Samstag, 11. April 2020

The Book of Unwritten Tales & Die Vieh Chroniken

Ich habe echt noch einen Arsch voll Point & Click Adventures in meinem Backlog, weil ich mir irgendwie einbilde auf das Genre zu stehen, ich gleichzeitig aber eigentlich echt selten Lust darauf habe. Ich bin auch irgendwie meist zu dumm für das alles, mag aber halt einfach schöne Welten und schöne Geschichten. Bei The Book of Unwritten Tales hat mich damals vor allem die extrem hübsche Special Edition angesprochen, die ich auch von meinem damaligen Freund dann geschenkt bekommen habe, war mir aber nach all den Jahren (und mehr Bewusstsein für meinen Geschmack) nicht mehr so sicher, ob mich das Spiel selbst begeistern können würde. Immerhin sollte es humoristisch sein, was für mich bei Adventures ohnehin immer so ein fragwürdiger Punkt ist (wie gesagt, ich mag vor allem schöne Welten und Geschichten, nicht unbedingt lustige), und es sah grafisch irgendwie auch alles ein wenig seltsam aus.
Aber ich wurde richtig überrascht und war dann doch so angetan, dass ich gleich das Prequel auch gespielt habe - und wenn ich gekonnt hätte, hätte ich wohl Teil 2 auch noch angefangen, aber den habe ich nicht und der ist mir gerade etwas zu teuer.
Wie auch immer, zwei Adventures wurden beendet, und zumindest eines davon hat mich mal wieder darin bestätigt, dass ich doch etwas mit dem Genre anfangen kann.


Grundsätzlich geht es im ersten Teil darum, ein sehr mächtiges Artefakt zu finden und zu einem Erzmagier zu bringen, damit es den bösen Mächten nicht in die Hände fällt. Zum zufälligen Handkuss kommen hierbei eine Elfenprinzessin, ein naiver Gnom, ein schneidiger Abenteurer und ein lila Ding, das von allen nur "Vieh" genannt wird.
Zu Beginn weiß man erst nur von der Ivo der Elfe und Wilbur dem Gnom, die beide eigene Parts im doch recht langen Adventure bekommen, bevor sie aufeinander treffen. Das hilft sehr, die Charaktere kennenzulernen und ihren Weg nachvollziehbar zu machen. Vor allem Wilbur ist ein echt süßer Fratz, den man sehr schnell lieb gewinnt. Später gesellen sich noch Kapitän Nate und sein Vieh dazu, was die Runde komplett macht. Die Protagonisten ergänzen sich einfach extrem gut, Ivo ist schlau und athletisch, Wilbur klein und hilfsbereit, und Nate ist stark und... äh... verschlagen? Die Rätsel sind alle so aufgebaut, dass nur bestimmte Charaktere bestimmte Sachen machen können, was ein zweischneidiges Schwert ist. Einerseits ist das alles gut durchdacht, kreativ und macht irgendwie Spaß, gleichzeitig ist es aber natürlich auch anstrengend, dauernd zwischen den Charakteren wechseln zu müssen. Vor allem weil die sich immer in eine vorgegebene Ecke stellen, bevor man jemand anderen steuern kann. Ich mochte immer die Parts am meisten, wo ich mit jemandem alleine unterwegs war. Die Rätsel erschienen mir nämlich immer sehr logisch, und ich wusste nur selten nicht weiter so lange ich nur einen Charakter hatte. Die Schwierigkeit war für mich mit mehreren zwar immer noch durchaus machbar, aber hat mich definitiv mehr gestresst. Mein Lieblingspart war auf jeden Fall als ich mit Nate alleine einen Weg suchen musste, um Wilbur vor den Orcs zu retten und Ivo und das Vieh aus dem Turm der Feinde zu befreien - dieser Part könnte ein eigenes Adventure im Adventure sein, mit magischen Rüstungsteilen zum Sammeln und mehreren Quests zu lösen. Daher wurde Nate auch mit Abstand mein liebster Charakter, aber ich muss sagen, dass ich zu jedem irgendwo einen Bezug entwickelt habe. Dafür, dass es ein humoristisches Adventure ist, ist das schon eine ziemliche Leistung. Den Humor fand ich übrigens auch gut und musste sogar ein paar Mal echt lachen - und schmunzeln eigentlich sehr oft.
Ansonsten kann ich noch sagen, dass es neben den Rästeln hin und wieder auch kleine Minispiele gibt, die aber sogar mir irgendwie Spaß gemacht haben - oder zumindest nicht zu nervig waren.
Ich habe übrigens auf Deutsch gespielt, und die Stimmen waren eigentlich alle sehr gut. Ich hoffe, die behalten die Synchronsprecher im zweiten Teil bei, in den Vieh Chroniken waren es jedenfalls dieselben. Hat mir gefallen!

