Intelligenterweise forschte ich erst nach dem
Kauf im Internet nach und sah dann gleich mal, dass Nancy Drew eine
recht weitläufige "Marke" ist. Ursprünglich als Buchreihe konzipiert,
existieren neben sehr vielen weiteren Adventures auch
noch Serien und Filme. Und alles sah danach aus, als wäre das
ganze Franchise für eine junge Zielgruppe. Als ich dann allerdings mit
„Curse of Blackmoor Manor“ loslegte wurde mir schnell klar, dass zumindest dieses
Spiel unmöglich für Kinder konzipiert sein
konnte – oder mein Verstand befindet sich weit unter dem Niveau eines
kleinen Mädchens. O.o
Nancy Drew, eine 15-jährige Detektivin, wird in „Curse of Blackmoor Manor“ in eine Villa eingeladen, um herauszufinden was mit der Hausherrin Linda passiert ist. Diese benimmt sich nämlich seltsam und besteht darauf, verflucht worden zu sein und sich langsam in das berüchtigte „Biest von Blackmoor“ zu verwandeln. Der Schauplatz für das gesamte Spiel ist das titelgebende Blackmoor Manor, was auf den ersten Blick einschränkend wirken mag, aber schon nach kurzer Zeit sieht man sich vor einem Berg von Rätseln. Es scheint an jeder Ecke der Villa etwas Geheimnisvolles zu entdecken zu geben und irgendwie weiß man erst einmal gar nicht was man mit der Flut an Informationen anfangen soll. Nancy Drew ist nämlich ein Adventure, das keinem klaren Faden folgt. Natürlich muss man bestimmte Events triggern, um bestimmte Rätsel lösen zu können, aber größtenteils bleibt einem die Reihenfolge selbst überlassen. Dies ist einerseits sehr toll, weil es immer etwas zu tun gibt und mal selten mal stecken bleibt. Komme ich gerade nicht darauf, wie ich die geheimnisvolle Box im Gästezimmer öffnen kann, gehe ich eben erst mal wo anders hin. Weiß ich mal gar nicht weiter, rede ich mit allen Bewohnern der Manor oder rufe einen der Telefonkontakte an, die mir auch oft weiterhelfen können. Und ganz im Notfall lasse ich Nancy einfach schlafen gehen und hoffe, in der Nacht eine Szene zu sehen und so neue Ereignisse zu triggern.
Andererseits ist es so aber sehr schwer, die
Übersicht zu behalten oder überhaupt zu bekommen. Oft erhält man
ausufernde Informationen über Sternenkonstellationen oder
Planetensymbole, von denen man nicht weiß, wo man sie anwenden soll.
Habe ich das dazugehörige Rätsel schon gefunden oder soll ich das Zeug
vergessen, weil diese Sache erst später relevant wird?
Das Buch |
Für mich war dieses Adventure also eigentlich
bockschwer. Ich bin allgemein bei sowas nicht immer der hellste Kopf,
aber so wenig Ahnung wie bei Nancy Drew hatte ich wirklich noch
nirgends. Um das Erlebnis auch noch wirklich anstrengend
zu machen, muss man bei vielen Rätseln auch noch dauernd hin- und her
laufen. Klingt bei nur einer Villa als Schauplatz bestimmt weniger
furchtbar als es ist, aber die Entwickler haben sichergestellt, dass man
bei manche Treppen sieben Mal klicken muss, um
unten anzukommen, um auch ja den Prozess des Laufens adäquat darzustellen.
Wenn man dann für manche Dinge fünf Mal auf und ab muss oder dem
verdammten Papagei für Hinweise zum zehnten Mal dasselbe Essen zusammenmixen
muss, ist die Geduld schnell überstrapaziert.
Für Abwechslung sollen hingegen Minispiele
sorgen. Manchmal kommt man im Spiel nur weiter, wenn man sich durch eine
Version von Memory oder andere Kinkerlitzchen spielt. Das kann nerven
wenn man gerade keine Lust darauf hat, aber wenigstens
sind die alle ziemlich einfach zu gewinnen.
Diese teils positiven, aber überwiegend
negativen Gameplay-Elemente werden dann aber von einer recht netten
Geschichte eingerahmt. Blackmoor Manor bietet einem von Anfang an eine
Hand voll Verdächtige, die alle ihre Motive haben, Linda
loswerden zu wollen. Denn auch wenn es teilweise leicht gruselig
Stellen im Spiel gibt, die auf ein wirkliches „Biest von Blackmoor“
hinweisen, glaubt man als Spieler ja eher doch an eine logisch
erklärbare Ursache.
Ich hatte von Anfang an den Verdacht, dass die
Stieftochter von Linda die „Täterin“ sein muss – sie ist die einzige,
die im Gegensatz zu den anderen Anwesenden als absolut unverdächtig
dargestellt wird und sehr kooperativ ist. Natürlich ist sie am Ende auch die, die der neuen Frau ihres Vaters Zeug ins Essen
gemischt hat, um diese glauben zu lassen sie würde sich in einen
Werwolf verwandeln. Die Auflösung war also nicht wirklich aufregend,
aber irgendwie war das im Endeffekt gar nicht so
wichtig. Die wahre Stärke der Geschichte entfaltet sich nämlich
langsam durch die Erforschung des Hauses, und das war dann auch der
Punkt, wo mir Nancy Drew wirklich gut gefallen hat.
Die Große Halle |
Jane |
Natürlich verzeihen dem kleinen Biest am Ende
alle, die Familie rauft sich zusammen und macht sich daran, ein weiteres
Rätsel für das Herrenhaus zu kreieren. Blabla, war halt dann ein typisches,
lahmes Happy End. Mich hat die sehr detaillierte
Geschichte der Penvellyns aber genug fasziniert, um das Spiel trotzdem
mit einem recht guten Gefühl abzuschließen. Neben diesem Aspekt haben
mir auch die Charaktere und deren Sprecher allgemein sehr gut gefallen,
außerdem war ich auch beeindruckt, wie viel
man aus einem einzigen Schauplatz eigentlich herausholen
kann.
Im Endeffekt hat mir das Spiel eigentlich Spaß
gemacht, aber hätte es keine Lösungen dazu gegeben, hätte ich irgendwann
bestimmt abgebrochen. Ich werde vorerst auch bestimmt mal kein weiteres
„Nancy Drew“-Abenteuer kaufen. Eines habe ich
allerdings noch irgendwo für den GBA rumliegen, mal sehen ob ich das
jemals spielen werde.^^
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