Samstag, 26. Februar 2022

Skies of Arcadia Legends


Skies of Arcadia Legends hätte ich vermutlich an ein paar Stellen abgebrochen, wenn ich nicht alles durchspielen würde was ich anfange. Es gab echt seit längerer Zeit kein Spiel mehr, wo es mir zwischendurch so schwer fiel weiterzumachen. Wir reden hier nicht von meinen üblichen Motivationslöchern, sondern echt vom Wunsch einfach aufzuhören. Ich dachte nicht, dass sich das noch grundlegend ändern könnte. Aber das tat es. Und zwar so sehr, dass ich Skies of Arcadia Legends nun sogar als eines meiner Lieblingsspiele von diesem Jahr bisher (jaja, es ist erst Februar) einordnen würde.
Also... wie kann das sein, wie kommt denn das? o_O
Erstens glaube ich, dass ich zwischendurch vielleicht falsch an die Sache rangegangen bin und später ein bisschen mehr meinen Zugang zum Spiel gefunden habe. Zweitens aber - und da kann ich eindeutige Zeitpunkte benennen - wurden viele spielmechanische Dinge, die ich als frustrierend empfand, mit fortlaufender Spieldauer einfach angenehmer gemacht. Letzteres trug dann dazu bei, dass ich die positiven Aspekte des Spiels, die eigentlich immer im Hintergrund lauern, mehr und mehr genießen konnte. Und eines kann man einfach nicht abstreiten: Skies of Arcadia Legends bietet eine frische, abwechslungsreiche, abenteuerliche Welt mit alles was dazugehört - und lebhafte Charaktere, die diese bewohnen.

Arcadia ist eine Welt hoch in den Lüften, bestehend aus zahlreichen einzelnen Inseln. Zwischen diesen reist man per Luftschiff, es gibt kein Meer und keinen Horizont. Dafür gibt es sechs Monde, die die einzelnen Kontinente unterteilen und ihnen ihre Kraft spenden.
Man schlüpft in die Rolle des Luftpiraten Vyse, der Mitglied der Blue Rogues ist, einer gutartigen Piratengruppe die so ein bisschen Robin Hood-artig durch die Gegend segelt. Er träumt davon eines Tages Kapitän einer eigenen Mannschaft zu werden und die ganze Welt zu umsegeln - diese ist nämlich eigentlich relativ unbekannt, da die Technologie noch nicht so weit fortgeschritten zu sein scheint, um sich allen Hindernissen und unendlichen Weiten des Globus zu stellen.
Wie auch immer, eines Tages treffen Vyse und seine Kindheitsfreundin Aika auf ein Mädchen namens Fina, das aus irgendwelchen Gründen vom "Valuan Empire" angegriffen wird, als es gerade mutterseelenallein in einem kleinen Schiff herumsegelt. Der Helferkomplex gebietet es ihnen natürlich Fina zu retten und so werden die beiden Blue Rogues nicht nur in ihre Suche nach den sogenannten Moon Crystals mit hineingezogen, sondern ziehen auch den Zorn des mächtigen und schließlich kriegerischen Imperiums Valua auf sich.
Im Lauf der Geschicht passieren, wie es sich für ein JRPG dieses Kalibers gehört, natürlich ein ganzer Haufen unterschiedlicher Dinge. Ich dachte aus irgendeinem Grund erst, dass man halt die Kristalle nach der Reihe sucht, bei jedem ein neues Gebiet kennenlernt, vielleicht immer einen General von Valua bekämpft und dann irgendwann halt auch noch die Welt retten muss. Aber äh, naja, das wäre viel zu einfach (und lame).
Die ganze Sache mit Valua ist komplizierter als zunächst angenommen, nicht zuletzt weil die die Hauptcharaktere zwischendurch durchaus auch erfolgreich gefangen nehmen, die Truppe wird sogar mal getrennt, dann gilt es immerhin auch tatsächlich noch ein eigenes Schiff und eine eigene Crew und ein Hauptquartier zu bekommen, Finas Herkunft muss ein wenig genauer ergründet werden und natürlich was vor tausenden von Jahren eigentlich passiert ist,.....
Also es ist jetzt nicht so, dass diese Geschichte besonders verworren oder kompliziert oder tiefgründig ist, aber es passiert eigentlich immer etwas Neues und sie vermittelt halt wirklich extrem dieses Gefühl von "Abenteuer".

