Sonntag, 9. Januar 2022

Pokémon Mond


Ich dachte ja damals bei Pokémon Y schon, dass mein Pokémon Fangirltum vorbei ist und die Tatsache, dass mir die Edition gut gefallen hatte war trotzdem kein Anreiz mich näher mit denen zu beschäftigen, die ich noch nicht gespielt habe. Aber alles kommt ja immer anders als man denkt. So habe ich vor nicht allzu langer Zeit irgendwie plötzlich angefangen Pokémon Sammelkarten zu kaufen und, äh, es hat mich wieder erwischt. Nicht nur Karten, auch Plüschies sind wieder hoch im Kurs, und nun irgendwie natürlich auch wieder die Spiele. 
Ich habe also mit Pokémon Mond angefangen weil ich Schwert/Schild (noch) nicht habe und alle anderen Editionen genau genommen ja schon kenne - nur die Remakes halt nicht. Und der Blitz soll mich treffen wenn ich Leuchtende Perle oder Strahlender Diamant anfasse. Spoiler: Ich lobe das Spiel sehr, muss am Ende aber sagen, dass es sich nicht so schön abenteuerlich anfühlt wie die anderen Editionen.

Über Pokémon Mond habe ich ehrlich gesagt im Vorfeld wenig Gutes gehört. Hauptsächlich ging es bei der Kritik darum, dass es so viel "Story" gibt, dass man sich kaum einmal ein paar Schritte weit bewegen kann - und das natürlich bei einer wie gewohnt nicht besonders überragenden Geschichte. Und es stimmt, es gibt einen strengen roten Faden und viele, viele Szenen, die einem genau vorkauen wo man als nächstes hinmuss. Abseits dieser Wege gibt es kaum optionale Sachen, alle Schauplätze sind irgendwo in die Story integriert - falls man also mal über eine Abzweigung stolpert kann man diese getrost ignorieren und einfach zum nächsten Plotpunkt laufen, weil man früher oder später sowieso wieder dahin geführt wird. 
Ja, das ist ungewohnt. Ja, das ist für so eine Art von Spiel suboptimal. Aber nein, mich hat es trotzdem nicht wirklich genervt (naja, außer der Rotom-Pokédex, der ständig davon gequatscht hat was ich machen soll obwohl mir der Questmarker das eh immer angezeigt hat). Viel eher hatte ich stets das Gefühl Fortschritt zu machen, selbst wenn ich nur 20 Minuten lang gespielt habe. Für mich persönlich kein schlechter Weg zurück zu den Pokémon-Spielen, die mich halt trotz neu entbrannter Liebe nicht mehr ganz so langfristig motivieren können wie früher. 
Weiter zuträglich waren dieser Edition ein paar kleine Änderung, die etwas Frische in das alte System bringen sollten und bei mir recht positiv angekommen sind. 
So gibt es zwar die obligatorische Reise eines Kindes durch die Region, allerdings gibt es keine Arenakämpfe mehr und keine acht Orden zu gewinnen. Auf der "Inselwanderschaft" - die Geschichte spielt in einem Hawaii nachempfundenem Gebiet mit vier Inseln namens Alola - absolviert man Prüfungen und sammelt sogenannte Z-Steine. Das sind Juwelen, die einem bestimmten Element zugehören und ein Pokémon einmalig pro Kampf eine besondere Attacke ausführen lassen. Orden gibt es nicht, und Z-Steine gibt es genau genommen mehr als 8, weil man auf jeder Insel mehrere kleine Aufgaben absolvieren muss, um den jeweiligen Inselkönig herausfordern zu können - und manche Steine bekommt man halt auch einfach so. Zu Beginn des Spiels gibt es auch keine Pokémon-Liga mit den gewohnten Top Vier, diese wird aber im Verlauf aufgebaut - damit man wenigstens einen klassischen Abschluss hat. ;0 Allerdings ohne langwierige Siegesstraße, und mit dem Unterschied, dass man explizit als erster Champ der Region gekürt wird und im Post Game quasi den "Thron" verteidigen muss statt nochmals gegen die Top 4 anzutreten - was ich beides auch als Pluspunkt verbuche.
Natürlich muss man bei den Inselprüfungen auch kämpfen, aber diese sind immer mit unterschiedlichen Aufgaben verbunden. Das ist alles nichts besonders Aufregendes - zum Beispiel muss man zwei unterschiedliche Tänze anschauen und die Unterschiede dann aufzeigen - und am Ende wird trotzdem immer gegen ein mächtiges Pokémon gekämpft. Aber es fühlt sich trotzdem einfach anders an als sonst.

