Sonntag, 12. Oktober 2014

The Walking Dead, S1, Ep.4: Around Every Corner


Ich war bei meinem letzten Eintrag besonders schlau und hatte völlig vergessen ein Detail zu beschreiben, das in Episode 4 zu einem ganz großen Thema wurde: Clementines Funkgerät, von dem sie behauptet hatte, dass es kaputt wäre. Noch im Zug meldete sich daraus nämlich eine männliche Stimme, die auf bedrohliche Art und Weise angab, über Clem, Savannah und unsere kleine Reisegruppe Bescheid zu wissen. Wie sich später herausstellte, hatte das Mädchen wohl schon länger diesen Kontakt gehalten ohne etwas zu sagen und laut ihr handelte es sich bei dem Kerl um einen "Freund". Was für mich und alle anderen aber schwer zu glauben war.
In Savannah selbst war das erste, was auf den leergefegten Straßen dann passierte nämlich wieder eine Meldung aus dem Funkgerät. Der Kerl meinte nur leicht spöttisch, wir sollten von der Straße verschwinden, als plötzlich Kirchenglocken ertönten. Offenbar befand sich in einem Glockenturm ganz in der Nähe eine Person, die mit dem Geräusch eine ganze Horde Zombies anlockte. Na schönen Dank auch. Die Untoten kamen quasi aus allen Richtungen und die Gruppe wurde unpraktisch aufgeteilt - Lee half Kenny, während Clementine mit Ben in eine Ecke gedrängt worden war. Und gerade als ich angefangen wollte, Ben etwas mehr zu respektieren (nachdem er mir in Episode 3 ja leid getan hatte), ließ der Typ Clem einfach stehen und rannte davon. O_O Also wenn es für ihn eine Lücke in der herannahenden Zombie-Schar gegeben hatte, hätte er ja wohl auch mit dem Mädchen gemeinsam da durchgepasst. Wie auch immer, Chuck war der Retter in der Not und stürzte sich auf die Gruppe, damit Clementine auch weglaufen konnte. Das wäre wieder so eine Sache gewesen, nach der ich den Typen wirklich respektiert und ihm eine gewisse Loyalität eingeräumt hätte. Hätte es die Möglichkeit gegeben, hätte ich definitiv versucht ihn zu retten, aber er brüllte nur, dass wir abhauen sollten und das Spiel ließ auch nichts anderes zu. :|
Die restliche Gruppe fand dann etwas Ruhe in einem hoch umzäunten Garten. Es konnte keine Zuflucht auf Dauer sein, deshalb mussten wir uns irgendwie Zutritt zu dem Haus verschaffen, zu dem der Garten gehörte. Das war dann ein bisschen eklig, weil es eine Hundeklappe gab, die durch ein Funksignal geöffnet werden konnte, das leider von einem Halsband aus gesendet werden musste, das zu einem toten Hund gehörte. :x Den musste Lee ausgraben, aber wenigstens war das Tier schon so ziemlich bis zur Unkenntlichkeit verrottet.

Im Haus selbst gab es dann eine kurze Diskussion mit Christa, warum Kenny und Lee niemandem von der Stimme im Funkgerät erzählt hatten, was ich total bescheuert fand. Dass sie und Omid bei uns waren, war doch eher einer erzwungenen Flucht zuzuschreiben und nicht etwa einer Abmachung oder tatsächlichen Aussprache. Und ganz ehrlich gesagt waren die zwei auch nur noch bei uns, weil die Ische nicht alleine auf den verletzten Omid (immer noch sein Bein, was wohl echt nicht zu unterschätzen war) aufpassen konnte - wenn es nach ihr ging wären die wahrscheinlich sonst schon wieder weg. Aber Hauptsache, sie wollte nun irgendwelche Rechte in der Gruppe haben. Die hätte mal Ben fragen soll wie viel Informationen der immer bekam, obwohl der nun wirklich schon eine ganze Weile dabei war. Außerdem dachte ich immer noch, dass sie schwanger war und da hielt sie es auch nicht für nötig es irgendjemandem zu sagen.
