Vorsicht: Dieser Blog enthält viele Spoiler zu Videospielen, die nicht explizit gekennzeichnet werden!
Freitag, 12. Juli 2024
Grim Fandango Remastered
Grim Fandango ist, solange ich denken kann, das Adventure Game, das ich auf jeden Fall einmal gespielt haben wollte. Angefangen hat das bereits, als es das Remaster noch gar nicht gab, und dementsprechend gehypted war ich auch, als es angekündigt wurde. Aber auch das ist inzwischen viele Jahre her, und erst jetzt bin ich dazu gekommen, mir das Spiel endlich anzusehen.
Aber wie es bei mir immer mit diesen „Bildungslücken“ ist, sind die Erwartungen höher als das Erlebnis. Also, ich erkenne durchaus an, dass Grim Fandango sehr einzigartig, kreativ und unterhaltsam ist, aber das heißt trotzdem nicht, dass es mir jetzt besonders viel Spaß gemacht hätte.
Dabei ist das Spiel nicht einmal „nur“ humorvoll, wie so viele andere berühmte Adventures, mit denen ich nicht so recht warm werden wollte. Die Geschichte ist clever und innovativ, und hat sogar ein paar dramatische Momente.
Man schlüpft in die Rolle von Manny Calavera, einen quasi Reiseführer in der Totenwelt. Die Dinge nach dem Ableben funktionieren hier nämlich so, dass alle Verstorbenen in diese Zwischenwelt gelangen und an einen bestimmten Ort gelangen müssen, um ins Jenseits zu kommen. Die Agentur, bei der Manny arbeitet, organisiert die Reisen dorthin, und je nachdem wie gut jemand in seinem Leben war, stehen unterschiedliche Möglichkeiten zur Verfügung. Unser Protagonist bekommt irgendwie immer nur die schlechten Toten ab, die dann zum Beispiel nicht mehr als einen Gehstock (mit Kompass!) für die Reise bekommen, oder überhaupt in einer Kiste per Post verschickt werden. So kommt er natürlich nicht wirklich weiter, denn mit seiner Arbeit sichert Manny sich seinerseits die Erlaubnis, selbst endlich ins Jenseits gelangen zu können – er arbeitet also Schulden ab, auch wenn man nie herausfindet, was genau er zu Lebzeiten verbrochen hat, um das jetzt tun zu müssen (er selbst erinnert sich auch nicht).
Auf jeden Fall will Manny sich mit einer List bessere Kundschaft verschaffen und trifft dabei auf Meche, eine wirklich herzensgute Frau. Allerdings kann er dieser aus irgendeinem Grund trotz all ihrer positiven Eigenschaften keinen guten Tarif anbieten, was schließlich dazu führt, dass man plötzlich einer riesigen Verschwörung im Totenreich auf der Spur ist. Manny muss nicht nur vor den Drahtziehern fliehen, sondern möchte gleichzeitig auch Meche finden, die völlig zu Unrecht zu Fuß losgeschickt wurde, statt mit dem ihr eigentlich zustehenden Kreuzfahrtschiff zu reisen.
Die Spielwelt selbst ist inspiriert vom Dia de Muertos, also dem mexikanischen Tag der Toten. Das alleine erzeugt schon eine coole Atmosphäre. Die Ereignisse starten an eben diesem Tag und jedes der nachfolgenden drei Kapitel spielt ebenfalls an diesem Feiertag, nur jeweils immer ein Jahr später. Bis auf den Stil der Figuren und Kulturen hat dies aber keinen großen Einfluss auf die Geschehnisse. Die Schauplätze selbst haben kaum etwas damit zu tun, und die Rätsel und Aufgaben schon gar nicht. Was jetzt nicht heißen soll, dass diese nicht auf ihre eigene Art und Weise vielfältig und eigen sind. Das gesamte Spiel würde aber theoretisch auch mit jeder anderen, beliebigen Interpretation des Totenreichs funktionieren, der mexikanische Charme macht es aber zu etwas Besonderem. Wer weiß, ob es ohne das so ein Klassiker wäre, denn in Bezug auf das Gameplay gibt es einige… Unzulänglichkeiten.
