchbar für den Kampf und Umaro habe ich kein einziges Mal benutzt, aber ansonsten bin ich mit dem Cast durchaus zufrieden. Obwohl es so viele Charaktere gibt hat Squaresoft es irgendwie geschafft, allen Leben einzuhauchen und ihnen auch eine Hintergrundgeschichte zu geben. Am liebsten mochte ich mit Abstand Celes und Locke, aber auch Edgar, Sabin und Shadow waren echte Highlights. Relm mochte ich vor allem, weil sie so eine starke Magierin ist und da war mir dann relativ egal, was sie sonst für einen Stuss gelabert hat. Außerdem war an ihr immerhin interessant, dass Shadow ihr Vater ist. Ähm, war.

Wie auch immer, FF6 lebt von den Charakteren und von der Geschichte, und die Tatsache, dass der Bösewicht tatsächlich sein Ziel erreicht und die Welt verändert, ist eine der besten Wendungen, die ich bisher erlebt habe. Die World of Ruin hat mir so unglaublich viel Spaß gemacht, das glaubt man kaum. Es war spannend zu sehen, wie sich die Welt verändert hat und Kefka von seinem unberührbaren Turm die Menschen überall terrorisieren konnte. Es war toll, die anderen Charaktere zu suchen und entscheiden zu können, dass man Terra erst ganz am Ende holt und sie so fast die ganze zweite Spielhälfte nicht an der Backe haben musste. *hüstel*. ;D
Auf jeden Fall verging die Zeit im Spiel wie im Flug, gerade hatte ich erst Celes, Edgar, Sabin und Setzer eingesammelt und plötzlich war ich vor Kefkas Turm und bereit, ihm den Arsch zu versohlen.

Das schnelle Voranschreiten lag vor allem an dem berühmten Vanish/Doom-Bug (?), von dem ich absolut keine Ahnung hatte, bis ich Locke rekrutiert habe (ich weiß davon also seit ca. 3 Wochen). Falls das für jemanden nicht vertraut klingt: Der Zauber Vanish wird eigentlich auf die eigenen Charaktere gewirkt, die davon unsichtbar werden und von physischen Angriffen erst einmal nicht mehr getroffen werden können. Mit Magie kann man den Status wieder aufheben. Auf Gegner gewirkt, bewirkt der Zauber genau dasselbe, nur dass auf einen "gevanishten" Feind alle Zauber offenbar wirkungsvoll werden. Das heißt, der "Doom"-Zauber, der jemanden instant tötet und der unter normalen Umständen einfach niemals trifft (und zwar in keinem Rollenspiel, das ich bisher gespielt habe), wirkt plötzlich. Und zwar immer, ohne Ausnahme. Es gibt nun ein paar Bosse, die man nicht "vanishen" kann, wo das dann natürlich nicht funktioniert, aber dies betrifft meinen Nachforschungen nach nur ungefähr 7-10 Bossgegner (jetzt mal den Finalen Boss ausgeschlossen, dort klappt das Ganze natürlich auch nicht). Selbst im letzten Dungeon lassen sich zwei der drei legendären Statuen mit diesem Trick sofort besiegen.
Der komplette Endboss
Man kommt also damit einfach so durchs Spiel, ohne sich großartig anstrengen zu müssen. Ich persönlich habe Vanish/Doom zu genau einem Zweck benutzt: Leveln. Die Kämpfe, die man gegen Ende nur mehr fürs Grinden macht, werden so viel angenehmer, weil sie einfach schnell wieder vorbei sind.
Ansonsten würde ich dringend davon abraten, diese Zauber-Kombi zu benutzen, weil dem Spiel einfach so viel verloren geht, wenn man jeden Boss in einer Runde besiegt. Außerdem ist man dann bestimmt total ungeübt für die Kämpfe, in denen V/D nicht funktioniert und gegen Kefka und seine Vorformen braucht man Übung und Planung.