Wie auch immer, Lee sah sich dann im Erdgeschoss des Hauses um, während Kenny und Ben im oberen Stock waren. Auf dem Dachboden machte Ken dann eine Entdeckung, die ihn wieder vollkommen aus der Bahn warf. Dort war ein Zombie, der viel zu schwach und dünn war, um irgendetwas zu tun - Kenny konnte einfach davor sitzen, ohne dass etwas passierte. Offenbar war der Junge der Familie, die das Haus bewohnt hatte, in den Dachboden geflohen, aber irgendwann waren ihm die Vorräte ausgegangen. Also war er verhungert oder verdurstet und nach seinem Tod natürlich zu einem Untoten geworden. Es war auf irgendeine Art und Weise schon schlimm das zu sehen. Das schwächliche Ding, das dauernd versuchte aufzustehen und nach dem qualvollen Ableben nicht einmal genug Kraft hatte, um als Zombie zu bestehen (obwohl da nun wirklich nicht viel dazu gehört). Außerdem sah der Junge Duck total ähnlich, und ich verspürte wirklich Mitleid für ihn, obwohl er nun ja auch nur ein Walker war, der uns ohne zu zögern fressen würde wenn er könnte. Lee übernahm dann die Aufgabe, dem Ding ein schnelles Ende zu bereiten, weil Kenny es verständlicherweise einfach nicht konnte. Ich begrub den Jungen dann auch dort, wo der Hund von vorhin schon lag und wurde unangenehmerweise von irgendjemandem dabei beobachtet. Vielleicht vom mysteriösen Kerl aus dem Funkgerät? Er floh jedenfalls, bevor ich irgendetwas machen konnte.
Kenny hatte nun auch wirklich genug und wollte keine Sekunde länger bleiben, während Christa darauf hinwies, dass Omid mit seinem Bein unbedingt noch Ruhe brauchte. Das wäre schon wieder zu einem handfesten Streit ausgeartet, wenn Lee nicht plötzlich Diplomat geworden wäre: Er und Kenny konnten zum Flussufer, um ein Boot zu suchen, während die anderen sich noch weiter umsehen konnten. Bis auf Clem waren damit auch alle zufrieden - sie allerdings wollte verständlicherweise nach ihren Eltern suchen, was ich ihr immerhin versprochen hatte~ Das Spiel verwährte mir aber nach wie vor, dem auch mal nachzukommen, was ich ziemlich unfair fand. So würde ich Clem nur weiterhin enttäuschen, ohne irgendwas dafür zu können.
Oh, und Ben war auch angekackt, dass er wieder nirgendwohin mitdurfte, aber er hatte es diesmal nun wirklich nicht anders verdient. Trotzdem beschwerte er sich über mein fehlendes Vertrauen, obwohl er Clem vorhin alleine bei den Zombies stehen hatte lassen und davor unsere Vorräte geklaut hatte. o.ô

Der Ausflug zum Fluss war dann auch nicht besonders erquickend - erst mal war Kenny nun wirklich nicht die beste Gesellschaft (er wollte nicht reden, sondern bloß ein Boot finden und war ziemlich ungehalten, aber das darf er auch sein), außerdem gab es auch wirklich nichts zu finden, was uns weiterhelfen konnte. Dafür stießen wir aber auf einen Berg aus Leichen und aufgespießten Zombies, die sich noch munter auf ihren Pflöcken bewegten. Herumwandelnde Untote gab es nicht, weil kurz zuvor wieder Glocken in einem anderen Teil der Stadt geläutet hatten, und das war auch extrem gut, weil Clementine uns unbemerkt gefolgt war. Sie war uns wahrscheinlich wegen der Suche nach ihren Eltern hinterher gegangen, aber es blieb keine Zeit, das genau zu hinterfragen und ihr eine Standpauke zu halten. Eine andere Person war nämlich in der Straße aufgetaucht und wollte Lee angreifen, hielt aber inne als sie Clem entdeckte. Die Frau namens Molly erklärte schließlich, dass sie die Glocken bedient hatte, um sich frei in der Stadt bewegen zu können. Außerdem erzählte sie, dass die Barrikade