Bustafellows Season 2, oder auch „Der Helvetica Redemption Arc“. Ich finde Fortsetzungen von Otome Games ja immer ein bisschen schwierig (weil ich, äh, bisher genau eine Fortsetzung gespielt habe xD), weil die Love Interests schließlich schon erobert wurden und es im besten Falle bereits diverse Happy Endings mit ihnen gab. Bei Bustafellows habe ich mir etwas weniger Sorgen gemacht, weil es im Kern immer noch eine Art Detektiv-Spiel ist, in dem die Gruppe auch unabhängig der persönlichen Konstellationen verzwickte Fälle und geheime Verschwörungen auflösen kann. Trotzdem war es insgesamt definitiv weniger aufregend als der erste Teil, auch wenn es nur an Kleinigkeiten lag. Das Drama wurde schon deutlich herabgeschraubt, vermutlich weil Menschen halt nicht dauernd höchst traumatische Dinge erleben können – es gab diese aber natürlich trotzdem.Was ebenfalls weniger vorkam, waren richtige Gruppenszenen. Der "Found Family" Trope ist für mich einer, der immer zieht, und auch der, der schließlich Bustafellows 1 für mich so besonders gemacht hat. Die Protagonistin (die bei mir natürlich immer noch Soten hieß, aber tbf, Teuta ist wirklich kein besserer Name) hat viele Szenen mit jedem Charakter, egal auf welcher Route man sich befindet. Aber dass sie wirklich alle zusammen sind, oder die NPCs mal eine externe Shoppingtour (oder was auch immer) unternehmen, kommt leider selten vor. Ich mochte, dass alle Leute immer wieder ihre Dialoge und Rollen haben, auch wenn sie gerade nicht der aktuelle Love Interest sind, aber die Szenen, wo sehr viele von ihnen zusammen sind, konnte man schon an den Fingern abzählen. Es musste ja schließlich auch noch Platz für die neuen, wichtigen Charaktere gemacht werden, was dann schon überraschend gut gelungen ist. Juno, der Watcher, Guero und Wolfe sind die wichtigsten neuen Kumpanen, die wir kennenlernen, und für mich fühlt es sich so an als wären sie eh schon immer dabei gewesen. Auch andere NPCs werden ganz natürlich Teil dieser Welt, während welche von davor aber in den Hintergrund treten mussten. Ich kann mir nur allzu gut den Aufschrei vorstellen, der Adam Fans ohne Frage entgleitet, weil er kein einziges Mal wirklich vorkommt, und nur durch Briefe Kontakt mit Soten hat. Puh, zum Glück bin ich kein großer Adam Fan. xD
Grundsätzlich fängt Season 2 genau da an, wo der erste Teil aufgehört hat. Es ist alles eine direkte Fortsetzung und setzt natürlich schwer voraus, dass man hier nicht erst einsteigt. Aber gut, auf die Idee käme hoffentlich eh niemand.
Der Aufbau ist diesmal recht interessant: Man wählt sofort zu beginn, welchen Namen die Katze hat, die bei einem wohnt - das ist natürlich der Hinweis, auf welcher Route man sich befindet. Man entscheidet sich also gleich zu beginn dafür, wen man bisher gedated hat, was ja auch Sinn macht. Im recht langen Prolog (der eigentlich ein richtiges, ausführliches Kapitel ist) erlebt man dann eine übergeordnete Geschichte, bei der sich einige Szenen je nachdem verändern, mit wem Soten zusammen ist. Zum Beispiel hat der Freund Einfluss darauf, dass sie sich wieder mit Luka versöhnt, nachdem hier etwas, äh, schwierige Vorkommnisse aus dem letzten Teil die Freundschaft verändert haben. Viel mehr ist es aber nicht, es muss ja erst einmal eine Story ins Rollen gebracht werden, zu der man später wieder in einem fulminanten Finale zurückkehren kann. Aber eben erst, nachdem man dann die eigentlichen Routen gemacht hat.