Der Verzicht auf VMs ist einer weitere Neuerung, die Einfluss auf ein anderes Spielgefühl hat, aber die ist wirklich ein Schritt in die richtige Richtung. Für gebietsrelevante Fähigkeiten kann man sich über den sogenannten PokéMobil ein Pokémon rufen, das das für einen erledigt. Man surft mit einem Lapras, fliegt auf einem Glurak,... und manche Sachen sind einfach nur eingebaut worden damit man eine längere Liste hat. Das Machomei, mit dem man genau zwei Mal im Spiel Felsen verschiebt hätte man sich zum Beispiel sparen können. 
Trotzdem, keine VM-Sklaven im Team behalten zu müssen war ein ziemlich befreiendes Gefühl - auch wenn ich aus Gewohnheit trotzdem das obsolete Vogelpokémon dabei hatte, obwohl ich das gar nicht unbedingt gebraucht hätte.^^

Was in dieser Edition auch neu ist sind die Regionalformen. Bereits bekannte Pokémon haben sich durch den Lebensraum in Alola verändert, sehen ein bisschen anders aus und haben oft andere Typen oder Typ-Kombinationen. Ich wusste am Anfang nicht was ich davon halten soll (also schon vorher, das war mir ja schon bekannt und ist auch in Schwert & Schild wieder dabei), aber nach viel Skepsis finde ich es jetzt doch gar nicht so doof. Vor allem weil viele dieser neuen Designs eigentlich sehr cool sind - ich hatte eine Zeit lang ein Mauzi im Team nur weil es mir so gut gefallen hat!
Apropos Team: Mit dem Pokédex war ich eigentlich wieder ziemlich zufrieden. Im ersten Drittel hatte ich sogar echt Probleme mich nur für sechs Kämpfer zu entscheiden weil das Angebot quasi so gut war. Eigentlich hat das sogar schon bei den Startern angefangen.
Ich kannte die alle drei vorher nicht, aber als ich sie gesehen habe war ich echt begeistert. Die drei Starter hier sind seit LANGEM die beste Auswahl für den Anfang. Gemeinsam mit den weiteren Entwicklungen würde ich sie sogar recht ebenbürtig mit denen aus Generation 3 aufstellen - nur die ersten beiden Generationen sind hier klar nochmal besser.
Ich hatte echt Schwierigkeiten mich zwischen Bauz, Flamiau und Robball zu entscheiden, weil sie alle drei ernsthaft in Frage kamen! Das Gefühl kannte ich von den Spielen gar nicht mehr (bei Schild gibt es zum Beispiel sogar nur einen Starter, den ich halt aus der Not heraus wählen würde)!
Hätte ich gewusst, dass die süße Katze zu einem Wrestling-Mann-Kater wird, hätte ich mich vielleicht nochmal umentschieden, aber naja. xD So führte die Poké-Pause zu ein paar unangenehmen Szenen, wenn ich die eigentlich beliebten Streicheleinheiten verteilen wollte. Wäre ich nicht so an den beiden Vorentwicklungen gehangen hätte ich "Fuegro" vielleicht sogar getauscht.... Naja ok, alleine das zu schreiben tut mir jetzt schon leid. xD 
Durch die Poké-Pause, in der man eben seine Pokémon füttern und streicheln kann, habe ich aber echt große Zuneigungen aufgebaut und dadurch zum Beispiel auch meine Vorliebe für eine Zwischenentwicklung entdeckt, die es zu einem meiner allerliebsten Pokémon geschafft hat: Akkup! Ich liebe, liebe, liebe Akkup, und werde das nie vergessen. Und Cosmog und Imantis/Mantidea gehören jetzt auch zu meiner Masse an Lieblingspokémon. Also, es gibt durchaus wieder ein paar neue Pokémon dieser Generation, die man gern haben kann und man muss nicht immer nur an den alten festhalten (obwohl es auch die gibt - ich hatte ein sehr zuverlässiges Flegmon/Lahmus im Team). 