aus (Un-)Toten die Grenze nach "Crawford" darstellte, was ein abgeschotteter Stadtteil war, in den sich viele Überlebende zurückgezogen hatten - allerdings nur die "Stärksten". Offenbar bauten sich die Leute da drinnen eine elitäre Gesellschaft zusammen, die wirklich nur aufs Überleben ausgelegt war: Kinder, Alte und Kranke waren nur hungrige Mäuler, die gestopft werden mussten und nichts beitragen konnten, also wurden sie... als Barrikade verwendet. Ja, dieser Berg von Toten und aufgespießten Zombies setzte sich aus den Ausgestoßenen von Crawford zusammen. O__O
Molly war auch offensichtlich auf Kriegsfuß mit diesen furchtbaren Leuten und hatte uns nur nicht gleich getötet, weil eben Clementine aufgetaucht war. Ein Kind in unserer Gesellschaft hatte sie schnell darauf schließen lassen, dass wir nicht aus Crawford waren.
Das Gespräch konnte dann aber auch wieder nicht weiter vertieft werden, weil nun die Zombies auftauchten, die vorhin von den Glocken weggelockt worden waren. Nach kurzem Zögern beschloss Molly, uns wegen Clem zu helfen, aber Lee konnte nicht schnell genug zu ihr und den anderen aufschließen. Er musste durch einen Gulli in die Kanalisation (das obligatorische Kanalisations-Level o/), wo die Zombies nicht folgen konnten, weil sie offensichtlich nicht über Leitern nach unten klettern konnten. Zumindest nicht die, die hinter mir her waren - als ich die unterirdischen Gänge durchforschte , entdeckte ich eine andere Gruppe Untoter, die sich gerade über eine Leiche hermachten. Nach einem kleinen Puzzle, bei dem ich die dann weglockte, sah ich auch, dass es Chuck war, der da ausgeweidet lag. :( Er hatte sich vorhin wohl auch in die Kanalisation retten wollen, war aber wohl weniger vom Glück gesegnet gewesen als Lee.
Viel Zeit für Bedauern blieb aber nicht, weil ich langsam einen Ausgang finden musste - nach ein paar Fehlern, wo ich Zombies mit Schüssen auf mich aufmerksam machte und die mich dann töteten, gelangte ich an ein rettendes Loch in der Wand... durch das ich in einen Raum voller Leute stolperte.

Die Menschen dort waren ehemalige Bewohner von Crawford. Sie alle hatten früher einmal Krebs gehabt und waren deshalb aus der Stadt geflohen - obwohl die meisten von ihnen schon geheilt waren, waren sie trotzdem als Bürde abgestempelt worden. Vor ihrer Flucht hatten sie schon mit ansehen müssen, wie ein paar Leute aus ihrer Gruppe deshalb getötet worden waren.
Jedenfalls war da ein Typ namens Vernon, der früher der Arzt dieser ganzen Menschen gewesen war, und sich bereit erklärte, Lee zu "unserem" Haus zurück zu begleiten. Das war natürlich praktisch wenn man bedachte, dass Omid einen Arzt ganz gut gebrauchen konnte, außerdem war die Begleitung wohl Sicherheitsfaktor genug, um einfach per Sequenz "nach Hause" zu kommen und nicht selbst latschen zu müssen. Vernon sah sich also unseren Verletzten an, während Lee nach Clementine suchte. Die hatte sich unbemerkt verdrückt, weil Kenny sich besoffen hatte und Ben das wichtiger gefunden hatte, als auf das kleine Mädchen acht zu geben. Aber gut, er kann eben nicht überall sein. Clem war auch nicht einfach irgendwohin gelaufen, sondern war durch irgendeine Öffnung in den verschlossenen Schuppen, der im Garten war, gekrochen. Und dort drinnen hatte sie ein Boot gefunden. Ich kann gar nicht beschreiben, wie unfassbar schön das war, und es war der erste richtig tolle Moment seit langer, langer Zeit. Vor allem in Kennys Gesicht spiegelte sich etwas wider, was ich lange nicht gesehen hatte: Hoffnung.