Und damit meine ich nicht mal die Tank-Steuerung, die ich mir genau genommen freiwillig aufgebürdet habe für das Achievement. Ich spreche eigentlich nur von den Rätseln und Puzzles, für die man schon extrem aufmerksam sein muss, und manchmal wäre Hellsehen auch nicht schlecht. Einerseits gibt es auf viele Lösungen Hinweise, aber man muss sich erst so ein bisschen auf das Spiel an sich eingrooven, um drauf zu kommen, worauf man achten muss. Manches kann man auch herausfinden, indem man logisch über alles nachdenkt – am besten während einer Spielpause, weil man sich dann nicht auf all die vielen verschiedenen Eindrücke konzentrieren muss. ;0 Also ich habe hier regelrecht vermittelt bekommen, dass dies ein Adventure aus einer Zeit ist, in der man noch nicht viele Alternativen (also andere Spiele in dem Genre) und kein Internet hatte, und es außerdem eher gewohnt war, mehr Zeit für so etwas aufzuwenden.
Naja und andererseits gab es auch Rätsel, von denen ich bis heute nicht weiß, wie man jemals darauf kommen soll.
Es ist aber auch alles sehr überwältigend. Die einzelnen Gebiete sind recht groß, und vor allem gibt es überall unzählige Türen und Leitern und Durchgänge irgendwohin (und ja, ich bin ständig wegen der Steuerung darin hängen geblieben, aber wie gesagt, selbst schuld xD). Es kann sein, dass man manche Orte erstmal gar nicht findet, weil sie teils auch verwinkelt sind – und wenn man sie dann findet, weiß man erst einmal trotzdem nicht, was zum Teufel man da soll, weil viele davon nur einmal im Spiel für ein einziges Item oder eine andere Kleinigkeit relevant sind. Mich hat die schiere Größe und auch Detailverliebtheit sehr beeindruckt, aber definitiv auch überfordert.
Alles in allem bedeutet das, dass ich beim Rätseln selbst keinen Spaß hatte. Eigentlich hing ich die meiste Zeit fest oder habe mich gestresst gefühlt, weil ich noch nicht alle 108 möglichen Screens abgesucht hatte, also musste natürlich ein Walkthrough her. Und eben, ich hatte dann oftmals das Gefühl, dass ich selbst nie auf die Lösung gekommen wäre. Irgendwann habe ich es dann auch gar nicht mehr versucht, muss ich zugeben.
Was mich aber am meisten gestört hat war die Tatsache, dass sich manchmal plötzlich die Aktionstasten geändert haben. Ich habe auf dem Steamdeck gespielt, und natürlich wurden sämtliche Dinge mit X erledigt – Sachen untersuchen (übrigens auch etwas clunky, weil Manny einfach nur in eine Richtung guckt, wo etwas Interessantes vor sich geht, und viel Glück wenn zwei Sachen nahe beieinander oder an einem Punkt sind, an dem sich die Ansicht des Screens ändert), mit NPCs sprechen, Items mitnehmen,… Und dann plötzlich muss man die Kreistaste betätigen, um einen Grinder einzupacken, weil man ihn mit X nur an Ort und Stelle einschaltet. In den 6 Stunden davor habe ich kein einziges Mal die Kreistaste benutzen müssen oder können.
Ansonsten ist noch das Item-Menü ein bisschen umständlich, weil Manny bei Betätigung der Dreiecks-Taste einen einzelnen Gegenstand aus seiner Anzugtasche zieht, und man links und rechts drücken muss, um dann beim gewünschten Ding anzukommen. Das hat mich jetzt nicht übermäßig genervt, aber es trägt zu dem allgemein irgendwie „holprigen“ Gefühl bei.
Auch wenn das alles für mich leider die tolle Atmosphäre, das clevere Setting, die witzigen Dialoge, die vielseitigen Aufgaben und die coole Geschichte irgendwie überwogen hat, habe ich aber noch einen positiven Punkt, den ich wirklich nicht untergehen lassen kann: Das Voice Acting (auf Englisch auf jeden Fall) ist absolut gelungen. Die Synchronsprecher von Manny und Glottis leben diese Charaktere, und Salvator hat mir auch extrem gut gefallen. Hut ab für die Leistung, und dafür, dass es überhaupt wirklich komplett vertont ist.
Auch ziemlich gut, wie ich sneaky schon quasi alle Pluspunkte zusammengefasst habe, damit ich sie nicht nochmal wiederholen muss (und es sind ja tatsächlich viele, aber eh...). ;P
Ja, mehr Energie kann ich jetzt auch nicht mehr aufwenden, trotz allem haben sich die etwas mehr als 8 Stunden (Walkthrough sei Dank) eher wie 108 angefühlt.
Viva la Revolución.
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