Also kurz zusammengefasst: Ich war allgemein zufrieden mit der Auswahl an Pokémon und hatte dann mit der Zeit auch echt eine innige Bindung zu meinem Team. <3
Apropos Bindung: Durch die vielen Story-Szenen hatte ich durchaus Bezug zu einigen NPCs, was mir bei dieser Art von Spiel schon ewig nicht mehr passiert ist - meist sind Rivalen oder Begleiter einfach nur im positivsten Fall belanglos oder sonst halt nervig. Aber ich mochte (vielleicht gezwungenermaßen) Lilly und Wölkchen sehr, was endlich mal dazu geführt hat, dass man ein legendäres Pokémon auch wirklich im Rampenlicht hat (und am Schluss ein bisschen im Team weil ich es nicht übers Herz brachte es in die Box zu stecken). Auch Professor Kukui wird mir gut in Erinnerung bleiben, und Gladio ist halt eine, Entschuldigung, geile Sau. Selbst Tali konnte ich irgendwo etwas abgewinnen und Lola mit ihrem Mimikyu, oder Hapu'u mit dem komischen Pampross,...
Und jetzt kommts: Selbst die böse Organisation, die seit Team Rocket nichts wirklich Interessantes mehr auf die Beine gestellt hat, hat irgendwo irgendwas. Team Skull ist an sich ziemlich lächerlich, aber auf eine so überzogene Art und Weise, dass es ziemlich lustig ist. Ich hatte mit den ganzen Rüpeln und ihren Anführern eigentlich immer irgendwie Spaß - da kann die Aether Foundation (ja, es gibt quasi eine zweite zuerst augenscheinlich "gute" Organisation, die gegen Ende mit Team Skull so ein bisschen verschmilzt) einpacken, auch wenn die Kämpfe gegen die Anführerin Samantha die einzigen waren, vor denen ich Respekt hatte. Aber die Aether Foundation nimmt sich halt wie üblich selbst einfach zu ernst. Nur Team Skull hat einen ulkigen Charme. :> 

Okay, okay, das hört sich jetzt sogar euphorischer an als damals, wo ich Pokémon Y gespielt habe, dabei hat mir das im Endeffekt schon besser gefallen. Zwar vielleicht nicht was die Charaktere - deren Namen ich mir erstmals wieder etwas länger merken konnte - und vielleicht sogar das leicht aufpolierte Prinzip mit den Inselprüfungen angeht, aber wo Pokémon Mond mir im Detail gefallen hat, so ist es als Gesamtes einfach nicht so ein eindrucksvolles Erlebnis. Das "Reise-Gefühl" geht tatsächlich durch all das an-der-Hand-geführt-werden verloren, und irgendwie kommt mir auch vor, dass das Sammeln von Pokémon in den Hintergrund gedrückt wird. Am wichtigsten war ohne Frage eigentlich die Reise von Lilly, die sich im Lauf der Geschichte entwickelt und mit Abstand am meisten Screentime abbekommt. Man selbst ist zwar irgendwie der stärkste Trainer der Welt, nimmt mit seinem ausdruckslosen Puppengesicht jedoch zumeist als Randperson an den Ereignissen teil. Also als "Pokémon"-Spiel vermittelt es irgendwie nicht dieselben Emotionen wie andere Titel der Hauptreihe und im Endeffekt ist es das, was ich auch tatsächlich im Nachhinein schmerzlich vermisse.
Und natürlich gibt es schon auch ein paar Sachen, die mir an sich auch nicht so gefallen haben.
Am schlimmsten fand ich eigentlich das Fangen von wilden Pokémon. Das ist eigentlich ein No-Go.^^ Grundsätzlich hat man hier zwar keine Probleme und das Meiste ist wie gehabt, es gibt nur einen kleinen Kniff, der eingebaut wurde und mir daran echt oft den Spaß geraubt hat. 
Wilde Pokémon haben die Möglichkeit sich Verstärkung im Kampf zu rufen. Das ist entweder das genau selbe Pokémon nochmal oder eine (Vor-)Entwicklung davon. Das Problem ist, dass man kein Pokémon fangen kann wenn es nicht alleine im Kampf ist - man muss also zuerst das zweite wieder loswerden. Wenn man jetzt Pech hat schafft man das nicht immer innerhalb eines Zuges (zum Beispiel weil das Scheiß Elekid der Attacke ausweicht) und bei der nächsten Gelegenheit funktioniert der Ball vielleicht nicht sofort, dann wird wieder Verstärkung gerufen.... Ich hatte mal einen Kampf gegen ungefähr 6 Evolis hinter- und miteinander auf diese Art und Weise, und der hat eeeewig gedauert. Manche Pokémon habe ich so dann auch einfach ausgelassen, weil ich keine Lust hatte 20 Minuten nur mit dem Fangen zu verbringen? 
Gleichzeitig gibt es aber gegen Trainer sehr, sehr wenig Doppelkämpfe. Das fand ich echt schade und hätte etwas Abwechslung reingebracht - es gibt nämlich ein paar Gebiete wo man relativ abgeschnitten von anderen Ortschaften ist und einfach Kampf auf Kampf folgt (in der Stadt von Team Skull und im Aether Paradies zum Beispiel). 