Also: Trotz der verhältnismäßig langen Spieldauer für ein Adventure (tendenziell über 10 Stunden) strapaziert The Book of Unwritten Tales seine Zeit nicht über. Es nimmt sich auf angenehme Art und Weise Zeit, die (nicht ultraspannende) Geschichte ins Rollen zu bringen und Protagonisten ins Rampenlicht zu stellen, sodass einem wirklich etwas daran liegt, was so passiert. Und das, obwohl die Geschichte eben keine besonders ernsthafte ist.
Das einzige, was ich kritisieren möchte sind manche Wartezeiten. Die Charaktere können sich nur gehend fortbewegen und nicht rennen, und leider klappt auch der schnelle Screenwechsel per Doppelklick nicht immer. Muss beispielsweise ein Mechanismus betätigt werden, um eine Art Lift hinunter zu fahren, wird diese Animation immer abgespielt, statt dass man bei einem Doppelklick gleich zum nächsten Schauplatz kommt. Die Charaktere haben auch Warte-Animationen, wenn man mal eine kurze Weile nichts macht, die erst fertig abgespielt wird bevor auf einen Klick reagiert wird. Naja, und ein bisschen altbacken ist die Grafik natürlich auch.
Das sind aber alles Punkte, die mich kaum gestört haben und der Freude eigentlich keinen Abbruch taten. Wer also Adventures mag, vor allem lustige, und dieses hier noch nicht kennt, sollte ruhig mal reinschauen. Eventuell ist The Book of Unwritten Tales aber etwas zu einfach für Veteranen - für mich Dummerchen war es halt echt angenehm mit den Rätseln. :D



Im Prequel zu The Book of Unwritten Tales geht es darum, wie sich das Vieh und Nate kennengelernt haben. Klingt eigentlich perfekt für mich, immerhin konnte ich die Vorgeschichte meines Lieblingscharakters spielen, der genau so ein charmanter Filou ist wie im ersten Spiel. Dieser Teil hat immerhin dazu beigetragen, dass ich nun auch einen besseren Bezug zum Vieh bekommen konnte, aber ansonsten waren Die Vieh Chroniken in jeder Hinsicht das schlechtere Spiel. Teilweise war es immer noch witzig, schlug aber auch schon öfter mal ins Alberne um. Und die Rätsel waren diesmal manchmal auch richtig bescheuert und unintuitiv. Man sieht zum Glück immer welche Items sich kombinieren lassen (auch wenn das nicht immer zu einem Ergebnis führt) und kann sich daran orientieren, aber warum man etwas machen sollte war mir oft überhaupt nicht klar. Und manchmal musste man Konstruktionen aus mehreren Gegenständen bauen, wo die Reihenfolge stimmen musste, aber trotzdem nicht zu erkennen war, was daraus und warum werden sollte. Für mich war also oft nicht zu erkennen, was eigentlich mein Ziel sein sollte, und dann habe ich halt wild herumgeklickt mit allem was ich hatte - manchmal half das, manchmal musste ich wieder die Lösung konsultieren. Und ich habe nicht mal den hier verfügbaren "Schweren" Modus gespielt. Wegen der Schwierigkeit war es hier auch ein wenig nerviger, zwei Charaktere zu steuern als noch im Vorgänger, weil viel schwieriger zu durchschauen war, bei wem welches eingesammelte Item jetzt richtig war. Und die Animation, wenn man dem anderen einen Gegenstand gibt, hat mir fast zu lange gedauert. Aber hey, wenigstens war es diesmal möglich zu rennen statt zu laufen, auch wenn das in den räumlich recht kleinen Arealen kaum einen Unterschied machte.
Immerhin konnte man aber ein paar alte Charaktere wieder treffen und eine Verbindung dazu herstellen, wie Ivo und Wilbur später auf Nate und das Vieh treffen. Wie zwischen den Letzteren beiden schließlich eine Freundschaft entstand, ist auch sehr nachvollziehbar und nett erzählt, und ich mag das Vieh jetzt eben definitiv lieber als noch im Vorgänger (wo ich es einfach größtenteils ignorieren konnte).
Insgesamt bin ich also schon froh, Die Vieh Chroniken auch gespielt zu haben. Aber wirklich gut war dieses Adventure jetzt nicht, und ich hoffe The Book of Unwritten Tales 2 ist wieder ein bisschen weniger albern und weniger schwierig. ^^

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