Verstärkt wird dies durch immer mal wieder kleine Szenen, die die Charaktere einfach ins Rampenlicht rücken - nicht nur die drei bzw. vier (es gibt immer ein viertes Partymitglied, das jedoch innerhalb der Geschichte wechselt) Hauptcharaktere, sondern auch die zahlreichen Nebencharaktere. Hier wurde sich wirklich viel Mühe gegeben, denn die Dialoge sind nicht nur gut geschrieben, sie werden auch durch eine hervorragende Mimik und Gestik der Figuren unterstützt. So wirken alle Szenen und die ganze Welt sehr lebhaft und sympathisch. Meiner Meinung nach ist es auch fast unmöglich die drei Hauptcharaktere nicht gern zu haben, obwohl sie eigentlich der Inbegriff der strahlenden Helden ohne richtige Macken sind - was aber dann wiederum auch wieder durch das vierte jeweilige Partymitglied immer ein bisschen ausgehebelt wird. Im Verlauf der Geschichte gabeln Vyse, Aika und Fina einen alten Seefahrer namens Drachma, einen charismatischen Schelm namens Gilder und den valuanischen Prinzen namens Enrique auf, die sich abwechselnd der Truppe anschließen - erst ganz am Ende kann man sich entscheiden mit wem von ihnen man dem Endgegner entgegen tritt.
Bei den Antagonisten gibt es zwar auch größtenteils relativ klare Linien - den meisten sieht man schon alleine am Erscheinungsbild an wenn sie nichts Gutes im Schilde führen xD - aber hier gibt es zum Glück ein paar Überläufer und teilweise persönliche Motive, die nichts mit Wahnsinn oder Weltherrschaft zu tun haben.
Zusammenfassend würde ich jedenfalls sagen, dass die Welt mit ihren Charakteren definitiv die größte Stärke des Spiels ist, auch wenn man sicher einige Klischees wiederfinden wird. Aber es ist alles wirklich so liebevoll gemacht, dass alle Szenen und Gespräche einfach Spaß machen, berühren oder sogar schockieren.
Ich muss ja sagen (das ist jetzt ein Engame Spoiler), dass ich es schon auch kitschig fand als am Ende alle Leute, die man auf seinen Reisen so getroffen hat plötzlich ankamen und gegen Galcians Armee kämpfen wollten, aber ich habe es dem Spiel trotzdem voll abgenommen. Denn man erlebt einfach wirklich viel und hat das Gefühl all diese Menschen zu kennen und ihnen geholfen zu haben - und eben irgendwie Bande mit ihnen geknüpft zu haben.
Dazu trägt eben auch die eben schon erwähnte Welt bei, in der diese Menschen leben.

