Donnerstag, 30. August 2018

Farewell, My Turnabout [Phoenix Wright: Ace Attorney: Justice For All!]

Die letzte Episode von Justice For All lieferte mir ein Wechselbad der Gefühle. Ich war Großteils ziemlich begeistert, hatte aber auch so ein paar Einbrüche – vermutlich weil ich einfach so viel erwartet hatte. Anfangs fühlte ich mich einfach nur sehr nostalgisch, dann war ich sogar etwas enttäuscht, woraufhin aber dann einer der größten WTF-Moment der Serie für mich folgte, nur um etwas später in leichte Genervtheit umzuschlagen… aber der letzte Part war dann nochmal richtig spannend und das Ende auch ziemlich gut. Jetzt bin ich mir nicht ganz sicher, was ich von dem ganzen Spiel an sich halten soll, aber vielleicht klärt sich das noch etwas besser wenn ich von diesem letzten Fall berichte.

Phoenix, Maya und Pearl waren auf eine Veranstaltung im Gatewater Hotel eingeladen, auf der der "Hero of Heroes" gekürt wurde. Die Einladung kam, wie sollte es anders sein, von Max Powers und es hat mich irrsinnig gefreut, diesen Charakter wiederzusehen. Weniger gefreut hat mich, was aus ihm geworden ist – er war nämlich kein Actionheld mehr. Diese Position hatte ihm der „Nickel Samurai“ abgenommen, der auf eben diesem Event mit seinem Konkurrenten „Jamming Ninja“ um die Trophäe kämpfte. Und weil wir alle niemals irgendwohin gehen können wo einfach nichts passiert, gab es natürlich einen Mord. Juan Corrida, also der Jamming Ninja, wurde tot in seinem Hotelzimmer aufgefunden, und Matt Engarde, also der Nickel Samurai, wurde gleich mal verhaftet. Wäre jetzt nicht so unmittelbar unser Problem gewesen, aber unpraktischerweise wurde Maya aus dem Hotel entführt und der Entführer verlangte von Phoenix, Matt zu verteidigen. Würde er ihn nach einer Verhandlung nicht freigesprochen bekommen, würde er Maya etwas antun. Ja. Ungefähr so schockiert wie ich das jetzt niederschreibe war ich auch da – also so gut wie gar nicht. Das mit dem „am ersten Verhandlungstag“ hat sowieso niemand ernst genommen, nicht mal der Erpresser selbst (super lahm), und auch sonst konnte ich mir kaum vorstellen, dass der Dame tatsächlich etwas zustößt. Ich fand es einfach nur schade, dass Maya jetzt wieder nicht dabei sein würde bei den Ermittlungen und Gerichtstagen. Weil, und das ist mir irgendwie erst da aktiv aufgefallen, ich finde es einfach seltsam wenn Mia in Pearls Körper ist. Mit den Riesentitten und allem, ihr wisst schon. Irgendwie mag ich das nicht.^^

Phoenix und Pearl machten sich aber schon angemessen Sorgen und begannen sich umzusehen. Nun begegneten wir einer Reihe von bekannten Charakteren, von denen ich zumindest Oldbag nicht erwartet hätte. xD Dass Lotta wieder da war, hat mich als alten Fan natürlich besonders gefreut. Oh, man hört Sarkasmus in geschriebener Form ja nicht so gut. Also niemanden wird nach Episode 2 wundern, dass ich jetzt relativ wenig davon hielt, Lotta schon wieder am Hals zu haben, aber dafür wurde ich ja ausreichend entschädigt. Mit Edgeworth! Dass er wieder auftaucht war schon klar, aber ich hatte nicht erwartet, dass es so früh sein würde. Und dass er dann auch noch der Staatsanwalt sein würde, der Matt Engardes Schuldspruch besiegeln wollen würde!
Das war eventuell der erste Moment, wo ich wirklich leicht von dem Ganzen gepackt wurde – also als es hieß, Franziska von Karma wäre angeschossen worden und Edgy würde uns im Gerichtssaal gegenüber stehen. Davor hatte ich mich einfach über die vielen bekannten Gesichter gefreut, aber war eben auch leicht verwundert, weil das alles bis dahin nicht so gewirkt hatte als wäre das abseits davon ein besonderer Fall. Aber egal. Matt Engarde war ein recht ansehnlicher Jungspund, der aber so intelligenz-mäßig nicht allzu viel drauf zu haben schien, und schwor dass er niemanden umgebracht hatte. Mit dem Magatama, mit dem man ja feststellen konnte ob jemand etwas verbirgt, konnten wir die Echtheit dieser Aussage überprüfen… was ich ehrlich gesagt schon… nicht verdächtig, aber zumindest auffällig fand. Weil wir das sonst nie tun und Phoenix sich immer recht sicher ist, dass seine Klienten unschuldig sind. Auch wenn es ein Mal nicht Maya ist. ;P
Dem schenkte ich dann aber schon keine Aufmerksamkeit mehr, weil unser Klient ja ohnehin nie der Schuldige sein konnte, und uns sowieso wenig anderes übrig bleiben würde als ihn zu verteidigen, damit Maya wieder freigelassen werden konnte. Eigentlich hätte das schon Hinweis genug sein können, dass irgendwas im Busch war, weil zur Spannung an sich hat das ja erst mal Null beigetragen – kein Spieler wird irgendwie annehmen, dass Maya wirklich etwas passieren würde.

