Sonntag, 2. Januar 2022

Black Mirror 3


DAS ist es. Das ist das Sequel, das ich mir nach dem grandiosen ersten Teil gewünscht hätte. Black Mirror 3 hatte alles, was ich mir eigentlich vom zweiten Spiel erwartet hätte: Haufenweise Verbindungen zum ersten Teil, sehr viele enthüllte Geheimnisse und Details über die lange Familiengeschichte der Gordons, eine düstere und schaurige Atmosphäre, altbekannte Schauplätze zum Erkunden und tatsächlich abwechslungsreiche Rätsel - auch wenn Letzteres immer noch im Schatten von Black Mirror 1 zurück bleibt. Was mich am unvorbereitetsten getroffen hat: Darren, oder besser gesagt Adrian Gordon, wurde erträglich. Es war zu Beginn schon relativ angenehm, dass er seine Liebestrunkenheit vollständig losgeworden ist und damit keine absolut dumme, hassenswerte unsympathische Kackbratze mehr war, sondern nur noch eine normale unsympathische Kackbratze. Und diesmal entwickelt er sich mit der Zeit tatsächlich zu einem halbwegs okayem Individuum - und das obwohl der abgrundtief böse Geist von Mordred Gordon immer mehr Besitz von ihm ergreift. xD 

Eigentlich hätte mich der Anfang von Black Mirror 3 wieder ärgern müssen, weil es Tropes bedient, die ich nicht leiden kann. Adrian wird festgenommen, weil er im Verdacht steht Schloss Black Mirror angezündet zu haben und die Menschen darin absichtlich verbrennen zu lassen. Wieder einmal wurde sich besonders viel Mühe dabei gegeben einen Charakter richtig unsympathisch zu machen, nämlich den ermittelnden Inspektor. Dieser hält Darren bestimmt nicht für einen Gordon, und außerdem natürlich für schuldig und darum all seine Geschichten für erstunken und erlogen - Beweise über Angelina oder die Ritualstätte aus dem zweiten Teil findet natürlich erst mal niemand. Also wird eine nicht unwesentliche Menge an Zeit erst mal damit verbracht, dass sich die zwei unsympathischsten Personen in allen Spielen zusammen - nämlich Darren und Inspektor Spooner (hihi, Löffler) - anfeinden. Und trotzdem... es hat mir nicht viel ausgemacht. Weil irgendwie die düstere Stimmung in diesem Spiel von Anfang an gut getroffen wurde, weil es genug Aufhänger in der Geschichte gab, die einen gleich interessiert haben, und weil Adrian sich trotz allem nach kurzer Zeit frei bewegen kann. Jemand bezahlt seine Kaution und daraufhin kann (und muss) er selbst Beweise für seine Unschuld finden.
Dazu gibt es, wie schon gesagt, einige altbekannte Schauplätze aber auch neue Ortschaften inmitten der vertrauten Umgebung aufzusuchen (zum Beispiel sieht man endlich was in Willow Creek hinter dem Pub ist). Ein Kritikpunkt, den ich hier anbringen muss ist die Karte: In allen Spielen gab es bisher eine Karte, mit der man sich ab einem gewissen Zeitpunkt schneller fortbewegen konnte. Und in allen Spielen vor Teil 3 war diese um Längen besser als das, was hier abgeliefert wurde. Es wurde eine Wanderkarte hergenommen, auf der erstens alle relevanten Punkte viel zu klein und zweitens undefinierbar waren. Woher soll ich wissen, dass ein Dreieck das Hotel sein soll? Und sowas wie Weggabelungen, die hier tatsächlich ziemlich relevant sind, sind überhaupt nicht gekennzeichnet - da muss man schon mit der Maus zufällig darauf herumfahren um zu sehen, dass man die auch anwählen kann. Wirklich ganz, ganz schlimm, aber wenn das der einzige negative Punkt sein sollte nehme ich das gern in Kauf. 