Etwas später konnte er uns dann mitteilen, dass dem Boot Benzin und eine Batterie fehlten, es sonst aber absolut fahrtüchtig war. Die Gruppe (übrigens inklusive Molly, die ja Clem und Kenny zum Haus gebracht hatte, während ich in der Kanalisation herumgegurkt bin) kam schnell zu dem Konsens, dass es diese Dinge nur in Crawford geben konnte. Außerdem war dort auch Medizin, die nicht nur Omid, sondern auch Vernon und seine Leute, dringend brauchten.
Der Plan war dann also, Nachts durch die Kanalisation nach Crawford zu gehen, dort schnell die Vorräte zu plündern und wieder zu verschwinden - bevor irgendjemand etwas mitkriegen würde, wären wir hoffentlich schon wieder draußen. Besonders hilfreich würden dabei Vernon und Brie, eine ehemalige Patientin von ihm, sein, denn die hatten ja mal in Crawford gelebt. Ich erlaubte Clementine übrigens auch mitzukommen. Vielleicht war es eine gefährliche Entscheidung, aber ich wollte der Kleinen auch mal wieder das Gefühl geben, dass sie mir wichtig war. Außerdem war es doch irgendwie angenehmer, sie bei Lee zu haben als ganz alleine beim verletzten Omid. Außer dem waren nämlich wirklich ausnahmslos alle Leute von uns dabei, auch wenn Ben erst überzeugt werden musste.

In Crawford selbst war erst einmal nichts. Nach kurzer Zeit tauchte eine Person auf, die wir als Wache identifizierten, aber im Prinzip war es dann doch nur ein Zombie. ;0 So stellte sich heraus, dass es nichts und niemanden in diesem abgeriegelten Stadtteil gab, das noch mit etwas Lebendigem vergleichbar war. Irgendetwas war geschehen, wodurch die "Elite" versagt hatte und sie nun alle als Untote herumwandelten. Verständlicherweise war niemand sonderlich traurig darüber.
Der ursprüngliche Plan klang nun auch gleich angenehmer, da Zombies einschätzbar waren und wenig darauf gaben, irgendwelche Vorräte zu bewachen. Menschen waren da weniger berechenbar und in unserem Fall eine denkende, unbekannte Gefahr gewesen. Das hieß natürlich nicht, dass es deshalb wirklich irgendwie einfacher gewesen wäre.
Die Schule war wohl so etwas wie die Hauptzentrale in Crawford gewesen, und Brie führte uns deshalb dort hin. Draußen sammelten sich inzwischen schon Scharen von Zombies, die uns aber wohl noch nicht bemerkt hatten.
Benzin, Medizin und Batterien gab es laut einer Umgebungskarte in der Schule an drei unterschiedlichen Orten, außerdem fanden wir auch einen Raum, den die Crawford-Leute mit "Armory" beschriftet hatten, der verschlossen war. Die Leute teilten sich also in Gruppen auf, damit wir nicht zu viel Zeit verschwendeten: Kenny und Brie wollten Benzin aus einem Wartungsschuppen holen, Vernon und Christa nahmen sich den Medizinschrank im Krankenzimmer vor, Lee und Molly sollten zur angrenzenden Werkstatt für die Batterie und Ben würde versuchen, die Tür zur Armory aufzubekommen. Clem sollte bei ihm bleiben und auf ihn aufpassen, was Angesichts der Sachen, die bisher passiert waren, keine unlogische Anweisung war. Mir tat Ben immer noch leid und ich war ihm auch wegen der Sache am Anfang der Episode nicht mehr wirklich böse, aber er war einfach ein Risikofaktor. Nicht, dass er es absichtlich machte, aber mir war einfach nicht mehr ganz wohl wenn er dabei war, auch wenn es mir leid tat.