Jedenfalls war der erste Tag vor Gericht dann eigentlich so wie jeder andere. Zeugen, Verhöre und Enthüllungen im gewohnten Rahmen. Hauptaugenmerk lag hierbei auf Adrian Andrews, Matts Managerin und anscheinend auch mögliche Geliebte von Juan Corrida, die sich als Verdächtige regelrecht anbot. Sie war auch irgendwie die einzige, die sich anbot. xD Ansonsten gab es neben dem Angeklagten nämlich eigentlich nur die altbekannten Charaktere, denen ich doch mit ziemlicher Sicherheit keinen Mord zugetraut habe (obwohl ich es ziemlich cool gefunden hätte). Aber am Ende des ersten Verhandlungstages war mir doch auch klar, dass Adrian es wohl nicht gewesen war. Die Tatsache, dass enthüllt wurde es hätte sich um einen Auftragsmord durch einen Assassinen namens De Killer (der auch Maya entführt hatte) gehandelt, unterstützte das weiter – denn die Aussage von Matt, dass er niemanden umgebracht hatte, passte hier perfekt. Wie gesagt, so ein Aufheben wurde um diese Frage bei unseren Klienten noch nie gemacht, und wenn man es ganz genau und wörtlich nimmt, hatte Matt ja auch niemanden eigenhändig umgebracht.
Und ich schwöre euch, obwohl diese Gewissheit stark in mir brodelte wie die flammende Liebe für Edgy in Oldbag, habe ich mich geweigert es zu glauben. Ich habe das dem Spiel einfach trotz allem nicht zugetraut, unseren Klienten schuldig sein zu lassen. xD
Dabei ist es perfekt. Die Frage, wofür man eigentlich kämpft – ob für das Recht oder den Sieg – und ob man es mit sich vereinbaren kann einen Mörder zu verteidigen, ist gerade als Spieler interessant. Natürlich würde Phoenix nie für jemanden arbeiten, der schuldig ist, weshalb auch diese Sache mit Maya eingebaut werden musste, aber dem Spieler ist sowas ja eigentlich egal. Ich meine, wir wussten alle dass Maya aus dieser Situation entkommen würde. Aber wollten wir trotzdem gewinnen? Oder den perfekten Lauf von Phoenix Wright zerstören (so viel übrigens zur Theorie, dass seine verlorenen Fälle einfach nicht vom Spiel gezeigt werden. Ups.)?
Also ja, irgendwann habe auch ich nicht mehr verdrängen können, dass unser Klient wahrhaftig schuldig war, auch wenn es gedauert hat bis er sein Aussehen verändert hat. Das war dafür ein richtig krasser Moment. Dass sie das wirklich durchziehen und all die vertrauten Gepflogenheiten, von denen ich tatsächlich schon etwas ermüdet war, über Bord werfen, war richtig großartig für mich.