Es dauert zwar eine Weile bis man Adrians Unschuld auch beweisen kann, jedoch ist das bei Weitem nicht das Einzige, mit dem man beschäftigt ist. Zwischendurch muss man sich mit einem eventuellen Serienmörder herumschlagen und natürlich mit dem Aufflackern von Mordred Gordons böser Seele, die von Adrian Besitz ergriffen hat sich aber noch nicht so richtig entfalten kann, und dessen Fluch auf den Grund gehen. Und dieser Grund ist tief und weit... und spannend, denn das umfasst eben auch sehr derailreiche Geschichten über viele im ersten Teil relevante Personen, über die man allerlei Neues erfährt. Ich habe irgendwo eine Kritik gelesen, dass es schade ist, dass keine Fragen offen bleiben und jegliches Mysterium aufgeklärt wird, was ich ein ganz kleines Bisschen nachvollziehen kann - aber ich liebe halt das erste Black Mirror und würde jede Info aufsaugen wie ein Schwamm solange sie damit zusammenhängt, und außerdem ist es mir so herum deutlich lieber als die Scheiße im zweiten Teil. 
Jedenfalls erbt man dann im Verlauf der Geschichte sogar das baufällige Schloss Black Mirror (wodurch es natürlich auch als Schauplatz alles andere als wegfällt, wie ursprünglich von mir befürchtet) und wird Schlossherr, gefolgt von einer Schnitzeljagd nach mehreren Portalen zu Mordreds Ritualraum. Und am Ende bekommt man sogar noch einen zweiten Charakter zum Steuern! Adrian bleibt einem dabei erhalten, und man wechselt frei zwischen ihm und Valentina hin und her. 
Das hat mich auch beeindruckt. Ich hatte die Frau überhaupt nicht auf dem Schirm, beziehungsweise dachte ich erst eigentlich sie wäre böse.^^ Angenehmerweise ist sie nicht nur eine der Guten, sondern hat auch viele (weitere) Antworten für Adrian über seine Familie. Sie ist auch sehr klug - wenn man sie steuert ist das richtig angenehm. Zu dem Zeitpunkt ist unser bisheriger Protagonist außerdem schon erfreulich ertragbar geworden, sodass das Spielen wirklich immer noch Spaß macht - im Gegensatz zu den Vorgängern hat Black Mirror 3 nämlich ein sehr langes letztes Kapitel, aber durch die Veränderungen bei Adrian und die beiden steuerbaren Charaktere fühlt sich das nicht so mühsam an wie ich erst dachte. In den Vorgängern war das Ende wirklich nur noch ganz kurz und ohne besonders viel Denkarbeit, aber hier hat es sich tatsächlich noch etwas gebracht ein neues Spielelement einzubauen. Dramaturgisch war das auch die korrekte Wahl, denn immerhin findet man zum Schluss endlich, endlich den Black Mirror selbst und beendet dann quasi eine jahrtausendlange Qual für die Familie Gordon.


Technisch gesehen ist der dritte Teil recht nahe am zweiten angesiedelt, was ja nichts Schlechtes ist. Die Synchronstimmen sind nach wie vor gut und die Grafik unterscheidet sich überhaupt nicht vom Vorgänger - war aber da ja schon durchaus in Ordnung. Es gibt wieder eine Hotspot-Anzeige und Adrians Tagebuch, sowie diesmal sogar die Möglichkeit Rätsel zu überspringen wenn man nur lange genug davor sitzt. Ich habe zwei Mal sogar unabsichtlich etwas übersprungen weil ich mich gewundert habe was das da für ein lustiges Icon am Bildschirmrand ist. xD 
Insgesamt sind die Rätsel, wie ebenfalls schon erwähnt, deutlich abwechslungsreicher als in Black Mirror 2, aber gleichzeitig nur selten so außergewöhnlich wie in Black Mirror 1. Ein Highlight war definitiv das Schattenlabyrinth, bei dem ich echt Herzklopfen hatte, aber sonst kann man die wirklich besonderen Sachen eher an einer Hand abzäglen. Ich würde insgesamt aber sagen, dass mir dieses Spiel am leichtesten von den dreien gefallen ist und ich selten festgehangen bin, deshalb möchte ich hier wirklich nicht meckern. 

Und weil ich so wenig zu meckern habe könnte man meinen, dass dieses hier mein Favorit aus der ganzen Black Mirror Trilogie ist, aber das ist natürlich nicht so. Okay, es ist schon relativ knapp. Aber wenn ich nicht so an der Geschichte und den Charakteren aus dem ersten Teil hängen würde, würden mich die ganzen Details aus diesem Teil ja gar nicht so brennend interessieren. Nehme ich an, ich kann das nicht komplett getrennt betrachten. Wenn doch dann hätte ich als Hauptproblem halt immer noch, dass Samuel ein weitaus besserer Protagonist war als Darren/Adrian, an den man sich zwar gewöhnt hat aber der seinem Vater zu keinem Moment auch nur entfernt das Wasser reichen konnte. Es ist nicht so, dass Samuel unfassbar toll gewesen wäre, aber er war stets angenehm und zu kritisieren wäre vielleicht höchstens seine leicht gefühlsneutrale Einstellung. 
Und naja, Black Mirror 1 hatte auch den Vorteil, dass viele andere interessante Charaktere noch gelebt haben und halt auch dauernd vorgekommen sind wie Robert Gordon oder Bates. Bei Adrian gab es bis auf ein paar Lichtblicke lange Zeit einfach nur Arschlöcher. Dabei habe ich den Löffler am Ende sogar fast gemocht, weil er dann endlich mal seine Arbeit gemacht hat und Adrian ein bisschen mit "Mylord" verarscht hat. :D 
Der dritte Teil macht sich nicht schlecht, aber ist halt trotz aller technischer Verbesserungen gerade emotional ein bisschen weniger bei mir angekommen wie der Vorvorgänger. Von Black Mirror 2 sprechen wir nicht mehr, wirklich. Ich verstehe, dass es gewisse Dinge brauchte um die Geschichte um Adrian aufzubauen, aber hätte man das nicht kürzer machen können? Oder einfach besser?^^  Es ist irgendwie schade - ich spüre ein bisschen Wehmut, weil ich diese Welt um die Gordons und den Black Mirror jetzt verlasse und alles abgeschlossen habe (die Neuauflage hängt ja nicht mit irgendwelchen Personen hier zusammen). Aber ich bin sicher, wenn der zweite Teil besser gewesen wäre dann wäre dieses Gefühl viel, viel stärker!
Naja, wie auch immer, zusammenfassend sage ich: Der dritte Teil war ein toller Abschluss für eine
Trilogie, die wenigstens aus zwei echt vergnüglichen Adventures besteht.


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