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Dienstag, 3. Dezember 2024
No Case Should Remain Unsolved
No Case Should Remain Unsolved ist ein kleines Indie-Game, das hauptsächlich textbasiert funktioniert. Die stimmungsvollen Bilder in monochromer Pixeloptik kommen hauptsächlich im Intro und am Ende zur Geltung, und sind sonst nur auf unterstützenden Bildern zu jedem Dialogsegment zu finden. Stören tut das bei dem Spielprinzip jedoch gar nicht, es ist diesem sogar eher zuträglich. Zu viel visuelle Ablenkung würde die Konzentration stören, die man ohne Frage für das Lösen des Rätsels benötigt.
Grundsätzlich geht es darum, dass eine pensionierte Polizistin in ihrer Laufbahn nur genau einen ungelösten Fall offen lassen musste. Sie ist nun alt und wird noch immer von einem schlechten Gewissen geplagt, hat aber Probleme, sich überhaupt an Dinge und Zusammenhänge davon zu erinnern. Mit Hilfe einer zweiten Person, deren Identität lange offen bleibt, versucht die Polizistin doch noch irgendwie auf die Lösung des Falls zu kommen – oder wenigstens den Grund, warum sie ihn damals nicht aufklären konnte. Es geht dabei um das Verschwinden eines kleinen Mädchens, und zu Beginn bekommt man einige Personen bzw. Zeugen vorgesetzt, und jeweils eine Aussage von ihnen. Diese sind jedoch nicht chronologisch, also scheinen von komplett unterschiedlichen Zeitpunkten der Ermittlung zu stammen, und sind auch oft nicht einmal der korrekten Person zugeordnet. Man bekommt noch ein paar Fragen, die man als Polizistin damals gestellt hat, zur Auswahl, um immer mehr Dialoge zu sammeln und verbringt dann den Hauptteil der Spielzeit damit, diese (unter anderem mit Hilfe markierter Stichworte) korrekt zu- und anzuordnen. Es werden damit auch weitere beteiligte Personen freigeschalten und für Schlüsselinformationen muss man schon eine bestimmte Erfolgsquote vorweisen, um an diese heranzukommen. Ich war eigentlich beeindruckt, wie gut das funktioniert. Ich stelle es mir sehr schwierig vor, so ein großes Gewirr an unterschiedlichen Aussagen und Informationen sinnvoll herauszugeben, sodass eine zufällige Person (der Spieler) trotzdem darauf kommen kann, das gesamte Mysterium zu lösen - und das Ganze auch noch interessant zu gestalten. Für mich war es auf jeden Fall genau nach meinem Geschmack. Ich musste mitdenken und Zusammenhänge erkennen, und es war für mich irgendwie auch genau die richtige Schwierigkeit – ich bin stetig vorangekommen, habe aber erst ganz am Ende verstanden, was wirklich genau passiert ist. Vielleicht lag das aber auch viel an den koreanischen Namen der Personen, die ich mir oft einfach nicht merken konnte.^^“ Wenn man diese nicht ganz so gewohnt ist, muss man wohl doppelt so gut aufpassen. Und da die Auflösung an sich auch viel mit einem Namen zu tun hatte, lag es vielleicht auch mit an mir selbst, dass ich nicht so schnell darauf gekommen bin. Also, für mich war es so ja perfekt, aber die Schwierigkeit an sich kann ich vielleicht gar nicht so objektiv beurteilen.
Apropos Auflösung: Ich möchte jetzt hier nichts spoilern, aber sie ist wirklich gut gelungen. Nicht nur der Fall um das verschwundene Mädchen wird sinnvoll aufgeklärt, es gibt auch befriedigende Erklärungen dafür, warum die alte Polizistin solche Erinnerungslücken hat, und warum genau jetzt sie jemand aufsucht, um wieder über die ganze Sache zu sprechen. Und es gibt eine gute Antwort darauf, warum der Fall eben ungelöst blieb. Es gibt zwei Enden, die aber parallel existieren. Also sie sind kein entweder/oder im klassischen Sinn – jeder Abschluss hat eine eigene kleine Auflösung, die aber voneinander relativ unabhängig sind. Hauptsächlich dreht es sich um die wahren Identitäten der beiden Personen vom Anfang, und diese sind in beiden Varianten des Endes natürlich trotzdem gleichbleibend. Das mochte ich schon sehr, und alles hat sich damit nochmals so richtig logisch ineinander gefügt.
Insgesamt wurde hier ja ein bereits von vornherein dramatisches Thema behandelt, und selbst während man konzentriert die vielen Textzeilen liest und versucht sie zuzuordnen, schwingt immer eine gewisse Melancholie mit. Unterstützt wird dies natürlich von der Grafik und der Musik, die beide passend aber einfach gehalten sind. Am Ende gibt es logischerweise den emotionalen Höhepunkt, und auch das würde ich als sehr gelungene Dramaturgie im Allgemeinen bewerten. Ich war berührt und wurde mit einem bittersüßen Gefühl zurückgelassen – und mit dem Gedanken, dass sich dieses kurze Erlebnis wirklich gelohnt hat. No Case Should Remain Unsolved mag keine lebensverändernden Eindrücke hinterlassen, aber es ist ein gut gelungenes, gefühlvolles, kleines Spiel für zwischendurch. War auch ein perfekter Happen für das Ende des Jahres.
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