Skies of Arcadia Legends macht es so, wie ich mir das in einem guten, klassichen JRPG halt einfach auch vorstelle: Die Welt beherbergt völlig unterschiedliche Gebiete, die sich klar voneinander abgrenzen und immer einen neuen Abschnitt im Spiel darstellen. Auf den einzelnen Inseln gibt es urwaldähnliche unendliche Weiten, brennend heiße Wüsten, klirrende Eisflächen,... eben das ganze Arsenal, das man sich vorstellen kann. Und ich liebe das. Skies of Arcadia Legends geht manchmal auch noch einen Schritt weiter und überlegt auch, ob es gerade in einer Welt in der Luft nicht noch andere Dinge geben könnte - zum Beispiel so etwas wie ein schwarzes Loch, oder verborgene Gebiete unter den tiefsten Wolken. Überall dort gibt es dann natürlich auch ganz unterschiedliche Städtchen und Dörfer mit oft eigentümlichen Bewohnern. Die obligatorischen Dungeons mit ihren eigenen Rätseln und Besonderheiten fehlen hier selbstverständlich auch nicht - keiner gleicht hier wirklich dem anderen.
Während das alles wirklich mein vollstes Lob verdient ist einer der Gründe, warum ich das Spiel zwischendurch gehasst habe, aber trotzdem eng damit verwoben: Die Fortbewegung in der Welt, und damit meine ich eigentlich in der Luft war für mich teilweise ganz, ganz schwierig. Offenbar habe ich große Probleme mit der Orientierung wenn ich keinen festen Boden unter den Füßen spüre, und ich habe tatsächlich kleinere Ziele - wie zum Beispiel ein freundliches anderes Luftschiff oder kleinere Entdeckungen unterwegs - einfach nicht erwischt und musste umständlich wenden. Und dann - Zufallskampf - bämm! Der dauert ein paar Minuten und schaue ich dann noch in die gleiche Richtung oder muss ich mich noch ein Stück drehen und wo wollte ich eigentlich hin?
Zusätzlich dazu gibt es lange Zeit viele Hindernisse auf der Map, die das Luftschiff nicht durchfliegen kann und mir kommt vor, dass das hier ärgerlicher ist als auf einer normalen Weltkarte. Weil man sich hier mehr darüber bewusst ist, dass man blockiert wird - ich fliege in den Lüften, warum muss ich trotzdem kompliziert windende Wege nehmen und kann eben nicht einfach Luftlinie fliegen?
Ich fand die Navigation wirklich lange Zeit über sehr frutrierend und habe daher auch bis fast ganz zum Schluss alle Sidequests vollkommen ignoriert und bin so schnell wie möglich von einem Punkt zum nächsten geflogen. Meine Erlösung kam dann als ich im Spiel Yafutoma erreichte.
Okay, um fair zu sein, es ist noch ein bisschen nach Yafutoma, dass man Teile für sein Schiff bekommt mit denen man dann so hoch oder so niedrig fliegen kann, dass nicht mal mehr eine riesige Bergkette einen aufhalten kann und endlich wirklich überall direkt hinkann, aber trotzdem hat meine allgemeine Frustration am Spiel da schon nachgelassen.

Yafutoma hat mir allgemein als Gebiet so gut gefallen, die Geschichte dort fand ich super (...weil Enrique eine Liebelei spendiert bekommt wahrscheinlich), und danach ist man eben tatsächlich völlig frei in seiner Bewegung. Yafutoma ist für mich der Wendepunkt, vor allem wenn man bedenkt, dass das Dark Rift, das direkt davor ist (dieses Schwarze Loch das ich bereits kurz erwähnt habe) definitiv mein absoluter Tiefpunkt war.
Wenn man dann über oder unter dem "normalen" Himmel fliegen kann ergibt sich neben dem Wegfallen der Hindernisse noch ein weiterer Vorteil: Es gibt dort keine Zufallskämpfe.
Und das, meine Damen und Herren, ist also der zweite Grund, warum ich Skies of Arcadia Legends zwischendurch aufgeben wollte. Und sicherlich auch der Hauptgrund.
Also kommen wir endlich zum Kampfsystem. An sich ist es rundenbasiert und recht klassich mit ein paar kleinen Kniffen. Die Party besteht immer aus vier Mitglieder, denen man zu Anfang jeder Kampfrunde einen Befehl erteilt - Angriff, Magie, Item, Verteidigung, "Superzug" (eigene Skills, die nur der jeweilige Charakter beherrscht), Flucht und "Spirit sammeln". Für Zauber und Superzüge braucht man sogenannte Spirit Punkte, die sich die gesamte Party teilt - das sind also so etwas wie Aktionspunkte für alle und beschränken einen darin was man innerhalb einer gesamten Kampfrunde machen kann. Daher auch die Möglichkeit diese zu sammeln, um in der nächsten Runde stärkere oder mehrere Skills einzusetzen. Je nach Level der Party generiert diese pro Runde aber auch automatisch eine gewisse Anzahl Spirit Punkte, sodass billigere Fertigkeiten zum Glück auch immer eingesetzt werden können. Manche Superzüge sind nämlich absolut unverzichtbar und sollten auf keinen Fall über weite Strecken des Spiels ignoriert werden.
Neue Superzüge bekommt man indem man sogenannte "Moonberries" sammelt, bei Zaubern funktioniert die ganze Sache innerhalb eines Kampfes: Jeder Charakter kann zu Beginn jeder einzelnen Kampfrunde auswählen, welche Affinitä die eigene Waffe hat - was sich einfach in Form einer bestimmten Farbe ausdrückt. Man schaut also ob die Klinge von Vyses Schwert grün, rot, gelb, lila, blau oder silber ist. Je nach Einstellung macht man an Gegnern mit sowas auch etwas mehr Schaden oder steckt mehr ein. Für das Erlernen von Zaubern ist dabei wichtig, welche Farbe am Ende eines Kampfes eingestellt ist - denn für diese bekommt dann die ganze Party Magie-Punkte und nach einer gewissen Anzahl (da wiederum ist dann wieder unterschiedlich wieviele jeder Charakter benötigt) erlernt man einen neuen Zauber - zugehörig zum jeweiligen Element.

