Montag, 21. November 2022

The Last Campfire


Zum Abschluss meines Spielejahres durfte es noch ein kleines, gemütliches Häppchen sein. Ich dachte zwar, dass The Last Campfire auch emotional werden würde, aber das blieb größtenteils aus. Klar, es ist hübsch, melancholisch und kann auch zum Nachdenken anregen, aber prinzipiell war es für mich persönlich mehr Puzzlespiel als tiefgründige Erfahrung. Das soll nicht mal Kritik sein, mir hat das Spiel so wie es ist eigentlich echt gut gefallen, und ich denke auch dass manch anderer sicher mehr Gefühle aus der ganzen Reise mitnimmt, als ich. Das soll heißen, dass es alle Voraussetzungen für Emotionalität gibt, ich aber einfach mehr darauf konzentriert war, all die vielen Puzzles zu lösen. Und das war auch irgendwie genau das, was ich nach diesem Brocken von Final Fantasy VII Remake, und der Aufregung nach Danganronpa 2, gebraucht habe. 
Vorweg sei gesagt, dass die meisten Aufgaben im Spiel recht einfach zu lösen sind, und Rätsel-Veteranen vor kaum einer Herausforderung stehen. Selbst ich hatte selten Probleme, und wenn dann war ich manchmal einfach etwas zu ungeduldig, oder hatte nicht kapiert was überhaupt meine Aufgabe war. Wenn ich aber wusste was das Spiel von mir wollte (was wirklich die meiste Zeit über der Fall war), war die Lösung auch nicht besonders weit. 

Man schlüft in die Rolle von "Ember", und der Name darf wörtlich genommen werden. Die Figuren im Spiel sind alle quasi der Rest einer ehemaligen Flamme, also eben eine Glut, denen vor dem Ende (also dem kompletten Ausgehen des Feuers) der Weg gewiesen werden muss. Man kann hier natürlich einige Parallelen zu verlorenen Seelen nach dem Sterben ziehen, und das ist definitiv auch so gewollt. 
Dementsprechend tiefgehend können die einzelnen Wegpunkte und Kommentare aufgefasst werden, die von einer Erzählerin vorgetragen werden. Diese sind wirklich total gut gesprochen und stören den Spielfluss eigentlich nie. Auch die Dialoge werden alle von der Erzählerin vorgetragen, sodass eine ganz eigene Stimmung entsteht. 
Die Welt an sich ist vorrangig sehr niedlich gestaltet, beherbergt aber auch witzige Gestalten (die Schweine), und kann sogar mal gruselig (The Forest King) oder natürlich auch etwas melancholisch sein (ein Skelett, dem man eine Blume hinlegen kann). Es gibt insgesamt quasi drei große Abschnitte, die sich alle eindeutig voneinander unterscheiden, aber das Spielprinzip bleibt natürlich überall gleich.
Es gilt andere Seelen, die aus Verzweiflung oder Hoffnungslosigkeit zu Stein wurden, wieder zurückzuholen und auf den rechten Weg zu bringen. Für jeden gilt es ein Puzzle zu lösen, um die Versteinerung aufzuheben - dann versammeln sich die geretteten Seelen um ein Lagerfeuer herum, bereit, "weiterzugehen". Um die Seelen, die sogenannten "Forlorns" zu erreichen, muss man ebenfalls Puzzles in der Umgebung lösen, die man in 3rd Person erkundet, und so gibt es eigentlich echt an jeder Ecke irgendetwas zu entdecken. Ich war manchmal überwältigt, bin aber nie festgesteckt, weil es eben überall etwas zu tun gab. Irgendwie fügt sich dann tatsächlich selbst alles so nach und nach zusammen, zumindest wenn man alles machen möchte, was natürlich die belohnendste Erfahrung darstellt. Grundsätzlich muss man jeweils nur 4 Forlorns befreien, um zur nächsten Zone gelangen zu können, aber es ist wirklich empfehlenswert, immer alle zu machen (pro Gebiet insgesamt 7). Es ist sehr befriedigend zu sehen, wie man nach und nach die großen Gebiete immer mehr erkundet, sich verborgene Wege endlich öffnen und Abkürzungen ergeben. Und natürlich ist es auch innerhalb der Geschichte sinnhafter, wenn man alles erledigt. Ember selbst muss auch einen eigenen Weg finden (die Pronouns "they/them" werden benutzt, das ist auf Deutsch immer so schwierig zu übersetzen) und ist dabei ein Licht der Hoffnung für so viele andere. Es würde sich irgendwie seltsam anfühlen, wenn Ember dabei lediglich die Hälfte erledigen würde, nur um schneller voranzukommen. Denn die Reise ist hier ganz eindeutig auch im philosophischen Kontext der Geschichte das Ziel.