Ansonsten gibt es noch haufenweise Schnickschnack für die Online-Verbindung mit dem 3DS und sogar einen Code-Scanner um Einträge in den Pokédex aufzustocken, was ich aber nie genutzt habe - das hat mich bei Pokémon noch nie interessiert, weil ich gerade mit dem Handhelden nicht nur zu Hause spiele und daher dann eh keine Verbindung zu einem W-Lan habe. Darüber kann ich also kein Urteil abgeben.
Die extra Offline Funktionen wie das Pokémon Resort, wo man verschiedene Dinge mit seinen Pokémon in der PC-Box machen kann (Beeren sammeln oder ein bisschen Erfahrungspunkte trainieren zum Beispiel) fand ich ganz nett, aber sind jetzt auch nicht ausschlaggebend für irgendeine Wertung nach oben oder unten. 
Wichtig ist jedoch, dass man sich wieder Kleidung kaufen kann und den Spielercharakter dementsprechend ausstatten und auch etwas umgestalten kann (es gibt auch Frisöre). ;P


Was ich mir jetzt für ein Pokémon-Spiel wirklich wünschen würde wären eigentlich zwei Dinge, die nicht einmal sonderlich viel Aufwand wären um bei mir wieder etwas frischen Wind reinzubringen: Erstmal möchte ich bitte endlich einfach in allen Spielen sehen, wie mir mein aktives Pokémon hinterher läuft. Wichtiger wäre aber, dass man vielleicht ein Ersatzteam im Einsatz haben könnte - insgesamt dann also 12 Pokémon. Es würde bei 6er Teams bleiben, und von mir aus würde der EP-Teiler auch nur das gerade aktive unterstützen, aber man könnte mit einem einfachen Knopfdruck das zweite 6er Team aktivieren, das dann eben als aktiv gilt. Ich wünsche mir einfach nichts mehr als auf einfache Art und Weise etwas mehr Pokémon auch tatsächlich trainieren zu können, ohne dafür zu viel extra Zeit aufwenden zu müssen.^^
Aber naja, soviel nur dazu, kommen wir zum Abschluss.

Insgesamt möchte ich nochmals kurz sagen, dass Pokémon Mond sich so ein bisschen wie ein Außenseiter der Serie anfühlt, dabei aber einzelne Dinge trotzdem gut macht. Es wird einigen keinen Spaß machen, aber man muss es nicht unbedingt auslassen solange man ungefähr weiß worauf man sich einlässt. Und, ich finde sowieso alles besser als Generation 4. 

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