Okay gut, aber die Grundlagen haben nun wirklich nichts mit meiner Abneigung zu tun, das System ist eigentlich nicht uninteressant. Das Tempo ist das Problem. Alles dauert einfach eeeewig. Jede einzelne Aktion nimmt so viel Zeit in Anspruch. Selbst wenn ein Charakter nur normal angreift gibt es erst mal eine Kamerafahrt auf ihn, dann muss er sich entscheiden ob er aus der Ferne angreift oder zum Gegner läuft (ich habe nie verstanden was hierfür ausschlaggebend sein soll) und in beiden Fällen eine ausufernde Handbewegung ausführen, der Gegner bekommt natürlich auch noch eine Animation ab - je nachdem ob er ausweicht oder getroffen wird - und selbst der Abzug der Gegner-HP dauert irgendwie seine schöne Zeit.
Selbst bei Gefechten gegen deutlich schwächere Feinde gibt es kein schnelles Niedermetzeln. Vier Partymitglieder wollen schön ausgiebig animiert werden, und höchstwahrscheinlich auch noch drei bis sechs gegnerische Kreaturen. Niemand ist in Eile.
Ich habe irgendwann später angefangen, mir nebenbei Videos auf Youtube anzusehen, was ziemlich gut geholfen hat, aber das war zu meinen dunkelsten Stunden im Spiel noch nicht so. Meine schlimmsten Momente waren irgendwo im Mittelteil, wo ein Problem sehr erschwerend hinzukam: Zustandsveränderungen. Genau genommen "Schlaf". Und zwar einer, der durch normale Angriffe von Gegnern ausgelöst wurde - also nicht durch Zauber, die ich hätte abblocken können, und zu einem Zeitpunkt wo ich kein einziges Accessoire hatte, das irgendjemanden gegen Schlaf immun machen hätte können. Und diese Gegner kamen in Scharen von 4-6 und hatten die Unart auch noch Verstärkung zu rufen, sodass sie irgendwann auch noch zu neunt waren! Und dann waren sie auch noch schneller als meine Charaktere, SODASS SIE IM KAMPF AUCH NOCH VOR MIR DRAN WAREN!
Ich habe ohne Witz über eine halbe Stunde in so einem Zwischenkampf verbracht, weil meine Party andauernd geschlafen hat. Vielleicht war mal jemand wach, hat versucht jemanden aufzuwecken oder einen Gegner umzubringen - aber dann lauerten da halt immer noch drei andere die mit nur einem Stubs wieder Angst und Schlummer verbreiteten. Also bitte stellt euch das vor, das war eine halbe Stunde in der ich ja nicht einmal aktiv gekämpft habe, sondern die meiste Zeit nur gewartet habe, dass irgendjemand meiner Charaktere aufwacht und in der ich diesen verdammten Vogelviechern nur zusehen konnte wie sie wieder und wieder laaaangsam angreifen! @__@ Und noch schlimmer: Sterben wollte ich natürlich trotzdem nicht, weil der letzte Speicherpunkt schon eine Weile her war. Gott, war das grausam. Es war so schlimm. ;__;
Und es gibt im Spiel einfach hin und wieder so ein paar Gegner, die es einem auf so eine Art und Weise ein bisschen schwer machen (wenn auch nicht so extrem).
Ich weiß jetzt natürlich nicht, ob es theoretisch zu dem Zeitpunkt eine Möglichkeit gegeben hätte schon ein Accessoire gegen Schlaf zu haben, aber äh, ich war nun mal schon in dieser Hölle und selbst beim Zurücklaufen hätte ich diese erst mal durchstehen müssen - das waren ja normale Monster, die mir an dem Ort ja immer wieder begegnet sind -, um dann besser gerüstet alles nochmal zu machen? Davon abgesehen bin ich nicht mal sicher ob ich nicht eh schon an einer Stelle war, wo es gerade eben nicht möglich war, irgendwo frei einzukaufen.