Wer nun denkt, dass der Rest der Episode damit durchgehend spannend war, hat sich schwer getäuscht. Okay, die „Investigation“ war tatsächlich ziemlich interessant, aber die Verhandlung… urgh. Also gut, der Beginn war vielversprechend, weil es galt Zeit zu gewinnen und irgendwie auch mit Edgy zusammenzuarbeiten. Eigentlich wollten ja alle, dass Matt schuldig gesprochen wurde, weshalb wir mit der Anklage eine harmonische Einheit bildeten. Das war schon cool. Aber die Zeitschinderei wurde schon sehr in die Länge gezogen. Ich glaube nicht, dass der Effekt verloren gegangen wäre, wenn es eine Spur kürzer gewesen wäre. Und nachher geht ohnehin genug noch der Shit ab, wenn Gumshoe verletzt wird und der Assassine im Zeugenstand ist (über ein Walkie Talkie) und langsam merkt, dass der Verteidiger schon drei Mal einen Freispruch erzielen hätte können, diesen aber nicht wollte. xD Äh also kurz erklärt: Nachdem erst ewig lang sichergestellt werden musste, dass Engarde nicht schuldig gesprochen wird wendete sich das Blatt durch die Aussage von De Killer („Mein Auftraggeber war Adrian Andrews“) völlig und wir mussten dann verhindern, dass Andrews schuldig gesprochen wird. xD Und Phoenix machte das nicht gerade subtil. Im Hintergrund war ein Team mit Gumshoe an der Spitze unterwegs, um De Killer (und Maya) zu finden, der aus seinem ursprünglichen Versteck geflohen war, und wir warteten auf eine gute Nachricht von denen, um die Verhandlung zu einem Ende bringen zu können. Der Teil, wo wir Matt noch halbwegs ernsthaft verteidigten, war aber eben einfach zu lang und langweilig. Fand ich zumindest. Ab dem wir dann doch wieder Adrian verteidigten, war es nur noch cool. Noch mehr Zusammenarbeit mit Edgy, ein wütender Auftragsmörder, ein Unfall von Gumshoe und heldenhaftes Einschreiten von Franziska von Karma (fand ich natürlich besonders toll)… das war alles richtig gut, und wurde gekrönt durch die Entscheidung, die zu treffen war.

Am Ende war der Richter so überzeugt von Andrews‘ Schuld, dass er Engarde freisprechen wollte, und zwar ohne weitere Widerworte. Nicht einmal Franziskas neue Beweise aus dem Assassinen-Hideout schienen ihn noch umzustimmen. Man konnte nur noch De Killer davon überzeugen, dass Matt ihre Geschäftsbeziehung nicht schätzte und ihn betrogen hatte, worauf man erst mal kommen muss (wobei es durch viele, viele Andeutungen definitiv möglich ist). Kommt man nicht darauf, oder will es vielleicht gar nicht, bekommt man ein Ende in dem Matt freigesprochen und Adrian verhaftet wird, und Maya zwar frei kommt, Phoenix aber nie wieder sehen will. Das ist alles nur sehr kurz, aber hey. Es gibt zwei Enden. Hätte ich nie erwartet.  
Scheißt man auf den Sieg und bekommt einen Schuldspruch für Engarde, was natürlich das moralisch Korrekte ist, wird man mit einem langen Friede, Freude, Eierkuchen Ending belohnt:
Phoenix und Edgy wurden ganz touchy und zutraulich, was irgendwie merkwürdig (weil ungewohnt), aber sehr schön und rührend war. Der Rest der für den Fall relevanten Charaktere schlug sich noch den Bauch voll, und Franziska wurde ganz dramatisch und wollte wie Edgeworth im letzten Teil irgendwohin abhauen. Weil sie es nicht geschafft hatte Miles – durch das Besiegen von Phoenix im Gerichtssaal – endlich das Wasser als Staatsanwalt reichen zu können, womit wir nun das Motiv für ihren Wahn hatten. :D Das alles war jetzt nicht besonders aufregend oder neu, aber als Franziska dann ihren überraschenden schwachen Moment und Tränen in den Augen hatte, musste ich trotzdem auch fast heulen. xD Ich mag sie einfach. Wer hätte das im Vorhinein gedacht? :D