Aber egal, bei dem Ausflug mit Molly war er ja nicht dabei, also konnte ich frisch und vergnügt loslegen. Sie hatte offenbar noch irgendwelche Rechnungen offen, da sie einem Zombie, der offensichtlich früher Arzt gewesen war, gehörig die Fresse polierte, aber das sollte natürlich erst später aufgelöst werden. Ansonsten gab es außer weiteren Zombiehorden, vor denen es zu fliehen galt, eigentlich nichts Aufregendes. Und wir fanden natürlich eine Batterie.

Zurück in der Schule mussten wir dann erst mal Kenny und Brie helfen, eine Tür mit einer Axt zu verbarrikadieren, weil auch die von massenweise Untoten verfolgt wurden. Inzwischen war wohl wirklich halb Crawford auf uns aufmerksam geworden und langsam wurde es eher ungemütlich. Die Medizin-Truppe war aber immer noch nicht zurückgekehrt, also musste Lee mal nachsehen gehen, was da so abging. Nachdem ich ein paar Zombies erschossen hatten, die irgendwie in die Schule eingedrungen waren und vor dem Krankenzimmer lauerten, gab es ein weiteres Problem zu bewältigen: Die Medikamente befanden sich in einem fest verschlossenen Safe.
Der nächste Teil gefiel mir dann echt gut - durch ein Videoband erfuhren wir, dass der Arzt, der hier gearbeitet hatte, offenbar Aufzeichnungen gemacht hatte und wohl noch mehr solcher Bänder existierten, auf denen hoffentlich ein Hinweis auf die Safe-Kombination war. Man konnte dann fast wie in einem Adventure - wenn auch weniger komplex - auf die Spur zu den anderen Aufnahmen gelangen, musste einen Schlüssel von der Arzt-Leiche bergen, einer Blutspur zu seinem Spint folgen und so weiter... Auf den Bändern war jedenfalls eine Frau zu sehen, die offenbar schwanger geworden war und laut den Regeln von Crawford musste sie abtreiben. Das machte die Dame so fertig, dass sie kurzerhand beschloss, den Arzt abzustechen (während er den Safe gut sichtbar öffnete), der der einzige war, der bis dahin von der Schwangerschaft gewusst hatte. Und so war Crawford schließlich dem Untergang geweiht gewesen - der Arzt war an den Verletzungen gestorben, bevor irgendjemand etwas dagegen tun konnte und die Gemeinschaft wurde aus dem Inneren heraus zerstört.
Eine Aufnahme zeigte dann noch, was Molly mit dem Kerl zu tun gehabt hatte: Sie hatte mit ihrer Schwester in Crawford gelebt, die Diabetes hatte. Der Arzt hatte auch hiervon gewusst und für Sex eine Weile lang Stillschweigen bewahrt und Medikamente abgezweigt. Irgendwann wollte er das aber nicht mehr machen und verwehrte Molly seine Unterstützung, woraufhin die Krankheit der Schwester etwas später aufflog und die "Obrigkeiten sich darum kümmerten". Molly floh aus Crawford und führte eben deshalb ihren kleinen Rachefeldzug, während die anderen nach den Vorräten gesucht hatten. Dies erzählte sie Lee auch persönlich, was ein kleiner Moment der Verbundenheit zwischen den beiden war, aber das war schnell wieder vorbei.
Denn nun, wo wir die Medikamente und damit den letzten Teil der gewünschten Vorräte hatten, musste ja wieder etwas passieren. Ben hatte nämlich Geräusche gehört, sich mit einer Axt bewaffnet und war gekommen, um zu sehen was vor sich geht. Eine Axt? Wo hatte er eine Axt- oh.