Es gibt nämlich einen Part im Spiel wo man als Vyse von den beiden Mädchen getrennt wird und eine Zeit lang alleine ist, und danach in Valua eingesperrt wird. Vielleicht kam das alles erst nach oder knapp vor meiner traumatischen Schlaf-Erfahrung, ich weiß es nicht mehr, aber ich vermische diese Dinge so ein bisschen, weil sie zumindest relativ zeitnahe beieinander sind und mir auch dieser Abschnitt einfach nicht so gut gefallen hat. Der Dungeon wo man zwei Gruppen steuert - Vyse und Gilder, sowie Aika und Fina - ist super verwirrend und anstrengend und natürlich kacke mit jeweils nur zwei Partymitgliedern, und die Valuanische Festung ist ohnehin kein besonders tolles Gebiet. Zusätzlich dazu ist Gilder, so gern ich ihn als Charakter mag, meiner Meinung nach auch der Unnützeste der drei rotierenden Kämpfer und macht die unangenehmen Sachen dann halt auch nicht ertragbarer.
Aber okay, wir waren eigentlich ursprünglich beim Kampfsystem. Dazu ist nämlich noch nicht alles gesagt, es gibt ja auch noch die Schiffskämpfe!

Diese sind NOCH langsamer als die normalen Kämpfe, und während man das Luftschiff an sich steuert ist der Ablauf trotzdem relativ ähnlich. Es gibt wieder vier Züge pro Runde, aber die jeweiligen Aktionen der Charaktere, die je nachdem wieder Spirit Points kosten können, beziehen sich jedoch aufs Schiff. Man kann Zauber oder schiffsrelevante Items nutzen, Spirit Punkte sammeln, verteidigen oder mit einer ausgerüsteten Kanone angreifen. Statt Superzügen gibt es auf jedem Luftschiff, das man im Verlauf der Geschichte hat, eine besondere Kanone, die nur unter bestimmten Bedingungen abgefeuert werden kann. Planen kann man seine Züge anhand von Farbkästchen, die einem andeuten was das feindliche Schiff vorhaben könnte und wann es am besten ist anzugreifen oder zu verteidigen.
Die gute Sache daran ist, dass das Schiff eine eigene HP-Leiste hat und weitestgehend von Statusveränderungen (bis auf sehr wenige Ausnahmen) verschont bleibt. Obwohl die Gefechte wirklich sehr langsam ablaufen und ewig dauern können habe ich diese nie als frustrierend empfunden. Ich glaube das war so, weil ich mich nicht um Einzelheiten kümmern musste - also da musste ich mir nicht plötzlich um die Heilung eines Mitstreiters Gedanken machen, oder fürchten, dass jemand wieder den Charakter angreift der eigentlich jemanden wiederbeleben musste - es gab nur das eine Schiff zu erhalten. Das war einfach, das konnte ich, selbst wenn ich jede Runde dabei zusehen musste wie erst mal drei Kurven gedreht wurden bevor auch nur irgendeine Aktion ausgeführt wurde.
Also ja, Überraschung, die Schiffs-Kämpfe fand ich trotz der noch viel ausufernderen Animationen und des erhöhtem Zeitaufwandes eigentlich... sogar recht spaßig?
Meine Frustration kann also tatsächlich nicht nur daran liegen, dass im Spiel zum Beispiel die Kämpfe so langsam sind, sondern es muss eine Kombination aus mehreren Dingen sein.

