Samstag, 9. April 2022

The Cruel King and the Great Hero


Dieses Spiel war mein erster Kauf am Releasetag in diesem Jahr. Dabei wusste ich eigentlich gar nicht so genau was es überhaupt für ein Spiel ist - ich habe nur einen Trailer gesehen bei dem es nicht ums Gameplay ging. Aber der zuckersüße Grafikstil und die bittersüße Prämisse hatten mich sofort so überzeugt, dass ich einfach zugeschlagen habe. Und oh, Glück gehabt, es handelt sich um ein rundenbasiertes RPG. Das hieß zumindest schon mal, dass mich das Gameplay nicht überfordern würde. Gleichzeitig hieß es aber nicht, wie sich dann herausstellte, dass es deshalb unbedingt auch viel Spaß machen würde. 
The Cruel King and the Great Hero wäre für mich rein von der Grafik, den Charakteren, der Geschichte und deren Präsentation her vielleicht sogar ein Kandidat für einen 5-Sterne-Titel, aber das unspektakuläre Kampfsystem bei langen Laufwegen und vielen Zufallskämpfen hat hier leider einiges runtergezogen. Es hätte so schön sein können!

Die Geschichte von The Cruel King and the Great Hero wird in Bilderbuch-Optik erzählt und wirkt auf den ersten Blick auch wie ein Märchen für Kinder. Das kleine Waisenmädchen Yuu wurde als Baby von einem Drachenkönig aufgenommen und aufgezogen, und wächst daher unter friedlich lebenden Monstern auf. Sie wurde Waise, weil ihr Vater, der Große Held der Menschen, den damaligen Dämonenkönig besiegte und danach trotzdem noch sein Leben lassen musste. Daher ist Yuus großer Wunsch, ebenfalls ein Held zu werden und sie wird dabei tatkräftig von ihrem Ziehvater, dem Drachen, unterstützt.
Gerade dieser erste Part - wenn Yuus "Training" sozusagen beginn - ist so unfassbar niedlich und herzerwärmend, ich konnte mich gar nicht mehr einkriegen. Mit einem Stecken als Schwert und einem Topf als Helm zieht man aus, um den Monstern im angrenzenden Dorf bei allerlei Dingen zu helfen. Durch die Hauptstory, bei der zu Beginn der Drachenkönig immer irgendwo im Hintergrund lauert, um Notfalls auszuhelfen, schaltet man nach und nach umliegende Gebiete frei in denen es dann auch sehr viele Sidequests zu erledigen gibt. Und hier stellt sich dann erstmals Ermüdung ein.
Man bewegt sich mit Yuu in der Seitenansicht durch Korridore, die mehr an ein Metroidvania erinnern als an ein RPG. Grundsätzlich mochte ich die Idee eigentlich. Leider sind diese aber oft sehr lang und zahlreich, und das Bewegungstempo relativ langsam. Zusätzlich dazu ist die Rate der Zufallskämpfe leider auch ziemlich hoch, so dass einfache Wege sich oft anstrengend anfühlen. Ich habe außerdem die Erfahrung gemacht, dass selbst das Item namens "Monsterbane", das schwächere Gegner fern halten soll, nicht einwandfrei funktioniert und sich trotzdem immer mal wieder ein paar Kämpfe ereignen obwohl man bereits haushoch überlegen ist.
Aber gut, das erlebt man ohnehin nur wenn man viele Sidequests erledigt, denn im Laufe der Hauptstory ist man eigentlich nie zu stark für irgendwelche Gefechte. Ein paar Level mehr machen hier nicht den größten Unterschied - zwar ist die Schwierigkeit jetzt nie zu hoch, aber die Kämpfe halt trotzdem so ausgelegt, dass es nicht ausreicht nur stupide einmal hinzuhauen. Dadurch dauern diese natürlich auch länger als nötig, und im Zusammenhang mit der Häufigkeit der Zufallsbegegnungen kann das echt oft sehr nerven.

Das Kampfsystem selbst ringt einem zwar trotzdem keine extrem hohe Aufmerksamkeit ab, ist aber halt auch nicht wirklich aufregend. Man wählt zuerst für beide Charaktere - Yuu hat fast immer einen Begleiter und man kann sich am Ende für einen von dreien entscheiden - eine Aktion, bevor diese alle auf einmal, und auch die der Feinde, ausgeführt werden. Die Wahl hat man zwischen normalem Angriff, Flucht, Items nutzen, eine Skill einsetzen und Verteidigung (was einem auch einen zusätzlichen Punkt für die Anwendung von Skills verschafft).
Das Spannendste hieran sind die Skills, die teilweise interessante Hitboxen haben. So kann Yuu zum Beispiel einen Sprung ausführen, der alle Gegner in einer vertikalen Reihe trifft, und ihre Begleiterin Flora hat einen Sternenschauer, der alle Gegner in einer schrägen Linie verletzt. Leider lernen die Begleiter aber nur sehr spärlich Skills und Yuu hat hauptsächlich welche, die einzelne Feinde treffen. Der tatsächliche Einsatz dieser speziellen Fähigkeiten bleibt also im Schatten einer grundsätzlich guten Idee. Und das ist eigentlich so ziemlich das Motto von allem, was das Gameplay betrifft. Überall gibt es interessante Ansätze, die man aber nie wirklich ausschöpfen kann, und am Ende bleiben alle Mechaniken dann doch irgendwie recht generisch und - hauptsächlich - einfach ein bisschen langweilig.