Ja, es war die Axt, die vorhin die Tür geschlossen gehalten hatte, durch die eine Horde Zombies hereinstürmen wollte. Oh Ben.

Es ging dann alles ganz schnell - Brie versuchte, das Tor geschlossen zu halten und wurde erbarmungslos von den Untoten zerfetzt, während auch Molly gepackt wurde. Lee hätte auf den Zombie schießen sollen, aber ich bekam einfach keine freie Schussbahn - vermutlich hätte ich eher Molly getroffen, als den Angreifer (und das wäre laut dem TWD-Wiki durchaus möglich gewesen). Hier kam dann allerdings die Entscheidung, Clem mitzunehmen, positiv zu tragen: Sie erschoss den Zombie zielsicher und rettete unsere neue Freundin. Meine Güte, war ich stolz auf die Kleine!
Der glorreiche Moment verflog aber wieder, weil weitere Zombies herbeischlurften und uns kein Fluchtweg blieb, außer die Armory, die immer noch verschlossen war. Rohe Gewalt war angesagt, aber während Kenny gegen die Tür trat, dachte Ben es wäre ein guter Moment, sich die Sorgen von der Seele zu sprechen. Naja, er war nun natürlich völlig entmutigt - nachdem er jetzt auch noch schuld war, dass die Untoten überhaupt so zahlreich in die Schule eindringen hatten können, konnte er es einfach nicht mehr ertragen. Er gestand Kenny also, dass er den Deal mit den Banditen gemacht hatte und es im weitesten Sinne seine Schuld war, dass Duck gebissen worden war. Ich fand diese Ansicht ja immer noch völlig übertrieben, weil es einfach unglücklich gelaufen war und niemand das vorhersehen hätte können (während die Sache mit der Axt zum Beispiel deutlich offensichtlicher und damit dümmer gewesen war), aber Kenny war natürlich nicht zu halten. Er gab Ben die völlige Schuld und wollte ihn, nachdem die Armory Tür endlich offen war, einfach zurücklassen. Das wollte ich wiederum nun wirklich nicht, weshalb ich vielleicht das erste Mal in der Geschichte deutlich Partei für Ben ergriff und am Ende stürmte die gesamte Gruppe einen Glockenturm hinauf (von wegen "Armory"). Da musste dann natürlich geflohen und gekämpft werden, vor allem weil Lee irgendwo in der Holztreppe mal einbrach, aber wirklich unpraktisch war dann der Zombie, der sich im Glockenseil verfangen hatte. Oder vielleicht hatte sich dort auch ein Mensch aufgehängt, wer weiß das schon - auf jeden Fall bimmelten die Glocken laut vor sich hin und nahmen uns damit jede Möglichkeit, die Schar der Untoten abzuwimmeln. Außerdem packte dieser hängende Walker zu allem Überfluss auch noch Ben, aber mit einem Schuss war die Sache zum Glück erledigt... wenn das alles so halb in der Schwebe passiert wäre.
Ben erreichte beim Versuch, wieder zu den anderen zu stoßen, das Geländer nicht und Lee konnte ihn nur noch mit der Hand packen, um das Schlimmste zu verhindern. Aber es war nicht so leicht, den Jungen wieder hochzuziehen, und die Zeit drängte. Die Zombies kamen immer näher, Kenny rief mir zu, dass es knapp wurde und Ben sah mir in die Augen und sagte: "Lass mich los."

Ich weiß nicht, was ich dachte. Okay, ich weiß ziemlich genau was ich dachte, aber ich verstehe nicht, dass mein Gehirn in diesem Moment offenbar nur Dünnschiss produziert hat.