Also. Grundsätzlich denke ich, dass mich vor allem diese Stelle mit diesen Schlaf-Zufallskämpfen ein bisschen fürs normale Kampfsystem traumatisiert hat, wobei mir dieses schon vorher nicht wirklich viel Spaß gemacht hat (weil es so viel Zeit in Anspruch nimmt und dabei trotzdem von mir fordert mich natürlich trotzdem dauernd um die einzelnen Partymitglieder zu kümmern). Die Zufallskämpfe folgen einem halt überall hin - natürlich auch in die Oberwelt, auf der ich ja mit der Luftschiffsteuerung auch so meine Probleme hatte, und ich mich da quasi doppelt behindert gefühlt habe. Und dann gibt es auch noch so gewollt unübersichtliche Gebiete wie das Dark Rift, was für mich natürlich der Gipfel der Frustration sein musste. Zeitgleich wurden mir auch die Kämpfe "an Land" damit etwas schwerer gemacht, dass zuerst die Party getrennt wurde, und ich dann mit Gilder einen der etwas weniger hilfreichen Charaktere an der Seite von Vyse, Aika und Fina hatte, auch wenn ich das zu dem Zeitpunkt natürlich gar nicht bewusst so wahrnehmen konnte.
Irgendwie kamen da also tatsächlich sehr viele Dinge für mich zusammen, die es mir sehr schwer gemacht haben. Nach und nach lösten sich meine Probleme aber immer mehr auf. Ja, die Kämpfe wurden nicht schneller, aber alle anderen Faktoren wurden angenehmer und besser, sodass dieser eine Grund immer weiter in den Hintergrund gerückt werden konnte - und naja, natürlich kommt man dann irgendwann auch an Ausrüstungsgegenstände und Fähigkeiten, die einen auch vor Zuständen bei normalen Angriffen besser schützen. ;0
Wenn also jemand mit all den anderen Faktoren, die ich da oben gerade aufgelistet habe, besser klar kommt als ich, der muss vielleicht gar nicht mit derselben Frustration kämpfen?