Und somit endeten meine Abenteuer mit Phoenix Wright ein zweites Mal auf einer sehr positiven Note. Insgesamt bin ich aber eher... verhalten. Zusammenfassend kann man sagen, dass ich über weite Strecken hinweg unmotiviert war. Das war auch im ersten Teil hin und wieder der Fall, also muss es schon irgendwie ein bisschen an der Mechanik an sich liegen? Keine Ahnung. Und diesmal hat es echt lange gedauert, bis es in der Geschichte für mich wirklich interessant wurde, während im ersten Teil schon Mias Tod ja für erste Wow-Momente gesorgt hatte.
Also an den ersten Fall in Justice For All erinnere ich mich ehrlich gesagt kaum, so belanglos kam mir der vor. Und der zweite war einfach übelst durchschaubar und deshalb einfach nicht spannend. Den dritten Fall habe ich dafür genossen, auch wenn da natürlich wenig auf emotionaler Ebene passiert ist. Und der vierte Fall alleine kann nicht alles komplett wieder gutmachen. Der war wirklich extrem toll, spannend, überraschend und regte zum Nachdenken an - aber es merzt nicht ganz aus, dass mir die erste Spielhälfte so wenig gefallen hat. Hinzu kommt, dass ich es eben nicht so mochte, dass Maya so oft abwesend war (eigentlich nur in einem Fall dabei), und dass ich ansonsten recht wenig Leidenschaft für neue Charaktere entwickeln konnte. Gerade die Bösewichte wie Manfred von Karma oder Chief Gant waren richtige Größen; ganz zu schweigen von all den "guten" Charakteren, die man lieb gewonnen hatte. In Justice For All fand ich neben Franziska und Max eigentlich fast niemanden mehr als nur "ganz cool" (obwohl die Verwandlung von Matt schon krass gut war), jetzt natürlich von den altbekannten Leuten abgesehen. Also irgendwie war ich insgesamt einfach weniger investiert in alles.
Trotzdem bin ich sehr gespannt auf den dritten Teil, weil ich fest damit rechne, dass die Fey-Geschichte hier ihre Konklusion finden muss - immerhin ist es der letzte Teil dieser Trilogie. Und obwohl mich Episode 2 mit eben dieser Thematik so genervt hat, will ich wissen wie das Ganze weitergeht und was eigentlich wirklich mit Misty passiert ist. Gespannt bin ich auch, ob Edgy als Staatsanwalt bleiben wird, oder ein neuer Rivale auftaucht. Mit Franziska kann ich ja wohl nicht rechnen. :D Naja wer weiß? Ich werde es diesmal vielleicht nicht erst in vier Jahren erfahren. xD

1 Kommentar:

  1. "Und weil wir alle niemals irgendwohin gehen können wo einfach nichts passiert, gab es natürlich einen Mord."

    Hey, es ist zumindest nicht wie bei Detektiv Conan wo rechnerisch fast jeden Tag irgendwas passieren müsste damit die Story irgendwie noch Sinn ergibt! (und es selbst dann nicht wirklich tut...)


    "weil das alles bis dahin nicht so gewirkt hatte als wäre das abseits davon ein besonderer Fall."

    Aber es war doch der letzte Fall des Spiels! Dass der Klient tatsächlich mal schuldig war, war aber eine richtig coole Entscheidung der Entwickler. Und ohne diesen Fall wäre Justice for All vermutlich ein noch schwächeres Spiel als ohnehin schon. Liegt für mich aber weniger am Gameplay als einfach an den Stories selbst (und an Franziska von Karma, deren foolish Fool Reden mich genervt haben), auch wenn das Gameplay ein paar Macken hat die erst ab Dual Destinies endlich ausgemerzt wurden.

    Darunter die Möglichkeit zu speichern ohne direkt ins Hauptmenü geworfen zu werden, oder Text schnell weiterklicken zu können selbst wenn man ihn noch nicht gelesen hat. Ansonsten ändert sich allerdings nicht so viel, außer dass es ab und zu mal neue Gameplay-Elemente gibt. Einzig die Investigations Spiele sind da etwas anders, auch wenn es quasi nur darauf hinausläuft dass man ständig Untersuchungen hat, aber die Verhandlungen schon währenddessen abgearbeitet werden.

    Und Justice for All ist meiner Meinung nach der einzig wirklich schwache Teil der Serie, auch wenn es natürlich immer mal wieder Dinge gibt die mich in den anderen Teilen gestört haben. Hell, selbst Professor Layton vs. Phoenix Wright ist imo ein wesentlich besseres Spiel, auch wenn es da eine Sache gibt die ich extrem schlecht fand. Also abgesehen von den ganzen Layton Rätseln die keinerlei Existenzberechtigung besitzen und die ich dementsprechend schnell ignoriert habe. Könnte ich also bedingt ebenfalls empfehlen, wenn du irgendwann mal dazu kommst :D

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