Ich dachte, dass Ben sowieso sterben würde. Ich habe fest geglaubt, dass kein Rettungsversuch ihm helfen würde, und von der Seite kamen schon die Zombies... aber es waren vor allem seine Sätze, die bei mir jegliche logische Hirntätigkeit aussetzen ließen. Er flehte Lee förmlich an, ihn loszulassen. Es würde alles, was er verbockt hatte, wieder gut machen, er würde als selbstloser Held sterben und nicht mehr mit seiner Schuld leben müssen. Also habe ich ihn losgelassen, und in dem Moment, wo ich die Entscheidung "eingetippt" habe, habe ich so fürchterlich zu weinen angefangen, dass es mich vor dem Bildschirm wirklich durchgeschüttelt hat. Natürlich kam ich in dem Moment zu Sinnen, als es zu spät war, und ich kann wirklich keine andere Begründung für mein Verhalten finden, als dass ich völlig dämlich war. Mir war egal, ob Kenny Ben nun gehasst hatte, was der Junge alles verbockt hatte und irgendwie wusste ich ja auch, dass die ankommenden Zombies Lee nicht einfach erwischen konnten. All das hatte keinen wirklichen Einfluss, ich war schlicht und einfach der Überzeugung, dass Ben es ohnehin nicht schaffen würde, er so wenigstens einen Heldentod sterben konnte und habe nicht mal versucht, ihn zu retten. Wer, der noch ganz richtig ist, versucht es bitte nicht mal? Und erschreckenderweise fand ich nach der Episode natürlich heraus, dass Ben überlebt hätte, wenn ich ihn nicht gleich aufgegeben hätte. Ja super. Ich war wirklich am Boden zerstört. Das hat mich tatsächlich auch einige Zeit lang verfolgt und ist einer der beiden Gründe, warum ich nach Episode 4 eine angemessene Pause einlegen musste.
Die anderen Leute - bis auf Kenny - waren natürlich auch alles andere als begeistert. Vernon sagte mir das direkt ins Gesicht, aber ich denke auch Christa war da alles andere als erfreut. Es kam dann zwar nie heraus, dass sie wirklich schwanger war, aber da sie damals bei dem Video mit der schwangeren Frau auch geweint hatte, bin ich nach wie vor ziemlich sicher, dass sie es war. Und Ben war in den Augen der Leute immer noch ein Kind gewesen.
Wer auch absolut erschüttert war, war natürlich Clementine. Sie hatte immerhin viel Zeit mit Ben verbracht und er war ihr Freund gewesen. Das hatte sie auch schon gesagt, als Kenny ihn damals vor dem Part in der Armory zurücklassen wollte und ich hätte vielleicht auch mal daran denken sollen. Aber gut, wie schon tausend Mal erwähnt, hatte ich mich da wirklich nicht auf meinen Menschenverstand verlassen. Zu allem Überfluss musste Lee Clementine dann auch noch sagen, dass wir ihre Eltern wohl nicht suchen konnten - damn you, Spiel!! - und damit war dann ohnehin alles verloren. Denn Clementine nahm all diese Dinge zum Anlass, davonzulaufen, und zwar zu der einzigen Person, die ihr Versprechungen machen konnte, die sie hier bei uns nicht bekam: Der Typ mit dem Funkgerät.

Lee, der eingeschlafen war, wodurch die Kleine überhaupt erst weglaufen konnte, begab sich natürlich gleich auf die Suche. An einer Straße, außerhalb des sicheren Geländes des Hauses, lagen das Funkgerät und auch Clementines Kappe. Und ein versteckter Walker.
Als Lee nach dem Kram greifen wollte, wurde er von dem Zombie gepackt und gebissen. Heilige Scheiße, NEIN! Verdammter Mist! Wirklich? Nach allem, wie das Spiel bisher verlaufen ist, dürfte jedem Spieler damit eine Sache klar sein: Lee wird es nicht schaffen. Es gibt keine Möglichkeit, dass plötzlich vollkommen out of nowhere ein Heilmittel existiert und alles wieder gut wird - nicht innerhalb von einer Episode, das wäre völlig unpassend. Also ja, toll, danke, sagt mir schon im Voraus, dass alles beschissen ausgehen wird. Ich war ja noch nicht genug entmutigt, ernsthaft.
