Freitag, 14. März 2014

Presidente for Life - Tropico 3

Bevor ich auf Tropico 3 zu sprechen komme, möchte ich kurz allgemein über meine Erfahrungen mit Aufbau- oder Wirtschaftssimulationen sprechen. Nachdem ich früher immer dachte das wäre ein Genre, das mir ganz allgemein Spaß machen würde, bin ich der Sparte in letzter Zeit doch eher aus dem Weg gegangen. Solche Spiele haben mir meist aufgezeigt, dass sie mich zwar schon eine Zeit lang beschäftigen können, mich aber viel zu schnell mit einigen Sachen nerven. Meist läuft es in Genrevertetern so ab, dass man anfängt zu bauen, die Bevölkerung nach unterschiedlichen Sachen verlangt und man den Wünschen so gut es geht nachkommt. Allerdings wird irgendwann der Bauplatz knapp, weil einerseits die Bedürfnisse so vielschichtig werden und andererseits die Einwohneranzahl so wächst, dass man Einrichtungen wie Kliniken oder was auch immer für den täglichen Bedarf bereitsteht, nachbauen muss. Das finde ich unglaublich nervig, Gebäude die für den wirtschaftlichen Fortschritt oder Geldeinnahme nicht wichtig sind, sollten nicht drei Mal noch nachgebaut werden müssen – gerade wenn einem keine unendliche Weite an Platz zur Verfügung steht. Meist zieht die Vernachlässigung von sowas auch Konsequenzen nach sich, die einem das Vorankommen nur noch schwerer machen. Ja, vielleicht habe ich einfach ein Problem mit Schwierigkeit, aber diese Art von „Schwierigkeitsgrad“ macht mir einfach keinen Spaß und Punkt. Ich kann das auch nicht ändern.
Dicht damit verwoben ist auch eine gewisse Einsteigerfreundlichkeit, die gegeben sein muss. Manche Aufbauspiele haben unglaublich viele Details und Möglichkeiten, und das ist auch ganz wundervoll, aber man muss als Spieler am Anfang auch ohne diese Finessen auskommen. Ist von Anfang an Voraussetzung, dass man alle Kniffe benutzen muss, um Erfolg zu haben, werde ich abbrechen bevor ich die Hälfte davon gesehen habe. Wenn ich mich in ein Spiel richtig reinarbeiten muss, dann muss es für mich wenigstens eine Sache besitzen, die mich dazu motiviert - zum Beispiel die Möglichkeit, in politische Ämter gewählt zu werden, wie in „Die Gilde“. Das ist eigentlich nur eine Kleinigkeit, aber für mich interessant und viele generische Aufbausimulationen bieten mir so etwas nicht.

Meine Diktatorin
Tropico 3 hat durch unterschiedliche Faktoren meine Probleme mit dem Genre gar nicht aufkommen lassen. Zum Teil lag das bestimmt an dem geringen Schwierigkeitsgrad. Gerade das Tutorial und die ersten drei Kampagnen-Szenarios sind sehr einfach, stellen aber recht eingängig die verschiedenen Möglichkeiten im Spiel vor. Allgemein muss man als Diktator einer Inselrepublik durch Exporte Geld anhäufen, die Bevölkerung zufrieden stellen und blauäugigen Touristen das Geld abknöpfen. Ohne Probleme kann man, wenn man den Ratschlägen des Beraters folgt, diese ersten Missionen schaffen und Erfahrungen sammeln. Danach entfalten sich dann aber die vielen Möglichkeiten, die das Szenario so bietet und bei denen man nach und nach Raffinessen und Details entdeckt, durch die man immer besser und gefinkelter vorgehen kann. So kann man mit dem Bau einer Bank Bürger bestechen oder Geld auf sein Schweizer Bankkonto scheffeln lassen. Die Einrichtung einer Secret Police erhöht die Wahrscheinlichkeit, Mordanschläge frühzeitig zu entdecken und gibt auch gleichzeitig mehr Möglichkeiten die Attentäter zu finden oder Bürger unentdeckt zum Schweigen zu bringen (wohingegen man bei sonstigen Aktionen in die Richtung immer an Ansehen verliert). Mit einem Nachtclub wird nicht nur der allgemeine Unterhaltungslevel gesteigert, für ein bisschen Bares kann man dort auch einen Musiker auftreten lassen, der jegliches Entertainment auf der Insel für einige Jahre lang verbessert. All diese Gebäude braucht man nicht wirklich, um irgendeines der Missionsziele zu erreichen, aber sie erleichtern diese oft oder machen das Spiel ganz einfach einen Ticken unterhaltsamer oder angenehmer. Sehr vorteilhaft ist hierbei eben auch, dass man nach einer Zeit nicht alles nochmal irgendwo anders hinbauen muss. Es gibt gewisse Einrichtungen, die bei steigender Bevölkerungszahl zu klein werden, um alle zufrieden zu stellen, aber meist gibt es fortschrittlichen Ersatz. Habe ich am Anfang eine Klinik, baue ich später ein Krankenhaus; reicht meine Kirche nicht mehr für die religiösen Bedürfnisse, klatsche ich irgendwo eine Kathedrale hin. Für die meisten Wünsche der Bewohner gibt es außerdem alternative Lösungsmöglichkeiten. Eine Müllhalde könnte irgendwann zu wenig für die Umweltschützer sein, aber wenn ich keine zweite (oder dritte) haben will, spicke ich meine Straßen mit hübschen Gärten oder Brunnen und entscheide mich eher für Windenergie als das nukleare Kraftwerk.
Ich selbst habe deutlich gemerkt, wie ich von Mission zu Mission immer schneller und besser darin geworden bin, meine Wirtschaft aufzubauen und die Leute zufrieden zu stellen. Der Prozess geschah während des Spielens automatisch und wenn ich mal ein Ziel nicht erreicht habe, hatte ich gleich darauf noch zwei, drei andere Ideen, wie ich es beim nächsten Versuch besser machen konnte. Das motiviert ungemein – ich musste auch nie nochmal zwingend ganz von vorne anfangen, sondern konnte bei einem Speicher einsteigen, danach ein paar Dinge ändern und das Szenario dann schaffen.

