Donnerstag, 22. August 2019

Das Schwarze Auge: Memoria


Ich wäre selbst irgendwie nie mehr auf die Idee gekommen Memoria zu spielen. Dabei sollte es nicht nur als wunderschön anzuschauendes, ernst zu nehmendes Point & Click Adventure irgendwo einen Nerv von mir treffen, mir hat auch der Vorgänger DSA: Satinavs Ketten gut gefallen. Dieses habe ich ja mit meinem damaligen Freund vor fünf Jahren gespielt, aber obwohl ich damals schrieb, ich hätte Interesse an der Fortsetzung, geriet das total in Vergessenheit.^^
Nun hat aber eine mir sehr wichtige Person dieses Spiel als eines genannt, das ich unbedingt kennen muss. Da derjenige mich halbwegs gut kennt und allgemein einen recht ähnlichen Spielegeschmack hat wie ich, hatte ich schon einigermaßen hohe Erwartungen. Ich habe mir also auf Youtube nochmal schnell Satinavs Ketten reingezogen, damit ich mich an die Geschichte erinnere, und bin mit Vorfreude in das Abenteuer eingestiegen.

Memoria spielt wie der Vorgänger in der Welt von DSA, also dem allgemeinhin bekannten Pen & Paper „Das Schwarze Auge“. Ich habe mit dem System zwar schon gespielt, habe aber so gut wie keine Kenntnisse über irgendeine Lore. Braucht man aber ohnehin überhaupt nicht – es hat auch für das Spielsystem überhaupt keine Bewandtnis. Lediglich die allgemeine Stimmung und eventuell die Gepflogenheiten in der Stadt Andergast kann man vielleicht besser verstehen, beides wird aber auch vom Spiel ganz gut vermittelt. Vor allem eben, wenn man Satinavs Ketten schon kennt.
Dort hat die Geschichte damit geendet, dass Geron, der… äh… Held, die Seele der Fee Nuri in den Körper eines Rabens transferieren musste, um sie und auch die Welt zu retten. In Memoria möchte er seiner Geliebten wieder einen menschlichen Körper, bzw. ihren alten, wieder geben und lässt dafür keine Möglichkeit unversucht.
Wir steigen ins Abenteuer ein, als Geron als letzten Ausweg einen Händler aufsucht, der laut dem Feenforscher Jacomo einen Zauber wirken kann, der alles in jede erdenkliche Gestalt verwandelt kann. Als Preis für diesen Dienst muss Geron ein Rätsel lösen. Klingt einfach, ist es aber nicht.
Kleiner Fun Fact: Wenn man als Geron Fahi, also dem Händler, auf die Frage ob er Rätsel mag mit „Nein“ antwortet, wird man weggeschickt und das Spiel endet mit Credits. xD

Jedenfalls hängt das Rätsel mit Träumen zusammen, die Fahi und seine Tochter seit kurzer Zeit haben. Sie träumen von Ereignissen von vor 450 Jahren; von einer Prinzessin namens Sadja, deren einziger Sinn im Leben zu sein scheint, in die Geschichte einzugehen (gut, dass also keiner in der Gegenwart je von ihr gehört hat). Gleich zu Anfang gelangt sie in eine unterirdische Grabkammer, die von einem Magiermogul erschaffen wurde, der anscheinend Sadjas Vorfahr ist; und entdeckt eine Inschrift: „So wie der Stein über den Skarabäus, so herrscht der Skarabäus über den Stein. Wisst ihr die Antwort, so tretet ein. Wisst ihr die Antwort nicht, so sei euer Leben auf ewig mein.“
Man spielt nun abwechselnd Geron und Sadja, wobei Ersterer nur recht halbherzig versucht das Rätsel zu lösen, da sich auf dem damaligen Weg der Prinzessin weit interessantere Dinge auftun als der olle Schriftzug. Zum Beispiel ein dämonischer Zauberstab, mit dem Sadja nicht nur sprechen, sondern auch Dinge versteinern oder Visionen an andere schicken kann. Oder eine Maske, mit der man Erinnerungen löschen oder Ereignisse rückgängig machen kann. Gleichzeitig spitzt sich die Lage in Andergast zu, wo der wütende Mob die Händler verjagen (oder Schlimmeres) möchte und plötzlich ein scheinbar dunkler Dämon anfängt, Leute in Säulen zu verwandeln.