Kann man das Tempo nämlich ausblenden, bleibt eben einfach ein JRPG voller Nostalgie und mit viel Herz übrig. Dazu gehören auch die optionalen Dinge, die ich auch noch erwähnen möchte.
Einerseits mal die vielen Sachen, die es zu sammeln gibt, auch wenn einige von ihnen nur theoretisch optional sind und für den Spielverlauf nicht völlig ignoriert werden sollten. Die schon kurz erwähnten "Moonberries" erlauben es für Charaktere Superzüge freizuschalten, die man vor allem für Vyse auch definitiv alle holen sollte. Diese findet man in Kisten oder mit seltener Wahrscheinlichkeit nach Kämpfen. Sogenannte "Chams" lassen sich vom Boden aufsammeln und verändern/verstärken Finas Waffe, die als einziges nicht ausgetauscht werden kann, sondern eben so aufgestuft werden muss. Dann gibt es noch "Moonfish", die man einem Doctor bringen kann, der auf ein Mädchen namens Maria aufpasst und dessen Haustier diese Fische frisst. Als Belohnung bekommt man nicht nur immer bessere Gegenstände, sondern schließlich auch eine sehr belohnende Hintergrundgeschichte über den Antagonisten und einen Charakter aus einer anderen Sidequest.
Dann gibt es noch die Entdeckungen. Diese verstecken sich auf der ganzen Welt und das kann alles Mögliche sein. Ein geheimer Tempel im Urwald, eine lustige Felsformation mitten in einem Wirbelsturm, eine Lichterreflektion ganz unter den Wolken, ein Fragment eines ominösen schwarzen Mondes,.... spielt der Kompass auf der Karte verrückt, dann ist man einer Entdeckung nahe! Zu diesen gibt es immer einen kurzen Text, und in der sogenannten "Sailor's Guild", die es auf allen namhaften Inseln gibt, kann man diese Informationen verkaufen. Da kann man dann auch sehen, ob man der erste Seefahrer überhaupt ist, der diese Entdeckung gemacht hat! Spoiler: Ich war selten der erste, da ich ja erst angefangen habe ordentlich zu erkunden als ich über die und unter den Wolken tauchen konnte. xD
Eine ziemlich große Sache ist auch das eigene Schiff, das man dann bekommt sobald Enrique zur Party stößt. Ab diesem Zeitpunkt ist Vyse ein echter Kapitän und kann sich auch eine Mannschaft suchen! Es gibt überall NPCs zu finden, die bestimmte Aufgaben erfüllen können und dies hat dann später auch Einfluss darauf, wer sich alles auf der eigenen Insel-Basis befindet und welche Shops dort beispielsweise entstehen. Sehr cool!
Ist man eher auf mehr Kämpfe aus kann man in der Sailor's Guild auch noch die Steckbriefe von gesuchten Piraten studieren und diese aufsuchen. Diese Gefechte sind zu dem Zeitpunkt, wo sie verfügbar sind, meist deutlich schwerer als die aus dem normalen Storyverlauf und bieten gute Belohnungen.
Zu guter Letzt haben viele dieser optionalen Dinge, aber auch viele Dialogentscheidungen im normalen Spielverlauf, zumindest in der Gamecube-Version, einen Einfluss darauf welchen Ruf Vyse am Ende des Spiels hat. Bei mir war es nur "König der Rogues", was zwar der beste der "normalen" Rufe ist, aber halt kein Besonderer, den man durch Erledigung von optionalen Aufgaben erhält.
Es gibt also echt sehr, sehr viel zu tun, aber man muss gar nicht wirklich. Wie schon gesagt, ich habe erst sehr spät angefangen überhaupt über solche Sidequests nachzudenken und habe dann hauptsächlich ein paar wenige optionale Schiffskämpfe ausgetragen, eine handvoll Steckbriefe erledigt und noch die ein oder andere Entdeckung nachgeholt - aber einfach nur so viel wie ich halt Lust hatte. Und ich hatte am Ende trotzdem keine Probleme beim Endboss. Hier kann man wirklich einfach so viel oder wenig machen wie man möchte, hatte ich das Gefühl - und das fand ich ziemlich gut gelöst.


Also, am Ende lässt mich Skies of Arcadia Legends mit einem sehr positiven Gefühl zurück. Zwischendurch hätte ich nicht damit gerechnet, aber jetzt muss ich trotzdem sagen, dass es eigentlich ein gutes RPG ist. Es hat ein paar Schwächen, die aufgrund des Alters vielleicht gar nicht so überraschend sind, aber gleichzeitig auch ein paar Ansprüche, die man damals einfach an ein gutes, klassisches japanisches Rollenspiel gestellt hat. Und ich war selten so froh, dass ich Spiele nicht abbreche sondern durchziehe, weil ich möchte diese Perle eigentlich nicht missen.