Also zuerst gibt es einen ausführlichen ersten Akt, und dann wird es erst einmal persönlicher. Nachdem man dann wieder eine schwierige Phase aus dem Leben mit einem der 5 jungen Männer überstanden hat, kommt der Epilog - das ist dann recht ähnlich wie es auch im Prolog gemacht wurde - für jeden Love Interest gibt es ein paar extra Szenen und man muss das auch wieder 5 Mal komplett machen, um alles zu sehen. Es lohnt sich eigentlich nur für einen bestimmten Moment im Spiel, zu dem ich später komme, und der vielleicht der einzige ist, der mir wirklich eine emotionale Krise beschert (außer der Tatsache, dass ich Helvetica plötzlich mag. O.O) Also kommen wir mal zu kurzen Beschreibungen der einzelnen Routen. \o/
Ich habe beschlossen, einfach derselben Reihenfolge nach vorzugehen, wie bei meinem ersten Mal. Das erschien mir nicht nur konsequent, sondern auch vernünftig – schließlich hieße das für mich, dass ich mit einem meiner Lieblinge einsteigen würde, dann den schlimmsten Charakter hinter mich bringen könnte, und es danach wieder Schritt für Schritt bergauf gehen würde. Naja. Zwar war für mich die letzte Route tatsächlich die beste, aber sonst habe ich mich schon bei allem so richtig geirrt. :D
Scarecrow: Über sehr weite Strecken war dies eigentlich eine Slice of Life Geschichte, die alle möglichen Situationen zwischen Soten und Crow gezeigt hat (zum Beispiel die im Bild oben, die wirklich richtig schön ist). Wie sie über Arbeit reden, sich gegenseitig unterstützen, ein Date haben, sich gegenseitig beraten, zusammen essen, das erste Mal streiten, etc. Erst am Ende eskaliert eine Situation plötzlich völlig: Ein neuer Freund von Scarecrow nimmt plötzlich jemanden als Geisel und bringt Crow dann sogar um, sodass Soten in der Zeit zurückreisen muss. Nachdem alles aber doch noch ein gutes Ende finden kann (zumindest im, naja, eben guten Ending) geht es nochmal eine Weile weiter mit dem Alltag der beiden. xD Am besten war eigentlich, als Crow Sotens Eltern kennengelernt hat, die beide wirklich wertvolle Additionen zum bunten Cast des Spiels darstellen.
Aber gut. Ich dachte also, das würde jetzt immer so werden. Das Leben als Liebespaar mit einem dramatischen Höhepunkt und sonst solidem Süßholzgeraspel. Versteht mich nicht falsch, ich finde, dass Bustafellows größtenteils sehr gut geschrieben ist und bin oft berührt von den Dialogen allein. Wirklich viel Aufregung habe ich aber nach dem ersten Auftakt trotzdem nicht mehr erwartet.
Helvetica: Irgendjemand muss sich zurecht gedacht haben, dass Helvetica dringend eine etwas bessere Reputation benötigen könnte. Seine Route ist nicht nur eine der wirklich spannenden, er selbst ist auch nicht mehr die Schrecklichkeit in Person. Ganz im Gegenteil. Selbst auf all den anderen Routen hat er immer mindestens einen Moment im Rampenlicht, in dem er eine emotionale Stütze ist, Emotionen zeigt und sympathisch ist. The fuck? Klar, Helvetica ist der einzige, der menschlich wirklich noch einiges aufzuholen hatte und am meisten Raum für emotionalen Wachstum bot. Aber dass sie auch so committen, hätte ich nicht gedacht. Jetzt gibt es niemanden mehr, der per se unsympathisch ist, was ist denn das? Hätte er keine Brille, wäre er vielleicht sogar einer meiner neuen Lieblin- okay nein, wir wollen nicht übertreiben. Aber mehr als nur ein Mal war er wirklich im gesamten Spiel der MVP, das kann man nicht bestreiten.
Ich war also ganz allgemein recht begeistert von Helvetica. Und eben auch von seiner Route, die fast durchgehend aufregend war. Nicht alles war over the top, aber spannend genug, um meine Aufmerksamkeit durchgehend halten zu können. Ich fand sogar interessant, wie eine Mitarbeiterin von Helvetica ihn verklagen wollte, obwohl er sich ihr gegenüber (und plötzlich ALLEN gegenüber) absolut korrekt verhalten hat. Und als dann wirklich der Shit abging – und zwar so richtig – und unter anderem Drogen per, äh, menschlichem Hintereingang geschmuggelt werden mussten, war ich emotional absolut investiert. Bei Helvetica!! Damn, Game, good job. Zum Glück gab es nach der ganzen Aufregung eine Möglichkeit, wieder runterzukommen, und zwar bei
Limbo: Okay, das war noch nett formuliert, weil – so leid es mir tut – die ganze Route so ein bisschen langweilig war. Für mich persönlich ging es irgendwie um nichts. Für Limbo ging es darum, sich von der Idealvorstellung seines Vorbildes seit der Kindheit zu lösen, und ihn als korrupten Mann zu entlarven. Es war recht viel Court-Drama, was ich jetzt schon auch mochte, weil sowas ja schon irgendwie mein Ding ist. Aber ich persönlich fand irgendwie schwer nachvollziehbar, dass Limbos Wohlbefinden völlig davon abhängt, ob er sein Idol dran bekommt und die Gerechtigkeit siegt oder nicht. Also, irgendwo verstehe ich es schon, vor allem weil beim Bad Ending auch jemand stirbt – aber es wurde dann ganz komisch rübergebracht, warum Limbo dann auf einmal auch nicht mehr mit Soten zusammen sein kann. Habe ich ehrlich gesagt nicht ganz kapiert. Und naja, das gute Ending und der Weg dahin waren zwar unterhaltsam, aber im Vergleich zu allen anderen Routen wirklich ein bisschen lahm. Genau deshalb ist Limbo aber wohl wirklich der einzige, der realistisches Boyfriend-Material wäre, weil das schon am ehesten an einen normalen Alltag und eine normale Geschichte rankam. Aber das hier ist eine Otome Visual Novel und keine Heiratsdokumentation im Trash TV.
Mozu: Nach all der gesunden Mittelmäßigkeit von Limbo musste ich mich bei Mozu ein bisschen aufregen. Also, die Route war gut und ich merke schon, dass ich ihn und sein authistisches Ich sehr gerne mag. Aber wäre das jetzt alles bei, äh, Helvetica passiert, wäre ich eventuell genervter gewesen.
Es gab tatsächlich eine Nebenbuhlerin, die Mozu in ihre eigenen Griffel bekommen wollte!! Ausgerechnet bei ihm! ^^" Es war eine psychisch kranke Frau, und während ich es schön fand, dass das wirklich auf sehr viel Verständnis gestoßen ist, war es mir irgendwann dann doch zu viel. Auch eine psychische Krankheit kann nicht jegliches Verhalten rechtfertigen, aber Mozu kam da erst darauf (und Soten hat das auch noch verstanden), als die Dame dann alle umbringen wollte. Das war mir dann doch etwas zu übertriebenes Gutmenschentum, auch wenn ich das sonst in dem Spiel durchaus gerne mag. Das Highlight in der Route war dann eigentlich, dass der Kollege von Mozu, mit dem er Anfangs oft aneinander gerädt, ein guter Freund wird und die beiden sich immer besser gegenseitig verstehen. Und Mozus Tierliebe wird auch wieder deutlich, was natürlich immer ein Plus ist (solange kein Tier stirbt, aber das war hier nicht wirklich der Fall).
Die Begegnung mit Sotens Eltern, die in jeder Route in irgendeiner Form vorkommt, war hier auch besonders cool (siehe Bild). Insgesamt waren es also eher die Details, die ich hier sehr mochte, aber das Hauptthema war schon eher anstrengend. But fear not! Das Beste kommt ja bekanntlich zum Schluss.
Shu: Und das war es auch. Ich war vorher und auch Anfangs nicht ganz so überzeugt davon, weil Shu noch mehr Tsundere geworden ist als vorher, und teilweise wirklich ein kleines Arschgesicht war. xD Aber es wurde dann nicht nur mit ihm etwas besser, seine ganze Route war halt einfach wirklich richtig gut - sie hatte genau die richtige Mischung aus allem. Es gab süße Kabbeleien, ruhige Momente, kleine Beziehungsprobleme, aber auch wichtige Familiengeschichten, emotionale Enthüllungen, die Frage wie sehr man jemandem vertraut, interessante Nebencharaktere, Mord und Todschlag und einen traurigen Abschied am Schluss. Es war wirklich gut und fühlte sich irgendwie von allen Geschichten auch am persönlichsten an, weil bei Shu irgendwie so eine große Riege ganz anderer Personen hinzukommt, die in den anderen Routen einfach keinen Grund haben, überhaupt aufzutauchen (im Gegensatz zu den meisten anderen NPCs, die in vielen Fällen mit mehr als nur einem Charakter etwas zu tun haben, wie Carmen <3 zum Beispiel). Allgemein war das hier ganz sicher die rundeste Route mit quasi dem Besten aus allen Welten. Und auch wenn ich finde, dass Soten rein persönlichkeitstechnisch immer noch am besten zu den am wenigsten verrückten Leuten passt (Scarecrow und Limbo), ist nun Shu definitiv mein liebster Love Interest, und ich werde nie mehr etwas anderes als Canon sehen. ;P
Deshalb habe ich den ersten Epilog (der eben einfach noch ein eigenes, abschließendes Finale mit allem Drum und Dran ist) auch mit ihm weitergespielt, denn nur das hat sich richtig angefühlt.
Grundsätzlich werden die Ereignisse in diesem letzten Kapitel relativ zügig abgehandelt, was ja auch im ersten Teil schon so war. Natürlich gibt es wieder reichlich Enthüllungen, diesmal mehr die neuen NPCs betreffend, weshalb es auch durchaus wichtig ist, dass man sie ein wenig lieb gewonnen hat. Die Integration von ihnen hat das Spiel ja, wie bereits beschrieben, schon ziemlich gut hinbekommen, also kann ich mich da nicht beschweren. Wirklich berührt haben mich dann dennoch zwei andere Dinge, die für unsere Hauptcharaktere im Finale zentral waren.
Zuerst ging es um die Erkenntnis für Soten, dass sie nicht alle Menschen mit ihrer Kraft retten kann. Sie ist im Spiel ja öfter schon in der Zeit zurück gegangen, um Fremde zu retten (nur so hat sie ja erst auch Limbo und die anderen kennengelernt), und auch ihre Freunde. Im Epilog kann sie das eine nur auf Kosten des anderen erreichen - also riskieren, dass eine Person stirbt, dafür aber nicht ihr jeweiliger Love Interest oder ihre beste Freundin Luca. Das ist gerade für Soten natürlich eine traumatische Erfahrung (weil die fremde Person dann natürlich tatsächlich umgebracht wird), und wird vermutlich auch zukünftig etwas sein, das sie verfolgen wird. Ich fand es schon ziemlich gut, dass das zu so einem wichtigen Thema wurde. Gleichzeitig traut sich das Spiel natürlich nicht, in die Vollen zu gehen und es trifft eine Person, die ohnehin sehr viel Dreck am Stecken hatte und kein besonders guter Mensch war. Das darf unser aller Gewissen dann doch erheblich erleichtern. Wir sind hier schließlich (wie gesagt) in einer Otome Visual Novel und nicht in Requiem for a Dream.
Das zweite Thema, das mir dann aber doch einen richtigen Stich ins Herz gegeben hat, ist die körperliche Konsequenz, die Sotens Kräfte zu haben scheint. Es wurde schon ein paar mal angeteasert, es scheint nun aber erwiesen zu sein, dass sie mit Teilen ihres Gedächtnisses dafür büßen muss, in der Zeit zurückzureisen. Im Epilog ist sie (eben durch das große Dilemma) dazu gezwungen, dies mehrmals hintereinander zu machen und fällt danach in Ohnmacht. Allerdings nicht ohne vorher verzweifelt mitzuteilen, dass sie sich an irgendetwas nicht erinnern kann. Und dann sieht man einen kurzen Flashback und erlebt als Spieler mit, wie diese Erinnerung offenbar ausgelöscht wird. Es ist immer eine bestimmte Szene mit dem Love Interest, der gerade als Sotens Freund gilt (daher muss man es ja auch 5 Mal spielen). Das hat mich tatsächlich jedes einzelne Mal richtig getroffen, und auch jetzt während dem Schreiben bekomme ich noch Gänsehaut. Okay, beim ersten Mal habe ich es zuerst gar nicht kapiert, aber dann ging mir ein Licht auf und... ich war ein bisschen zerstört. Da hoffe ich fast, dass es keine Season 3 gibt, damit ich nicht miterleben muss, wie Sotens und damit ja auch meine besonderen Erinnerungen mit allen langsam schwinden... puh!
Insgesamt bin ich definitiv weniger begeistert als nach dem ersten Teil, aber gleichzeitig hat sich nichts daran geändert, wie sehr ich diese Welt und den gesamten Cast verehre. Ich hatte mehr als nur einmal Tränchen in den Augen, oft genug sogar in Momenten, in denen nicht wirklich viel passiert ist, und nur der Dialog einfach so schön oder traurig war. Ich werde niemals einen dieser Leute nicht bis aufs Blut verteidigen - und es heißt diesmal nicht einmal mehr "außer Helvetica" o.o
Season 2 ist ein Teil, den man nicht gesehen haben muss, außer man verspürt wirklich eine aufrechte Bindung zu diesen Charakteren. Gleichzeitig macht man als Fan auch nichts falsch und hat einige Szenen, die einen dafür belohnen, dass man halt auch durch die fade Limbo Route muss. :P Nein, soo schlimm war es nun wirklich nicht, aber irgendjemanden muss ich doch dissen, wenn mein übliches Opfer plötzlich cool geworden ist. D;
Ich würde auf jeden Fall auch eine dritte Season wieder - wie hier - gleich zum Release kaufen und mich hineinstürzen wie eine Katze, die ein nächstes Opfer zum Kratzen sucht (Scarecrow).
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