Die Puzzles selbst stellen keine Offenbarung dar. Die meisten sind leicht verständliche Variationen von ziemlichem Standard-Kram: Schiebe- und Schalterrätsel, Lichtspielereien (mit Spiegeln Lichtquellen umlenken), kleine Sammelaufgaben, usw. Sehr prominent ist die Mechanik, mit einer Art Horn-Instrument Dinge in der Umgebung, aber dabei meist quadratische Blöcke, zu unterschiedlichen Zwecken zu bewegen. So haben diese Blöcke manchmal nur eine solide Seite, die man so hindrehen muss, damit man sie als Plattform zum Drüberlaufen nutzen kann, oder damit sie ein Hindernis abblockt, wie zum Beispiel einen Luftstrom, der ein mitgebrachtes Feuer ausblasen würde. 
Wie gesagt, wenn man weiß was das erforderliche Ziel ist, sind die Rätsel nicht besonders schwierig. Also, eigentlich sind sie durch die Bank hin eigentlich leicht, ich hatte aber trotzdem so vier, fünf Abschnitte, wo ich dann nachschauen musste. Da es aber insgesamt mindestens 21 direkte Puzzles, und sicher noch Mal halb so viele in den Umgebungen gibt, ist das trotzdem ziemlich aussagekräftig. Denn ich bin nicht nur oft ungeduldig, sondern auch dumm bei Puzzle-Spielen, und ich habe wirklich einen nicht unerheblichen Anteil ganz alleine geschafft. 
Für mich war das halt perfekt, weil eigentlich sehr entspannend - ich persönlich bin ja meist sowieso nicht auf eine Herausforderung aus. Und nach den ganzen Titeln, die ich eben kürzlich hinter mich gebracht habe, wollte ich ganz sicher keine. Gleichzeitig war The Last Campfire aber niemals langweilig. Das einzige, was ich bemängeln könnte wäre einerseits die Steuerung, die manchmal ein bisschen hakelig funktioniert, aber man kann das entweder mit der Maus oder mit der Tastatur meist umgehen. Steuern kann man nämlich mit beidem, und manche Dingen funktionieren mit dem einen, und andere eben mit dem anderen, besser. 
Außerdem gibt es nur eine automatische Speichermöglichkeit. Diese ist recht großzügig, weil das Spiel bei jedem Screenwechsel speichert, aber es kann dann nervig werden, wenn man ein Puzzle auf den Anfang zurücksetzen will. Dann muss man nämlich entweder den Forlorn wieder zwei Mal antippen, um aus dem "Raum" raus und rein zu wechseln, oder wenn man das Spiel einfach vom Speicher neu starten will, halt einmal. Aber die vorgesehenen Animationen muss man sich jedes einzelne Mal wieder ansehen, und das dauert so ein bisschen. Vor allem weil diese sich halt selten unterscheiden, und man hat die dann tatsächlich schon zum 15. oder halt 20. Mal gesehen. 


Sonst habe ich aber eigentlich nichts zu meckern. Wie gesagt, für mich hat das Spiel genau gepasst und mir das gegeben, was ich eigentlich wollte: Relativ leichte Kost mit guter Präsentation - aber dabei wurde ich emotional wenigstens nicht zerstört. Vielleicht war ich dafür nicht in der Stimmung, oder war dafür einfach nicht so empfänglich, weil die Geschichte und die Welt dafür durchaus eine Bühne bieten. Daher würde ich sagen, dass The Last Campfire anderen sogar noch besser gefallen könnte als mir, zumindest wenn sie sich nicht an einfachen Puzzles stören. 

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