1 Kommentar:

  1. Sehr schönes Review! Erneut, Hut ab, ich weiß schon wieso ich immer wieder mal hier auftauche ;)

    Dein Bericht hat mich wieder an Aspekte erinnert, die ich gar nicht mehr auf dem Schirm hatte. Das Spiel kam 2002 glaube ich für den GameCube raus, also vor 20 Jahren (!!) und ich habe es gespielt als ich grade bei der Backloggery ankam. Das war 2009, jetzt wo ich schummle und auf mein Entry schaue ;)

    Also, auch ich habe es "spät" gespielt... uhm... wieso ich das auch immer grad schreibe. Aber ich habe sehr ähnliche Gedanken über Kampfsystem und Weltdesign gehabt wie auch Du. Ich glaube in der Zeit habe ich auch Persona 3 ausprobiert, und gedacht... "Alte, die beiden Spiele haben aber beide ein richtig schlechtes Kampfsystem." Ich war halt durch Tales of Symphonia total verwöhnt, glaube ich. Die beiden Spiele (SoAL und P3) hatten mich definitiv underwhelmed, was das Kampfsystem angeht, aus komplett unterschiedlichen Gründen. Bei SoAL war es halt, was du schon sagtest, dass alles.... sooooo... laaaangsaaaaam.... war. Jede Animation, so schön sie auch für 2002 gewesen sein muss (oder auch nicht, war ja schon ein Port vom Dreamcast, und der GameCube konnte graphisch schon deutlich mehr als SEGAs letzte Konsole), zog sich einfach ins unendliche... Bei den Schiffskämpfen, wie Du schon sagst, fand ich das gar nicht so schlimm. Ich habe die immer sehr genossen. Aber die random encounter... wow, das ging gar nicht.

    Anders als Du, hatte ich kein Problem mit der Overworld, und hatte tatsächlich sehr viel Spaß damit, sie zu erkunden. War auch erster mit vielen Entdeckungen, das hat immer Laune gemacht. Der Kompass (hat man den nicht von Anfang an?) hat mir da oft geholfen, um mich wieder zu finden. Es hat nicht immer geklappt, aber oft.

    Die Kulturen der Welt fand ich sehr "stereotype A, stereotype B" usw. Aber ich habe mit der Zeit auch gelernt, dass Skies of Arcadia genau darauf hinaus wollte. Es wollte gar nicht das JRPG sein, was alle JRPGs revolutioniert und alles umstellt. Mit Vyse, Aika und Fina geht man auf ein sehr klassisches Abenteuer, mit mehr oder minder klaren "Bösewichten" und offensichtlichen Freunden und Feinden. Das Design der Charaktere hat mich da sehr an die Animes der 80er Jahre erinnert (obwohl der Vergleich von weit hergeholt ist), in so fern dass sie klar und einfach definiert sind. Beleza ist eine Femme Fatal mit eigentlich eigener Agenda. Drachma ist der gute Opa, außen Hart, innen Weich. Gilder ist... der Schönling, mit allem drum und dran. Enrique ist der Prinz der die Welt noch gar nicht anders erlebt hat als von seinem Hof. Es ist schon sehr "einfach" gehalten, sag ich mal, aber Skies of Arcadia will da nichts neues aufstellen. Und ich finde das okay. Es ist ein klassisches JRPG, aber in 3D. Nicht mehr und vor allem auch nicht weniger. Es macht Spaß, die Musik ist sehr gut (nutze ich oft und gerne in meinen Pen & Paper Sessions!) und.. Moment, hast du von der Musik geredet? Also, ich finde der Sountrack von Skies of Arcadia Legends ist schon echt nicht schlecht. Es ist nicht Nobuo Uematsu, aber hat doch seine Stücke die deutlich besser sind als der standard synth Sound der Generation. Und die ganze Welt ist sehr liebevoll zusammen genäht. Ich hatte sehr viel Spaß in der Erkundung und Rekrutierung meiner Mannschaft. Das war auch für mich der Highlight des Spiels. Also... gut benutzte Zeit.

    Ob ich wohl den Enthusiasmus von diesem Bericht nutze um es selbst nochmal zu spielen....? Naaahhh... Zu lange kämpfe. Aber vielleicht mal im Hintergrund zu irgend einem Strategie spiel, das kann ich mir vorstellen. :D

    Toller Spielbericht, Lynxie! Es ist immer wieder eine Freude! :)

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