Bevor ich auf Tropico 3 zu sprechen komme,
möchte ich kurz allgemein über meine Erfahrungen mit Aufbau- oder
Wirtschaftssimulationen sprechen. Nachdem ich früher immer dachte das
wäre ein Genre, das mir ganz allgemein Spaß machen würde,
bin ich der Sparte in letzter Zeit doch eher aus dem Weg gegangen. Solche Spiele haben mir meist aufgezeigt, dass sie mich zwar schon
eine Zeit lang beschäftigen können, mich aber viel zu schnell mit
einigen Sachen nerven. Meist läuft es in Genrevertetern
so ab, dass man anfängt zu bauen, die Bevölkerung nach
unterschiedlichen Sachen verlangt und man den Wünschen so gut es geht
nachkommt. Allerdings wird irgendwann der Bauplatz knapp, weil
einerseits die Bedürfnisse so vielschichtig werden und andererseits
die Einwohneranzahl so wächst, dass man Einrichtungen wie Kliniken oder
was auch immer für den täglichen Bedarf bereitsteht, nachbauen muss.
Das finde ich unglaublich nervig, Gebäude die für den wirtschaftlichen
Fortschritt oder Geldeinnahme nicht wichtig
sind, sollten nicht drei Mal noch nachgebaut werden müssen – gerade
wenn einem keine unendliche Weite an Platz zur Verfügung steht. Meist
zieht die Vernachlässigung von sowas auch Konsequenzen nach sich, die
einem das Vorankommen nur noch schwerer machen.
Ja, vielleicht habe ich einfach ein Problem mit Schwierigkeit, aber
diese Art von „Schwierigkeitsgrad“ macht mir einfach keinen Spaß und
Punkt. Ich kann das auch nicht ändern.
Dicht damit verwoben ist auch eine gewisse
Einsteigerfreundlichkeit, die gegeben sein muss. Manche Aufbauspiele
haben unglaublich viele Details und Möglichkeiten, und das ist auch ganz
wundervoll, aber man muss als Spieler am Anfang auch
ohne diese Finessen auskommen. Ist von Anfang an Voraussetzung, dass
man alle Kniffe benutzen muss, um Erfolg zu haben, werde ich abbrechen
bevor ich die Hälfte davon gesehen habe. Wenn ich mich in ein Spiel
richtig reinarbeiten muss, dann muss es für mich
wenigstens eine Sache besitzen, die mich dazu motiviert - zum Beispiel
die Möglichkeit, in politische Ämter gewählt zu werden, wie in „Die
Gilde“. Das ist eigentlich nur eine Kleinigkeit, aber für mich
interessant und viele generische Aufbausimulationen bieten
mir so etwas nicht.
Meine Diktatorin |
Ich selbst habe deutlich gemerkt, wie ich von
Mission zu Mission immer schneller und besser darin geworden bin, meine
Wirtschaft aufzubauen und die Leute zufrieden zu stellen. Der Prozess
geschah während des Spielens automatisch
und wenn ich mal ein Ziel nicht erreicht habe, hatte ich gleich darauf
noch zwei, drei andere Ideen, wie ich es beim nächsten Versuch besser
machen konnte. Das motiviert ungemein – ich musste auch nie nochmal
zwingend ganz von vorne anfangen, sondern konnte
bei einem Speicher einsteigen, danach ein paar Dinge ändern und das
Szenario dann schaffen.
Für mich wurde das perfekt gelöst, aber
allgemein ist Tropico 3 wahrscheinlich schon ein sehr einfaches Spiel.
Ich denke, eingefleischte Veteranen des Genres haben nicht unbedingt die
größte Herausforderung mit dem Spiel. Die Zufallsereignisse
(manchmal auch als Thema der Missionen nicht ganz so zufällig)
versuchen zwar auch Steine in den Weg zu legen, sind aber leicht zu
umgehen. Im Internet habe ich hier und da über die Probleme von anderen
Spielern gelesen, und ich frage mich ernsthaft, wie die
zustande gekommen sind. Vielleicht hatte ich oft auch einfach nur
Glück, aber bei mir gab es nie einen Militärputsch, weil ich die
Soldaten schnell genug wieder zufrieden gestellt habe, kein Mordversuch
oder Bombenanschlag wurde jemals erfolgreich durchgeführt,
die Rebellen konnten kein einziges Mal eines meiner Gebäude einnehmen
und ich habe niemals eine Wahl verloren. Meine größten Probleme waren
hin und wieder Geldnot und genug Wohnraum für all die Bewohner zur
Verfügung zu stellen. Und das war meist nicht wirklich
etwas, das sich nicht beheben lassen hätte.
Die einzelnen Szenarios haben übrigens ganz
unterschiedliche Ziele: Man muss möglichst viele Touristen anlocken, ganz viel Öl exportieren, Naturkatastrophen auf einer verfluchten
Insel trotzen oder den alten Präsidenten ermorden lassen,
um selbst ins Amt zu kommen. Trotzdem spielt sich prinzipiell alles
ziemlich ähnlich, hat man einmal den favoritisierten Spielstil für sich
gefunden wird man alles immer wieder gleich aufbauen und nur ein paar
Dinge für das Missionsziel variieren. Die Grundvoraussetzungen
– Geld scheffeln, Bevölkerung glücklich machen, Rebellen klein halten
und Wahlen gewinnen – sind immer präsent und trotz unterschiedlicher
Gegebenheiten eigentlich Priorität. Das kann eintönig werden, auch wenn
ich mich selbst eigentlich nicht darüber beschweren
kann.
Mir hat Tropico 3 nämlich immer Spaß gemacht,
weshalb ich es ja auch so ziemlich in einem Rutsch durchgezogen habe.
Das hatte ich so wirklich nicht erwartet, weil ich eben diese gewissen
Vorbehalte hatte. Durch die hohe Einsteigerfreundlichkeit
und die kleinen Möglichkeiten, das Spiel ein wenig nach seinen
Vorlieben zu gestalten, war ich aber niemals gelangweilt oder
frustriert. Nicht einmal die schwierigste Mission, die ich zwei Tage
lang immer und immer wieder probiert hatte (man musste eine „Happiness“
von mindestens 65% in der Bevölkerung erreichen), hat mir die
Motivation genommen, und das alleine sagt schon aus, wie gut mir Tropico
3 gefallen hat.
Viva El Presidente!
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen