Sonntag, 10. Juni 2018

Reunion, and Turnabout [Phoenix Wright: Ace Attorney: Justice For All!]

In der zweiten Episode von Justice For All löst Phoenix Wright eigentlich keinen aktuellen Fall, sondern schildert wie das Wiedersehen mit Maya Fey zwei Monate vor Episode 1 von statten ging. Maya verließ Phoenix ja am Ende von Episode 4 im ersten Teil, um ihre Fähigkeiten als Spirit Medium zu verbessern - nun ist sie zurück und wir wollen schon wissen wie das ablief. Und ohne Drama geht das natürlich nicht.
Maya wurde erneut eines Mordes beschuldigt, und auch wenn es emotional gar kein Vergleich zum ersten Mal mit Mia als Mordopfer war, war hier eine persönliche Bindung natürlich gleich vorhanden. Das gefiel mir schon mal recht gut. Und auch wenn man hier natürlich von Anfang an wusste, dass wir diesen Fall (wie immer) gewinnen würden - immerhin war Maya in "The Lost Turnabout" offensichtlich nicht im Gefängnis - stellt man sich doch gleich zu Beginn die sehr große Frage, wie wir da wieder rauskommen wollten. Zwar lässt die Spannung relativ rasch nach, weil die ganze Sache meiner Meinung nach extrem einfach zu durchschauen ist, aber für den ersten "richtigen" Fall im Spiel war das alles durchaus gut gewählt.
Aber beginnen wir von vorne.

Nach offenbar sehr ereignislosen Monaten tauchte ein gewisser Dr. Turner Grey in der Kanzlei von Phoenix auf. Wider Erwarten brauchte er aber nicht direkt gerichtliche Hilfe von unserem Verteidiger, sondern menschliche. Oder so ähnlich. Denn Dr. Grey machte sich auf den Weg nach Kurain Village, dem Heimatort von Maya, wo genau diese für ihn mit einem Geist Kontakt aufnehmen sollte. Da dies Mayas erstes, großes „Channeling“ sein würde, war ihre Bedingung, dass Phoenix auch dabei sein musste. Da konnte natürlich bestimmt nichts schief gehen…
Vor allem weil die Beweggründe von Dr. Grey auch so unschuldig waren. Er wollte nämlich mit einer ehemaligen Angestellten von ihm sprechen, die vor einiger Zeit bei einem Autounfall ums Leben gekommen war. Vor diesem Unfall hatte sie durch einen schweren Fehler gleich mal 14 Patienten verloren – dadurch und durch an schließenden Unfall, bei dem Gerüchte von Fremdverschulden aufkamen (also dass Dr. Grey vielleicht etwas damit zu tun hatte), litt der Ruf des Krankenhauses ziemlich. Und naja, das war Grund genug dem Geist der Krankenschwester nochmal so richtig die Meinung zu geigen und sie zu einem Statement zu zwingen, um alles wieder in besserem Licht erscheinen zu lassen. Aber naja, dass das nicht passieren würde konnte sich schon jeder denken, denn als Teaser dieser Episode durfte man sich zum Bild eines brennenden Wagens schon die Worte „…Er hat mich umgebracht…“ anhören.

Wie auch immer, es ging also nach Kurain Village. Maya war hoch erfreut über das Wiedersehen und wir lernten auch gleich noch ein paar verbliebene Verwandte von ihr kennen. Eigentlich nur ihre Tante Morgan und deren Tochter Pearl. Und aus irgendwelche Gründen war Lotta Hart, von allen verdammten NPCs, auch da. Die letzte Person im Cast war ein Mädchen namens Ini Miney, das Dr. Grey überhaupt erst empfohlen hatte, das Dorf auszusuchen. Also, wer würde das Opfer sein, wer der Täter? :D
Hier muss ich kurz einwerfen, dass ich die Namen diesmal bisher deutlich enttäuschender finde. Über Ini Miney musste ich schon lachen, aber es ist mir trotzdem fast etwas zu wenig lautmalerisch. Oder wie man da sagt. Aber wer weiß was noch kommt.
Bei der Erkundungstour durch die (eher spärlich gesäten) Räumlichkeiten lernten wir natürlich auch so einiges über das Channeling der Familie Fey – zum Beispiel, dass dabei nur der Klient und das Medium anwesend sein durften und der Raum mit einem Schlüssel, der ein Unikat war, versperrt wurde. Und es kam natürlich wie es kommen musste: Während dem Ritual, wo Phoenix und alle anderen vor der Channeling Chamber warteten, ertönten Schüsse und wenig später konnten wir nur noch die Leiche von Dr. Grey bestaunen. Logischerweise konnte nur Maya die Mörderin sein, bzw. der Geist, den sie herbeigeholt hatte und der von ihrem Körper Besitz ergriffen hatte. In diesem Moment habe ich mich schon sehr dringlich gefragt, wie sie das zum Teufel auflösen wollen, was gut war. Aber der Rest der Ermittlungen ließ wie schon gesagt an Spannung dann doch arg zu wünschen übrig.

Es war ziemlich schnell klar, dass eigentlich nur Ini Miney die Mörderin sein konnte, auch wenn ich mich darüber jetzt gar nicht so beschweren würde – es geht hier ja auch oft nicht um das „Wer“, sondern vor allem um das „Wie“ und „Warum“. Aber ich konnte mir eigentlich alles im Handumdrehen zusammenreimen. Die Tatsache, dass Ini Miney in Wahrheit eigentlich ihre Schwester – also die Krankenschwester, die diese Patienten alle unabsichtlich getötet hatte – war, war genauso wenig eine Überraschung wie die Mithilfe von Mayas Tante. Einige Hinweise hatten den Namen „Hinweis“ schon gar nicht mehr verdient, sondern waren schon beinahe Beweise.^^
Das hat mich leicht gelangweilt, war aber immer noch halbwegs in Ordnung in Anbetracht der persönlichen Verbundenheit. Immerhin interessiert mich schon, wenn nach dem Verschwinden von Misty Fey (Mayas Mutter) und dem Tod von Mia die fiese Tante versucht ihre eigene Tochter (die btw. für einen Kinder-Charakter sehr unnervig und ganz schnuffig ist) in der Hierarchie der Familie nach oben zu bringen. Gerade für die beiden Mädchen, die noch da sind, tut mir das schon auch leid. Außerdem wird geteasert, dass diese Sache auch nach der Verhandlung noch nicht vorbei ist.
Was mich viel mehr an der Voraussehbarkeit gestört hat war die spontan einsetzende Dummheit von Phoenix. Es ist in Ordnung etwas leicht zu durchschauen zu machen, aber dann muss man nicht so tun als wäre es schwierig. Also wirklich nicht.
Es ist schon legitim den Spieler selbst Sachen herausfinden zu lassen, aber wenn eine Lösung schon so offensichtlich ist, kann man Phoenix ruhig auch ohne Hilfe drauf kommen lassen. Ich meine, man hat dreizehn Mal gesagt bekommen, dass Pearl auf keinen Fall ein „Meister“ werden kann, weil nur die Hauptlinie der Familie diese Position ausführen kann. Obwohl sie, wie man sehr oft versichert bekam, so außerordentlich spirituelle Kräfte hat, und Morgan die ganze Sache häufig genug bedauert. Das hätte an Hinweisen nun wirklich schon gereicht, aber dann gab es sogar noch eine Szene in der Phoenix ein Selbstgespräch von Morgan mitbekam, in dem sie davon redete, dass quasi bald alle Hindernisse aus dem Weg sein würden. Denn – auch das erfahren wir zwischendurch mal – wenn der aktuelle Meister stirbt bzw. 20 Jahre lang verschwunden ist, damit als tot gilt (wie es bei Misty bald der Fall sein wird) und es keinen verfügbaren Nachfolger gibt weil der, sagen wir mal, ein verurteilter Mörder ist, dürfen auch Feys der „Nebenfamilien“ zum neuen Meister werden. Aber nein, das ist immer noch nicht alles, was uns an Informationen gegeben wird. Morgan war eigentlich die älteste Tochter des letzten Meisters, die üblicherweise immer den Titel erbt. Aber ihre Kräfte waren offenbar einfach so viel schwächer als die von Misty, dass sie da übergangen wurde.
So, hat da noch irgendjemand irgendwelche Zweifel, dass oder warum Morgan Maya loswerden möchte? o.ô Phoenix hatte die schon, obwohl Mia es natürlich ziemlich schnell vermutete (weil sie nicht dumm wie ein Stück Brot ist) und dies geheim hielt.
Das ist nun die perfekte Überleitung für eine neue Spielmechanik und damit hört dann auch das Gemecker mal auf.

Mit der Hilfe von Pearl kann Phoenix nun ein Magatama benutzen, das ihm offenbart wenn eine Person zu einer gezielten Frage etwas zu verbergen hat. Da erscheinen dann so verschlossene Boxen (die Anzahl steigt je mehr das Geheimnis verheimlicht werden will), die man „aufknacken“ muss. Dies erreicht man indem man Beweise und Ungereimtheiten aufzeigt, um die Wahrheit langsam herauszukitzeln. Grundsätzlich unterscheidet sich die Sache rein mechanisch nicht so extrem von einer Verhandlung (es gibt auch hier Strafpunkte, an denen man Game Over gehen kann), aber von den Umständen und vom Gefühl her natürlich schon. Gerade wenn bei einer Person, der man irgendwie nahe steht, die Schlösser erscheinen, hat das einen gewissen dramatischen Effekt. Wie eben bei Mia, die ihre Tante schützen wollte.
Das gefällt mir also schon ganz gut, und es gibt durchaus auch noch mehr positive Punkte, die ich erwähnen möchte nachdem ich vorhin nur gemeckert habe.^^

Auch wenn man sich für mich Lotta Hart auch sparen hätte können (was man schon daran merkt, dass sie hier so gut wie keine Erwähnung findet) sind die Charaktere einfach immer noch die große Stärke der Ace Attorney Reihe. Soweit ich das halt beurteilen kann.^^ Neben den bekannten Personen waren alle neu vorkommenden eine großartige Ergänzung. Angefangen bei Pearls, die ein ertragbarer Kindercharakter ist, bis hin zur respekteinflößenden Morgan sind einfach alle so authentisch und in ihrer Absurdität glaubwürdig für die Welt. Selbst Ini Miney, deren Dialoge extrem mühsam sind durch ihre Sprechgewohnheiten, hat einfach irgendwas.
Und dann gibt es noch Franziska von Karma, die neue Staatsanwältin und Gegnerin im Gerichtssaal.
Ja, von Karma, ihrerseits Tochter des kürzlich verurteilten Mörders Manfred von Karma. Sie lebte und arbeitete vorher in Deutschland und sinnt nun natürlich auf Rache… und eine perfekte Karriere. Naja, zumindest bei Letzterem konnten wir uns ja schon denken, dass das gleich mal vorbei sein würde.
Es lag also der Verdacht nahe, dass Franziska skrupellos und unangenehm sein würde. Und das war sie auch aber… irgendwie auch ein bisschen cool. Ich dachte wirklich, dass ich sie definitiv nicht leiden können würde, aber so nach der ersten Episode bin ich vorsichtig optimistisch. Die Dame schreckt natürlich auch nicht von der üblichen Verschweigungs- und Verdrehungstechnik zurück, nur um zu gewinnen und peitscht sich munter durch alle Anwesenden im Saal (xD), aber es ärgert mich irgendwie im Moment weniger als es beispielsweise früher bei Edgy der Fall war oder später eben bei Manfred von Karma. Brr, an meinen Hass gegenüber dem darf ich gar nicht denken (als Charakter war er trotzdem super gemacht). Außerdem hat Franziska diese offensichtliche Schwäche und wirkt dadurch nicht ganz so unantastbar obwohl sie alle Leute fest in ihrer Peitschenhand zu haben scheint – nämlich eben das Streben nach einem perfekten Sieg. Eine Verhandlung zu gewinnen, weil alles eher für eine Verurteilung spricht obwohl es noch ein paar Ungereimtheiten gibt kommt bei Franziska gar nicht in die Tüte.
Nach einem einzigen Fall ist es natürlich schwierig zu beurteilen, ob das alles auch so bleiben wird oder sich eventuell verschlimmert – immerhin hat Frau von Karma nun erstmals verloren und hat bestimmt schwer damit zu kämpfen – aber deshalb meinte ich ja auch „vorsichtig optimistisch“.

Aber wo ich gerade Edgeworth erwähnt habe: Der ist immer noch verschwunden, aber da ist in der Zwischenzeit eventuell auch noch etwas passiert. Phoenix will nicht über ihn sprechen und meinte er wäre „schon gestorben“. Dass er nicht tot ist weiß ich ja, aber ich kann mir vorstellen dass diese Bemerkung damals, als das Spiel erst rauskam, einen Aufschrei bei dem geneigten Spieler auslöste. :D Naja mal sehen, ich bin gespannt. Genauso wie darauf, ob Morgan in diesem Teil nochmal vorkommt, weil ja auch sie schon geteasert hat, dass sie mit der Sache noch nicht abgeschlossen hat.

So, aber was war denn nun am Ende eigentlich die ganze Geschichte hinter dem Mord?
Durch Stress und Überarbeitung passierte einer Krankenschwester namens Mimi Miney bei der Arbeit ein fataler Fehler, der 14 Patienten das Leben kostete. Schon da litt der Ruf des Krankenhauses und auch der von Dr. Grey. Wenig später hatte Mimi – mit ihrer Schwester Ini auf dem Beifahrersitz – einen Autounfall, der wahrscheinlich durch sowas wie Betäubungsmittel bei der Fahrerin ausgelöst wurde. Gerüchte, dass Dr. Grey seine ehemalige Mitarbeiterin umbringen wollte, flammten auf. Denn eine der beiden Damen starb bei dem Unfall, und zwar Ini. Glücklicherweise (?) wurde der anderen irgendwie das Gesicht weggefetzt und sie nutzte die Chance, um die Identität und das Aussehen der toten Schwester anzunehmen. Das war Mimis Chance, alles hinter sich zu lassen und nochmal von vorne zu beginnen.
Einige Monate später hörte Dr. Grey vom Channeling und wollte mit dem Geist seiner ehemaligen Mitarbeiterin in Kontakt treten. Irgendwie bekam Mimi davon Wind - eigentlich hieß es, sie hätte die Feys überhaupt erst empfohlen, aber da habe ich irgendein Detail vielleicht übersehen, weil das Channeling eigentlich dann als Mordmotiv herangezogen wurde (und es wäre seltsam, wenn sie das dann von vornherein empfohlen hätte o.ô). Denn sie wollte natürlich nicht, dass Dr. Grey herausfinden würde, dass es gar keinen Geist von ihr gab, sondern nur von ihrer Schwester.
Aber wie auch immer, Mimi kontaktierte Morgan und diese stimmte zu, ihr beim Mord zu helfen und alles auf Maya zu schieben. Die Tante sorgte dafür, dass Maya mit einem Schlafmittel ruhig gestellt und ausgetauscht wurde, Mimi sich verstecken, die richtige Verkleidung anziehen und wieder fliehen konnte. Außerdem spontant auch dafür, dass etwaige Zeugen schnell vom Tatort verschwanden nachdem die Schüsse ertönt waren. Diese waren nämlich nicht geplant. Mimi sollte Dr. Grey mit einem Messer niederstrecken, aber er hatte eine Pistole dabei und wollte sich verteidigen. Nur deshalb brach Phoenix während dem Channeling die Tür auf und Lotta konnte Fotos schießen (was ihre einzige Daseinsberechtigung war). Ohne diesen Ausgang hätten wir den Prozess wahrscheinlich gar nicht gewinnen können, also hatte Dr. Grey wohl wenigstens doch noch irgendeine Sache in seinem Leben gut gemacht. ;0

Am Ende wurde Mimi also verurteilt und auch Morgan verhaftet. Wie es nun mit Pearl und Maya weitergeht weiß ich nicht, aber ich bin schon sehr gespannt was noch kommt. Ich hoffe, dass der nächste Fall wenigstens ein bisschen knackiger zu lösen sein wird. Aber selbst wenn nicht kommt danach immer noch Fall 4, auf den ich sogar schon etwas gehypted bin, obwohl ich gar nichts darüber weiß. :D Nun denn, wir werden sehen.

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