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Sonntag, 11. März 2018
Blackwell Unbound [Blackwell Year #2]
In Blackwell Unbound wird man nach dem Auftakt der Serie erst mal in die Vergangenheit zurück versetzt. Rosangela ist noch gar nicht auf der Welt und Joey ist an ihre Tante Lauren gebunden. Die beiden sind schon voll im "Business" - man spielt die zwei also zu einer Zeit, wo die ganze Geister-Sache bereits selbstverständlich ist und man bekommt ein Gefühl dafür, wie der Alltag so eines Mediums eigentlich aussieht. Und der ist nicht so rosig, um es gleich mal vorweg zu nehmen.
Für mich war diese Episode schon von vornherein sehr interessant, weil ich die ganze Lauren-Sache ja ohnehin im ersten Teil am spannensten fand. Während dem Spielen hat sich dann herausgestellt, dass die Reihe dadurch dramaturgisch für mich persönlich viel gewinnt. Auch wenn ich den dritten und die folgenden Teile noch nicht kenne, ist es schon mal ziemlich cool den Alltag zu sehen, der Rosangela vielleicht noch bevorsteht. Man konnte sich davor ja nicht so wirklich greifbar vorstellen, wie man als Medium so leben muss, und nun kann man sich angemessen Sorgen machen. ;D Und natürlich entsteht auch eine gewisse Bindung zu Lauren, die in allen Belangen eigentlich nur deprimierend ist, und damit gleichzeitig auch zu Joey, mit dem man zukünftig ja doch noch ein wenig mehr Zeit verbringen wird. Ich fand Blackwell Unbound jedenfalls richtig gut, auch wenn es leider wieder extrem kurz war.
Grundsätzlich dienen die beiden Fälle, die es hier zu lösen gilt, wieder hauptsächlich dazu, die Geschichte "hinter allem" rüberzubringen. Lauren ist emotional völlig abgestumpft, gestresst, raucht wie ein Schlot, hat sich von allen abgeschottet und führt einfach ein tristes Leben. Ihr Tag besteht daraus, die Zeitung nach Berichten zu durchforsten und zu überprüfen, ob es sich bei einigen der Geschehnisse um Übernatürliches handelt. Joey ist stets an ihrer Seite, aber das Verhältnis der beiden ist natürlich nicht ganz einfach - so wie es nun mal sein muss wenn man realisiert, dass man bis ans Lebensende niemals ohne den anderen sein kann und wahrscheinlich niemals ein anderes Leben führen kann. Ich mochte Lauren wirklich sehr gerne und das gesamte Spiel hatte dadurch einen noch deprimierenden Unterton als ohnehin schon. Die Entwickler haben das zwar sicher auch beabsichtigt, aber irgendwie auch nur subtil - es wird hauptsächlich angedeutet und drumherum geredet. Das hauptsächliche Mitgefühl entsteht wahrscheinlich eher durch Empathie beim Spieler. Also man sollte hier einfach kein trauriges Spiel erwarten, weil es das nicht ist, sondern das meiste im eigenen Kopf passiert. Wie eben der Gedanke daran, dass Lauren nicht nur abgestumpft war, sondern dann eben auch ein wirklich bitteres Ende fand. Oder wie die Vermutung, dass Joey sie auf irgendeine Art und Weise geliebt hat. Das dachte ich schon im ersten Teil, wollte das aber erst mal nicht weiter ausführen bevor ich Unbound gespielt hatte. Jetzt hat sich dieser Verdacht vielleicht etwas verfestigt, und das macht die ganze Sache emotional natürlich noch etwas schwerer.
Genauso wie die Antagonistin, die diesmal beide (bzw. alle drei) Geschichten verbindet - sie ist nicht nur Schuld am Tod der zu erlösenden Geister, sondern birgt auch einige Geheimnisse über das Dasein als Medium. Die "Countess", wie sie sich nennt, hatte anscheinend auch mal einen Spirit Guide, der ihr aber irgendwie entflohen ist, und dann wurde sie völlig verrückt. Das zeigt also, dass ein Medium ohne den Geist auch kein normales Leben mehr führen kann, und so ist Lauren gefangen zwischen der inzwischen sehr belastenden Aufgabe und der Angst, dass sie auch so enden könnte wenn Joey sie verlässt. Also es ist einfach eine Lose-Lose Situation für sie, in jeglicher Hinsicht.
Und mir hat die Countess am Ende auch echt leid getan.
Das war also alles ziemlich gut, auch wenn es weniger an der Präsentation lag als an der Tatsache, dass ich irgendwie richtig "drinnen" bin in dieser Geschichte.
Ansonsten haben sich ein paar Kleinigkeiten im Vergleich zum Vorgänger verbessert, wie das Inventar, bei dem sich nun Items endlich auch mit der Umgebung kombinieren lassen. Man kann außerdem zwischen Lauren und Joey switschen und so scheinbar unüberbrückbare Wände umgehen (bzw. halt einfach durchschweben :D). Auch die beiden Geschichten der Geister, die man erlösen musste, haben mir etwas besser gefallen als die der Mädchen im Vorgänger - zumindest der eine, wo es um einen Jazz-Musiker ging, weil ich einfach ein Faible für Musik habe. Die Rätsel fielen mir diesmal auch etwas leichter, weil für mich die Verbindungen etwas logischer und klarer waren, und ich nicht mehr immer alles durchklicken musste. Die Menge der Hinweise hat sich aber trotz zwei unterschiedlicher Fälle jetzt nicht wirklich erhöht.^^"
Daür gab es keine Charakterportraits, was mir aber nicht mal wirklich aufgefallen ist. xD Die Musik würde ich wieder ungefähr gleich einstufen wie im ersten Teil - mit ein paar wirklich guten Stücken und ansonsten einfach unauffälligen, passenden Untermalungen. Oh, und die Synchonsprecher liefern weiterhin ganz vorzügliche Arbeit ab.
Also im Endeffekt gibt es eigentlich nicht wirklich etwas, das ich als schlechter als im ersten Teil einstufen würde. Dafür haben ein paar Dinge richtig meinen Nerv getroffen und lassen mich mit großer Vorfreude auf Teil 3 zurück. Ich würde zwar lieber mit Lauren weitermachen, um sie doch noch irgendwie glücklich sehen zu können, aber genau das macht ja auch irgendwie die Faszination für mich aus - dass eben selbst ein leicht positiv gestimmtes Ende in diesem Teil einfach keine Hoffnung bringt, weil Lauren nun mal so gestorben ist, wie sie das ist. Und nun liegt es an Rosangela, nicht dasselbe nochmal geschehen zu lassen und vielleicht sogar Joey endlich das zu bringen, was ihn schlussendlich erlösen kann. ...?
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