Sonntag, 20. März 2022

Arc the Lad


Wieder einmal galt es eine ältere RPG-Reihe, die inzwischen nicht mehr fortgeführt wird, in meinen Kenntnisschatz (gibt es das?) aufzunehmen. Von Arc the Lad gibt es drei Teile, die nie in Europa erschienen sind und die alle ziemlich dicht zueinander gehören, sowie einen Ableger, der es auch zu uns geschafft hat und einen, der uns wieder vorenthalten blieb (alles andere zähle ich mal nicht als "richtig" zugehörig) - worum es offenbar nicht schade war, da das Genre von SRPG zu Action-RPG wechselte und dann eh alles verloren war. ;0 
Wie mein eigener Zwang mir vorschreibt habe ich natürlich - obwohl ich den Ableger Twilight of the Spirits als einziges Spiel bereits besessen habe - ganz von vorne angefangen. Hauptsächlich, weil Arc the Lad 1 ein ziemlich kurzes Strategie-RPG ist und daher in jeden noch so vollgestopften Zeitplan passen dürfte. Leider habe ich dabei aber die Info verpasst, dass das Spiel eigentlich eher so etwas wie einen langen Prolog für den zweiten Teil darstellt. Ursprünglich dachte ich mir, wenn mir der kurze Teil gefällt kann ich ja mal überlegen, mich weiter mit der Reihe zu beschäftigen - in Wahrheit fühlt es sich aber tatsächlich ein wenig... unvollkommen und beinahe sinnlos an, nicht definitiv auch mit Arc the Lad 2 weiterzumachen. Zwar wird die Hauptaufgabe der Protagonisten abgeschlossen, allerdings beschwört diese eigentlich erst den wahren Antagonisten herauf und stürzt die Welt in eine akute Bedrohung. Und die aufzuhalten fühlt sich sofort nach weit mehr Aufwand an als alles was man schon hinter sich gebracht hat. Die wahre, epische Heldengeschichte kann also so richtig erst da beginnen, eben im zweiten Teil.
Arc the Lad ist also so ein bisschen wie ein spielbarer Flashback, oder eben eine Vorgeschichte, die sich am Ende auch nicht nach viel mehr anfühlt. Das tut dem Spiel selbst nicht wirklich schlecht, aber nötigt mich eigentlich schon ziemlich dazu, weiterzumachen. Alles andere fühlt sich für mich irgendwie unrichtig an.^^ Und grundsätzlich wäre das nicht allzu schlimm, wenn ich mir wirklich sicher wäre, viel Spaß mit Arc the Lad 2 zu haben. Aber ich bin da noch zwiegespalten, obwohl mir der erste Teil jetzt nicht unbedingt schlecht gefallen hat. 

Das Spiel beginnt mit einem Mädchen namens Kukuru, das eigentlich dazu bestimmt wäre eine Flamme auf einem Berg zu beschützen, allerdings von einem Scharlatan dazu gebracht wird diese stattdessen auszulöschen. Ein Junge namens Arc besucht unterdessen denselben Berg, um nach seinem seit 10 Jahren verschollenen Vater zu suchen. Die beiden treffen natürlich aufeinander, können die Flamme wieder erleuchten (auch wenn dadurch trotzdem die unheilvollen nachfolgenden Ereignisse unaufhaltsam in Gang gesetzt wurden) und erhalten dabei außerdem von einem wundersamen "Guardian" besondere Kräfte. Als der König des Landes davon Wind bekommt ruft er Arc zu sich und gibt ihm quasi die Aufgabe, durch Prophezeiungen über einen besonderen Helden angetrieben, die Menschheit zu retten. 
Klingt jetzt ziemlich straightforward, ist es aber eigentlich gar nicht so. Klar klappert man dann im Endeffekt mit Arc und seiner späteren Party stupide einen Elementaren Guardian nach dem anderen ab, um deren Kräfte und Segen zu erhalten, aber die Geschichte wirkt durch kleine Details und Ideen trotzdem nie wirklich träge. Alle Partymitglieder haben zum Beispiel ihre eigenen Hintergründe und Eigenarten, sodass sie einem trotz der kurzen Spieldauer durchaus sympathisch werden. Besonders gut gefiel mir Chongara, der nicht nur Schwung in den ernsten Haufen Charaktere gebracht hat, sondern auch völlig andere Kampffertigkeiten als alle anderen mitbrachte (nämlich Beschwörungen zu rufen und diese kämpfen zu lassen).

