Freitag, 30. November 2018

CUPID - A free to play Visual Novel


Hier hätte ich mein fünftes Spiel für die Kurzreviews. Aber kann ja niemand ahnen, dass ich mich von irgendwelchen Steam Reviews überzeugen lasse, eine gratis Visual Novel runterzuladen und gleich durchzuspielen. Ich hatte schon länger Lust auf eine VN, aber wollte mich nicht mit unterschiedlichen Romanzen und Wegen herumschlagen – da kam CUPID mit einer geradlinigen Story gerade recht. Womit ich nicht meine, dass Entscheidungen keinen Einfluss hätten, aber die Hauptpunkte der Geschichte sind festgelegt und die Beziehungen unter den Charakteren zumindest grundsätzlich auch. Eigentlich klingt mir das bei meiner eigenen Beschreibung schon fast zu langweilig, es war aber wirklich genau das Häppchen, das ich gerade gebraucht habe. Und für eine kostenlose VN war alles von ziemlich solider Qualität – hübsche Artworks, schön gezeichnete Portraits (auch wenn die beiden vom Stil her manchmal nicht zueinander passen), melancholische Musik, ordentliche Dialoge und dramatische Wendungen. Obwohl sich die Geschichte über viele Jahre erstreckt und oft zwischen den Zeitpunkten hin und her gesprungen wird, wirkt alles sehr nachvollziehbar und im Rahmen des Universums glaubhaft. Vor allem die Charaktere sind richtig gut getroffen, dafür gibt es aber auch nur sehr wenige – eigentlich nur dreieinhalb, die man wirklich kennenlernt. Der halbe ist man übrigens selbst, weil man nicht die Protagonistin spielt, sondern eine strenge Stimme in ihrem Kopf, die einst ihrer Mutter gehörte. Macht die ganze Sache zumindest einen Ticken spannender.

Zum Auftakt der düster angehauchten Geschichte lernt man die Protagonistin, die später den Namen Rosa bekommt, in einer offenbar gefährlichen Situation kennen. Sie flieht verletzt vor irgendetwas in eine Kirche, wo der Priester versucht, sich um sie zu kümmern. Hier werden einem gleich ein paar Dinge deutlich: Rosa scheint eine gewisse Anziehung auf Leute auszuüben (selbst auf den Mann Gottes), deshalb viele Probleme mit anderen Menschen zu haben (aufdringliche Männer, eifersüchtige Frauen,…) und ständig von der Stimme ihrer sehr strengen Mutter (also dem Spieler) überwacht zu werden. Die Sache ist scheinbar so bedrückend, dass Rosa sich sogar ein Auge aussticht, um für andere hässlich auszusehen. Das befürworten wir als Mutter natürlich. xD Naja, wir sind schon echt ziemlich streng, und von Anfang an schleicht sich das Gefühl ein, dass wir nicht unbedingt die beste Seele sind, die so im Afterlife herumschwebt. Dialogentscheidungen beschränken sich meist auf die Auswahl zwischen einer eher fiesen oder einer strengen-aber-eventuell?-gut-gemeinten Aussage.
Genauso wenig wie auf das Gemüt der Mutter haben wir Einfluss auf das Wesen anderen Charaktere. Rosa wird später von einer Familie aufgenommen, wo sie in einem kleinen Mädchen namens Catherine ihre engste Freundin findet, mit dieser in die Residenz von Marquise Guilleme zieht und fortan nicht mehr alleine sein muss. Ab da begleitet man hauptsächlich diese drei Protagonisten, wobei Rosa mehr Zuseher ist als aktiver Teilnehmer, und man selbst als Mutter plappert halt hin und wieder auch rein.^^ Interessant ist es trotzdem, weil gleich mal verraten wird, dass Catherine als erwachsene Frau Selbstmord begeht und Guilleme vielleicht darin verwickelt ist, und irgendwie kommt das auch richtig gut. Die Auflösung, was in der Zwischenzeit alles passiert ist wird auch interessant präsentiert, so dass man einfach weiterlesen möchte, mit den Charakteren mit leidet oder sich freut, und schon auch einen Bezug herstellt.

Für mich war der Weg zum Ende definitiv das, was mir am meisten Freude bereitet hat. Zum Schluss hin war ich dann doch nicht mehr ganz so investiert, weil man sich ein paar Sachen schon denken konnte, und ich den Rest der Auflösung nur bedingt mochte. Wirklich gefallen hat mir vor allem, dass ich als Mutter auch nach den Enthüllungen sicher keine nur missverstandene Ratgeberin war, aber gleichzeitig gut erklärt wurde, warum ich nicht nur verbittert, sondern auch so streng mit Rosa war. Die Enden selbst waren dann eigentlich auch alle ganz gut, und da gibt es für den Spieler dann schon nochmal etwas mehr zu tun und entscheiden, aber sie sind auch teilweise unnachvollziehbar. Natürlich kann ich mir denken, dass Rosa leicht verrückt und rachsüchtig wird, wenn ihr sowas das ganze Spiel über von mir eingeredet wird, aber die Unterschiede in den Entscheidungen sind teilweise so subtil, dass man das nicht so leicht herleiten kann. Vor allem weil es so viele Enden und leicht abgeänderte Varianten davon gibt, und dafür so wenige Entscheidungen. Mir kommt vor als würde man bestimmte Ausgänge wirklich nur mit einer ganz genau eingehaltenen Dialogabfolge erreichen. Und es gibt haufenweise Achievements für die Enden, aber auch nur wenn man ganz ganz bestimmte Dialogfetzen freischaltet. Also als Beispiel: Ich hatte in meinem blinden Durchgang Ende 2 erreicht. Weil ich aber bei wenigen Entscheidungen eine bestimmte Antwort nicht gegeben habe, haben mir daraus zwei Achievements gefehlt. Für die Komplettierung musste ich dann also mein Ende nochmal mit den exakt richtigen Auswahlen spielen. :‘D
Zum Glück gibt es einen sehr guten Guide und mit dem Vorspulen lassen sich eigentlich alle zusätzlichen Enden und Achievements in etwa zwei Stunden erledigen. Für meinen ersten Durchgang habe ich etwa drei Stunden gebraucht.

Ansonsten gibt es noch einen Mature-Filter, bei dem vermutlich manche Wörter und Bilder zensiert werden, aber ganz ehrlich - so erschreckend oder eklig fand ich jetzt nichts. Ich bin aber eben auch schon erwachsen. >:3 xD


CUPID ist also ein kurzes Häppchen, das aber viel länger auch nicht sein dürfte. Es bietet eine interessante Geschichte, auf deren Verlauf man zwar wenig Einfluss hat, die aber auch so über lange Strecken genug Spannung bietet. Die Enden sind wahrscheinlich Geschmackssache und schmälern die recht gute Qualität der Visual Novel nicht – ich würde sie jetzt sicher nicht als besonders aufregend oder total erinnerungswürdig bezeichnen, kann sie aber als kurzes Lesevergnügen bedingungslos empfehlen.

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