Für mich war es relativ einfach, muss ich zugeben. Ich war aber auch optimal vorbereitet, wusste was auf mich zukommt (also die Fähigkeiten der Bosse betreffend, gespoilert habe ich mich nicht) und hatte immerhin die Sidequests der World of Ruin erledigt, bei denen man viele, viele nützliche Items und Relikte bekommt.
Am Ende stand ich mit einer Relm da, die jede Runde doppelt Zaubern konnte und mit Cure 3, Flare und Pearl ausgerüstet war, und mit einer Celes, die Life 3, Haste 2 und ebenfalls Flare hatte. Die beiden gemeinsam hätten Shadow aus seinem Grab wiederbeleben können, wenn ich ihn auf dem Floating Continent sterben hätte lassen. ;) Für die Offensive war einerseits Sabin zuständig, der mit seinem stärksten Blitz angreifen konnte, andererseits hatte ich einen Edgar mit Genji Glove und Offering. Mit den beiden Relikten kann ein Charakter zwei Waffen halten und ganze 8 Mal den Gegner damit angreifen. Hat man dazu ein Atma, also Ultima-Schwert, macht man irre viel Schaden. Irre viel. Ich glaube Kefka war innerhalb von 4-5 Runden tot.
Aber mal von meinem Erfolg abgesehen fand ich vor allem die Präsentation des Endkampfes unglaublich beeindruckend. Vor allem die Musik hat all die Momente perfekt unterstrichen und am herausragendsten war auf jeden Fall, als man die unteren Formen des Endbosses vernichtet hatte und endlich Kefka selbst als Gott der Magie erschien. Ich glaube ich war noch nie von der Atmosphäre des letzten Kampfes so gepackt.
Das war rückblickend gesehen auch das Highlight am Ende, muss ich sagen. Das Ending selbst war gut, hatte einige tolle Stellen und war liebevoll gemacht. Trotzdem war ich irgendwie ein bisschen enttäuscht. Ich lese überall nur "eines der besten Endings der RPG-Geschichte" und kann mich dabei nur am Kopf kratzen. Wie gesagt, es ist gut, aber nicht überragend gut.

Der Großteil des Endes bezieht sich darauf, wie die Charaktere aus Kefkas Turm fliehen, der nach dem Tod seines Erschaffers in sich zusammenstürzen zu droht. Es war schon sehr cool gemacht, wie alle Charaktere nochmal namentlich erwähnt wurden (im "Starring"-Stil, also ála "Celes as.... Celes Chere."). Ein nettes Detail hierbei ist auch, dass der Abspann natürlich länger wird, wenn man mehr Charaktere in der World of Ruin eingesammelt hat, und ich hatte selbstverständlich alle. Ich frage mich, wie das alles ausgesehen hätte, wenn ich zum Beispiel Terra einfach in Moblitz gelassen hätte. Sie führte die Flucht nämlich eigentlich an.^^
Wie auch immer, alle dieser kurzen Episoden waren nett gemacht, die meisten aber nun keine einschneidenden Erlebnisse. Faszinierend hierbei war nur, dass die Entwickler es so unglaublich gut schaffen, den Figuren Leben einzuhauchen, obwohl es nur diese kleinen, pixeligen Dinger sind. Selbst ungesprochenen Emotionen können problemlos erkannt und gefühlsmäßig verarbeitet werden - soll heißen, dass die Ausdrücke auch ankommen und man mit den Charakteren lachen oder weinen kann.
Zwei der Episoden waren dann aber auch für mich essentiell und unglaublich wichtig. Zum einen die von Celes und Locke, die gemeinsam im Abspann behandelt wurden, was mir besonders gefiel. Celes verlor auf der Flucht die Bandana, die sie am Anfang der World of Ruin von Locke gefunden hatte (wobei das eigentlich nur passiert, wenn man Cid auf dieser Insel nicht retten kann und in meiner Regenbogen-Version der Geschichte wurde der natürlich gerettet - meine Celes sollte also eigentlich keine Bandana haben. Aber wen interessiert schon Logik, wenn sie zu Gunsten der Romantik aufgehoben wird?). Obwohl die Wege am Einstürzen waren wollte sie das Teil einfach nicht zurücklassen und stürzte fast in einen Abgrund. Locke eilte zu ihrer Rettung heran und sagte: "I'll not let go. I promise!" Und dieses Versprechen soll gefälligst auch für den Rest ihres Lebens erhalten bleiben, verdammt. Ich fand die Szene schön, aber ich finde, die beiden hätten ruhig auch ein bisschen rumknutschen können. ;D Ich weiß, dass die beiden als Pairing von FF6 anerkannt sind, aber ich hätte so gerne mehr davon gesehen! Leider erfährt man im Spiel aber nicht, was nach der Flucht aus Kefkas Turm mit den Charakteren passiert, und das ist das, was mir am Ending eben am meisten gefehlt hat. Aber gut, ich begnüge mich eben mit dieser einen romantischen Szene, denn schön war sie ja trotzdem.
Sammelt man Locke übrigens in der World of Ruin nicht ein, läuft das Ende von Celes ziemlich ähnlich ab - sie wird nur von Setzer gerettet. Ich weiß nicht, ob auch das Zitat dasselbe ist, aber das fände ich dann schon ein bisschen daneben.