Ich habe die recht dunkle und ernste Geschichte eigentlich zu jeder Zeit als spannend empfunden. Gerons vor allem, weil das ungute Gefühl, dass er den falschen Weg nimmt, immer stärker zunimmt und man gleichzeitig sieht, wie er und Nuri auseinander driften. Sadjas Spielparts mochte ich vor allem Aufgrund der abenteuerlichen Welt (genau das, was auch Bryda, einem wichtigen NPC der Geron immer hilft, so daran gefiel) mit all den Relikten und Geheimnissen. Wenn sich beide Geschichten immer mehr verweben wird es eigentlich nur noch besser. Ich glaube mich zu erinnern, dass ich in Satinavs Ketten die ganzen Sachen um den Seher, seinen Ring, die Harfe und den ganzen Kram nie vollständig kapiert habe – in Memoria habe ich alles quasi in mich aufgesaugt und konnte selbst viel mehr mutmaßen, was alles möglich sein konnte. Ich habe natürlich nur Schlechtes erwartet. :D
Jedenfalls wollte ich wirklich andauern wissen wie es weitergeht und war das ganze Spiel über extrem motiviert. Und auch das Ende – oder die Enden aller Charaktere – hat mich zufrieden gestellt. Okay, dass Geron und Nuri einfach kein wirkliches Happy End haben dürfen war bitter, wurde mir aber (zum Glück?) nicht extrem dramatisch präsentiert. Außerdem hat man hier wenigstens einen kleinen Einfluss durch die Entscheidung, ob Nuri ein Rabe bleiben soll oder ihren Körper wieder bekommt. Ihre Erinnerungen verliert sie leider unumstößlich. Ich konnte es aber eben halbwegs verschmerzen, so lange ich nicht zu viel darüber nachdenke. Dass Bryda von Satinav in Fetzen gerissen wurde war super. xD Und naja, dass Sadja am Ende eine neue Chance bekam, und wie das überhaupt möglich war, war einfach das beste Ding aller Zeiten. Vor allem, weil der BESTE CHARAKTER im ganzen Spiel (nein, nicht Sadja, sondern der Zauberstab, es mag vorrangig an seiner tollen Stimme liegen) sein Happy End dadurch bekam. Ich fand diesen Plottwist auch wirklich richtig gut gemacht, mit ausreichend foreshadowing und dem Bonus, dass das Rätsel vom Anfang doch noch gelöst wurde. Das war die einzige Stelle an der ich ein bisschen heulen musste. Vor Freude!

Rätseltechnisch hatte Memoria aber leider ein paar Schwächen. Zu Beginn ist mir das gar nicht aufgefallen, denn selbst wenn ich mal in einer Lösung nachsehen musste, kam mir das da dann immerhin relativ nachvollziehbar vor. Aber irgendwann kippte das irgendwie völlig. Ich rede da nicht mal vom berüchtigten Wald-Labyrinth, in dem Sadja sich zurecht finden muss. Es gibt dort zwar viele ähnlich aussehende Screens und keine Hinweise wann man auf der richtigen Spur ist, aber mit etwas Glück und ein paar Notizen klappt das mit viel Geduld eventuell. Äh, oder auch nicht, aber das Rätsel kann man nach ein bisschen Herumgeirre halt skippen. Aber die Rätsel in Drakonia habe ich dann echt absolut nicht mehr verstanden. Erkläre mir mal bitte jemand, warum ein Magieradept ein „schlechtes Gefühl“ gegenüber seiner aktuellen Nachforschung entwickelt, weil ich ihm eine Vision über das Objekt der Nachforschung, eine Steintafel und einen Besen schicke. o.ô Aus Gesprächen mit ihm kann man zwar anscheinend heraushören, welche Gegenstände im Raum ihm Behagen oder Unbehagen bereiten, aber ich habe das aus der überaus spannenden Unterhaltung über den Besen nicht wirklich so deutlich heraus erkannt. Vielleicht hätte ich öfter über die scheinbar profanen Dinge mit ihm sprechen sollen? Oder diese Lampe mit der Finsternis und der umgekehrten Finsternis. Woher soll ich wissen, dass ich Licht brauche, wenn ich Finsternis finde? Bzw. woher soll ich wissen, dass ich ein Plot-unrelevantes Item „umkehren“ muss, wo das sonst ausschließlich den richtig wichtigen Dingen im Zuge der Geschichte vorbehalten ist? Hätte ich das ganze Inventar durchprobieren sollen, was sich umkehren lässt? Das hat mich echt richtig aufgeregt.^^
Ich habe die Lösung gegen Ende hin schon ziemlich oft konsultiert, aber das ist eigentlich der hauptsächliche Kritikpunkt, den ich habe. Sonst fiele mir vielleicht noch die teils seltsam anmutende Charakteranimation auf. Die Personen bewegen sich gefühlt einfach nicht so flüssig, was vor allem aufgrund der extrem tollen Umgebungen auffällt. Vor allem Geron ist vermutlich steifer als es der Stab sogar noch sein könnte. xD Sonst ist das Spiel grafisch aber natürlich wieder absolut wunderschön und zauberhaft. Auch der Soundtrack fügt sich nahtlos in das Geschehen ein, und die Synchronsprecher liefern gute Arbeit - zumindest so ordentlich, dass ich nicht auf Englisch umschalten musste!

Leider ist der Vorgänger bei mir doch so lange her, dass ich vorrangig von meinem damaligen Blogpost ableiten kann, wie gut es mir gefallen hat. Liest sich so, als wäre Memoria hier der Favorit! Spielen sollte man wenn dann aber sowieso beide, und ich kann das auch definitiv empfehlen. :D Hat auf jeden Fall mein Abenteurer-Herz mal wieder richtig laut schlagen lassen. Oder wie man da sagt. :D

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