Ich habe trotzdem wirklich viele Sidequests gemacht, weil ich einfach bestimmte Geschichten von NPCs weiter verfolgen wollte - obwohl ich jedes Mal vorher innerlich schon gestöhnt habe. Ich war also wirklich immer ziemlich im Zwiespalt, weil mich die weiten Wege mit den vielen Kämpfen einfach so genervt haben, ich aber teilweise unbedingt wissen wollte wie eine Nebenaufgabe ausgehen könnte.
Die Geschichten sind jetzt nicht extrem aufregend, aber halt einfach liebevoll gemacht und beinhalten natürlich immer eine optimistische und gutherzige Lebensphilosophie. Oft führen unterschiedliche Sidequests zu etwas ganz Neuem, wo man dann irgendwie auch stolz ist bereits so viel bewirkt zu haben, dass man die Konsequenzen sogar sieht und weiter mit ihnen arbeiten kann.
Zum Beispiel stirbt ein NPCs am Ende einer Sidequest (er schläft natürlich friedlich ein) und hinterlässt seinen besten Freund, der verständlicherweise traurig ist. Es gibt aber die Möglichkeit, ihm quasi dann eine Freundin zu beschaffen - was plump klingt aber wirklich cool ist - wenn man bereits völlig andere und unzusammenhängende Aufgaben, die sie eben betreffen, erledigt hat. Ich mochte das schon echt sehr und das hat mich im Endeffekt dann doch weiter motiviert.
Am meisten demotiviert hat mich dafür der letzte "Dungeon", oder halt das letzte Gebiet, weil es elendig lang ist - ohne dabei irgendetwas "Neu" oder "Besonders" zu machen. Es ist sogar ein Ort, an dem man zwischenzeitlich schon mal war und der sich aber nur optisch ein kleines Bisschen ändert und einfach plötzlich irgendwie doppelt so groß zu sein scheint. Also latscht man ewig lang durch ein Gebiet, das man genau genommen viel früher schon gesehen hat, nur halt mit nervig stärkeren Gegnern, die einen alle paar Schritte anfallen. Ich fand es wirklich schrecklich. Ich musste das auch an zwei Tagen machen, da ich es motivationstechnisch einfach nicht schaffen konnte, das in Einem durchzuziehen. Wie gut, dass man überall speichern kann!


Ja, ein paar Komfortfunktionen hat das Spiel schon auch. Das Speichern an jedem Ort und auch die nützliche Karte haben mir am meisten gefallen. Zwar wird Erkundung durch die Karte ein wenig obsolet, weil bei Betreten eines Screens bereits eingezeichnet wird ob sich eine Schatztruhe oder sonstwas dort befindet, aber dafür wusste ich wenigstens immer genau wo ich war und hinmusste. Auch Questmarker sind dort eingezeichnet, und darüber war ich nicht unglücklich. Ich wollte ja eh nichts selbst Erforschen wo das reine Forbewegen doch schon so anstrengend war.
Ansonsten hat mir die Musik noch gut gefallen, sowie die Erzählerin, die Yuus Geschichte in einzelnen Abschnitten (auf japanisch vertont) beschreibt. Und naja, grafisch waren trotzdem alle Gebiete wirklich ein Augenschmaus, teils mit richtig tollen Details im Hintergrund wie kleinen Kreaturen oder irgendwelchen Lichtspielereien.

Ich bin echt ziemlich wehmütig wenn ich nun an The Cruel King and the Great Hero denke, weil es einfach so, so schön sein hätte können. Wie schon gesagt, gerade der Stil und die Präsentation sind wirklich toll und mir hat auch die Geschichte gut gefallen, die durchaus ein paar Weisheiten fürs Leben bereithält, dabei aber nie unangenehm belehrend wirkt. Das herzerwärmende Ende hat sogar den völlig verpfuschten allerletzten Abschnitt im Nachhinein noch ein kleines bisschen verschmerzbarer gemacht. Es regt mich richtig auf, dass man nicht mehr Mühe darin gesteckt hat das Gameplay etwas ansprechender zu gestalten, von mir aus auch passend zur Thematik kinderleicht, das wäre immer noch besser gewesen als das da. Zwar ist das da nicht scheiße oder furchtbar oder gar unspielbar, aber es macht halt einfach keinen Spaß. Und dabei hatte ich nach den ersten Spielminuten direkt so, so hohe Erwartungen... Ich liebe das Spiel ein bisschen für all die herzergreifenden Dinge, die darin vorkommen, aber ich hasse es auch ein bisschen dafür, dass ich es nicht besser bewerten kann als am ehesten nur ziemlich mittelmäßig.
Ach manno. :(

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