Von den Geräuschen wurden auch die anderen aus der Gruppe hinausgelockt, also Kenny, Christa und Omid, der mit der beschafften Medizin wieder auf die Beine gekommen war. Vernon war verschwunden (und wurde kurze Zeit lang verdächtigt, Clem mitgenommen zu haben, weil er sie nach der Sache mit Ben ohnehin von Lee wegholen wollte) und Molly war wieder ihres eigenen Weges gegangen.
Wie auch immer, ich beschloss, den Biss zu verheimlichen. Meine Intention war eigentlich, es Kenny zu sagen, und nur Kenny. Er war der einzige, dem ich in dieser dramatischen Sache vollkommen vertraute, und der einzige, mit dem ich sie teilen wollte. Aber das ging nicht. Es war offenbar "alles oder nichts" - ich konnte es später, als Christa und Omid weg waren, nicht mehr erzählen.
Es war dann nämlich so, dass Lee Clementine retten gehen wollte und um Hilfe bat. Natürlich war der einzige, der mitkommen wollte, Kenny - mein Kumpel, mein Freund. ;__; Ich war so gerührt und ich bin es immer noch, denn auch wenn es wohl einfach ist, Kenny zu überzeugen, musste ich das nicht einmal. Er wollte sofort helfen, weil wir im Verlauf des Spiels einfach so zusammengewachsen waren und Clem und Lee wie eine Familie für ihn geworden waren. Und ich hatte ihm nichts von meinem Biss gesagt! Ich konnte dann nicht mehr, obwohl ich ja wollte! So eine Scheiße!! Kenny vertraut mir voll und ganz, aber das Spiel lässt mich nicht nur ihm von meiner Misere erzählen. Das bereute ich fast noch mehr als die Sache mit Ben, ehrlich, und das ist die zweite Sache, warum ich eine Pause brauchte. Mein schlechtes Gewissen Kenny gegenüber hat mich auch verfolgt.
Nun, es waren also nur noch Lee und Kenny , die auf die Selbstmordmission gehen wollten. Zusammen bis zum Ende.
Zuerst schauten sie natürlich in die Kanalisation, um Vernon zu suchen, aber schnell wurde klar, dass in dem Raum, wo er und seine Leute gewesen waren, nichts mehr vorzufinden war. Dafür meldete sich dort dann aber der Typ durch das Funkgerät, das Lee nun bei sich hatte. Okay, zuerst hörte man Clem, die Lees Namen sagte, aber dann übernahm die männliche Stimme. Laut der war Clementine in Sicherheit (und nicht von Vernon mitgenommen - thank you, Captain Obvious), aber Lee müsse nun seine nächsten Worte genau abwägen. Klang ja überhaupt nicht bedrohlich. Aber bevor ich tatsächlich etwas sagen konnte, war die Episode auch schon vorbei. o.ô

Ich wollte dann meine Statistik gar nicht sehen auch wenn immerhin ein Drittel der Spieler genauso furchtbare Leute sind wie ich. Was der Balken da übrigens nicht anzeigt: 66% haben Ben gerettet, 30% haben ihn losgelassen und 4% hatten ihn schon in der Armory nicht mehr mitgenommen!
Das mit dem Biss habe ich aber wirklich vollkommen verkackt. Boah, ich darf gar nicht daran denken.
Ich glaube Episode 4 wird mir ewig in Erinnerung bleiben als die Sache, die ich lieber verdrängen sollte. :D Diesmal habe ich mir die Episode nämlich selbst schlimmer gemacht, als sie eigentlich wäre - bis auf die Sachen ganz am Ende wäre alles gar nicht so furchtbar gewesen. So hatte ich noch Tage danach ein mulmiges Gefühl. Na... dann kanns ja im abschließenden Teil nur noch beschissener werden, nicht wahr? ^_^

1 Kommentar:

  1. Also ich freue mich schon auf die letzte Episode. Du wahrscheinlich nicht :D
    Zu blöd das die zweite Staffel vermutlich ein paar Monate auf sich warten lässt °o°

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