Für mich wurde das perfekt gelöst, aber allgemein ist Tropico 3 wahrscheinlich schon ein sehr einfaches Spiel. Ich denke, eingefleischte Veteranen des Genres haben nicht unbedingt die größte Herausforderung mit dem Spiel. Die Zufallsereignisse (manchmal auch als Thema der Missionen nicht ganz so zufällig) versuchen zwar auch Steine in den Weg zu legen, sind aber leicht zu umgehen. Im Internet habe ich hier und da über die Probleme von anderen Spielern gelesen, und ich frage mich ernsthaft, wie die zustande gekommen sind. Vielleicht hatte ich oft auch einfach nur Glück, aber bei mir gab es nie einen Militärputsch, weil ich die Soldaten schnell genug wieder zufrieden gestellt habe, kein Mordversuch oder Bombenanschlag wurde jemals erfolgreich durchgeführt, die Rebellen konnten kein einziges Mal eines meiner Gebäude einnehmen und ich habe niemals eine Wahl verloren. Meine größten Probleme waren hin und wieder Geldnot und genug Wohnraum für all die Bewohner zur Verfügung zu stellen. Und das war meist nicht wirklich etwas, das sich nicht beheben lassen hätte.
Die einzelnen Szenarios haben übrigens ganz unterschiedliche Ziele: Man muss möglichst viele Touristen anlocken, ganz viel Öl exportieren, Naturkatastrophen auf einer verfluchten Insel trotzen oder den alten Präsidenten ermorden lassen, um selbst ins Amt zu kommen. Trotzdem spielt sich prinzipiell alles ziemlich ähnlich, hat man einmal den favoritisierten Spielstil für sich gefunden wird man alles immer wieder gleich aufbauen und nur ein paar Dinge für das Missionsziel variieren. Die Grundvoraussetzungen – Geld scheffeln, Bevölkerung glücklich machen, Rebellen klein halten und Wahlen gewinnen – sind immer präsent und trotz unterschiedlicher Gegebenheiten eigentlich Priorität. Das kann eintönig werden, auch wenn ich mich selbst eigentlich nicht darüber beschweren kann.

Mir hat Tropico 3 nämlich immer Spaß gemacht, weshalb ich es ja auch so ziemlich in einem Rutsch durchgezogen habe. Das hatte ich so wirklich nicht erwartet, weil ich eben diese gewissen Vorbehalte hatte. Durch die hohe Einsteigerfreundlichkeit und die kleinen Möglichkeiten, das Spiel ein wenig nach seinen Vorlieben zu gestalten, war ich aber niemals gelangweilt oder frustriert. Nicht einmal die schwierigste Mission, die ich zwei Tage lang immer und immer wieder probiert hatte (man musste eine „Happiness“ von mindestens 65% in der Bevölkerung erreichen), hat mir die Motivation genommen, und das alleine sagt schon aus, wie gut mir Tropico 3 gefallen hat.
Viva El Presidente!

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