Viele Abwechslungen gibt es im Kampf trotzdem nicht. Arc the Lad ist ein Strategie-RPG, bei dem die Planung am ehesten die Positionierung betrifft - auf die meisten anderen Dinge hat man nämlich wenig Einfluss. Klar hat jeder Charakter eigene Skills, die man einsetzen kann, aber die werden automatisch mit fortschreitendem Level gelernt (und auch automatisch einzeln hochgelevelt). Es gibt auch nur eine sehr beschränkte Möglichkeit die eigenen Kämpfer mit Accessoires auszurüsten, Waffen oder Rüstungen in dem Sinn gibt es überhaupt nicht. Alle müssen also auch die Rolle erfüllen, die ihnen vom Spiel zugeteilt wurde, und das führt oft auch dazu dass alle außer Arc ein bisschen unterlevelt sind. Weil der sicher der vielseitigste ist: Er hat starke Angriffskraft, ein paar gute Zauber und kann sich mit einem von denen auch selbst heilen. Das Spiel könnte man genau genommen auch mit Arc alleine durchspielen. Fast alle Feinde lassen sich außerdem mit bloßer Kraft UND schlicht und ergreifend einfach einem höheren Level bezwingen, sodass vor allem die taktisch interessanteren Charaktere wie Chongara und Poco kaum zum Einsatz kommen müssen und daher immer hinterherhinken. 
Also bewegt man sich meist mit Arc, und wenn man gut drauf ist noch Tosh oder Iga, im möglichen Radius (sichtbar durch die guten, alten Quadrate, da die Schlachtfelder wie oft gesehen in dem Genre schachbrettartig aufgeteilt sind), greift am besten von hinten jemanden an und wartet dann bis der nächste dran ist. Wie gesagt, für alle Gefechte reicht es eigentlich einfach nur hoch genug gelevelt zu sein. Für Möglichkeiten für eine gute Portion Grinding wird auch gesorgt - es gibt eine Reihe von Sidequests und optionalen Kämpfen, was mich doch irgendwie überrascht hat bei der Kürze des Spiels. Ich habe gelesen das lag daran, dass man den Leuten was zu tun geben wollte bis Arc the Lad 2 erschienen ist.^^ So gibt es neben geheimen Accessoires oder optionalen Beschwörungen für Chongaga auch Dungeons mit sehr sehr vielen Etappen, wie es sich für ein ausuferndes Post-Game halt gehört. :D Für alle, die auch wirklich den Nachfolger spielen wollen sei auch gesagt, dass die Level der Charaktere (höchstens allerdings Level 60) hier ins nächste Spiel übertragen werden, auch wenn man da einen anderen Protagonisten hat und wohl nicht alle auch wirklich wieder als steuerbare Partymitglieder dabei sein werden. Zu sehr wollte ich mich darüber nicht spoilern, deshalb sind diese Angaben mit Vorbehalt.^^

Grundsätzlich hat mir dieser erste Teil auf jeden Fall Spaß gemacht, wobei ich nicht sicher bin ob dazu nicht auch viel beigetragen hat, dass eben alles recht kurz und knackig ausfällt. Ich meine, man läuft nicht mal selbst irgendwo herum, fast alle Szenen laufen automatisch ab und man bewegt sich bis auf wenige Ausnahmen nur auf dem Schlachtfeld. Meine Faulheit hat das sehr begrüßt. Und ja, wenn man nur ein bisschen leveln muss um weiterzukommen - und man dazu auch eigentlich immer die Gelegenheit hat - muss man sich jetzt auch nicht unbedingt zu oft den Kopf zerbrechen wie man einen Kampf schafft. Das Spiel war also so als nebenbei-Beschäftigung ziemlich gut geeignet, was mir definitiv auch geholfen hat die Motivation nie zu verlieren. Ob das bei einem deutlich längerem Brocken mit mehr Finessen und Difficulty-Spikes so bleibt ist äußerst fraglich. Dafür freue ich mich aber gleichzeitig auf mehr Möglichkeiten - sowohl gameplay- als auch story-technisch - in diesem Universum, weil sie doch allgemein mein Interesse entfacht hat. Ich glaube durch diesen ersten Teil, dass die Entwickler durchaus die Fähigkeit haben eine nette Geschichte mit richtig sympathischen Charakteren zu erzählen, dass sie eine spannende Welt mit vielen großen und kleinen Geheimnissen schaffen können, und sich das alles in einem längeren Spiel möglicherweise erst so richtig entfalten kann.

Mein Fazit also: Ich bleibe dann doch auf der eher optimistischen Seite, weil das kleine aber feine Gesamtpaket in Arc the Lad 1 ein klassisches, aber qualitativ durchaus hochwertiges Erlebnis bietet. Und davon möchte ich einfach auch gerne noch mehr sehen.

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