Die zweite Episode, die eigentlich die sein wird, die mir am meisten im Gedächtnis bleibt, ist die von Shadow. Ich hatte ihn in der World of Balance natürlich gerettet - also am Floating Continent gewartet, bis er auch gerade noch in unser Luftschiff springen konnte. Ich dachte irgendwie, damit wäre die Sache gegessen, aber nein~
Der Kerl schickte Interceptor weg (Interceptor tat mir so unendlich leid! Der treue, kleine Hund war immer so toll ;__;) und blieb einfach in Kefkas Turm. Und das heißt unweigerlich, dass er mit diesem Tower untergegangen ist, was auch seine Absicht war. Shadow wollte nach erfüllter Pflicht sterben, wahrscheinlich weil er durch die Rettung der Welt ein wenig seine "Schulden" beglichen hatte und nun endlich aufhören konnte vor der Vergangenheit wegzulaufen. Besonders traurig finde ich dabei, dass Shadow der Vater von Relm war und sie einfach niemals davon erfahren wird. Er hingegen wusste es wohl irgendwann und trotz allem, obwohl er schlussendlich doch noch ein Held war und jemanden aus seiner Familie um sich hatte, starb er am Ende alleine. Das finde ich unheimlich traurig und deprimierend.

Nach der ganzen Fluchtepisoden war dann (fast) die gesamte Truppe auf dem Flugschiff zu sehen und da spielten sich noch ein paar niedliche, wortlose Szenen ab. Zum Beispiel war es unglaublich witzig, als Edgar sich an Celes ranmachen wollte und sie, als er wegsah, einfach zu Locke ging und stattdessen Relm dann angeflirtet wurde - die das als Kind natürlich äußerst unpassend fand. Und das alles passierte ohne Worte und trotzdem konnte man die komplette Szene verstehen. Sowas finde ich wirklich beeindruckend.
Ansonsten konnte man noch sehen, wie einzelne Städte wieder aufgebaut wurden und die komische Ische in Moblitz ihr Kind bekam, was mich wirklich unglaublich interessierte. o.ô Leider war das aber für Terra ja wichtig und weil sie dort eine Aufgabe hatte und Menschen die sie liebte, blieb ihre menschliche Seite am Leben, während ihre magische, wie alle Esper und Magie, verschwand. Wie lame.
Und das wars dann eigentlich auch schon. Dadurch, dass ich den Playstation-Port gespielt habe, kam ich noch in den Genuss, eine FMV-Sequenz zu sehen, die auch wirklich toll war (mit der "Aria di Mezzo Carattere" als Hintergrundmusik *__*), aber nicht besonders aussagekräftig. War noch ein schöner Zusatz, aber ich wollte doch noch viel mehr wissen! ;__; Ich verstehe, dass man das Ending hier toll findet, aber nicht, wie man es als eines der besten der RPG-Geschichte beschreiben kann. Ich kann auf Anhieb zwei nennen, die mir deutlich mehr gefallen haben ("Final Fantasy 9" und "Baten Kaitos") und ich habe bei Gott bisher nicht viele RPGs auch bis zum Ende gespielt. Aber gut, Geschmack ist ja zum Glück subjektiv, auch wenn ich mir relativ sicher bin, dass meine Meinung hier eine eher unüblichere ist, zumindest unter den Leuten, denen FF6 auch wirklich gefallen hat.


Insgesamt gesehen würde ich trotzdem sagen, dass Final Fantasy 6 ein unglaublich gutes Spiel ist, vor allem für das Alter (und auf jeden Fall eines der besten FFs!). Es hat Humor, der aber niemals unpassend wirkt in einer unglaublich düsteren, von Unglücken geplagten Welt. Die Charaktere sind liebenswert obwohl alle von ihnen ihre Lasten tragen und jeder ein einzigartiges Schicksal erlebt hat. Mir gefällt besonders, dass vieles komplett optional ist und man unterschiedliche Wege bestreiten kann. Wenn ich Cid sterben lasse, versucht Celes Selbstmord zu verüben und wird nur durch Lockes Bandana wieder lebensfroher, aber wenn er lebt gibt er ihr ein Floß, um die restliche Welt zu besuchen. Wenn ich mit Shadow in keinem Inn übernachte erfahre ich nie, dass er Relms Vater ist und warum er eigentlich den Freitod wählt. Wenn ich die Welt nicht von selbst erforsche wird mir nie klar, warum Gau im Veldt lebt und dass seine Familie ihn niemals wollte.
All das sind teilweise Kleinigkeiten, die das Spiel unglaublich lebendig machen und die in einem die Lust aufs Entdecken mecken. Weil es einfach an jeder Ecke auch etwas gibt, das den Charakteren und der Welt Tiefe verleiht.
Man muss nur irgendwie darüber hinwegsehen können, dass das Kampfsystem nicht besonders herausfordernd ist, aber ansonsten würde mir nichts einfallen, warum man Final Fantasy 6 nicht gespielt haben sollte. Do it!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen