Sonntag, 15. September 2024

The Liar Princess and the Blind Prince


Ich habe vor wenigen Jahren das RPG The Cruel King and the Great Hero gleich am Release-Tag gekauft und dann auch gespielt, weil ich den Stil des Spiels so toll fand. Schwächen gab es vor allem im Gameplay, die Präsentation war dafür einzigartig. Oder, zweizigartig. Oder so. :D 
Lange Rede, kurzer Sinn, es gab einen Vorgänger zum Cruel King, den ich aber aufgrund des Genres lange ignoriert hatte: The Liar Princess and the Blind Prince. Das ist ein Puzzle Platformer, und offensichtlich brauchte ich einige Jahre, um den Mut aufzubringen, mich meinen eigenen Schwächen zu stellen und es einfach zu versuchen. Eventuell hat geholfen, dass ich meinen Freund neben mir hatte, an den ich im Notfall die Controller abgeben hätte können. ;0 Aber - wer hätte es gedacht - ich habe das ganze Spiel alleine geschafft! Sicherlich nicht ohne Frust, vor allem gegen Ende, aber Großteils doch mit recht viel Entzückung. Es ist von den beiden schon recht eindeutig das unterhaltsamere Spiel, weil es einfach kurzweiliger ist. Die Geschichte und Grafik sind genau so herzallerliebst wie im Cursed King, dafür gibt es einfach weniger Zeit und Gelegenheiten, um genervt zu sein. 

Die Story von Liar Princess ist noch eine Spur tragischer als die von Cursed King. Und obwohl sie deutlich kürzer ist, ist sie gerade in dieser kompakten Form trotzdem gut gelungen, weil sie den Fokus so schön auf die beiden Hauptcharaktere richten kann. Die Prinzessin ist eigentlich eine Wölfin, die eine wunderschöne Singstimme hat. Der Prinz hört ihre Lieder und besucht sie Nachts immer, und eines Tages kommt er näher heran, um wenigstens einmal die Person zu dieser Stimme sehen zu können. Aber die Situation entgleist unabsichtlich, und die Wölfin verletzt den Prinzen an den Augen, sodass dieser blind wird. Von schlechtem Gewissen geplagt will sie nun den kleinen Menschen zu einer Hexe bringen, die jeden Wunsch erfüllen kann, und bekommt von dieser, um diese Aufgabe bewältigen zu können, außerdem auch die Fähigkeit, sich in eine Prinzessin zu verwandeln. Und so ziehen die beiden los, durch den für Menschen sehr gefährlichen Wald.
Man stellt hier schnell einen Bezug zu den beiden Protagonisten her und es liegt einem am Herzen, wie sich ihre unmögliche Freundschaft entwickelt. Das Gameplay ist dem auch noch zuträglich: Als Prinzessin muss man den blinden Prinzen an der Hand durch allerlei Gebiete mit Hindernissen manövrieren. So entwickelt man auch als Spieler ziemlich schnell einen Beschützerinstinkt für ihn - zumindest wenn er nicht gerade wieder spontan loslässt und irgendwo herunterfällt. 
Grundsätzlich funktioniert die Steuerung meistens ganz gut, aber manchmal ist es dann doch irgendwie schwierig, einen Button zum Händchenhalten ständig gedrückt zu halten, während man zum Beispiel auch noch springen soll. Das In-Game-Achievement (auf der Switch direkt gibt es ja keine), den Prinzen 50 Mal sterben zu lassen, habe ich auf jeden Fall schon größtenteils dadurch erhalten, dass ich bei einem hohen Sprung irgendwie seine Hand verloren habe und er unkontrolliert in sein Verderben stürzte. ;0


Das Spiel hat 6 Kapitel, wobei das letzte nur ein Bosskampf ist. Die Gebiete und Herausforderungen sind dabei angenehm abwechslungsreich. Das Grundprinzip bleibt zwar immer gleich, aber in jedem Level gibt es irgendeinen neuen Kniff, der dann im weiteren Verlauf aber immer noch Anwendung findet. Es ist also keine Mechanik umsonst und nur Gimmick für kurze Zeit, während sich das Ganze aber auch niemals überfüllt anfühlt - weil man alles wirklich in einer sinnvollen, langsamen Lernkurve erlebt.
So geht es Anfangs vor allem darum zu erkennen, wann man als Wolf bestimmte Wege freimachen sollte (zum Beispiel von Monstern, gegen die man als Prinzessin natürlich nichts ausrichten kann) oder an bestimmte Orte muss, die die Menschen nicht erreichen können. Später kann der Prinz schon ein paar eigene Anweisungen ausführen (schwere Objekte aufheben oder ein Stück in eine Richtung ganz alleine laufen), und es gibt Teleporter oder Kreaturen, die einen in eine bestimmte Richtung schleudern, um auf erhöhte Plattformen zu gelangen.
Grundsätzlich ist The Liar Princess nicht allzu schwierig, was natürlich für mich persönlich heißt, dass es eine perfekte Schwierigkeit hatte. Gegen Ende hin waren manche Abschnitte etwas frustrierend, weil sie Timing erforderten und die Checkpoints teilweise nicht besonders gut gewählt waren. Viele Aufgaben basierten hier leider auf Trial und Error, weil es manche Gefahren und Hindernisse gab, die man im Vorhinein nicht sehen konnte.
So insgesamt mochte ich die Mischung aus Platformer und Puzzle aber wirklich ganz gerne, und rückblickend gesehen ist es schon etwas albern, dass ich mich davon ursprünglich abhalten ließ, das Spiel zu spielen. Ich habe gemerkt, dass solche Rätsel an sich mir sogar Spaß machen, und ob ich jetzt ein paar Mal in der Ausführung scheitere, weil ich irgendwo runterfalle, ist in einem vernünftigen Maß jetzt auch nicht so schlimm.


Obwohl ich mich gegen Ende eben auch ärgern musste, glaube ich, dass die Erinnerung daran mit der Zeit immer mehr verpuffen wird, weil das Spiel insgesamt trotzdem nicht nur schaffbar, sondern auch unterhaltsam und vor allem herzallerliebst war. Ich bin so froh, dass ich es nun doch noch gespielt habe und diese Erfahrung machen konnte. Gerade die Atmosphäre, der komplette Stil und die bittersüße Geschichte sind ziemlich einmalig und sehr einnehmend, und ich kann mir nicht vorstellen, dass irgendjemand nicht zumindest ein bisschen von alledem mitgerissen wird. Das Gameplay steht einem positiven Spielgefühl jedenfalls auch nicht im Wege, und so würde ich The Liar Princess and the Blind Prince eigentlich uneingeschränkt jedem empfehlen. Es ist wirklich schön.


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